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Dienstag» den 3».August 1927 Nii,«Igen-ritf«, Die lgespaltene Peilizeile »O >1, Familie» online» und Siellcngesnche »0 q. Die PeiftleNmne^eilft ftg Millimeter breit, t OtferieiiqebNhr SN q, bei lieber, leildttiig durch die Post autzerdem Porto,uschian. In, Fall, hbiserer Gewalt erlischt jede Berpslichlung aus Liesiruun sowi« llrsülluull v. «„zeigen >«iiftrn„e» u. Leistung t>. Lchndenersatz, Geschäftlicher Teil, Art«» Len», Dresden. Geschäftsstelle, Druiku.Berlag, Germania, A.-G, sür Verlag und Druckerei, Filiale Dresden, DrcSden-A. l, Poliersiratzetl. FernnstLIOlr. Posllcheckkonto Dresden r70lt, Bankkonto, Gtadtbank Dresden Nr, S171S Für christliche Politik und Kultur Redaktion der Gächftsche« VolkSzeitun« DreSden-Allstaüt 1. Poliecstraste 17. Fernrus 20711 und »wir. Nummer 20« — 28. Jahrgang erscheint «mal wvchentlich mit den Illustrierten Gratisbeilagen »Die Well" und „Fiir unsere steinen Leute', sowie den Leit- bcilagen „Unterhaltung und Wissen', „Kirche und Welt", „Die Weit der Frau", „Aerzllicher Ratgeber", „Literarische Beilage", „Filmruudschau". Monatlicher Bezugspreis S- Mk, eiuschl. Bestellgeld. Einzelnummer IN h. Sonntaginunmer SN Z. Haublschrlstleiler, Dr. G. TeScjhk, Dresden. ßlrchenfriede in Luhland? Kirchenfriede in Rußland? -- es klingt unwahrscheln« ltch nach allem, was man in den vergangenen fahren von vem Boraehen der Sowjetregierung gegen die russische Kirche und ihre Geistlichkeit erfahren hat. Die letzten Nach richten, die darüder durchsickerten, besagten im Mai, datz ausser dem Metropoliten Sergeis rund 50 der höchsten geistlichen Würdenträger gefangen oder verbannt seien. Nach anderen Meldungen vom Juli d. I. sollten ungefähr 120 geistliche Würdenträger teils in Gefängnissen schwach, ten, teils in Konzentrationslagern für Gegenrevolutionäre in Sibirien, Turkestan und dem Kaukasus sich aufhalten. Darunter befanden sich angeblich 9 Metropoliten, 25 Erz bischöfe und 83 Bischöfe, denen für die Zeit ihrer Ver bannung die Abhaltung jeglicher geistlichen Handlungen verboten war und die sich einen kümmerliche» Lebensunter halt mit Gelegenheitsarbeiten in den traurigen Orten ihrer Verbannung verdienen mutzten. Verfassungsmäßig befand sich die alte orthodoxe Kirche in Russland seit dem Tode des Patriarchen Tychon im April 1925 im Zustande äußerster Verwirrung. Als ihr Gegenspiel ging zunächst im Oktober 1923 aus einer Fronde linksgerichteter kirchlicher Würdenträger die sogenannte „Sydonale Kirche" hervor, die Tychon seiner Patriarchen- würde für verlustig erklärte und eigenmächtig einen obersten Kirchenrat wählte. Ein ansschlietzliches Werk zeug der bolschewistischen Machthaber war die gleichfalls im Jahre 1923 gegründete „Lebende Kirche", an der jede Kritik verboten war und die vor solchen Kritiken seitens der alten orthodoxen Geistlichkeit dadurch geschützt wurde, das; man kurzerhand die Kritiker verhaftete und depor tierte. Ein eigenartiger Beweis nun für die tiefe russische -Religiosität, für die feste Verankerung der religiösen Tra- dMonswerte der orthodoxen Kirche im russischen Volks leben, ja, ein Beweis dafür, datz es doch in dem grauen haften russischen Ringen Bezirke gab, deren Mauern die materialistische Ideologie des konsequenten Kommunismus nicht zertrümmern, deren Fundamente sie nicht unter minieren konnte, war die Tatsache, datz im Laufe der Fahre die sogenannte „Lebendige Kirche" dogmatisch und formal dem Geist der orthodoxen Kirche weitgehende Zuge ständnisse machen mutzte, um sich überhaupt einen Reso- nanzboden im Volke zu sichern. Wenn also jetzt die in terimistische Patriarchensynode einen Aufruf an alle orthodoxen Gläubigen gerichtet hat, in welchem sie von ven sowjetfeindlichen Kundgebungen der im Auslande lebenden orthodoxen Geistlichkeit abrückt und an ihre Mit glieder die Aufforderung richtet, die Sowjetregierung zu unterstützen, wenn sie in diesem Aufruf ferner darauf auf merksam macht, datz die orthodoxe Kirche in der Sowjet union „eine nicht nur kirchengesetzliche, sondern auch nach bürgerlichen Gesetzen vollkommen legale Zentralverwal tung hat und in ihrer Tätigkeit nicht behindert wird", so ist diese Kundgebung wohl trotz des scheinbaren Einlenkens gegenüber der Sowjetregierung doch nicht als eine Kapi tulation der russischen orthodoxen Kirche aufzufassen. Man mutz sich dabei dessen erinnern, datz schon der ver storbene Patriarch Tychon seinerzeit dis ausländische Patriarchensynode auflöste. Damals mag der verantwort liche Führer der russischen orthodoxen Kirche diesen Schritt getan haben, um durch diese kleinere Uebel das größere der völligen Zersprengung der orthodoxen Kirche zu vermeiden. Damals hatte diese Taktik nicht den erhofften Erfolg. Tychon scheiterte an der brutalen Jntranstgenz des Bolsche wismus, er wurde seines Patriarchats für verlustig erklärt. Er ernannte in richtiger Voraussicht der nächsten Ent wicklung vor seinem Tode eine ganze Anzahl von Nach folgern für seinen Posten, die in bestimmter Reihenfolge amtieren sollten. Es dauerte nicht lange, so saß schon der letzte seiner so designierten Nachfolger in Sibirien. Der Wunsch der Sowjetregierung war, durch konsequente Ent kernung der jeweiligen oberhauptlichen Autorität die auf solche Weise verwaiste Synode sich zu ihren Zwecken gefügt« ger zu machen, mutzten doch Einsichtige sich bereits damals — 1925 — sagen, datz die künstlichen Konstruktionen der „Synodalen Kirche" und der „Lebenden Kirche" den alten, durch die Jahrhunderte zusammengeschweitzten Block der alten orthodoxen Kirche nicht entscheidend würden er schüttern können. Diese Einsichtigen drangen zwar noch nicht unmittelbar durch. Vielmehr versuchten die konse quenten Sowjetleute noch einmal im Jahre 1926 auf dem „Dritten Konzil der russischen Kirche" d. h. auf einer Ver anstaltung der „Lebenden Kirche'^, den Prinzipien des Bolschewismus im religiösen Leben Rußlands Geltung zu verschaffen. Das Ergebnis war, wie es sein mutzte: das Chaos wuchs und das allgemeine religiöse Empfinden auch und vor allem der „kommunistischen" Bauern drängte immer stärker zu den Trägern der Traditionen der alten orthodoxen Kirche. Es konnte nicht anders sein, zumal die Organisationen der neuen „Lebendigen Kirche" in völliger Verkennung der Bedeutung kirchlicher Zere monien, der Liturgie und der sonstigen strengen, aber um so eindrucksvolleren Formen des kirchlichen Lebens unter der Menge Fuß fassen zu können gedachte, indem sie' Formen akzeptierte, die von jedem wirklichen Gläubigen «tt als Profanation emvkunden werden kannte Sie WWW -er UM ZerWesse 9808 Aussteller — SO Prozent mehr Besucher als auf der vorjährigen Herbstmesse Leipzig, 2d. August. Die Leipziger Herbstmesse ist heute eröffnet worden, ohne Feierlichkeit, ohne Pomp, wie immer, sachlich. Man hat die Tore der Ausstellung geöffnet und der Messeverkehr begann. Ei» paar wesentliche Zahlen sind: es sind 8600 Aussteller in den Adreßbüchern verzeichnet, man rechnet mit ungefähr 100 nicht verzeichneten Nachmeldungcn, so das; insgesamt 9060 Aussteller vorhanden sein werden. 7360 sind davon auf der Mustermesse. 1220 sind auf der Technisäien und Baumesse und 20 haben ihre Branchen nicht so angegeben, daß sie klassifiziert werden konn ten. 536 Aussteller sind aus dem Auslande. Schon Sonntagvormittag mar die Zahl der mit Sonder- zügen In Leipzig eingetroffenen, also der sofort zählbaren Messe besucher 5 0 Prozent höher als zur vorjährigen Herbstmesse. Auch der Besuch aus dem Auslande ist wesentlich höher als sonst, so hat z. B. Polen 100 Prozent mehr Be sucher gestellt als zur Herbstmesse lin Borjahr. Frankreich sogar 150 Prozent mehr. Bei Betrachtung der Möglichkeiten des Auslandsgeschäftes kann als Fingerzeig die Tatsache gelten, datz die Zollauskunstsstelle des Metzamtes ständig belagert ist von solchen Metzbesuchern, die Auskunft über Einzelheiten des deutsch-französischen Handelsvertrages wissen wollen. Die Ge samtzahl der Einkäufer dürfte ungefähr 20 Prozent höher sein als bei der Herbstmesse im vergangenen Fahr. Ein hauptsächlicher Zuwachs an Ausstellern hat sich in der Textilbranche gezeigt. Dort herrscht auch wohl im Zusam menhang mit der Befestigung der Rohstosfpreise lebhafte Naäz- frage nach Baumwollwaren, Haus- und Tischwäsche, Trikotagen, nach mittlerer ubd guter Herren- und Damenkonfektion. Leb. hast begehrt sind auch Modeivaren, sehr kräftiger Weihnachts bedarf wird bei Glas und Porzellan angemeldet. Für beide Artikel besteht auch Exportnachfrage aus den verschiedenen Län dern. Edelmetall, Uhren- und Schmuckwarenmessen weisen flotten Besuch auf, ebenso die Reklamemesse. Zahlreiche Be sucher haben sich auch schon auf der Technischen Messe und der iftaumess« eingefunden wo vor allem die Sonderveranstaliun- gen „Siedlungshaus" und „Z i e g e l ba ua u s ste l - lung" Interesse erweckten. lieber die Geschästsgestaltung lässt sich heute natürlich etwas Sicheres noch nicht sagen. Der erste Metztag dient ja meistens der allgemeinen Orientierung. Wohin man hört, werden aber die Aussichten zuversichtlich beurteilt. Der Verkehr auf dem Leipziger Bahnhof ist seit Sonn abendnachmittag geradezu enorm. Seit Montag sind auch die Straßen der Stadt stark belebt und bieten das farbige Bild, das man von Mcßtagen her gewohnt ist. Trotz dieses überaus starken Verkehrs haben sich Unglücksfälle im Laufe des Sonn tags nicht ereignet: die Regelung des Verkehr- durch die Poli- ze! l;at überall zu einer-vernünftigen und glatten Abwicklung geführt. » Leipzig, 20, August, Am Sonnabend l>at der Relchsbund Deutscher Sport art ik e l fa b r ika n te „ sSitz Berlins seine ordentliche Mit gliederversammlung ln Leipzig abgehalten. Man mag nun das vorerwähnte Manifest der interi mistischen Patriarchensynode deuten wie man will, mag es bis zu einem gewitzen Grade ein Opportunismus seitens der Synode sein, so ist es doch unzweifelhaft, gleichfalls ein Zeichen dafür, dag die Sowjetregierung die Notwendigkeit erkannt hat, mit der stärksten Macht im Leben des Volkes ihren Frieden zu machen, denn ohne datz die Synode sicher gewesen wäre, in Zukunft nicht mehr solchen Antastungen ihrer Autorität ausgesetzt zu sein wie in den vergangenen Jahren, hätte ste sich zu diesem Schritt der Loyalität kaum bereit gezeigt. Daß es so ist, darauf deuten auch mancher- lei Aeutzerungen der politischen Opposition gegen die Herren von Moskau, die ja nach Trotzkis und Synowjcws Begriffsbestimmungen längst wieder im Fahrwasser des Bourgeoistumes steuern. Andererseits darf man füglich annehmen, datz die furchtbare Leidenszeit der letzten zehn Jahre den Bau der russischen orthodoxen Kirche von un endlich viel Unrat»gesäubert hat, wie er z. B. in dem Fall Rasputin in den letzten Jahren vor dem Umsturz in Russ land den reinen Glaubensaebalt der Kirche tödlich zu überwuchern droht? -oer„ Am Sonntag ist der 22. ordentliche Verbanüstag de» Reichs« je rban des der Schokoladengeschaf ts- inhaber Deutschlands durch einen feierlichen Akt !m Fest; saale des Neuen Rathauses eröffnet worden. Bei dieser GÄ legenheit hat u, a, auch der sächsische Wirtschaftsminister Dr> Krug von Ridda und von Falkenstein eine Ansprache ge- halten, in der er namentlich darauf hinwieß, daß die säcUisäi« Regierung sich wiederholt nachdrücklich und mit Erfolge gegen die dem Einzelhandel so beschwerliche Konkurrenz des Bayn- hofshandels und auch gegen die Auswüchse des Straßenhandels gewendet Hab«. Wetter sagte der Minister, die dem deutschen Volk auserlegten Lasten seien untragbar, wenn sie die Bildung von Spar Kapitalien verhinderten. Die Uhrenfabrik Haller und Benzing A.-G. in Schmennin. ge» hat der Presse eine neue elektrische Uhr, die so- genannte Ato-Uhr vorgeführt, die ihre Triebkraft aus einem jahrelang haltenden Trockenelement zieht und deren Antrieb vmn Element aus über das Pendel In das Räderwerk erfolgt. Die wesentlichen Vorteile gegenüber den durch Federn betrie benen Uhren liegen für die Ato-Uhr darin, daß die Beschädi- gungsgesahr für die Feder und durch die Feder Wegfällen und damit auch der wesentlichste Posten für Reparationsausgaben: gegenüber den bisher gebräuchlichen elektrisckM Uhren kommt vor allem die außerordentliche Billigkeit der Ate-Uhr in Be tracht. Die Firma Scl>rchenmayr. Mann u. To„ Salach iWürtt.,, hat eine mottensichere Wolle unter der Bezeichnung „Nomotta-Wolle" herausgebracht, die durch ein Erzeugnis der I, G,-Farben, durch „Eulan" mottensicher gemacht worden ist. und die trotz dieser Behandlung alle wertvollen Eigenscliaften der Wolle, Griff, Glanz und Weichheit in vollem Umfange sich er halten hat. Der traditionelle Presseabend Leipzig, 29, August, Auf dem traditionellen Presseabend am Metz- To n n t a g begrüßte der Vorstand des Leipziger Meßamts, Dr. Raimund Köhler, die .zahlreich erschienenen Vertreter der in- und ausländischen Presse. Er wies darauf hin, daß diese Herbstmesse mit gegen 9000 Ausstellern am Umfang die vorige Herbstmesse wesentlich übertreffe, und zog dann einen Vergleich zwischen der großen allgemeinen Messe Leipzig und den jetzt vielfach veranstalteten Fachmessen. Einen geschäftlichen Erfolg würden diese Fachmessen bis zu einem gewissen Grade nur im Inlandsgeschäft verzeichnen können. Das Inlands geschäft sei aber nicht Hauptzweck und einziges Ziel der Leip ziger Messe. Ihr Sinn sei aus die Exportförderung gerichtet, wobei die Fachmessen schon deshalb nicht mit konkurrieren könnten, weil die an den Besuch der Leipziger Mess« gewöhn ten Ueberseeischen Importeure niemals zu den verschiedenen zahlreichen Fachmessen nach Deutschland kommen würden. Dr. Köhler sagte dann weiter, daß auf die Organisation der Messe und die Tätigkeit des Meßamts nicht wie bei anderen Messen lokale Instanzen, sondern Industrie und Handel den maß gebenden Einfluß Hütten, Die Leftiziger Messe sei deshalb die einzige Messe der Welt, bei der man von einer Selbstver - maltungder Messe sprechen könne. Die Leipziger Metze sei ein wichtiger Gradmesser für die Lage der Wirtschaft im allgemeinen, wie auch in den einzelnen Zweigen von Industrie und Handel, Sie sei an Zahl der Aussteller zehnmal so groß, wie die nächstgrttßte ähnlicki« Veranstaltung. Auch in den ein zelnen Branchen, für die cs selbständige Fachmessen gebe, sei der Leipziger Markt weit bedeutender und umfangreicher als diese. Zur Förderung des Exports sei die weitere Ausgestal tung der Leipziger Messe zum Weltmarkt notwendig, was mit Unterstützung der Presse gelingen werde. Flug rund um die Erde London, 29. August sDrahtberichts. Die Flieger Schlee und Brock die am Sonnabend den Ozean zwiscl,en Narbor os Graee sNeusundlands und England überquert haben, sind mit Ihrem Flugzeug „Der Stolz von Detroit" heute vormittag um 8 Uhr In Croydon zu ihrer zweiten Etappe nach München gestartet. Aus dem Flugplatz hatten sich viele Menschen eingefunden, die den Wcltslicgern Glück für die weitere Reise wünschten. Das Flugzeug umkreiste den Flugplatz von Croydon einig« Male und slog dann In östlicher Richtuyg davon. * Die Flieger beabsichtigen, den gesamte» Erdball in 15 Tagm zu umfliegen und damit einen Weltrekord cnckzultellen.