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z^chküit täglich mit Ausnahme der Tage „L Zoim- und Festtagen. Annahme Ua-eracen fär die nächsterscheinende Rum« r A« vormittag V.11 Uhr. Der »bonn- »«at-r-reis beträgt vierteljährlich Mk.1.68, «ir »M 2. und 8. Monat Mk. 110, für d« ?. Donat 58 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf z pro Zeile 10W-, für auswärts 15 Pr. und Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Her-^ Otto Förster; in Callenberg beiHrn. Etrnott^- Wirker Fr. Herm. Richter: in Ksufungeu de- Herrn Fr Janaschek; in LangenchurSdorf b« Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herr» Wil Helm Dahler; in Wolkenburg bei Hern Herm. Wildenhain; in Ziegelheim bei Herrr Eduard Kirste». Kmlsblatl für das Köntglicke ilmtsgerickt und den Stadlrat zu Waldenburg. P^,^, «M Zugleich »eit tzerdreütt tu Lev Edtm PeniK, Lrrchtettfts^N'TaNnd^S Md ür den Ortschaft«, der nachstehend« StandesamtSbezirke: Mtstadt-Waldepburg, BkLA lLdsrs, TrLe«??erz, Ehrenbain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kanfungen, L^zeKchmSdorf, Langenleuba-Niederham, Langenseuba»Oberham W.edrrwirra, Oberwiera, Oberivinkei, Oelsmtz ö L, öieichrnbach, Remse, S^lagvitz, Schwaben, Wslkenburg und Ziegelheim. » — ,» » ! I ! ' 1. ! , ! ,, . -«7 99. Sonntag. Seu 38. April 1911 E, I!M «I.I 1 «'«!»!»!! WitteMitrgKderrchl, aufgenowmen arn 29 April, Nachm. 3 Uhr. BaroMelerKaud 751 WUL reduziert auf uw MrrrcSlpiegel. Thermometer stand -s- 11 O. (Morgens 8 Uhr -j- 11 Tiefste Nachttemperatur -s- 7 6.) AeuchrigleitS- tehalt der Lust nach Lambrechts Polymeter 82°/,. Lavjmukt -s- 8 6. Wiudrichtuu«: Südwest. Niederschlagsmenge in den lebten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 1,, w» Daher WitteruugsKKsstchik« für den 30 April: Wechselnde Bewölkung mit Neigung zu Niederschlägen. *Waldenburg, 29. April 1911. Der für den Monat Mai angekündigte Besuch deS König» Peter von Serbien beim Kaiser Franz Josef in der ungari schen Hauptstadt Budapest, ist, wie mitgeteilt, abgesagt worden. In Wahrheit konnte man sich wundern, daß er überhaupt in Aussicht genommen war, denn, wie der greise habsburgische Herrscher über alle diese Dinge denkt, die mit der Thron- umwälznng vom Jahre 1903 in Belgrad in Verbindung standen, ist wohl'keinem Zweifel unterworfen. Kaiser Franz Josef hatte sich mit Rücksicht auf politische Interessen und auf die Beziehungen zum benachbarten Serbenreiche den Wünschen nicht verschließen wollen, die von dort an seine Regierung und damit auch an ihn selbst hcrantreten; aber die Möglichkeit von Zwischenfällen bei diesem Besuch ist doch zu groß geworden, der scharfe Gegensatz von Politik und Moral konnte diesmal nicht unterdrückt werden. Ueber die blutigen Vorgänge vom Juni 1903, denen im alten Belgrader Königspalaste der junge König Alexander Obrenowitsch, der letzte seiner Familie, und seine Gattin, die ränkcvolle Draga, zum Opfer fielen, ist noch kein volles Licht verbreitet worden. Es steht fest, daß Draga, die den schwachen Alexander völlig beherrschte, nach dem mißlungenen Versuch einer Kindesunterschiebung den Plan hatte, ihren jüngeren Bruder, der nach seiner Schwester ebenfalls er mordet wurde, zum Thronfolger erheben zu lasten Daraus entstand die Offiziers-Verschwörung, die in bestialischer Grau samkeit das wehrlose Königspaar und später eine Zahl von ihm unbedingt ergebenen Personen abschlachtete. Die Ruhe im Königreiche ist mühsam gewahrt worden, denn die Zu stimmung der Bevölkerung zu der Schreckenstat ist bei weitem nicht allgemein, und noch heute herrscht große Erbitterung über den materiellen Vorteil, den sich die Königsmörder aus ihrer Mordtat gesichert halten. Zu den erklärten Gegnern dieser Männer gehört bekanntlich auch der frühere Kronprinz Georg. Den Versckwörcrn und Mördern verdankt König Peter aus dem früher aus Serbien vertriebenen Herrscherhaus- Karageorgewitsch seine Krone. Nach der Lage der Dinge war es wohl nicht möglich, gegen diese Leute ein hochnot peinliches Gerichtsverfahren einzulciten, aber zwischen einer solchen Unterlassung und einer Beförderung der Missetäter, wie sie diese durchzusetzen wußten, ist doch ein großer Unter schied. Und eben hieraus leiteten sich die Behauptungen h«, der heutige Serbenkönig habe um den Morsplan im voraus g-wußt und habe ihn geschehen asten. Die Welt geschichte registriert eine ganz- Reihe von solchen skrupellosen Thronumwäl,ungen, aber in der heutigen Zeit wird doch auch der moralische Standpunkt neben dem politischen beachtet. Selbst wenn soi^ Umwälzungen nötig waren, und in Belgrad sprach persönlicher Ehrgeiz, aber keine unbedingte Notwendigkeit mit, war noch kein Mord erforderlich; das haben die Entthronungen der Staatsoberhäupter in der Türkei, in Persien, Korea, Marokko, Portugal bewiesen. Und darum bleibt König Peter von Serbien, wenn er auch am russischen, türkischen, bulgarischen und italienischen Hofe empfangen war den ist, auch heute noch nicht von öffentlichen Kritiken und Anklagen verschont. Sind die Behauptungen von der Mitwisterschaft des serbischen Herrschers um die Verschwörung zur Beseitigung seines Vorgängers richtig, die namentlich in einem vor mehreren Jahren m veröffentlichten Buche mit großer Ausführlichkeit mitgcteilt worden sind? Der Inhalt ist von Belgrad aus für erfunden erklärt worden, und man darf ohne weiteres ,»geben, daß der König keinen Grund hatte, der Dynastie Obrenowitsch die sein eigenes Haus bekämpft und bis aufs Mester verfolgt hatte, freundschaftliche Gefühle zu widmen. Aber, wie gesagt, die Flüstereien, die sogar recht deutlich sich äußern, nehmen kein Ende, und sie sind in österreichisch ungarischen Zeitungen namentlich jetzt wieder recht laut geworden. Moral und Politik lassen sich hier nicht trennen, wenngleich die heutige serbische Negierung längst allenthalben anerkannt ist. Zu den Reiscplänen deS Königs Peter gehörte für den Monat Juni auch ein Besuch in Berlin. Verhandlungen über denselben hatten noch nicht stattgefunden, es war nur ein bezüglicher Wunsch auS Belgrad ausgesprochen worden. Nachdem die Begegnung von Budapest hinfällig geworden ist, kann man wohl annehmen, daß auch diejenige mit dem deutschen Kaiser sich einstweilen erübrigen wird. Im deutschen Volte würde dem Gaste keine Höflichkeit verweigert werden, aber eS wäre unter den obwaltenden Umständen an eine Teilnahme nicht zu denken. Ueber gewisse Dinge führt nur die Zeit allein fort. Das Königreich Serbien hat die Folgen jener Juninacht vor acht Jahren noch nicht überwunden, die nach dem Tode des letzten Obrenowitsch erwartete Aufbesserung der Verhältnisse ist kaum eingetreten. Auch innerhalb der heutigen Königsfamilie herrscht, wie bekannt, noch Zwiespalt. Der älteste Königssohn Georg hat auf die Erbfolge Verzicht leisten müssen, sein jüngerer Bruder Alexander ist an seine Stelle gerückt. Niemand weiß aber, ob alles sich im Frieden neu gestalten wird, wenn der König Peter, der sich dem Greisenalter nähert, die Augen schließt. Auch dann wird der Gegensatz zwischen Politik und Moral, wie sie wenigstens im Orient oft genug aufgcfaßt wird, leicht möglich nochmals Geltung gewinnen. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Mit dem Danziger Aufenthalt des deutschen Kron prinzen beschäftigt sich ein Artikel deS »Tag'. ES heißt darin, daß die Entscheidung über die neue Garnison des Thronerben nach vorheriger sorgfältiger Erwägung aller in Betracht kommenden persönlichen, militärischen, wirtschaftlichen und, was in Ansehung der Person des neuen Kommandeurs nicht unterbleiben konnte, auch der politischen Verhältnisse und im Einvernehmen mit den dabei Verantwortlichen Ratgebern der Krone gefälli worden ist. Ueber die Zwecke des neuen Kommandos wird gesagt: Die Gelegenheit, das Leben und Treiben in einer vom Mittelpunkt des Reiches weit abgelegenen Provinz kennen zu lernen, auch die Offizierskorps der Provinz in ihrem kameradschaftlichen und dienstlichen Verkehr, sowie die Truppen der Provinz zu beobachten, mit Murinekreisen in ständige Berührung zu treten, das Verhältnis zwischen Bürgertum und Militär in nächster Nähe und frei von den höfischen Pflichten der Hauptstadt zu studieren, wird der Kronprinz freudig wahrnehmen. Wenn, so schließt der Artikel, aus dem Aufenthalt in Danzig sich ähnliche Beziehungen zur Provinz Westpreußen entwickeln, wie sie für den kaiserlichen Großvater aus Anlaß des Aufenthalts in BreSlau dauernd zur Provinz Schlesien bestanden haben, so werden die diesen Beziehungen zugrunde liegenden Erfahrungen und Kenntnisse nicht nur dem Fürstensohne und der Provinz, sondern in ihren Folgeerscheinungen dem ganzen Lande zum Heile dienen. Der Kronprinz wird, wie man in der »Kreuz-Ztg.' liest, zur Eröffnung der Ostdeutschen Ausstellung für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft nach Posen kommen. Auch wird wahrscheinlich der Reichskanzler erscheinen. Aus Anlaß der am Freitag stattgefundenrn Taufe seiner am 2S. März geborenen Tochter hat Großherzog Wilhelm von Sachsen-Weimar dem Patriotischen Institut der Frauenverrine im Großherzogtum Sachsen die Summe von 100,000 Mk. überwiesen. Die Spende stellt nach einem begleitenden Erlaß des Großherzogs ein Zeichen dankbarer Anerkennung der reichgesegncten Wirksamkeit des Instituts auf dem Gebiete der Kranken- und Gemeindepflege dar. Die Großherzogin ist die Odervorsteherin des Patriotischen Instituts der Fraucnvereine. Seit einer Reihe von Jahren zeigen die kleinen Ein kommen in Deutschland die Neigung, sich zu erhöhen, und ständig sinkt, wie die Statistik mitteilt, die Zahl der Ein kommen unter 900 Mk. Die Lohnverhältnissc find also allgemein besser geworden, und das nicht nur in den Städten, sondern auch auf dem Lande. Unter der ländlichen Be völkerung hat sich der Anteil mit mehr als 3000 Mk. Ein kommen nahezu verdoppelt, was von Bedeutung ist; denn zweifellos sind die EinkommenSverhältnisse auf dem Lande doch sicherer und bleibender als in den Städten, wo die Konjunktur manche Schwankungen mit sich bringt und sie fühlbarer werden läßt. Die relativ beste Gegend Deutsch lands ist die Provinz Westfalen, wo auf 1000 Bewohner nur 267 mit einem Einkommen von unter 900 Mk. jährlich entfallen; am ungünstigsten steht Ostpreußen da, wo die Zahl der kleinen Zenfitcn weit über die Hälfte der Steuerpflichtigen ausmacht. Die ganz großen Einkommen haben in den letzten Jahren eine Steigerung nicht erfahren. Es scheint demnach, als ob die wirtschaftliche Entwicklung den Mittelstand stärken will. Der Zentralverband deutscher Industrieller bezeichnete in einer zu Berlin abgehallenen Delcgiertenversammlung den Entwurf der Reichsversicherungsordnung auch in seiner jetzigen Gestalt als unannehmbar. Zur Begründung dieses Beschlusse) wird in einer einstimmig angenommenen Resolu tion ausgcführt: Unter Außerachtlassung der bisherigen Lei stungen der'Arbeitgebcrschaft und der segensreichen Wirksam keit unserer großen Fabriksbetriebe in sozialpolitischer Be ziehung sind durch die Kommissionsbeschlüsse den Arbeitgebern neue Leistungen und Belästigungen auferlegt, welche schwere wirtschaftliche Beeinträchtigungen nicht nur für die gewerb lichen Kreise selbst, sondern auch für die nationale Wirtschaft überhaupt und nicht zuletzt für die Arbeiterschaft im Gefolge haben werden. Durch die immer fortschreitende Vermehrung der Lasten der Versicherung wird nicht nur die Ausfuhr- Möglichkeit, sondern schließlich auch der Bestand der deutschen Industrie überhaupt in Frage gestellt werden. Der Zentral- verband deutscher Industrieller ist der Zuversicht, daß es möglich ist, noch in den Plenarberatungen des Reichstags den Gesetzentwurf erträglich zu gestalten. Sollte dies nicht zu erreichen sei», so würde der Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes der Vorzug zu geben sein. Zahlreiche sozioldemo- kratische Versammlungen in Berlin lehnten die Versicherungs- ordnunz gleichfalls ab mit der Begründung: der Entwurf beschränkt die Rechte der versicherten Arbeiter und Arbeite' rinnen; große Schichten der Bevölkerung blieben nach wie vor von der Versicherung ausgeschlossen, die Verfolgung der Rechtsansprüche Unfallverletzter würde aufs härteste erschwert, die Witwen- und Waisenrenten auf einen Sah normiert, der zur allerknappsten Lebensnotdurft niemals ausreiche. Neben zahllosen weiteren Verschlechterungen der bestehenden Zustände werde die Verwaltung der Krankenkassen und aller Ber- sicherungSinstitutionen den Arbeimchmern völlig entwunden. Eine bedauerliche Tatsache ist es immer noch, daß in unseren afrikanischen Kolonien ein empfindlicher Mangel an Bargeld herrscht. Es ist zwar in den letzten Jahren gelungen, das einheimische Kapital für koloniale Unterneh mungen mobil zu machen, aber diese Werte kommen dem Mittelstand, den Kolonisten, nicht zu gute. Und auf einem soliden Kolonistenstande beruht »um größten Teil die Zukunft der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Schutzgebiete. Heute wird zur Eröffnung eines FarmbetriebcS ein Mindestkapital von 20- bis 30,000 Mk. verlangt; diese Summe ist aber zu hoch, um eine koloniale Siedlungspolitik populär werden zu lassen. Wenigstens finden sich nach den bisher gemachten Erfahrungen nur wenige, die solche Summe bar auf den Tisch legen können. ES fehlt an guten Kreditinstituten in den Kolonien. Die Gemeinden haben ein genügendes Kredit wesen noch nicht ausbilden können, nun erwächst für das Reich die Aufgabe, ein solches zu schaffen. DaS Reich hat selber das größte Interesse daran, erstens um den unerläß lichen soliden Mittelstand der Farmer zu schaffen, zweitens um etwaigen unlauteren finanziellen Operationen in den Kolonien beizeiten vorzubeugen. Von der Maifeier, die in Deutschland bekanntlich ganz und garnicht den Erwartungen ihrer Urheber entsprach, sagt der sozialdemokratische »Vorwärts' in einem Aufruf zur