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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 244. für :b eitet gt) W Reicheckmid, Siezum, Neustadt, Radenstcin und Rottluff As 20 Sonnabend, den 21. Mai 1910 llhr. Eröffnung des Bolksbades bete achen Dir. Steinbrück. ie zen- N, che n. ihrer ganzen Höhe auf, in ihren dunklen Augen glühte es fast unheimlich, dann sprudelte sie die Worte hervor: „Wie ich darüber denke, daß Sie Ihren Verwandten so zu beschimpfen wagen, will ich nicht aussprechen, — aber, — für andere ist es noch Geheimnis, doch Ihnen will ich es sagen; — — derjenige, von dem Sie eben sprachen, — ist mein Ver lobter, — und ich dulde es nicht, daß sie in solcher Weise seine Ehre angreifen! Das werden Sie zurücknehmen oder ich sehe mich gezwungen, ihm alles zu sagen!" Wenn Gerda eine besondere Wirkung ihrer Worte er wartet hatte, so sah sie sich getäuscht. Viktor Bolz blieb vollkommen unbeweglich. Mit gänzlich gemilderter Stimme erwiderte er: „Wie leid Sie mir tun, Fräulein Gerda! Zu all den traurigen Erfahrungen, die Sie in Ihrem jungen Leben schon machen mußten, kommt nun eine neue hinzu. Denn Egon Helldorf hat Sie getäuscht, wenn er Ihnen von Liebe sprach, er ist einer solchen Empfindung gar nicht fähig. Ich nehme nichts zurück von dem, was ich sagte, — nichts — und ich verbiete Ihnen auch nicht, es ihm mitzuteilen, wenn Sie Lust haben, denn ich habe ihm etwas ähnliches erst heute ins Gesicht gesagt! — Arme Schattenblume!" „Ich brauche Ihr Mitleid nicht," fuhr Gerda zornig auf. Er beachtete den Zwischenruf nicht, sondern fuhr ruhig fort: „Und wissen Sie, weshalb ich ihm heute in blinder Wut beinahe ans Leben gegangen wäre? — Weil er sich mir gegenüber rühmte, daß Sie ihn heute am frühen Morgen geküßt hätten — der Elende!" Gerda fuhr herum, wie von einem Schlag getroffen. „Das — das sagte er nicht! Es ist nicht wahr!" — „Mein Gott, wie soll ich Sie denn überzeugen, daß Sie sich einem Unwürdigen zu eigen gaben?" Gerda erwiderte nichts. Sie starrte mit großen, weit geöffneten Augen ins Leere. Sie tat ihm so unendlich leid, er hätte sie gerne an seine Brust gezogen und sie getröstet: „Gräme dich nicht, er ist es nicht wert, — aber das durfte nicht sein. Er fühlte, daß er vom Ziele seiner heißen Wünsche weiter denn je entfernt war. Gerda sah sehr blaß aus. Ohne sich weiter um Viktor zu kümmern, schritt sie an ihm vorüber, als wäre er gar nicht da. Als er bemerkte, daß sie sich dem Turm zuwandte und Miene machte, die steile wackelige Treppe zu besteigen, eilte er ihr nach, riß die kleine eisenbeschlagene Türe auf, durch die sie geschlüpft und die in einen schmalen, engen Vorraum führt. Er erwischte das Mädchen gerade noch am Aermel und hielt es fest. „Um Gotteswillen, Fräulein, dahinauf dürfen Sie nicht, der Turm ist sehr baufällig, es lösen sich nicht selten Steine ab! Das könnte leicht ein gräßliches Unglück geben! Es gehört überhaupt eine Warnungstafel hierher oder die Türe öffentliche Schulfeier statt. Hierzu ladet im Namen der Lehrerschaft ergebenst ein Schule zu Rabenstein. Am 25. Mak d. I., dem Geburtstage Seiner Majestät des Königs, findet vorm. S Uhr eine Bekanntmachung. In letzterer Zeit sind die hiesigen Wasserläufe wiederholt als Ablagerungsplätze von Unrat ver schiedener Art benutzt worden. Durch diese Verunreinigungen wird den Bemühungen der unterzeichneten Gemeindeverwaltung, durch Reinhaltung der Straßen und Wasserläufe rc. dem hiesigen Orte ein sauberes und freundliches Ansehen zu geben, direkt entgegengearbeitet. Es wird deshalb die nachstehende amtshauptmannschaftliche Bekanntmachung wiederholt und zwar mit dem Bemerken in Erinnerung gebracht, daß Zuwiderhandlungen unnachslchtlich und streng be straft werden. Der unterzeichnete Gemeindevorstand richtet an die Einwohnerschaft das Ersuchen, ihm jede zuwider handelnde Person zur Anzeige bringen zu wollen. Rottlnss, am 19. Mai 1910. Der Gemeindevorstand. Bekanntmachung, die Reinhaltung der Wasserläufe betr. Es ist in neuerer Zeit vielfach wahrzunehmen gewesen, daß unzulässiger Weise allerhand Abfall stoffe (Schutt, Asche, Kehricht, alte Gefäße und desgleichen) an den Ufern der Flüsse und Bäche des Bezirks abgelagert und in dieselben eingeschüttet, sowie daß in die Fluß- und Bachläufe Tiere und Tierleichen und Teile von den letzteren geworfen und gesundheitsschädliche sowie verunreinigte Abwässer verschiedener Art ohne vorgängige Klärung eingeleitet werden. Im gesundheits- und wasserpolizeilichen Interesse wird deshalb mit Zustimmung des Bezirks ausschusses das Ablagern von Unrat und Abfallstoffen an den Ufern der Flüsse und Bäche, jede eigen mächtige Veränderung der Ufer sowie jede Verunreinigung der Wasserläufe in der vorbezeichneten Weise untersagt. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder Haft bis zu 6 Wochen bestraft. Chemnitz, den 13. Dezember 1904. Königliche Amtshauptmannschaft. Bekanntmachung. k Die Zahlungsfrist für den 1. Termin der Einkommen- und Ergänzungssteuer sowie der ^Npelbetrag für Miet- und Pachtverträge läuft heute ab und es hat nunmehr das Mahn- bezw. Schattenblume. Originalroman von Irene v. Hellmuth. Nachdruck verboten (Fortsetzung). > Jetzt endlich hatte Viktor begriffen. Also daher dies Heue Ausweichen, dies halb verächtliche Lächeln, wenn er '"e leise Andeutung machte über das, was sein Mund noch ^er nicht auszusprechen wagte. »Fräulein Gerda, und das haben Sie geglaubt?" rief er. « »Ich hatte keinen Grund, daran zu zweifeln," erklärte "E niit blitzenden Augen. . »Ja, wenn es so wäre, dann hätten Sie ein Recht, mich ^verachten," sagte er langsam; „jetzt ist mir alles klar. jxder meiner Blicke sollte Ihnen Kunde geben von dem, W in meinem Innern vorging, es war ein Betteln um ein ^chen Liebe, — wenn man Ihnen freilich sagte, daß ich N in kurzer Zeit mit Ada zu verloben gedächte, so mußten mein Benehmen Ihnen gegenüber allerdings für ab- Mlich halten. Aber ich schwöre Ihnen, daß ich niemals in Metwas anderes als eine Schwester sah, es kam mir nie ferne in den Sinn, mich mit ihr zu verloben! Wer Men etwas anderes sagte, der sprach die Unwahrheit! vielleicht unter meinen Arbeitern ein solches Gerücht fauchte, so darf man dem doch nicht so unbedingt Glauben Akm. Die Leute vermuten manchmal verschiedenes. Wo- wissen Sie denn überhaupt von der Sache?" b »Von Egon von Ihrem Vetter selbst," verbesserte sich errötend. d »Aha, Egon also! Die Absicht, die ihn dabei leitete, nicht schwer zu erraten! Denn er vor allen anderen wußte A, daß ich für Ada nichts empfinde als rein freund- Miche Gefühle! Aber er ahnte auch, wie es um mich nd, deshalb erfand er das Märchen. Also auch das noch! Mrlich, was kommt es bei ihm auf eine Lüge mehr oder Mger an. Nicht genug, daß er auf meinen Namen Schulden M daß er mir das Geld förmlich aus der Tasche stiehlt, s Mn ich war bisher gutmütig genug, ihm ein monatliches Alt auszuzahlen, von dem er nicht einmal den vierten verdiente, — nun sucht er mich auch noch aus dem § M derjenigen zu verdrängen, die ich liebe — ja liebe," ^verholte er laut, als Gerda einen Schritt zurückwich, »das ist feig — erbärmlich, — das ist niederträchtig! Es ist ein Schurkenstreich, den er mir büßen soll!" — ^.»Mein Herr, ich bitte, — Sie gebrauchen starke Aus- rief Gerda bebend, denn noch wollte sie von Egon Schlechtes glauben. Sie war vielmehr geneigt, anzu- Men, daß Viktor Bolz die Verlobung mit Ada ableugne, Zweiter sein Spiel mit ihr selbst treiben zu können. Das sollte ihm ferner nicht gelingen. Sie richtete sich zu müßte verschlossen werden! Ich will Sorge tragen, daß eins oder das andere geschieht, denn die Fremden, die hierher kommen, ahnen nicht, wie gefährlich es ist, dahinauf zu steigen." Gerda schien nicht gewillt zu sein, ihren Vorsatz aufzu geben. Sie setzte trotz der dringenden Warnung den Fuß wieder aus die aus rohen Steinen gefügte Treppe. „Gerda die Gefahr reizt mich," sagte sie eigensinnig, „ich bin nicht furchtsam, ich war schon einmal oben, es hat mir sehr gut gefallen, — nun, und wenn der alte Turm mich unter seinen Trümmern begräbt, — was liegt auch daran, — mir gilt es gleich!" Er sah sie traurig und vorwurfsvoll an. „Gerda, — liebe Gerda!" Das klang so weich, so bittend, man hörte die Angst aus den Worten. Der kleine Raum war ziemlich dunkel, nur durch eine Lücke im Turm fiel ein schmaler Streifen des Tageslichts. Nach einer kleinen Pause Hub Viktor wieder an: „Sie sind verbittert und ich bin der letzte, der Ihnen einen Vor wurf daraus machen möchte, — aber mit Ihrem Leben dürfen Sie nicht spielen, das ist Sünde, Sie müssen es zu erhalten trachten." „Für wen denn?" fragte sie trotzig, bereute aber im näch sten Augenblick das unbedachte Wort, denn Viktor sah sie so leidenschaftlich erregt an, daß sie erbebte. „Für wen?" wiederholte er und seine Stimme zitterte. „Sie fragen noch? — Wissen Sie denn immer noch nicht, daß es mein höchstes Glück wäre, wenn ich für Sie sorgen und schaffen dürfte? Ich wünsche mir nichts besseres!" Wieder wollte er ihre Hand ergreifen, aber sie wehrte ihm hastig. Er wußte es, daß er seine Wünsche und Hoff nungen noch nicht laut werden lassen durfte. Er wollte warten, geduldig warten. Vielleicht kam sie einmal zu der Erkennt nis, daß sie keinen treueren Freund besaß als ihn. Aeußerlich ruhig trat er einen Schritt zurück und sagte: „Sie muffen auch ein wenig an ihren Großvater denken. Ihm können Sie gewiß noch nützen." „Herrgott — der Großvater!" rief Gerda erschrocken, „ich muß heim, er erwartet mich! Er hatte eine unruhige, sorgenvolle Nacht hinter sich und liegt nun zu Bett. Die Rosel hat mich heraufgeschickt, hier oben bei der Ruine soll der beste Spitzwegerich wachsen, sagt sie, ich sollte welchen suchen, der wäre für alles gut. Sie will dem Großvater Tee davon kochen, das Hilfe ihm wieder auf die Beine. Nun habe ich den Auftrag ganz vergessen, und ich sollte mich doch beeilen." — Im Begriff, die Türe, die in den Turm führte, zu öffnen, zog sie rasch die Hand wieder zurück, denn von außen wurden Stimmen vernehmbar. In der tiefen Stille, die hier herrschte, Zwangsbeitreibungsverfahren zu beginnen. Für das Mahnverfahren sind die Gebühren nach dem Kostengesetz vom 30. April 1907 zu entrichten und betragen diese bei einer Forderung bis zu 5 Mark 1V Pfennige, über 5 Mark bis 20 Mark 2V Pfennige, über 20 Mark für je volle 10 Mark je 1V Pfennige mehr bis zum Höchstbetrag von 10 Mark. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, dm 21. Mai 1910. . Der unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß das Volks- vom 21. Mai dieses Jahres an, zu folgenden Zeiten geöffnet ist: In den Monaten Mai, Juni und Juli von nachmittags 1 bis 9 Ahr wochentags, in dem Monate eibuk" August von 1 bis 8 Ahr und im September von 1 bis 7 Ahr nachmittags, Sonntags von vormittags - Mhr bis nachmittags 2 Ahr und zwar für männliche Personen Dienstags, Mittwochs, Freitags, sonnabends und Sonntags, für weibliche Personm Montags und Donnerstags. .. Das Volksbad befindet sich im Teiche des Herrn Gutsbesitzers Bruno Hörtzsch hier und wird "K Benutzung desselben der Einwohnerschaft von Reichenbrand und Amgebung aufs beste empfohlm. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags." Anzeigen werden in der Expedition (Rcichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen genommen und pro Ispaltige Pctitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigeu-Aunahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 5 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Bereiusiuserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. uger« , drasm Rekchenbrand, am 19. Mai 1910. Der Gemeindevorstand. 2. V.: Enge, Gemeindeältester. Bekanntmachung. , Der unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß das noch 'klerlmistisch eingerichtete Dolksbad im sogenannten Badeteich der Rittergutsherrschaft Oberrabcnstein ** 22. Mal 1910 geöffnet ist und zwar: Im Monat Mal von 5—8 Uhr nachmittags, in den Monaten Juni und Juli von 5—9 Uhr nachmittags, , in den Monaten August und September von 5—8 Uhr nachmittags Md an Sonn- und Festtagen innerhalb dieser Zeiten von 7—12 Uhr vormittags. Die Benutzung des Volksbades ist zunächst nur dem männlichen Geschlecht ab erfülltem 18. Lebens- Are gestattet. Außerhalb der angegebenen Zeiten ist das Baden im genannten Teiche streng Aboten. Verboten ist ferner die Benutzung von Seife, das Mitbringen von Hunden, das Betreten A angrenzenden Feld- und Wiesengrundftucke und das Baden in Lem vorhandenen Privat- "a Und den anderen naheliegenden Teichen. Den Anordnungen des Aufsichtsbeamten ist unweigerlich Folge zu leisten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 30 Mark ev. mit Hast geahndet. Das badende Publikum wird im eigenen Interesse und damit der Vadeteich zur öffentlichen Be- Nung auch fernerhin erhalten bleibt, gebeten, mit darauf zu achten, daß dm gegebenen Anordnungen Mhalben streng nachgegangen wird. Rabenstein, am 20. Mai 1910. Der Gemeindevorstand. Figur" 'teil^ st ki" fin «' »tuet