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Wichrnttich ertcheinm drei Nummern. Pränumeration«-Prei« 221 Silöergr. (j Tblr.) vii«eiiöt>r!>ch. Z Thtr. für da« ganze Jahr, ahne Erhöhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumerationen werden van jeder Buchhandlung (in Berlin del Veit u. Comp., Iägerflrage Nr. 28). so wie non allen König!. Post Acmtein, angenommen. Literatur des Auslandes. 4/ 84. Berlin, Dienstag den 15. Juli L84S Nord-Amerika. Astoria. Nach Washington Irving. Während die Spanier den Boden Mejiko'S nach Golde durchwühlten, er gaben sich die im Norden Amerika s angefiedelten Franzosen dem zwar minder glänzenden, aber eben so gewinnrcichen Pclzhandel. Montreal erhob sich all- mälig zum Mittelpunkte eines ausgedehnten Verkehrs, der durch befestigte Posten geschützt ward, unter welchen der von Michilimackinac, an der den Huron- und Michigansee verbindenden Straße gelegen, der bedeutendste war. Jndeß hatten die Pelzhäudler von Kanada an den englischen Kaufleuten zu New-Jork unbequeme Nebenbuhler, welche sich bestrebten, die indianischen Jäger nach ihren Comptoiren zu ziehen. Eine noch gefährlichere Konkurrenz erhob fich im Jahre 1760 durch die HuvsonSdai-Compagnie, und mehr als einmal kam es zu blutigen Händeln. Im Jahre 17kl verloren die Franzosen Kanada, und der Handel kam zum großen Theil in die Hände der Engländer. Er blieb eine Zeit lang aus sehr enge Gränzen eingeschränkt; erst I7KK suchte er seine alten Wege wieder auf; bald aber erreichte er durch die wetteifernde Habsucht der Kaufleute eine bisher ungeahnte Ausdehnung. Die verschiedenen Häuser bestrebten fich, ein- ander gegenseitig durch allerlei Kunststücke zu verdrängen und zu schädigen. Um diesem Uebel abzuhelfen, gründeten mehrere der vornehmsten Kaufleute von Montreal im Jahre I78Z eine Gesellschaft, die fich im Jahre 1787 durch den Zutritt einer anderen Verbindung noch vergrößerte und unter dem be rühmten Namen der Nord-West. Compagnie eine Zeit lang über die beeisten Seen und die unermeßlichen Wälder Kanada s fast mit eben so unbeschränkter Macht herrschte, als die Ostindische Compagnie über die prächtigen und ver- Weichlichenden Landstriche des Orients. Die Erfolge der Nord-West-Compagnie lockten andere Abenteurer auf dieses neue, unerschöpflich scheinende Feld des Gewinnes. Die Compagnie richtete ihre Unternehmungen vorzüglich auf den hohen Norden, während im Süden und Westen noch weite Landstriche unbenutzt lagen, von denen man doch wußte, daß sie reich an kostbaren Fellen waren. ES bildete fich also eine neue englische Gesellschaft, um den Handel in dieser Richtung auSzu- beuten. Die Hauptfaktorei ward in Michilimackinac gegründet und die Ge sellschaft, welche fich nach diesem Orte nannte, schlechthin als Mackinaw- Gesellschast bezeichnet. Bald sah man leichte Barken über den Michigan-See gleiten und durch die Flüsse For und Wisconsin bis in den Missouri hinab, fahren, und dann in all den Strömen aufwärts segeln, die fich in diese große Pulsader des Westens ergießen. Die Regierung der Vereinigten Staaten begann den Einfluß, den eine Verbindung von Fremden auf diese Weise über die eingeborenen Stämme ihres Gebietes zu erreichen drohte, mit unruhigem Auge zu betrachten, und bemühte fich, ihm zu begegnen. Seit I7!»K sendete fie in dieser Absicht Agenten aus, um Comloire an den Gränzen zu errichten und mit Hülfe derselben die Bedürfnisse der Indianer zu befriedigen, ihre Interessen an die des amerika- nischen Volkes zu knüpfen und diese» wichtigen Handelszweig national zu machen. Aber diese Bemühungen hatten keinen Erfolg. Was jedoch die Re gierung mit allem ihrem Einflüsse und ihren HülfSmilteln nicht hatte erreichen können, das gelang der einsichtsvollen Kühnheit und Beharrlichkeit eines deutschen nach Amerika eingewandcrten Kaufmanns. Johann Iakob Astor stammte aus dem alten Dorfe Walddors bei Heidelberg. Er wurde in ländlicher Einfachheit erzogen, verließ aber, kaum zum Jünglinge herangereift, sein väterliches Dach, um fich nach London zu begeben; schon von Jugend auf hatte er ein sonderbares Vorgefühl, daß er einmal ein reicher Mann werden würde. Nach einem Aufenthalte von wenigen Jahren ging er von London nach New. Jork, wo er sich 1784 als Pelzhändler niederließ. Durch strenge Sparsamkeit, beharrlichen Fleiß und scharsfinnige Benutzung der Umstände vermehrte er sei« Vermögen jo bedeutend, daß er schon 1807 zu den ersten Kaufleuten des Landes gehörte; aber sein unlerneh- mender Geist eilte seinem wachsenden Reichthumc stets voraus und zeigte ihm immer ein neues Feld zu großartigen Speculationen. Unter den amerikanischen Schiffen, welche ini Jahre 1702 die Nordwest, küste entlang Handel trieben, befand sich auch die vom Capitain Grap kom- mandirte Columbia aus New-Jork. Im Verlauf ihrer Reise entdeckte sie unter 46" i»' nördlicher Breite die Mündung eines großen Flusses. Der Fluß war seit lange als vorhanden bekannt, aber was man über ihn wußte, beschränkte sich nur aus die unvollständigen und schwankenden Angaben der Indianer. Die Reisenden, welche von ihm sprachen, nannten ihn den Oregon oder den großen Strom des Westens. Das Schiff Columbia gab ihm seinen Namen, der seitdem allgemein angenommen wurde. Im Jahre 1804 fuhren die Herren Lewis und Clarke im Auftrage der amerikanischen Regierung den Missouri hinauf, drangen durch die wilden bis dahin den Weißen noch unbekannten Thäler des Felsengebirges, entdeckten und erforschten den oberen Lauf des Columbia und folgten diesem Flusse bis an seine Mündung, wo zwölf Jahre vorher ihr Landsmann Grap vor Anker ge legen hatte. Sie überwinterten hier und kehrten im Frühjahr über das Ge birge zurück. Damals faßte Astor den Plan, mit seinen eigenen HülsSmitteln das Vor. haben auSzusühren, welches mächtige Gesellschaften und zwei Regierungen seit Jahren vergeblich versucht hatten. Seine Absicht war, längs dem Missouri und dem Columbia eine Reihe von Comptoiren zu gründen, an der Mündung des letztgenannten Flusses aber einen Hauptstapelplatz anzulegen. Untergeord nete Poften sollten ins Innere und an die Ufer der in den Columbia sich er. gießenden Msse vorgeschoben werden, ihren Bedarf aus den größeren Nieder lagen beziehen und die eingetauschten Felle dahin abliefern. An der Mündung deS Columbia erbaute und ausgerüstete Küstenfahrzeuge sollten überdies während der günstigen Jahreszeit die Nordwestküste entlang segeln und ihre Aerndte dahin zurückbringen. So sollte der ganze indianische Handel, sowohl aus dem Innern als von der Küste, in einem einzigen Punkte zusammen treffen. Endlich sollte jährlich rin Schiff von New-Jork abgehen und den Hauptstapelplatz mit den nöthigen Lebensmitteln und Waaren zum Tausch, handel versehen. Nachdem eS auch die im Norden gelegenen Posten der russischen Kolonie mit Lebensmitteln versorgt hätte, sollte es die im vergan genen Jahre zusammengebrachten Pelze verladen, nach Canton bringen und mit den »eichen Waaren Canton'S belastet nach New-Jork zurückkehren. Astor's Reichthum überstieg bereits die gewöhnlichen Wünsche deS Men schen, er wurde also zu diesem großen Unternehmen nicht bloS durch die Hoff nung persönlichen Vortheils bewogen. Er dachte, daß seine Niederlassung an der Mündung des Columbia der Hauptfitz eines ausgedehnten Handels, der Mittelpunkt einer mächtigen Bildung werden und die Amerikaner über da» Felsengebirge locken und zur Verbreitung längs den Küsten des Stillen Ocean» reizen sollte, wie fie fich bereit» am Atlantischen entlang verbreitet haben. Die Regierung versprach der Unternehmung Astor's ihren Schutz, und er dachte jetzt nur an die Ausführung seines Vorhabens. Am 2Z. Juni 1810 unterzeichnete er einen Vertrag mit vier anderen Theilnehmern, Mac-Kap, Mac-Dougal, Mac-Kensie und Price Hunt, nach welchem er an der Spitze der Gesellschaft stehen und die Angelegenheiten von New-Jork aus leiten sollte. Er sollte Schiffe, Waaren, Vorräthe, Waffen, Schießbedarf, und was die Unternehmung sonst erforderte, bis zum Belaufe von zwei Millionen liefern. Für die Ausführung entwarf Astor folgenden Plan: Zwei Erpeditionen sollten ungefähr zu gleicher Zeit, die eine zu Wasser, die andere zu Lande, abgehen. Die erstere sollte da» Personal, die Lebens mittel, den Schießbedarf und die nöthigen Waaren mitnehmen, um eine be festigte Niederlassung an der Mündung des Columbia zu gründen. Die zweite sollte unter Hunt'» Anführung den Missouri hinauf fahren, über das Felsen gebirge steigen und unterweges die Punkte bezeichnen, welche zur Anlegung von Posten geeignet wären, um eine fortlaufende Verbindungslinie durch das Binnenland zu gewinnen. (Fortsetzung folgt.) Ostindien. Die Vertreibung der Franzosen aus Indien unter der Regierung Ludwig's XV. (Fortsetzung) Am 12. September I74K verließ LabourdonnaiS die Rhede von Pondichery mit 2400 Europäern, 800 Schwarzen und 800 Eingebornen und landete an, 18ten eine Meile vor Madras. Weder Engländer noch Indier widersetzten sich der Landung, und er konnte sogar näher an die Stadt rücken und fünf bi» sechs hundert Bomben Hineinschleudern lassen, ohne daß ihm eine crwiedcrt worden wäre. Vielmehr kamen am anderen Tage statt der erwarteten Bomben Abge- ordnete des britischen Kolonialrathe» mit Empfehlungen von einer Verwandten Dupleir', die an einen Engländer in Madras verheiratet war. Als die