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Dienstag. M 96 7. December 1838. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Preis PP HG - P"» Quartal We»ßenh-<Mkmg.rD. Amts- Md Anzeige-Blatt der Königlichen Gcrichtsämter und Stadtrathe ZN Dippoldiswalde, /rauenstein und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Am 1. December feierte die hiesige H a r m o n i c g e s e l l sch a ft, die nicht mir für die Stadt selbst, sondern auch für einen weitern Umkreis ei» Mittelpunkt geselliger Vereinigung geworden ist, das Fest ihres 50jährigen Bestehens. Wir nehmen von dieser Feier nm so lieber Notiz, als das ununter brochene Bestehen einer Gesellschaft eine so lange Reihe von Jahren hindurch, trotz unausbleiblicher Hindernisse, immerhin nicht allzuhäufig vorkommt. — Schon der frühe, ungewöhnliche Anfang des Festes, nm 5 Uhr Nachmittags, ließ etwas Außergewöhnliches erwarten. Nach der Jubclouvertüre von C. M. v. Weber gab zunächst Herr Bürgermeister Rüger, z. Z. mit Herrn Kaufmann Reichel Vorsteher der Gesellschaft, einen geschichtlichen Rückblick auf die zurückgclegte Laufbahn der Gesellschaft; hieran schloß sich ein besonders für diesen Tag gedichtetes, von Mttgliedern der Gesellschaft aufgeführtes Festspiel (cs wird nächstens in unserem Berlage im Druck erscheinen. D. N.) in drei Abhei lungen, in welches als 2. Abtheilung sechs lebende Bilder aus verschiedenen Epoche» der Gesellschaft ver webt waren, deren Ausführung wir als wohlgclungcn bezeichnen können. Mit diesem Festspiele war (in der 3. Abtheilung) zugleich eine Huldigung für den Jubel senior der Gesellschaft, Herrn I)r. Lessing, das einzige der Gesellschaft seit ihrer Gründung treu gebliebene Mitglied derselben, verbunden. Durch diese Einleitung in eine gehobene Stimmung versetzt, wurde denn auch das darauf folgende Festmahl von 170 Couverts von der Gesellschaft i» ungestörter Heiterkeit eingenommen. Ernste und launige Trinksprüchc, Tasellieder, sowie eine besondere Ausgabe des Wochenblattes für die Gesell schaft, trugen das Ihrige zur Erhöhung der Festfreude bei. Ein Ball, der die jüngcrn, tanzlustigen Glieder der Gesellschaft bis zum Morgen in Thätigkeit erhielt, beendete das heitere, von keinem Unfälle getrübte Fest.— Möge der Genius der Gesellschaft, „die Harmonie," unsere Enkel zum lOOjährigeu Jubelfeste eben so heiter beisammen finden, als an diesem Tage, der gewiß allen Theilnehmern eine angenehme Erinnerung bleiben wird. Dippoldiswalde, 6. Decbr. Gestern fand die Einweihung des neu vecorirten und parquettirlen Saales im Gasthause zu Oberhäselich statt. Dieselbe hatte ein zahlreiches Publikum hauptsächlich auö Dippoldiswalde herbeigezogen. Der Saal macht insbesondere durch die schöne Ausschmückung seiner oberen Partie auf die Eintrelendcn einen sehr ange nehmen Eindruck und wird gewiß nicht blos für Tanzende eine große Anziehungskraft besitzen, sondern auch für Solche, die bisweilen eine gute Concertmusik zu hören wünschen; denn der Saal ist der einzige in der ganzen Gegend, der akustisch gebaut .ist. Möge Herr Weide im Stande sein, auch nach dieser Seite hin seinen Gästen ein willkommenes Vergnügen öfter alS bisher zu bereiten. Potschappel. Am 2. December wurde beim Hereinnehmen von Dachkohle der 60 Jahr alte Häuer Ziesche auS Döhlen im Windbergschachte durch daö Brechen eines Stempels und Hereinbrechen der Dachkohle verschüttet und am Gehirn und Kreuze beschädigt, von seinen Kameraden aber wieder freige macht, vorgezogen und herauSgeschafft. Ec befindet sich in ärztlicher Pflege und man hofft, ihn wieder Herstellen zu können. Dresden. Die Bierfrage hat in der letzten Zeit wieder Vie Gemülher anf'S Lebhafteste beschäftigt. Veranlassung dazu bot zunächst die Verschrotung der neuen Biere, sowie die Eröffnung der Restauration zum Felsenkeller und die Uebergabe der Felbschlößchen- Restauration an den neuen Wirth, Hrn. Franke, der in früherer Zeit alS Oberkellner in hiesigen Hotels fungirle, zuletzt als Gastwirth in Königstein sich einen guten Ruf erwarb. Was die neuen Biere betrifft, so haben dieselben auS verschiedenen Gründen wohl alle ihre Liebhaber. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird jedoch in dem Dresdner Wettkampf der Kinder des Gambrinus das Feldschlößchen für diesmal den Sieg davon tragen, daö in der That ganz ausgezeichnet ist, was nicht allein von den competenten Stimmen der dasigcn Stammgäste, sondern auch schon in weiteren Kreisen des Publikums einstimmig anerkannt wird. (In den Restaurationen in und nm Dippolviöwalde ist cS der tüchtige Wirth in Oberhäselich, Hr. Melde, der es zuerst seinen Gästen in bester Güte bietet.) Während daö frühere Feldschlößchcn fast immer einen undurchdringlichen Anblick darbot, in dem selbst das schärfste und geübteste Auge keinen Lichtstrahl zu ent decken vermochte, ist das jetzige nicht allein goldhell, sondern auch von ebenso kräftigem, als angenehmen unv unVerfälschtem Geschmack, ein Beweis, daß die Direktion der Brauerei in tüchtigen Händen ist. „Wald" unv „Felv" wecven demnach bald mit einander um die Krone streiten. Gegenwärtig wirv auf dem Feldschlößchcn sehr flott gebaut und zwar zunächst zur Vergrößerung der Brauereilocalitäten und der Keller, räume. Die neue Restauration dürfte in der Zukunft für die Bevölkerung von Altstadt-DreSden ein Haupt- versammlungSort zu gesellschaftlichen Vergnügungen werden, da sie, einen großen, mehrere kleine Säle und untergeordnete Räume zu freundlichem Aufenthalt