Volltext Seite (XML)
M! Sonnabend, den 21. Mai TagME ^ezirkssE^ Amtsblatt der Lönigl. Amtshauptmannschaft Flöha, des Lönigl. Amtsgericht- und -es Stadtrats M Frankenberg s Inserat« werden mit » Pfg. für die gespaltene KorM- -etle derechnet. Kleinster Inseraten- betrag so Pf». tko mplizierte und ta bellarische Inserate nach belonderem Laris. Inseraten-ilnaahae Mr di« tewcilig« iliend-Nmmn«r di» dormittag» to Mr. Erscheint titgltch, Mil ilurnahm« der Sann-und SestMS«. abend« siir den fol- genden Lag. Preis vierteljährlich 1 M. «0 Pf,., monatlich so Pfg., Einzel-Nrn. SM. vestellungm nehmen alle Post anstalten, Postboten und die Ausgabe stellen de» Tage blattes an. Die Kartengundel. Eine Dorfgeschichte von August Butscher. (Fortsetzung.) Nachdem noch die weniger bedeutenden Zeugen ver nommen waren, wurde die seltsame Verhandlung ihrem Ende entgegengeführt. In den meisten Köpfen war es wirr. An der Unschuld Uris zweiselten wenige mehr, ober wer und wo war der Thater? Dem Staatsanwalt mochte es wohl etwas schwül zu Mute sein, aber er hielt die Anklage doch aufrecht und nicht ohne Geschick. Er suchte mit großer Spitzfindigkeit nach,»weisen, daß eben doch kein anderer als der Angeklagte der Thäter sei. Seine dünne Stimme spann die Beweis führung zu einem Netze, das den armen Un immer fester umgarnte. Die alte Geschichte mit dem Doppel gänger könne wohl nicht mehr aufgrwärmt werden und hier müßte man resultatlos fragen: Wer war oder ist denn dieser „Andere"? Die Frage sei aber nach seiner Ueberzeugung hier unnütz, da die Beschreibung und alle übrigen Umstünde genau auf den Angeklagten pas sen. Nur eine einzige Zeugin habe die Kleidung des Haberhosers als eine andere bezeichnet und, zudem ver- mim durch die Fragen Les Verteidigers, bezüglich der Leit Angaben gemacht, die einem Alibi eine gewiffe Snserat-«uftr^e llbem«hmen außer der B-rlags-kpedüi°n auch deren Z-itungsboten, auswiirts sämtliche Bureaus und Wlialstellen der Annoncen-Apedüiontn:^ neustem L Vogler - B. L. Daube L L°. rc. —; außerdem in AucrSwalde Hr. Gastwirt Anton Richter (im Erbaericht), in Mö»a Hr. mu in Niederwiesa Hr. Materialwarenhändler Tittmann. zu fassen, daß nur „gleiche oder verwandte" Gewerbe zu einer Innung zusammentreten dürfen, bekämpfte v. Helldorf- Bedra (kons.), der auch die obligatorischen Arbeitsbücher als Wunsch und Hoffnung seiner Partei erklärte. Hart mann (Soz.-Dem.) trat unter Bekämpfung der Arbeits bücher für den vorerwähnten Antrag ein, der aber durch die Stimmen der Konservativen und Ultramontanen fiel, mit welchen dann 8 97 in der Kommissionsfassung an genommen wurde. Bei Beratung des 8 97a (Aufgaben der Innungen, Fachschulen, Prüfungen, Schiedsgerichte) erklärte sich auf eine Anfrage Richters-Hagen der kon servative Abg. v. Helldorf-Bedra gegen die von konser vativer Seite im Lande angeregte Agitation für obliga torische Innungen, da diese Agitation im Handwerk Hoff nungen erwecke, die nicht erfüllbar seien. Löwe-Berlin bekämpfte, daß die Innungen auch das Schiedsrichteramt über Nichtinnungsmitglieder haben sollen. Die 88 97a, 98 und 98a—6 wurden angenommen, auch 8 99 gegen die Stimmen der Liberalen, welche die Bestimmung, daß für alle Verbindlichkeiten der Innungen nur das Jn- nungsvermögen den Gläubigern haste, bekämpften, da die Innungen ja auch umfangreiche Gewerbebetriebe wie die Genossenschaften haben könnten. 8 100 veranlaßte eine längere Debatte durch die Frage, ob die Aufnahme prüfung für die Innung auch für solche Gewerbetrei bende bestehen bleiben solle, die bereits eine Prüfung bei einer andern Innung bestanden haben. Abg. Böttcher beantragte Verneinung der Frage, Ackermann-Dresden bat den Kommissionsvorschlag anzunehmen, Richter-Ha gen hielt aber dafür, daß derselbe gemißbraucht werden könnte, um unbequeme Konkurrenten fernzuhalten, und das Haus nahm, nachdem die Abgg. Lüders, Hartmann (Soz.), Delbrück, Auer (Soz.) und Lasker im Böttcher- Richterschen Sinne sich geäußert und die Ultramontanen Moufang und v. Hertling und der Konservative v. Kleist- Retzow Ackermann sich angeschlossen, den 8 100 mit dem Böttcherschen Zusatz an, daß die Wiederholung der ein mal bestandenen Meisterprüfung unzulässig ist. Zu 8 100a (Ausschließung von Jnnungsmitgliedern) befürwor teten Auer, Lasker und Richter-Hagen einen Zusatz, der gegen die Ausschließung die Anrufung richterlichen Ent scheids gestattet, wogegen Schmiedel-Sachsen einwendete, daß das Ausschließungsverfahren der Innungen schon genügende Rechtsgarantien biete. Ackermann befürwortete den Kommissionsantrag, v. Stauffenberg (Sezess.) be antragte aber die ganze Bestimmung zu streichen, nach welcher selbst Männer ausgeschlossen werden können, die scheinbare Berechtigung gäben, aber gewiß nur eine scheinbare. Die Zeugin könne sich vielleicht nicht mehr genau erinnern und sei überdies damals in einem Zu stande der Aufregung gewesen, der eine Täuschung sehr wahrscheinlich mache. Ferner könne der Angeklagte al lerdings eine dünne Gerte zur Zeit des Gesprächs mit der fraglichen Zeugin in der Hand gehabt und sein im Wald verstecktes Gewehr erst nach dem Weggang der Zeugin ergriffen haben. „Daß die beiden Zeuginnen der That", fährt er fort, „bezüglich der Identität des Thäters mit dem Angeklagten Zweifel aussprachen, die sich bei der Mutter bis zur völligen Verneinung steiger ten, beweist nichts. Die Tochter handelte unter dem Einflüsse eines mächtigen Gefühles, das sie heule deut lich genug verraten hat; die Mutter folgte offenbar einer uns nicht ganz verständlichen Eingebung, die sie ihre ersten, offenbar wahren Angaben widerrufen ließ. Der Umstand, daß der Jäger Frack in dem Thäter den Angeklagten erkannt haben will und seine Aussage zurücknahm, was ihm mit Recht verderblich wurde, ist ganz bedeutungslos für die nun völlig klarliegende Thatsach?. Klesder und Gewehr sind jedenfalls gut versteht und gerade dieser Umstand spricht für ! Schlauheit Md simsicht des ThäterS, der allgemein als sehr intelligent geschildert wird. Zeis, Ort, Kleihung und alle üvpigm Umstande weisen demlsch darauf hin. Vom Reichstage. IN Ä. eiE animierten Sitzung gestaltete sich die vom 19. Mar mfolge der dabei begonnenen zweiten Bera tung des Gesetzentwurfs betreffs Abänderung der Ge werbeordnung, bez. Jnnungsvorlage. Vorher wurden m dritter Beratung die Anleihe für die Reichseisenbah nen m Elsaß-Lothringen ohne Debatte und das Gesetz über dre Eichung der Schankgefäße mit einer den noch beanstandeten 8 6 modisicierenden Resolution definitiv genehmigt. Der erste Paragraph der Jnnungsvorlage, 8 97 des Gewerbegesetzes, welcher nach der Kommissions vorlage ermöglicht, daß diejenigen, welche ein Gewerbe selbständig betreiben, zur Förderung der gemeinsamen Interessen zu einer Innung zusammentreten können, rief schon eine lange Debatte hervor, vr. Baumbach (mei- ninger Landrat, Sezess.) erklärte, es hieße das Prinzip der Innungen vollständig umstürzen, wenn man nicht bestimme, daß nur „gleiche und verwandte" Gewerbe zu einer Innung zusammentreten dürfen. Richter-Hagen regte die in der Kommission aufgetauchte Frage der Ein führung obligatorischer Arbeitsbücher durch die Innungen an, die nur eine Stärkung der Macht der Arbeitgeber zu Ungunsten der Arbeitnehmer sein würden. Acker mann-Dresden hielt den Nachlaß des Zusammentritts verschiedenartiger Gewerbe zu einer Innung für erfor derlich, da in kleinen Städten nicht genug Meister ein und desselben Handwerks vorhanden seien, um eine In nung bilden zu können. Bundeskommissar Lohmann er läuterte, daß aus verschiedenen Gewerben zusammenge setzte Innungen bei Anwendung der in den weiteren Paragraphen vorgeschriebenen Jnnungsbefugnisse nicht über solche Gewerbe beschließen dürften, die in der In nung gar nicht vertreten sind. Lasker erklärte es als widersinnig, verschiedene Gewerbe in einer Innung zu vereinigen, das sei dann allenfalls ein Gewerbe- oder Bezirksverein, aber nicht eine Innung; seit der ersten Lesung der Vorlage sei die Reaktion gegen die Gewerbe freiheit immer stärker geworden und in den Kommissions beschlüssen zum Ausdruck gekommen. Günther-Sachsen (freikons.) empfahl die Kommissionsfassung des 8 97. Löwe-Berlin (Fortschr.) erachtete es gleichfalls für wider sinnig, Schuhmacher, Schneider, Schmiede und Bäcker zu einer Innung zu vereinigen, nur um auf jeden Fall In nungen zu gründen, gleichviel ob dieselben dem Hand werk nützen öder nicht. Einen von Baumbach, Löwe-Ber lin und Vopel-Chemnitz gestellten Antrag, den 8 97 so im Besitze der bürgerliche»^^ aller Korpora- gefährlich und übersch der Fassung geneh- tionen. 8 1.00" "U-ekunq nur solche Mitglieder tref- migt, daß ble ^usMeßung Ehrenrechte rechtskräftig fen kann, welche sich darauf bis verloren haben, ovas Freitag. — örtliches mi» TMUss. , - L« i stattfinden. Aus unserm Wqhl- der w melden, daß der bisherige Pertreter Hr. Kfm. Clemens Schieck hier zur Zeit noch eine Wiederwahl ablehnt, ohne daß wir die Hoffnung aufgeben, daß es gelingen werde, seine Weigerung noch zu überwinden:. - Der Aerztliche Bezirksverein zu Dresden hat m seiner letzten Monatsversammlung zirksvereine Zwickau-Glauchau ^stellten Anträge beige- stimmt, welcher dabrn geht: An den Krelsverem Antrag zu richten, baß derselbe sich dahm ausspreche. Der Verkauf von Geheimmitteln sei nur dann he» Apothekern zu gestatten, wenn die Zusammensetzung der Mittel ihnen bekannt ist und dieselben nur gelindwtrkende , Substanzen enthalten." Die ZustimMung wurde Ms- gesprochen, obschon man die Bedürfnisfrage für Dresden durch das selbsteigene Vorgehen der dasigen Apotheker m dieser Richtung für erledigt erachtete. . — In Pirna verstarb am Mittwoch Plotzltch infolge eines Schlaganfalles der Rechtsanwalt und Stadtver- ordnctenvorsteher Hartwig. Derselbe war auf einem Spaziergange begriffen, als er plötzlich zu Boden sank und alsbald verschied. - Aus der Dresdner Pflege kommen erfreuliche Nachrichten über die Vegetation. Die Erdbeeren blühen in besonders günstiger Weise ab. Die neuen Kartoffeln keimen bereits hier und da, das Winterkorn schießt hier überall in die Halme, den zahlreichen jungen Hasen Ver steck bietend. Spinat, Zwiebeln und anderes ist im Wachsen und die Apfelblüte mit zartem Rot und Weiß erfreut die Wanderer. Bereits blühen Roßkastanien, die Hollunder, der Erbsenbaum, Johannes-, Stachel- und Heidelbeere, letztere reichlich, den Armen zur besonderen Freude. — Die Gesangvereine „Liederkranz" und „Erinne- daß die Herren Geschworenen leicht sagen werden, Ul rich Hormayer sei des Mordversuchs schuldig." Der Staatsanwalt setzte sich und war offenbar sehr zufrieden mit sich selbst. ES war lautlos still in dem Saale, aber so manches Herz pochte ungestüm in der Brust und die Karten gundel war bleich wie eine weiße Rose. Jetzt nahm der Verteidiger das Wort. Er hatte ruhig den Ausführungen des Staatsanwaltes zugehört, und nur zuweilen hatte ein ironisches Lächeln um die vom Barte halbversteckten Lippen gespielt. „Ich habe selten", begann er, „eine solche oberfläch liche Beweisführung gehört, wie die des Herrn Staats anwaltes und ich denke, daß es mir ein leichtes seist wird, sie nicht nur zu entkräften, sondern die Herren Geschworenen von der Unschuld des Angeklagten völlig / zu überzeugen." Dann begann er den ganzen Verlauf der Vorun tersuchung und den Gang der heutigen Verhandlung sorgfältig zu zergliedern und sagte unter anderem) "Dl- Herren Geschworenen haben vor allein darauf Rücksicht zu nehmen, daß sie in dem Anaeklaaten ->»»» gebildeten und tadellos rechtschaffmen iun^ iNLL Ä A' Mistest Md — das ist in gewiss ser Hinsicht allerdings der peWndet« Jäger - Um-