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Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. so. 118 Sonntag. den Mär; Rost' rck-Konto Leipzig 87369 Hahrg. 85. Das Gewerbefchulgeld und das Schulgeld für den französischen Unterricht auf des 1. Vierteljahr 1920 ist innerhalb 14 Tagen bei Vermeidung von Weiterungen an unsere Stadtkasse abzuführen. —, Adorf, den 6. März 1920. Der Ttadtrat. Wichtig für Hausbesitzer. L; werden hierdurch alle Haus,, und Grundstücks sitz«r aufgesordert, diejenigen Mieter und Pächter zu melden, welche an Miet- und Pachtzins mehr als 400 Mark jährlich entrichten. Die Meldung Hot umgehend schriftlich bis 15. März 1S2V zu erfolgen. Sie kann aber auch mündlich angebracht werden und zwar am MMS, des 8.Mz M 2 — iW MMög im Rotbaus (S'tznngsiaalf. Für die durch unpünktliche und unterlassene Meldung dem Staate ent gangene Steuer wird der Vermieter oder Verpächter haftbar gemacht. Ädorf, d-n 5. März 1920. Der Stadtrat. Montag, den 7. 3. 20, Abgabe von etwas minderwertig gewordenen Kartoffeln, ohne Marken. Der Zentner 10 Mark. Vezugssche n im Lebensmittelamt. Adorf, den 5. März 1920. Städt. Lebensmittelamt. 1. Zimmerarbeiten zum Ausbau des früheren Kesstlhaufes des Elektrizitäts werkes, 2. Lieferung einer Zsm-nttrspps für dasselbe Bauvorhaben- Angebotsunterlagen könnest im Siadtbauamte entnommen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit entsprechender Aufschrift versehen bis zum 10. März vorm. 11 Uhr beim Stadtbauamte einzureichen, zu welcher Zeit auch die Oeffnung der An gebote stattfindkt. Die Auswahl unter den Bewerbern, sowie evtl, die Abhebung sämtlicher Ange bote behält sich der Stadtrat vor. Adorf, den 6. März 1920. Das Stadtbauamt. t MW AW N öMmMl Montag, den 8. März abends 7 Uhr. Tagesordnung: 1. Mitteilungen. 2. Bekleidungsgeld für die Schutzleute betr. 3. Erhöhung der Verpflsgegelder für Gefangene. 4. Polizeiliche Vorschriften über die Beschaffenheit der Kohlenfuhrwerke in Adorf. 5. Berussoormundfchast betr. 6. Erhöhung der Preise für Elektrizität. 7. Beschasfungsbeihilfe für die städtischen Waldarbeiter. 8. Aufwandentschädigung für Stadiräte und Stadtverordnete. 9. Einwohnerwehr betr. 10. Verkauf von Straßenbäumen am Armgrünerweg und Krummerweg. Der StadtverordneLenvorsteher. Amerika. Unsere Hoffnung-:-- und unsere Sorgen-LueNe. Von „Jenseits des großen Ententeiches" sollen und müssen wir Nahrungsmittel bekommen, nm unsere Bevölkerung über die Hungerzeit vor der neuen Ernte hinweg zu bringen. Und dieselbe Quelle muß uns Rohstoffe besorgen, Baumwolle, Kupfer vor allem, wo mit wir unsere Industrie ins Lausen bringen können. Wir verfolgen also seit langem schon mit peinlichster Sorge die Vorgänge im politischen Leben der Vereinig ten Staaten von Nordamerika, sehen das Ringen für und gegen deil Friedensvertrag, und jetzt mehr und mehr auch für und gegen Wilson, den Kampf um dje neue Präsidentschaft. Tie Präsidentenwahl wirft ihre Schatten voraus. Alle 4 Jahre ist der Präsident neu All wählen. Die letzte Wahl war um die Jahreswende 1916/17. Damals wurde Wilson zum zweiten Male gewählt. Mehr als zwei Wahlperioden darf nach der Verfassung niemand Präsident sein.' Also muß Wilson jetzt znrück- treten. Wer wird seift Nachfolger sein und wie wird er uns- gegenüber gestimmt sein ? In Betracht kommen nur zwei Parteien, die rechts stehende republikanische und die linksstehende demo kratische. Außerdem gab eS vorübergehend noch die neue liberale-soziale Partei der „Progressisten" Les ehemaligen Schaumschläger-Präsidenten Roosereit („der Freund des deutschen Kaisers", ums ihn aber nicht hinderte, im Kriege gegen uns zu Hetzen), zwei unbe deutende sozialistische Parteien, und endlich noch die Prohibitionisten-Partei, die man drastisch die Partei der verdrehten Köpfe nennen kanu, deren cs drüben besonders viele gibt. Die Wahl vollzieht sich direkt, jeder Mann hat eine Stimme. Zu sagen hat er aber trotzdem nichts Die Nationalconvente beider Parteien treten zusammen und numerieren den Kandidaten. Ter Sieg bei einem solchen Konvent, der ein grenzenloses tageläuges Spck- takclstück tollster Art darstellt - so toll, das; wir nüch ternen Europäer uns davon überhaupt keine Vorstel lung machen können — ist schwerer als der eigentliche Sieg, denn hier ringen noch immer Dutzende von Kan didaten um allergrößten Einfluß untereinander. Be vor diese Nationalconventc znsammentretcn, haben aber die einzelstaatlichen Convente für den Nationalconvent ihre Vorschläge zu machen, und diese Tagungen haben soeben ihren Anfang genommen. Ter ^demokratische Nationalconvent von Newhork hat de» Staatssekretär für Rechtspflege, Palmer, ausgestellt. Wenn in allen Staaten beide Parteien diese Aufstellung voraenommen haben, treten im Sommer die Nationalconvente zu sammen und erklären den endgültigen Kandidaten. Wahltag ist dann der „erste Dienstag nach dem ersten Montag im November". Tann werden die Wahl männer in allen Staaten gewählt. Tic Wnhlmänner sind natürlich in der Stimmenabgabe bei der endgültigen Wahl frei, aber wehe ihnen, wenn sic ans der Reihe tanzen; die Parteien wissen also nach dem Ausgang der Wahlmänncrwahlen im November be cils Bescheid. Im zweiten Monat, im Januar, also nach ca. 8 Wochen, treten die Wahlmänner eines jeden Staates in der Staats-Hauptstadt zusammen und wählen den Präsi denten. Ihre Stimmzettel werden nach Washington gesandt, wo sie am zweiten Mittwoch im Februar ge öffnet werden. Dann erst ist die Präsidentenwahl vollzogest. Ein gan es Fahr hindurch Wahlausregnngcu. Die Wahl dauert also bald ein volles Jahr und dieses Jahr hindurch regt sich Uncle Sam weidlich dar über auf. Leider haben wir dieses Mal diese Wahl- aufregungen mitzumachen. Die Republikaner sind unsere geborenen Feinde. In dieser Partei herrscht der alte englische Quäkergeist, der im und vor dem Kriege alles getan hat, was möglich war, uns Deutsche niederzuringen. Aus der Gegenseite, die Tenrokraten, sind die eigentlichen Vertreter der Ausfuhr: besonders die agrarisch interessierten Kreise der Weststaaten sind in der Demokratie vertreten. Die wünschen gute Be ziehungen mit allen Absatzgebieten in der Welt, also anch mit uns. Auf der anderen Seite waren sie uns früher sehr feindlich gesinnt unter dem Eindrücke der übertriebenen Darstellungen der Unfreiheit, die in Preu ßen-Deutschland herrschen sollte. Was wir von Amerika erhoffen, ist Kredit und Rohstoffe. Beides Sachen, bei denen uns die geringere Abneigung der Demokraten weniger helfen kann als die großen Machtmittel der Republikaner. Wir sitzen da zwischen zwei Stühlen und unsere Hoff nung wird sich sorgend mehr als bisher auf der Per sönlichkeit der Kandidaten zu vereinigen haben: denn die Persönlichkeit des kommenden Präsidenten wird für uns äußerst wichtig sein, weil von ihr Maßnahmen ausgehen werden, die vielleicht für Jahrzehnte, für unseren ganzen Wiederaufbau, von höchster Bedeutung sein werden. Schleswig-Holsteins Selbständigkeit. Tic Rcudsbnrger Abordnung in Berlin. Die Abordnung, die der preußischen Regie rung die Rendsburger Beschlüsse aas Ge währung der Verwaltungsfreiheit, vor allem anf kultu rellem Gebiet, überbringen soll, ist vom Ministerpräsi denten Hirsch und dem Minister des Innern Heine im Staatsministerium empfangen worden. In der Aus sprache ist der Abordnung weitestes Entgegenkommen im Sinne des bereits der Landesversammlung unter breiteten Gesetzentwurfes über die Ausdehnung der Selbstverwaltung der Provinzen zugesagt worden. Von Mitgliedern der Deputation wurde erklärt, daß diese über den Verlauf der stattgefundenen Sitzung durch aus befriedigt seien. So wurde auf den Wunsch, das Oberpräsidium von Kiel, wohin es noch vor der Revolution verlegt wurde, wieder nach Schleswig zu- rückzuverlegen, eine entgegenkommende Antwort erteilt. Es wurde die Berücksichtigung dieses Wunsches für ekue Ze« in Aussicht gestellt, in der die Wntxrkvr russiger Dechälluisse es nicht m«Lr wache:. das Ooerpräsidium in Kiel zu belassen. TZe Anspruch« zwischen den Vertretern SchleNoig-HvIsteinS u-L d«m § preußischen Staarsminiswrrum läßt ein weivres sar» manisches Zusammenarbeiten erwarten, kluch von Ku» gierungsseite wird mitgeteilt, daß da« Ergebnis »er Unterredung vollauf befriedigend gewesen sei. Tas Entgegenkommen der Regierung. l Amtlich wird die Erklärung, die der preußisch» Minister des Innern, Heine, der Abordnung gegen über abgab, mitgeteilt. Er führte darin u. a. aus« Tie preußische Staatsregierung spricht Vie Zuoav. sicht aus, Latz die deutschen Brüder in dem schleswig»- schen Abstimmungsgebiet in der Zeit bis zur Alfftmv- ' mung und bei dieser selbst ohne Unterschied d.er Partei» stellung alles Streben und Wirken einzig auf die Er haltung dieses alten deutschen Stammes beim deutschen Gesamtvaterlande richten werden. Tie preußische Regierung und Volksvertretung sind I davon durchdrungen, daß die politische, sittliche und kulturelle Erneuerung, deren unser Volk nach dem furchtbaren Zusammenbruch bedarf, daß die Bildung eines neuen demokratischen Slaatsgefühls nur hsraus- i wachsen kann aus der freien Hingabe und der ovker« willigen Tätigkeit jedes einzelnen deutschen Staats bürgers, und daß jeder deutsche Stamm auf sein« Art unter Entwicklung seiner besonersn bodenständi»! gen Kultnr, im Bildungswesen, in Kunst und Literat« daran selbständig mitwirken muß. Ganz besonders muß dies gelten von den deut schen Stämmen, Lie berufen sind, die Grenzen deutsche« Gebietes gegen Abreißung, das deutsche Volkstum gegen Zurückdrängung und Entdeutschung zu schützen. Die Regierung des neuen Preußen will, daß Schles wig-Holstein, wie auch die anderen Landesteile, eine möglichst weitgehende S e l b stä nd i gke it in Provinzialen und Gemeindeangelegenheiten in den Gren zen der ReichSverfasfnng und Ler allgemeinen Gescq» gcbung erhält. Tic Erklärung der Schleswiger. Namens der Deputation antwortete hierauf der Abg. Iversen. Er sagte u. a.: Wir entnehmen aus Ler Erklärung der Staatsregierung, daß die Wünsche Ler Bevölkerung Schleswig-Holsteins auf weitgehende Selbständigkeit in der konnnunalen und provinzielle« Selbstverwaltung befriedigt werden können. Was unser Vorgehen im einzelnen betrifft, st» lege ich Wert darauf zu betonen, daß diese Bewegung, Lie in der Rendsburger Versammlung ihren Ausdruck fand, nichts mit irgendwelchen Son derbe st rebun- gen oder Eigenbrödeleien zu tun hat. Sie ist ge boren aus der Not der Stunde und getragen von re-n vaterländischen Gefühlen. Dem Druck von Norden mutzte ein starker Volks Wille entgegenspringen, so glühend heiß, daß Lie Freude des Zufassens vergeht. Wiuchtig und elemen tar sollte der Schrei eines alten Stammes, den man vergewaltigen will, Fluren nnd Haine durchbrause». Wir wollten dem engsten Zusammenschluß aller treuen Schleswig-Holsteiner im Geiste der Väter zum Schutz«' Ler Heimat warmen und tatkräftigen Ausdruck ver leihen."