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Amtsblatt für die Ortsbehörde und den Gemeinderat zu Bretnig. Lokal-Anzeigkr für die Ortschaften Bretnig, Hauswalde, Großröhrsdorf, Frankenthal und Umgegend. Der Allgemeine Anzeiger erscheint wöchentlich zwei Mal: Mittwoch und Sonnabend. Nonnementspreis inkl. des allwöchentlich bsigegebenen „Illustrierten Nnterhaltungsblattes" vierteljährlich ab Schalter 1 Mark, bei freier Zusendung durch Boten ine Haus t Mark 20 Pfennige, durch die Post 1 Mark exkl. Bestellgeld. Inserate, die 4gespaltene Korpuszeile 10 Pfg-, sowie Bestellungen auf den All gemeinen Anzeiger nehmen außer unserer Expedition auch unsere sämtlichen Zeitungsbote» jederzeit gern entgegen. — Bei größeren Aufträgen und Wiederholungen gewähren »tr Rabatt nach Nebereinkunft. Inserate bitten wir für die Mittwoch-Nummer bis Dienstag vormittag ^11 Uhr, für die Sonnabend-Nummer bis Freitag vormittag l/,11 Uhr einzusenden. Inserate, welche in den oben vermerkten Geschäftsstellen abgegeben werden, werden an gedachten Tagen nur bis vormittags S Uhr angenommen. Schriflleitung, Druck r iö Verlag von A. öchnvig, Drelnig Nr. 62. 14. Jahrgang. Mittwoch den 3. August 1904. Oertlickes und Sächsisches. Bretnig. Sparkassenbericht auf Juli d- I. In 1K5 Posten wurden 10668 Mark 52 Pfg. eingelegt, dagegen in 61 Posten 9454 Mark 78 Pfg. zurückgezahlt, 10 neue Bücher ausgestellt und 11 kassiert. Bretnig. Am Sonntag feierte der hiesige Radfahrerklub sein diesjähriges Sommer« fest im Gasthof zum Schützenhause. Infolge der anhaltenden Trockenheit konnte das Fest in geplanter Weise »»gehalten werden. Früh sanv Langsamfahren des Klubs statt. Nach mittags 3 Uhr wurde neben dem Gasthof zur Klinke zum Korso gestellt, an dem außer dem hiesigen Klube noch 9 auswärtige Rad- sahrerklubs teilnahmen. Kurz nach 4 Uhr begannen das Langsamfahren für die Gäste und die verschiedenen anderen Belustigungen. Abends i/,9 Uhr unterbrach ein wohlgelungener, tadellos ausgrführter Reigen den Festball Das Hauptinteresse wandte man jedoch dem kleinen Kunstfahrer, einem 7jährigen Knaben aus Dresden, zu, dessen Leistungen aus dem Rade allgemeine Bewunderung und großen Beifall erregten. Nach der Preisver teilung wurde wiederum in ausgiebigster Weise bis zum Schlüsse des Festes den Freu den des Tanzes gehuldigt. Hauswalde. Im Gasthof zum gold. nen Löwen beging am Sonntag der Hand- tverkerverein sein Sommerfest, an dem sich auch die Kinder der Mitglieder beteiligten. Mit einem Festzuge, gebildet aus zirka 200 Hindern und einem Teil der Mitglieder, Melcher vom Gasthof zum Anker in Bretnig aus seinen Weg nach dem Festlokale nahm, fand das Fest seine Einleitung. Dortselbst »»gekommen, begrüßte zunächst der Vorsitzende, Herr August Schölzel, all die Teilnehmer, worauf nach einer kurzen Pause die Spiele Wit den Kindern begannen. Für die leibliche Beköstigung der letzteren hatte man ausreichend gesorgt, ebenso für Unterhaltung der Mit glieder. Mit Ball wurde das schöne Fest beschlossen. Kamenz. An der Böschung der Kamenz ^Lübbenauer Bahnlinie unweit der hiesigen Station geriet am Sonntag mittag durch Funke» der Lokomotive das dürre Gras unt/ Gestrüpp in Brand, welcher sich einem an grenzenden Stoppelfelde sowie Feldraine ent- ^»ng fortsetzte und alsdann weiter den Wald- bestand des sogenannten Galgenberges ergriff, woselbst auch eine Arbeits-Bretterbude ein B»ub der Flammen wurde. Die kolossale ^»uchentwickelung lockte bald zahlreiches Publikum nach dem Brandherde, der insge- f»mt an Stoppeln, Gestrüpp und Waldbe- MNd einen Komplex von zirka 3 Scheffeln, größtenteils Herrn Scharwerksmaurer Fr Scholze gehörig, einnimmt. Der Brand ist »Is eine Folge der diesjährigen großen Dürre «uzusehen. Bischofswerda. Spurlos verschwunden m der Redakteur Paul Buchner, welcher seit Frühjahr vorigen Jahres hierselbst eine Buchdruckerei nebst Zeitungsverlag in Pacht Mte. Er ist vor einigen Wochen auf dem Morrade hier weggefahren und hat seine Emilie in hilfloser Lage zurückgelassen. Man ^rmutet, daß er sich seinen zahlreichen Ver- wndlichkeiten durch die Flucht nach der Schweiz benda er in München gesehen wor- Königsbrück. Im hiesigen Emaillier te kam der Arbeiter Pfeifer aus Stenz, Ehrend er an der Blechstanze beschäftigt war, und unter der Stanze hantierte, ver sehentlich an die Tretvorrichtung, mittels deren die Stanze in Bewegung gesetzt wird. Die Stanze ging nieder und quetschte ihm vier Finger der linken Hand glatt ab. Der Un glückliche ist um so bedauernswerter, als er durch einen gleichen Unfall die Finger der rechten Hand teilweise eingsbüßt hat. Wilthen. Der auf hiesigem Bahnhofe stationierte Assistent Günther wurde am Frei tag mittag beim Rangieren des von Schandau nach Bautzen verkehrenden Güterzuges über fahren. Die Räser eines Wagens gingen dem Verunglückten quer über den Leib und führten dessen Tod sofort herbei. Hautzen. Den vom Berliner Schwur gericht zum Tode verurteilt.» Hugo Walther, der aus Sohland an der Spree stammt, längere Zeit in Pethau bei Zittau als Heil gehilse tätig war und auch kurze Zelt in Bautzen gewohnt hat, empfiehlt die angesehene „Deutsche Juristen - Zeitung" der Gnade des Landesherrn. Sie sagt u. a.: „Keines Sterb lichen Auge hat die Tat, welche der Verur teilte leugnet, gesehen. Die angeblich ermor dete Ehefrau ist in der Lage einer Erhängten aufgefunden worden. Die medizinischen Sach verständigen halten nach dem Befund einen Selbstmord der Frau durch Erhängen für möglich." Es seien zu viel Möglichkeiten gegeben, baß der Wahrspruch der Geschworenen ein Fehlspruch sein könne, und selbst die ent fernteste Möglichkeit eines Irrtums gebiete, Gnade walten zu lassen. — Ueber die Wirksamkeit der Stiftungen des Königl. Sächs. Militärvereinsbundes im Geschäftsjahre 1903/04 hat der Bundesschatz meister Kaufmann Beyer Bericht erstattet, und es geht daraus hervor, daß diese Stif tungen auch in der Berichtszeit sich gut ent wickelt haben und reichen Segen nach den verschiedensten Seiten hin ausstrahlten. Die Wilhelm-Augusta-Stiftung, deren Kapital von 14,562 Mark auf 18,840 Mark stieg, zahlte an 210 Witwen und 10 Waisen 3430 Mk. Die Zahl der Wettin - Jubiläums-Stiftung stieg um 672 Mark auf 16,812 Mark. Die Stiftung gewährte 39 bedürftigen Kameraden an Unterstützungen 585 Mark. Die König Albert-Stiftung verfügte am Schlüsse der Berichtszeit über rin Kapital von 53,282 Mark. Von den Zinsen erhielten 54 Perso nen 2420 Mark Beihilfen zur Erlernung eines Berufs. Aus der Bundeskasse erhielten 416 Kameraden nahezu 10,000 Mark als Unterstützung. Auch für das neue Geschäfts jahr hat der Königl. Sächs. Militärvereins bund 9000 Mark für Unterstützungen aus der Bundeskaffe, 2500 Mark für die Wilhelm- Augusta-StiftUNg und 300 Mark für die Sachsenstiftung in seinen Voranschlag einge stellt. Sämtliche Stiftungen des Bundes werden an Kapitalkraft in Zukunft überstiegen durch die neue Stiftung zum Gedächtnis weiland des Königs Albert, welche voraus sichtlich die Höhe von 200,000 Mk. erreichen wird. — Der 15jährige Bleichereiarbeiter Kunze in Jonsdorf bei Zittau, der seinen 17jährigen Kollegen Weikert durch einen Messerstich tödlich verletzte, ist verhaftet worden. Der Täter hatte ruhig zu Hause gesessen, ja, er war vorher auf dem Nachhausewege selbst bei Weikerts Vater gewesen und hatte ihm er zählt, daß er sich mit Weikert gezankt und geprügelt, ihn aber auch mit dem Messer ge stochen hätte. — An Stelle des zum Kommandeur der 2. Division Nr. 24 ernannten bisherigen Generaladjutanten Generalleutnant d'Elsa hat Se. Majestät »er König zu seinem General ä la suito den seitherigen Kommandeur der 5. Jnsanteriebrigade Nr. 63 Generalmajor v. Altrock ernannt. Dresden. Wegen Verkuppelung der eigenen Tochter hatten sich am Donnerstag vor der 6. Ferienstrafkammer des hiesigen Landgerichts der früher in Göda bei Bautzen amtierende pensionierte Gendarm Michael Schmidt und dessen 1852 geborene Ehefrau Anna Hänsel zu verantworten. Der Ehe mann ist auf eine Pension von jährlich 1294 Mark angewiesen, sonst aber wie seine Ehefrau völlig mittellos. Gegen das Ehepaar sind schon unzählige Klagen ergangen und beide haben 1903 den Offenbarungseid geleistet Die Fran eröffnete vor einigen Jahren in einem Grundstück der Marschallstraße die Fremdenpension Hänsel, welche später nach dem Terrossenufer, später nach der Elias- straße und schließlich nach der Räcknitzstraße verlegt wurde. Jedoch entzog die Aufsichts behörde den Eheleuten Schmidt schließlich die Konzession, da genügend Verdacht vorlag, daß in der Pension Unzucht getrieben werde. In den letzten Jahren sollen die Angeklagten dem unzüchtigen Treiben ihrer Tochter, der gesch. Looß, Vorschub geleistet haben. Sie bestreiten nicht, daß die Tochter auf Abwege geraten ist, doch sei dies ohne Wissen und Willen der Eltern geschehen. Der pensionierte Gendarm Schmidt wurde wegen Kuppelei zu 3 Monaten und seine Ehefrau wegen Kuppelei und Betrugs in 3 Fällen zu einer Gesamtstrafe von 1 Jahr Gefängnis und 2 Jahren Ehrverlust verurteilt. Dresden. Auf dem Festplatze der am Sonnabeno mit dem Ausrichten des Vogels begonnenen Vogelwiese befinden sich dieses Jahr 158 große und kleine Bier- und Schank zelte, 190 Würfel- und Spielbuden, 120 Karussells und Schaubuden der verschiedensten Art uno über 300 sogenannte Krackel. Auf Veranlassung der Feuerwehr durften im Interesse des Verkehrs Jahrmarktsbuden in mehreren Straßen des Festplatzes nicht aufgestellt wer den. Diese Maßnahme hatte die Einziehung einer Anzahl Verkaufsstellen und die Zurück weisung eines Teiles der sich um Platz be werbenden Fieranten zur Folge. Die Bogen schützengesellschaft wird das diesjährige Fest besonders reich ausstatten. Am Donnerstag abend findet eine große Beleuchtung des Fest platzes mit pyrotechnischen Ueberraschungen, sowie eine Aufführung des SaroschenSchlachten- Potpourris statt. Das Feuerwerk soll altem Herkommen gemäß am Freitag abend abge brannt werden. — In Lichtenwalde bei Frankenberg fan den Erntearbeiter in einer Kornpuppe die Leiche eines jungen Menschen von 14 Jahren, der schon etwa 14 Tage vermißt worden war. Der Unglückliche war ein sehr begabter, leider aber durch vernachlässigte Erziehung moralisch schwacher Mensch. Er soll schon als Kind von 4 Jahren dem Alkohol zugesprochen haben, in der Schule aber der beste gewesen sein Er hat seinem Leben durch Erschießen ein Ziel gesetzt. — „Es giebt doch noch gute Menschen!" Der Portier einer Fabrikanlage in Reichen- bach sieht bei bekannten Leuten einen Vogel bauer mit zwei Rotkelchen. Er merkt, daß es den Tierchen nicht sonderlich wohl geht, daß au» diesem oder jenem Grunde ihre Pflege ziemlich vernachlässigt wird. Kurz entschlossen bietet er dem Manne einen harte« Taler für die kleinen Gefangenen, das Ge schäft kommt zu stände und frohgemut ent fernt sich der Käufer. . . Ein halbe Stunde später sieht ihn jemand unter den Bäumen auf der „Schönen Aussicht". Da schwirren plötzlich ans einem verhüllten Gegenstand, den er bei sich trägt, zwei Rotkelchen und stürmen mit hastigen Flügelschlägen in die wiederge wonnene Freiheit hinein- Und der Mann, dessen gutmütige Augen den kleinen Tierchen nachschauen, so lange sie zu sehen sind, freute sich über seine Tat, als er den Käfig öffnete und »ie Tierchen fliegen ließ. Er wird es gewiß nie bereuen, daß er, obgleich nicht mit irdischen Gütern gesegnet, drei Mark opferte, um zwei Vögeln die Freiheit zu erkaufen. — Einen Selbstmordversuch unternahm der im Gefängnis zu Hohenstein - Ernstthal wegen versuchten Mordes an dem 72 Jahre alten Strumpfwirker Vogel in Langenberg in Untersuchungshaft befindliche 19 Jahre alte Fabrikarbeiter Richter, indem er das Zellen fenster eindrückte und mit den Glasscherben sich die Hals- und Pulsader durchzuschneiden versuchte. — Die beiden, 12 und 15 Jahre alten Söhne des Zigarrenhändlers Rudolf Küster in Gautzsch bei Leipzig sind am Sonntag vormittag beim Baden in der Pleiße ertrunken. Die Knaben spielten in der Badeanstalt Markkleeberg im Wasser mit einem Ball, ge rieten dabei in eine tiefe Stelle und gingen unter. Der Badewächter, ein 70 Jahre alter Mann (!), konnte nicht schnell genug Hilfe bringen. Die Leichen sind gefunden. — Aus Nordbühmen, 1. Aug. An dem am Sonntag in Teplitz abgehaltenen Gau turnfest des Biela - Elbe - Turngaues nahmen zur ganz besonderen Freude der östreichischen Turner uno der Bewohnerschaft von Teplitz die Turnvereine Leipzig - Connewitz, Marren- berg i. Erzg., Großenhain, Wachau, Leuben bei Dresden, 2 Turnvereine aus Dresden, Pirna, Berggießhübel, Königstein I und II, Schandau, Dippoldiswalde und Sadisdorf b. Frauenstein teil. Die meisten dieser sächsischen Vereine trafen bereits am Sonnabend abend ein und nahmen am Festkommers teil. — Am Donnerstag früh wurde in der Fabrik Reisewitz im Raum der Sauggasan- lage der 20jährige Schlosser Wolf, durch au«- strömendes Ga« vergiftet, tot aufgefunden. Hauswalde. Bei der hiesigen Spar» lasse wurden im Monat Juli in 61 Posten 5815 Mark 64 Pf. eingezahlt und 9 neue Bücher ausgestellt. Dagegen erfolgten 7 Rückzahlungen mit 1313 Mark. Dre-dner Schlachtviehmarkt vom 1. August 1904. Zum Auftrieb kamen: 3553 Schlachttiere und zwar 653 Rinder, 904 Schafe, 1712 Schweine und 284 Kälber. Die Preise stellten sich für 50 Kilo in Mark wie folgt: Ochsen: Lebendgewicht 38—40, Schlachtge wicht «8—70; Kalben und Kühe: Lebend» gewicht 36—38, Schlachtgewicht 62—65; Bullen: Lebendgewicht 36—38, Schlachtgewicht 61—65; Kälber: Lebendgewicht 43—45 Schlachtgewicht 67—68; Schafe: 73—74 Schlachtgewicht; Schweine: Lebendgewicht 42—43Schlachtgewicht 55—56. Es find nur die Preise für die besten Viehsorten verzeichnet