Volltext Seite (XML)
»Inillnamnoniio VORANKÜNDIGUNG: und Pauken Fugato, das die Stimme des Soloinstrumentes, das — abweichend von kammermusikalischer Orientierung — diesmal einem großen gegenübergestellt wird, deutlich herausgearbeitet und sehr hören, dabei obwohl sie Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1974/75 — Chefdirigent: Günther Herbig Redaktion: Dr. habil. Dieter Härtwig Druck: GGV, Produktionsstätte Pirna - 111-25-12 2,85 ItG 009-42-75 7. KONZERT IM ANRECHT C UND 7. ZYKLUS-KONZERT 1974/75 Gleich zu Beginn des ersten Satzes erscheint das Hauptthema der Sinfonie, eine sehr lyrische und ausgewogene Melodie. Zwei weitere Themen, die immer noch der Grundstimmung verhaftet bleiben, schließen sich an. Aus dem dritten Thema erwächst gemäß Bruckners gestalterischer Eigenart — Verbindung von sinfonischer Entwicklung und konzertanter Ausbreitung — eine kammermusikalische Zwischen episode gelockerter polyphoner Formgebung. Nach der Durchführung, in der die Auseinandersetzung mit den Themen erfolgt, leitet ein Takt Generalpause die Reprise ein. Die Reprise, in der die einzelnen Themen nach klassischem Muster noch einmal mit leichten Abwandlungen erscheinen, offenbart ein typisch Bruck- nersches Prinzip, nämlich die Bereicherung der Grundsubstanz mit neuen melo dischen Ausdruckszügen. Es schließt sich eine dreifach gegliederte Coda an, in der die thematische Substanz aufgegriffen und aufgelöst wird. Der zweite Satz, ein feierlich bewegtes Adagio, ist formal eine Verschmelzung von klassischer Bauart mit durchführungsartigen Aufschwüngen und jenem vom Komponisten bevorzugten Variationsprinzip im Sinne figuraler Bereicherung. Der Ausdruckscharakter steigert sich von hymnischer Grundstimmung bis zur Weihe eines Chorals. Das zeigen die beiden Themen, die miteinander in Wechselbezie hung treten. Das erste, in reinem Streicherklang, ist lyrisch gehalten, das zweite ein feierlicher Choral. Ein rhythmisch markantes, melodisch scharf umrissenes Motiv führt das Scherzo ein. Nach der Exposition wird durch Flöten und Hörner ein Ländler angedeutet. Das Trio des Scherzos erinnert an den Beginn des ersten Satzes, nur daß hier das Thema heitere Fröhlichkeit atmet. Das ungewöhnlich breit angelegte und außerordentlich vielgestaltig entwickelte Finale zeigt als hervorstechendes Merkmal die zyklische Abrundung. Dies betrifft das Wiederaufnehmen des Hauptthemas aus dem ersten Satz, das sofort nach einer bis zu einem großen Höhepunkt gelangenden Einleitung erscheint. Das zweite Thema schließt sich kurz darauf an, worauf wieder das Finalhauptthema erklingt. Die eigentümliche Rückbeziehung der einzelnen Themengruppen auf Vorhergegangenes ist ein besonderes Kennzeichen der formalen Entwicklung innerhalb dieses Satzes. Nach einer großen Steigerung, die den ganzen bisheri gen Entwicklungsgang der Exposition zusammenfaßt, folgen fast drei volle Takte Generalpause. Was sich nun anschließt, hat sich weit von dem Vorhergegangenen entfernt, es ist ein weitgeschwungener Choral. Die Durchführung nimmt Bezug auf das Finalhauptthema und das zweite Thema des Satzes. Die Themen erscheinen in vielfältigen Verarbeitungen und mit reichen Umspielungen. Noch einmal ertönt in der ausgedehnten Coda das Finalhauptthema. Jahres 1975 im Auftrag der Dresdner Philharmonie und ist bezeichnend für die Handschrift Collums, der wie sein Lehrer J. N. David nicht die Herkunft von der Orgel, vom Erlebnis der Bachschen Musik verleugnen kann, ohne jedoch in „neobarocker" Kontrapunktik zu erstarren. Trotz ernster, nachdenklicher Akzen tuierungen im ersten, dritten und vierten Satz ist die Grundhaltung des Stückes heiter, musikantisch, spielerisch-motorisch. Im Sinne eines echten konzertanten Dialogisierens ist Collums sonstiger O rch este ra p pa ra t virtuos geprägt. Neue kompositionstechnische Mittel begegnen am ehesten im ersten Satz, der Anregungen aus der Begegnung des Komponisten mit dem gesellschaftlichen Partner seines Werkes, der Brigade Verzahnung des VEB Kombinates Pentacon, verarbeitet. So beginnt der einleitende Grave-Teil mit einem Cluster, einem Klanggebilde, das hier durch Übereinanderstellung großer und kleiner Sekunden im Umfang von ö 1 ,/, Oktaven im Orchester erzeugt wird und das sich zum Zentralton c’ auflöst (wie eine Blende beim Fotografieren, die sich schließt). Dieser — in der Orgel — stehenbleibende Ton wird vom Soloinstrument umspielt, bis sich erneut ein Cluster bildet, nunmehr als Krebs der ersten acht Takte (die Blende öffnet sich, um das Bild aus der fotografischen Technik nochmals zu gebrauchen). Der anschließende Allegro-Teil des ersten Satzes entfaltet sich aus einer freibehandelten 12-Ton-Reihe, die aufgespalten auf Orgel und Orchester, sogleich zu Beginn erklingt. Auf eine interessante Episode im weiteren Satzverlauf sei noch hingewiesen: auf eine kanonische Verdichtung, gleichsam eine „Verzahnung" des thematischen Materials. - Ein aus fortlaufenden Sechzehnteln gebildetes Scherzomotiv des Soloinstrumentes bestimmt den frohen, spielerischen Verlauf des zweiten Satzes, der in motorischer Bewegtheit schließt. - Im Andante des dritten Satzes wird (zuerst im Orgelpart) ein aufsteigendes Ostinato-Motiv mit einer Kantilene verknüpft. - Der vierte Satz (Largo) bringt ein bitonales feierliches Thema. Der volle Orgelklang wird mit dem des großen Orchesters zusammengeführt. Einer gewissen „Auflichtung" folgt ein hymnischer Ausklang. — Das heiter-gelöste Thema des Schlußsatzes setzt wieder spielerisch motorische Kräfte frei. Es wird von der Orgel eingeführt. Streicher geben rhythmische Akzente hinzu. Das Finale mündet in ein Orgel, Bratschen und Celli beginnen. Anton Bruckners 2. Sinfonie c-Moll ist nur selten zu ist sie leichter als andere Sinfonien des Meisters zu verstehen, durchaus typisch für ihn ist. Das in den Jahren 1871 und 1872 komponierte Werk erlebte seine Uraufführung am 26. Oktober 1873 in einem Konzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung des Komponisten, der zuvor einschneidende Änderungen in seiner Partitur vornehmen mußte. Der Grundcharakter der Brucknerschen „Zweiten" erwächst aus einer vorherr schenden lyrischen Haltung, aus einer ungewöhnlichen Kraft des melodischen Atems, der den Hauptthemen ihr besonderes Gepräge verleiht. Wenn man den Weg von der 1. zur 2. Sinfonie überblickt, so wird die augenfällige Entwicklung Bruckners deutlich. Einige Dinge sind es, die in der 2. Sinfonie erstmalig auf treten: Zunächst sei auf die schwebende Atmosphäre des Beginns des ersten Satzes hingewiesen. Bedeutsam ist auch die Tatsache, daß der Choral einen wichtigen Platz im Gesamtaufbau einnimmt (besonders augeprägt im Finalsatz). Ferner macht sich der Wille zur zyklischen Abrundung nachdrücklich bemerkbar, das Hauptthema des ersten Satzes kehrt im Finale in formbildender Eigenschaft wieder. Zu diesen Abweichungen vom klassischen Sinfonieschema kommt als letztes Moment die Auseinandersetzung mit der Pause (deren mißverstandene Verwendung der Sinfonie den Beinamen „Pausensinfonie" eintrug). Bruckner wurde zum Neuentdecker und -erwecker der Pause, die hinter der tönenden Musik ihre Stille vernehmbar machen soll. Wir weisen unsere Besucher darauf hin, daß im Foyer des 2. Obergeschosses eine Fotoausstellung über das künstlerische und gesellschaftliche Wirken der Dresdner Philharmonie zu sehen ist. Freitag, den 18., und Sonnabend, den 19. April 1975, jeweils 20.00 Uhr, Kulturpalast 9. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Wassili Sinaiski, Sowjetunion Solistin: Marisa Tanzini, Italien, Klavier Werke von Tistschenko, Mendelssohn Bartholdy und Berlioz Freier Kartenverkauf