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Dresdner W Journal. Tkoniglieh Säehstsch-V St^tttsMrzrigeV. Nr. 60 1913 Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. r> Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. <r Freitag, 14. März Verordnungsblatt -er Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Kettweise Nebenblätter: Landtagsbeilage, Shnodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der K. S. Staatsschulden und der K. S. Land- und Landeskulturrentenbank.Verwaltung, Übersicht d« Einnahmen und Ausgaben der LandeS-BrandverficherungSanstalt, Übersichten des K. S. Statistischen Landesamts über Ein- und Rückzahlungen bei den Sparkassen, Grundsätzliche Entscheidungen det K. S. Landesversicherungsamts, BerkaufSliste von Holzpflanzen auf den K. S. Staatsforstrevieren. Ankündigungen: Tie Ispaltigc Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile 30 Pf., die 2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dein Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. aus Geschäftsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 llhr. Ter Bundesrat hielt gestern eine Sitzung ab. Der neue deutsche Botschafter in Rom, v. Flotow, wurde gestern von König Birtor Emanuel in feierlicher Aitrittsaudienz empfangen. Serbien beruft das letzte Aufgebot ein. Die offiziöse serbische „Samonprava" gibt die Friedeus- bedillgullgktt der Berbüildtte» bekannt. Gefordert wird die Grenzlinie Midia-Nodosto, die Übergabe von Avrianopel und Skutari, Abtretung der ägäischen Inseln an Griechen land und die Zahlung einer* Kriegsentschädigung. Bei einem Schulausflug creiguete sich auf der Lenne in der Nähe des westfälischen Ortes Esey ein BootSnuglück, bei dem vier Schulkinder ertrunken sind. Zu Isaak (Gudbraudsdal) iu Norwegen wurde» durch zwei Lnwiueu drei Bauernhöfe zerstört, wobei fünfzehn Personell, darunter sünf Kinder, umkameu. « * Die Stadt Proveneale in Louisiana ist durch einen Orkan fast vollständig zerstört worden. Ein Neger wurde getötet, fünfzehn Personen verwundet. Amtlicher Teil. Ministerium de» Königliche» Hause». Se. Majestät der König haben dem Inhaber der unter der Firma Max Winkler in Dresden bestehenden zoologischen und Naturalien-Handlung, Kaufmann Karl Max Winkler hierselbst das Prädikat „Hoflieferant Seiner Majestät des Königs" Allergnädigst zu verleihen geruht. Justizministerium. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Ortsrichter Heinrich Adolf Kleditz in Markersbach das Ehrenkreuz zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. vom Königlichen Hofe. Dresden, 14. März. Se. Majestät der König wird von Wien bez. Salzburg morgen früh g Uhr 33 Min. nach Dresden zurückkehren und Sich anschließend 7 Uhr 4 Min. zu Reitbesichtigungen beim 1. Husarenregimcnt „König Albert" Nr. 18 nach Großenhain begeben. Die Rückkehr von dort erfolgt mittags im Automobil. Dresden, 14. März. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg, sowie die Prinzessin Mathilde werden heute abend M Uhr der im Verein für Erdkunde aus Anlaß seines 50jährigen Bestehens stattfindenden Festsitzung bez. dem Festvortrage des Hrn. Prof. vr. Partsch-Leipzig im Konzerthause des Zoologischen Gartens beiwohnen Dresden, 14. März. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte gestern vormittag 11 Uhr in Begleitung der Hofdame Frl. v. Schönberg-Roth- schönberg den Osterprüfungen in der 17. Bezirksschule, Wachsbleichstraße 6, bei. -Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Ma thil de wurde heute vormittag 11 Uhr vor dem Königl. Palais am Taschenberg aus Anlaß ihres Namenstages eine Morgenmusik vom Hornistenkorps des 2. Jägerbataillons Nr. 13 dargebracht. Vom diplomatischen Korps. Dresden, 13. März. Der Kaiser!, und Königl. Österreichisch-Ungarische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf Forgüch v. Ghymes und GLcs hat Dresden mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der K. und K. Legationsrat Graf Deym v. Stritej als Geschäftsträger. Vom diplomatischen Dienst. Dresden, 14. März. Der Königl. Gesandte Frhr. v. Salza und Lichtenau hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert derLegationSratFrhr. ».Biedermannals interimistischer Geschäftsträger. Dresden, 14. März. Ter Königl. Gesandte Gras v. Rex hat Wien mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungiert der Legationssekretär v. Schimpfs als interimistischer Geschäftsträger. Deutsches Reich. Bom Kaiserlichen Hofe. Berlin, 13. März. Ihre Majestät die Kaiserin ist heute abend nach Langenburg abgereist, in Be gleitung ihrer Schwester, der Herzogin Friedrich Ferdi nand von Schleswig-Holstein, die heute abend in Berlin eingetroffen war. Die Kaiserin wird am Sonnabend srüh wiederum in Berlin eintreffen. Die Übersiedlung des Kaiserlichen Hoslagers von Berlin nach dem Neuen Palais bei Potsdam ist für den 18. d. M. vorgesehen. Herzog Georg von Sachsen-Meiningen ertrankt. Men tone, 13. März. (Meldung der „Agence Havas".) Der Herzog von Sachsen-Meiningen hat in den letzten Tagen einen heftigen Asthmaansall erlitten, der seiner Umgebung eine gewisse Unruhe verursacht hat. Der Herzog ist jetzt aber außer Gefahr und macht seit zwei Tagen wieder in der Umgebung von Kap Martin seinen täglichen Spaziergang. Bundesratsbeschlüfse. Berlin, 13. März. In der heutigen Sitznng des Bundesrats wurde den zuständigen Ausschüssen über wiesen der Entwurf eines Gesetzes über die Errichtung eines KolonialaZrichtshofS, ein Abkommen zwischen dem Deutschen Reiche und Italien über Arbeiterversichcrung, der Entwurf einer Bekanntmachung, betreffend die Be. freiung von der Versicherungspflicht nach § 1232 der Reichsversicherungsordnnng, die Vorlage, betreffend Aus führung des tz 385 des Bersicherungsgesetzes für An- gestellte, und die Vorlage, betreffend Änderung der Vor schriften zur Bekämpfung des Aussatzes. Dem Anträge auf Ernennung des Vorsitzenden der Berufungskommission sür die Kaliindustrie wurde zugestimmt. Zur Annahme gelangten ferner der Antrag, betreffend Mustersatzungen für Krankenkassen, die Vorlage, betreffend Genehmigung der Tsingtau-Stiftung zur Verbreitung deutscher Kultur in China, und der Entwurf einer neuen Dienst anweisung über die Einziehung und Verrechnung der für die Geschäfte des Reichsgerichts in Ansatz kommenden Kosten. Fürst Lichnowsky über Handelsverkehr und Diplo matie. London, 13. März. Auf dem gestrigen Diner der Vereinigung der Handelskammern sprach, wie schon kurz gemeldet, der Deutsche Botschafter über die Beziehungen zwischen Handelsverkehr und Diplomatie. Fürst Lichnowsky sagte, die Diplomatie sei von An fang an so eng mit dem Handelsverkehr verbunden, daß man sagen könne, beide seien zugleich entstanden. Denn wirtschaftliche Rücksichten und der Schutz der Handels- interessen hätten stets den größten Einsluß auf die Ge staltung der auswärtigen Politik der Großmächte aus geübt. Ter Botschafter erinnerte an die alten Handels beziehungen zwischen England und Deutschland zur Zeit der Hansa. Allgemein hat man mit Überraschung und Genugtuung in den letzten Jahren die imposanten Ziffern der Handelsstatistik beobachtet, die fortwährend durch noch imposantere Ziffern ersetzt würden. England und Deutsch land seien gegenseitig ihre besten Kunden im Auslande. Diese Tatsachen müßten sich diejenigen immer wieder gegenwärtig halten, welche die öffentliche Meinung bilden und die an der Gestaltung der Geschicke der Nationen Anteil hätten. Handelswettbewerb brauche keine Ver stimmung zur Folge zu haben, wie die alte Freundschaft zwischen England und Amerika beweise. Und man könne nur die Fortdauer einer immer lebyaften und freund schaftlichen Handelsrivalität zwischen England und Deutsch land wünschen. Handel und Diplomatie seien Verbündete, ihr Ziel sei, eine friedliche und gedeihliche Entwicklung zu sichern. Die Rede deS Botschafters wurde mit Beifall aus genommen. Kleine politische Nachrichten. Rudolstadt, 13. März. Die Regierung zog in der heutigen Sitzung des Landtages ihren Antrag, die Pfarrergehälter zu erhöhen, vorläufig zurück. Der Landtag nahm darauf den Etat in erster Lesung einstimmig an. Di; vom Landtag gewünschten Vorlage», betreffend Steuerreform und be- treffend Wahlrechtsänderung, gedenkt die Regierung dem Landtage morgen vorzulegen. Tie bisher vorliegenden Schwierigkeiten dürften hierdurch erledigt sein. Mülhausen i. Els., 14.März. Auf Anregung hochangesehener altelsässischer Kreise hin und einberufen von den drei poli tischen Parteien Mülhausens, der fortschritlichen, der sozialdemokratischen und der Zentrumspartei fand gestern im großen Börsensaale eine öffentliche Versammlung unter dem Vorsitze des fortschrittlichen Landtagsabgeordneten Trumm statt. Tie Redner der drei Parteien, Pfarrer Scheer (Fortschr.), Stadtrat Wicky (soz.) und Stadtrat Haenzgy (Z.), verliehen ein stimmig dem Gedanken Ausdruck, daß die elsaß-lothringische Be völkerung von einem höheren Kulturstandpunkte ausgehend eine kriegerische Lösung der elsaß - lothringischen Frage durchaus verwirft. Eine von dem Vorsitzenden vorgeschlagene Resolution fand seitens der den Saal bis auf den letzte» Platz füllendenVersannnlnng einstimmige begeisterte Annahme. Tie Resolution hat folgenden Wortlaut: „Tie Versammluug richtet au das aus dem allgemeinen Stimmrecht hcrvorgegaugene Parla ment von Elsaß - Lothringen das Ersuchen, sich mit aller Ent schiedenheit gegen den Gedanken eines Krieges zwischen Frankreich und Teutschland zu wenden und dem Wunsche Ausdruck zu geben, daß alle zwischen den beiden Völkern schweben den Streitigkeiten in Gegenwart wie in Zukunft ans friedlichem Wege gelöst werden mögen." — Tie in Berlin am 13. März auSgegebenc Nr. 15 des Reichs-Gesetzblattes enthält: Bekanntmachung vom 6. März 1913, betreffend die Einrichtung und den Betrieb von Anlagen zur Herstellung von Bleifarben und anderen Bleiprodukten; Be kanntmachung vom 7. März 1913, betreffend die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter auf Steinkohlenbergwerken in Preußen, Bayern, Sachse» und Elsaß-Lothringen, sowie eine Berichtigung. Am Balkan. Die Kriegslage. Amtlicher türkischer Kriegsbericht. Konstantinopel, 13. März. Nach dem amtlichen Kriegsberichte hat sich vom 9. bis 11. März vor Adrianopel nichts Bemerkenswertes ereignet. Bei Bnlair befestigt der Feind gewisse Stellungen. In der Gegend von Tschataldscha sand ein heftiger Kampf zwischen einer türkischen und einer feindlichen Abteilung statt, die zurückweichen mußte. Am 9. d. M. wurden zwei feindliche Torpedoboote von dem Kreuzer „Medjidije", einem Torpedobootzerstörer und vier Torpedobooten verfolgt. Adrianopel vor dem Fall? Berlin, 14. Mürz. Das „Berl. Tagebl." erfährt aus Odessa, 11. März: Von einer mit den türkischen Verhältnissen gut vertrauten Seite wird hier erklärt: Als das neue türkische Kabinett nach dem 23. Januar vor der Frage stand, ob Krieg oder Frieden vorzuziehen sei, wurde auch der Verteidiger von Adrianopel, General Schükri Pascha, durch ein Funkentelegramm zur Meinungsäußerung aufgefordert. Schükri antwortete, er könne noch bis Ende Februar alten Stils ohne erhebliche Schwierigkeit Widerstand leisten. Wenn es durchaus sein müsse, werde er bestenfalls bis Mitte März alten Stils ausharren können. Er riet, so rasch wie möglich zum Entsatz der Festung heran- z u r ü ck e n. Seitdem hat Schükri Pascha die Regierung in Konstantinopel zwei- oder dreimal an das Nahen des fatalen Termins erinnert. Seine letzte Mahnung ist, wie es heißt, am Sonntag in Konstanti nopel eingetroffen. Schükri erklärt darin angeblich, Lebensmittel und Munition seien in wenigen Tagen erschöpft. Es bleibe ihm nur noch das einzige Retlungsmitte!, einen Ausfall zu versuchen, um sich, wenn möglich, von der eisernen Umklammerung zu be freien. Er soll die Heeresleitung ersucht haben, ohne Verzug von Tschataldscha aus einen Vorstoß zn unternehmen, damit die Bulgaren abgclenkt werden. Gleichzeitig hat der Wali von Adrianopel dem Minister des Innern über die Lage in der bedrängten Stadt be richtet. Auch er betont, daß die Proviantvorräte in wenigen Tagen aufgezehrt sein werden. Skorbut und Ruhr wüten nach seinem Bericht nnter Besatzung und Einwohnerschaft von Adrianopel. Zu allem übrigen Unheil scheint jetzt auch noch Hoch wasser infolge der Schneeschmelzc die unglückliche Stadt zu bedrohen. Der erfolgreiche Angriff des „Hamidije". Cetinje, 13. März. Nach an hiesiger amtlicher Stelle eingelaufencn Nachrichten sind bei dem gestrigen Bombardement von San Giovanni di Medua durch den türkischen Kreuzer „Hamidije" vier griechische Transportschiffe, und zwar „Christomaritis", „Veniotis", „Ertis" und „Trisilia", schwer beschädigt worden. Zwei von diesen vier Dampfern, die Lebens mittel für die Armee führten, gerieten durch das Auf schlagen der Geschosse in Brand; die ganze Ladung ist vernichtet. Die anderen Dampfer hatten Soldaten und Munition geführt, doch war die Ausschiffung bereits be endet. Etwa zehn Personen sollen dein Bombardement zum Opfer gefallen sein.