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«ei «la,m, «onknrikn. >«r,Mchm nl». Mr» »er vrnttodetr«, » Rkchnun, ««stillt Im KaS- »öy««r «eo-aU — «r,t, »d« lonsügrr <rg«nd «kl-tr etSrung dk» VU-ate» »er Zeitung, »er LMnint«» »dec der velörderungtelnrrchtnngw — hat du »e- »le,« leinen «»ipeuch «ml «lejeenn, »der «»qUeseni», da Zkitun, »der ms »SHadlun, d » »e,u,r»reNe». Hohenstern-Ernstthalev Zsttung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Gtnerarattzeigev für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, slMiWUs Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen Les Amtsgerichts, Finanzamt» und Hermsdorf, Bernsdorf, Nüsdorf, Langenberg, MeinLdorf, Falken, LangenchurSdorf, Neichen- deZ StadtratZ zu Hohenstein. Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften, bach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand. Grüna, ! ! Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleiße und Nußdorf. I Verantwortlich für di« Schriftleitung Dr. Erich Frisch, für die Anzeigen Otto Koch Nr. M j I Sonnabend, den'2. Mai 1925 f f lö.^ahrgl Schweres Eisenbahnunglück im polnischen Korridor Dec D-gug Eydtkuhnen—Berlin entgleist. — 25 Tote, 18 Verletzte. — Ein verbrecherischer Anschlag? * Schon wieder ist die deutsche Reichsbahn von einem schweren Unglück helmgesucht worden, das diesmal entweder auf einen ver brecherischen Anschlag oder aus Schlamperei zurückzuführen isi — Wir erhielten bereits darüber gestern vormittag folgende Meldung, die wir infolge des Feiertages nur durch An schlag bekanntgeben konnten: S ch n e i d e m ü h l, 1. Mai. Der D-Zug D 4 Eydttuhnen — Bcrli » ist heute mor gen 1 Uhr im polnischen Korridor zwischen den Stationen S -^rotschin und Preußisch- Stargard auf freier Strecke entglcist, wo bei die Lokomotive und mehrere Wage» den ziemlich steilen Abhang hinuntcrstiirzteu. Wie von Reisenden gemeldet wird, stehe» nur noch der Schlafwagen und ei» Wage» erster Klasse auf dem Bahndamm. An der Entgkeisungstclle macht der Bahnkörper eine große Kurve. Der Zug wird durch dc» Korridor von polnischen Be amten geführt. Mit Polen sind vorläufig alle Perbindungen unterbrochen, da die Leitungen dnrchgerissen sind. Nach Meldung der polnischen Staatsbahndirektion Danzig liegt ein ver brecherischer Anschlag vor. Die Zahl der Tote» beträgt 25, die der Schwrrver lest t e n 1 2 u»d die der Leichtverletzte«: 8. Unter den 25 Tote» befinden sich cif Männer, zwölf Frauen und zwei Kinder. Eine SettWe amtliche Meldung Die Pressestelle derDcntschcn Reichs- bahngesrllschaft teilt mit: Zn der Nacht vom 3V. April zum 1. Mai entglcistcim pol nischen Korridor zwischen Dirschnn und Preuhisch- Stargard bei Swaroschin der D - Z u g D 4 (ab Köulgrbcrg 8 Uhr 12 Mi», abends, an Berlin Schlesischer Bahnhof K Uhr 17 Min. morgens aus bish-r unbekannten Gründen. Es sind Tote und Nerletzte zn beklagen. Die Hauptverwaltung der Deutschen Neichs- bahngesellschaft hatte sich sofort nach Bekannt werden der ersten Nachrichte über das Unglück mit der polnischen Eisenbahndireltion in Danzig in Verbindung gesetzt. Nähere Nachrichten als die oben wiedergegebenen fehlten aber auch noch bei der polnischen Direktion in Danzig. Der ver brecherische Anschlag soll in der Weise verübt worden sein, das; auf einer längeren Strecke zwischen Preusstsch-Stargard und Swaroschin die Laschen der Geleise gelockert wurden Ob sich diese Behauptungen bewahrheiten, wird die nähere Untersuchung ergeben. An der Unglücksstclle Danzig, 1. Mai. Wie von einem, soeben (9 Uhr vormittags) von der Unglücksstelle zurück- gekehrten Sonderberichterstatter gemeldet wird, sind von dem verunglückten D-Zug 4 Eydikuhnen- Berlin zwei Wagen 3. Klasse vollkommen zertrümmert. Beide Wagen waren sta rk überfüllt. Bei der Entgleisung wurde der vierteWagen des Zuges in dendrit - tcn h i n e i n g e s ch o b e n. Die letzten Wagen des Zuges sind unbeschädigt. Nur die ersten Wa gen sind entgleist und stehen zwischen den Schie- ene. Bis 8 Uhr morgens wurden 2 4 Tote und 2 0 Sch w erverletz te gezählt. Von den Ver letzten sind die meisten in das Dirschauer Kranken haus nnd tewa sieben in das Stargarder Kran kenhaus gebracht worden. Aller Wahrscheinlich keit nach ist der Unglücksfall auf einen frevel haften Anschlag zurückzusühren, indem an den Schienen die Mutter von den Bolzen gelöst und die Bolzen heransgezogen wurden. Der Bericht eines Augenzeugen Ein mitfahrender Reisender, ein Oberingeni ¬ eur aus Danzig, gibt folgenden Bericht über das Eisenbahnunglück: Ich sas; im D-Zug dritter Klasse. Kurz vor dem Einfahrtssignal vor Preusstsch-Stargard, wo sich eine Böschung von 5 Meter Höhe befindet, spürte ich plötzlich einen kräftigen Ruck. Ich war in dem Glauben, daß die Lokomotive unseres Zuges auf einen Güterzug ausgefahren sei. Der Wagen, in dem Ich mich befand und der von Personen voll besetzt war, geriet ins Schwanken und st ü r z t e die sechs Meter hohe Böschung hinab. Die übrigen Wagen standen eingeklemmt und muß ten mittels Etahlsägen aus ihrer Lage befreit werden. Im ersten Augenblick des furchtbaren Anpralles waren uns allen die Sinne geschwunden. Nachdem ich das Bewußtem wiedererlangt hatte, schritt ich über verschiedene Tote hinweg und ging zur Lokomotive. Sie lag umgekehrt mit den Rädern nach oben. Bedauer licherweise war Stunde nach dem Unglück noch kein Rettungskommando zur Stelle. Es waren nur einige Fackeln vorhanden, die aber bald aus- brannten. Die Unglücksstelle war in völliges Dunkel gehüllt. Wir fuhren mit einem polnischen Hilfszug nach Preußisch-Stargard und gelangten von dort mit dem Ostcxpreß nach Schneidemühl. Die wahrscheinliche Ursache: Polnische Wirtschaft! Die Untersuchung über die Ursache der Eisen bah nkata st rophe bei Preußisch- Stargard ist noch nicht abgeschlossen. Eins läßt sich jedoch den Blättern zufolge bereits mit ziem licher Sicherheit feststellen: das Zugpersonal trifft leine Schuld. Im Gegensatz zu der.Version, daß das Unglück auf einen Anschlag, möglicher weise aus politischen Motiven, zurückzusühren sei, erklärt im „B. T." ein ausländischer Journalist, der sich in dem Unglückszuge befand, daß die Ur sachen der Katastrophe in einen: Gleis defekt zu suchen jein sollen. Nach einer Aeuße- rung des Lokomotivführer; soll der Zustand des Gleises an der Unglücksstelle schon seit längerer Zeit so schlecht gewesen sein, daß die Züge nur in langsamster Fahrt passieren konnte». Trotz wie derholter Meldungen (!) des Führerpersonals der Züge war eine Instandsetzung der schadhaf ten Stelle noch nicht erfolgt. Schon am Tage her hätten sich polnische Lokomotivfüh rer geweiger 5, die Strecke zu befahren. Der Geistesgegenwart des Lokomotivführers und des Heizers des verunglückten Zuges sei es zu danke», daß die Katastrophe nicht noch schreck licher geworden ist. Mit großer Geistesgegen wart hätten sie das Feuer gelöscht und jo eine Kesselexplosion verhütet, sowie auch die Heizung abgestellt. Die erste amtliche polnische Meldung, die von der polnischen Eisenbahndirektion in Danzig kam, sprach von einem verbrecherischen Anschläge Man vermutete zunächst ein politisches Atte» «tat, da sich im Zuge eine russische Wirtschaftskommission befand. Die späteren aus führlichen Meldungen bestätigen aber den Ein druck, daß das Unglück seine Ursache in der be rück; t i g t e n polnischen Wirtschaft hat Die Haftungmachung der polnische» Eisenbahn verwaltung Ueber die durch das Eisenbahnunglück bei Pr.- Stargard geschaffene Rechtslage, besonders iber die Schadenersatzansprüche, er- ährt die T.-U. von gut unterrichteter Seite fol gendes: Der Verkehr durch den polnischen Korridor ist durch das Pariser Abkommen von: 21. April 1921 geregelt. In dem Artikel 36 des von Deutsch land, Pole» nnd Danzig unterzeichneten Vertra ges heißt es: Für die Haftung bei Unfällen im Eisenbahnbetrieb sind die Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen maßgebend, die für die Eisen bahn' dort Geltung haben, wo sich der Unfall er eignet hat. Nach 8 4 haftet für die durch schlechten Zustand von Bahnhöfen, Strecken oder Lokomotiven entstandenen Unfälle die Ver mal t u n g, der die Unterhalt» n g des be treffenden Bahnhofes, der betreffenden Strecke oder Lokomotive obliegt. Nach 8 8 über nimmt die betriebsführende Verwaltung, unbe schadet der bestehenden Niickgrisfsrechte, die Haf tung gegenüber Personen, die durch den Be- triebunfall irgendwelchen Schaden erlitten ha ben. Wenn über die Haftung bei Betriebs unfällen Streitigkeiten zwischen den beteiligten Eisenbahnverwaltungen entstehen, so entscheidet darüber das in Artikel 11 des Abkommens vor gesehene Schiedsgericht in Danzig, das aus je einem deutsche», einem Danziger und einem pol- ,nischen Schiedsrichter besteht. Den Vorsitz führt der dänische Generalkonsul in Danzig. Vor der Einfahrt in polnisches Gebiet wer den die Ostpreußen-Züge von polnischem Zugpersonal übernommen, und damit trügt die polnische Eisenbahnverwaltung die volle Verantwortung für alle Betriebsunfälle. In vorliegenden: Falle muß Polen sowohl dem Reich gegenüber für den Materialschaden als auch den Hinterbliebenen und Verletzten vollen Schadenersatz leisten. Auch wenn tatsächlich, wie die polnische Staatsbahndirektion in Danzig be hauptet, ein verbrecherischer Anschlag vorliegt, ist die polnische Eisenbahn- Verwaltung voll schadenersatz pflichtig. Die Untersuchung der Schuldfrage liegt vorläufig bei den polnischen Behörden. Falls ein Anschlag vorliegt, ist vor allen: zu prü fen, ob das Unglück nicht durch sorgsame Ueber- wachung des Eisenbahnoberbanes noch rechtzei tig hätte verhindert werden können. Das Eisen bahnunglück widerlegt auf das deutlichste die pol nischen Behauptungen, der Verkehr durch den polnischen Korridor nach Ostpreußen sei nicht be hindert und der Verbindung Ostpreußens mit dem Reiche stehe der Korridor nicht im Wege. Letzten Endes ist der Unfall anscheinend auf die ösffentliche Unsicherheit in Polen zu- rückzuführen, über die in der polnischen Presse selbst so oft geklagt wird. Das Beileid der Ncichsregierung Reichskanzler Dr. Luther hat an den Ge neraldirektor der deutschen Reichsbahn-A.-G. folgendes Telegramm gesandt: „Die Nachricht von dem entsetzlichen Eisen bahnunfall, der den Schnellzug Eydtkuhnen— Berlin betroffen hat, hat mich auf das schmerz lichste bewegt. Ich bitte Sie, den Angehörigen der tödlich Verunglückten und den Verletzten meine aufrichtige Anteilnahme auszusprechen." Lin Ungliickszug Der D-Zug, der von dem Unglück betroffen worden ist, hat in der Nachbarschaft der diesma ligen Unglücksstätte schon mehrfach schwere Kata strophen erfahren. So ist er, wie erinnerlich sein dürfte, am 20. Januar 1920 schon einmal das Opfer eines räuberischen Anschlages geworden. Damals waren zwischen Schönlanke und Schneidemühl die Schiene» gelockert worde», infolgedessen ein Eilgüterzug entgleiste, und der Vorzug des D 4 fuhr in die Trümmer des Eiiter- zuges hinein. 18 Personen wurden ge tötet, 20 verletzt. Von den Attentätern — ein Deutscher und zwei ehemalige russische Kriegsgefangene — wurde der eine in: August 1920, der andere erst im März dieses Jahres, hingerichtet der dritte war vor seiner Ver urteilung gestorben. Nur wenige Tage später, am 29. Januar 1920, fuhr der D-Zug zwischen Konitz und Pr.- Stargard auf einen Militärzug auf. Nenn Tote und 17 Verletzte waren die Opfer dieses Unglücks. Beunruhigung der Rcichsregierunz Die Eisen bah nkata st rophe im pol nischen Korridor hat in den Kreisen der Neichs- regierung große Beunruhigung hervorgs- rnfen. Wie wir erfahren, wird das Reichskabi nett sich sofort nach Vorliegen der Einzelheiten des Unfalles, Ler auf ein Attentat zurückge führt wird, über die zu ergreifenden Maßnah men schlüssig werden, nm den Schutz des deutschen Eisenbahnverkehrs nach dem Osten zu gewähr leisten. Außerordentlich entrüstet ist man dar über, daß die polnische Negierung die deutle Regierung so lange mit der Aufklärung des Un falles warten läßt. Von unserem Berliner Vertreter wird ur dazu noch geschrieben: „Die Eise nbahnkata st rophe, die sich in: polnischen Korridor abgespielt hat, findet in Berlin nicht nur die menschliche Anteilnahme an dem furchtbaren Schicksal der Verunglückten, son dern sie hat auch in den politischen Kreisen große Aufmerksamkeit hervorgerufen. Man ist der Ueberzeugung, daß dieser Vorfall auch poli tische Folgen wird nach sich ziehen müssen. Ge rade der polnische Korridor, der deutsches Gebiet von einander trennt und den Verkehrsweg an der deutschen Ostgrenze jählings unterbricht, teilt eines der Probleme dar, die die deutsche Regierung bei der Regelung der Sicherheits- rage in den Vordergrund gestellt hat. Deutsch- and hat auf den polnischen Korridor niemals offiziell verzichtet und denkt auch nicht daran, reiwillig darauf Verzicht zu leisten. Vielmehr ordert die deutsche Regierung mit ernstem Nach druck die Berichtigung der Ostgrenze und sie verlangt in erster Linie die Beseitigung des Wahnsinns mit dem polnischen Korridor, der nur den einzigen Zweck hat, den deutschen Ver kehr im Osten systematisch zu unterbrechen, und ihn einer polnischen Kontrolle zu unterziehen. Es bedarf gar keiner Erwähnung, daß das Un glück nur durch die Tatsache der Nuseinander- reißung des deutschen Zugverkehrs im polnischen Korridor entstehen konnte. Man weiß, wie chwer es ist, im internationalen Verkehrsleben die Verbindungen aufrecht zu erhalten und Störungen zu verhüten. Wenn aber, wie dies im polnischen Korridor der Fall ist, sogar grundver- chiedenes Eisenbahnmaterial zusammengewor- ien werden muß, um einen Verkehr notdürftig aufrecht zu erhalten, so ist dies e in ganz unhalt barer Zustand. Die polnische Regierung hat sich nicht beeilt, alle Fragen des Unglücks aufzu klären. Von Danzig aus gab die polnische Staatsbahndirektion eine Mitteilung aus, wo nach ein verbrecherischer Anschlag gegen den Zug vorliege; und diese polnische Darstellung ist nicht einmal erwiesen. Nach privaten Mitteilungen soll ein Gleisdefekt vorgelegen haben. Die deutsche Regierung wird bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich noch mit Polen direkte Bespre chungen zu führen haben müssen. Dabei dürfte sie es nicht versäumen, die Frage der Beseiti gung des polnischen Korridors schon jetzt ernst haft zur Sprache zu bringen, damit Polen sieht,