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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten sür die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Saldenburger Anzeiger. W Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt sür den Stadtrath zu Waldenburg. M KL. Sonntag, den 20. März 1881. Bekanntmachung. Aus dem hiesigen Sladtwalde können zur Frühjahrskultur circa 20,000 Stück zwei- und dreijährige Fichtenpflanzen zum Verkauf abge geben werden. Waldenburg, den 12. März 1881. Der städtische Forst- u n d W i r t h s ch a f t s - A u s s ch u ß. Limmer, Stadtrath. "Waldenburg, 19. März 1881. Zur Preisstatistik des Jahres 1880. Das statistische Amt des Deutschen Reiches ver öffentlicht allmonatlich die Durchschnittspreise wichti ger Waarenartikel, welche einen ziemlich genauen Einblick in die allgemeine Preisbewegung verstauen. Aus den diesbezüglichen Ermittelungen für das Jahr 1880 geht nun hervor, daß die Preise nahezu aller Rohstoffe und Nährmittel seit 1879 beträchtlich ge stiegen sind. Für die Feldfrüchte war diese Preis steigerung in Folge der schlechten Ernte des Jahres 1879 eine besonders große, aber auch die wichtigsten Jndustriestoffe haben eine solche erfahren, beispiels weise Baumwolle, Wolle, Roheisen, Blei, Kupfer, Zink, Zinn und Steinkohlen. Besonders auffallend waren die Preiserhöhungen in der ersten Hälfte des verflossenen Jahres, während gegen Ende desselben die meisten Artikel wieder einen normalen Preis stand einnahmen. So berechneten sich die Durch schnittspreise für Januar December 1880 1880 Weizen (Berlin) . Mk. 232,25 206,00 Roggen (Berlin) // 170,25 212,25 Gerste (Breslau) ' // 156,00 150,60 Hafer (Berlin) ,/ 145,50 150,50 Weizenmehl (Breslau) . . // 31,50 30,73 Kartoffelspiritus (Berlin) . // 60,25 55,30 Zucker (Magdebura) . . . 68,80 60,45 Baumwolle (Bremen) . . . 137,91 130,26 Wolle (Berlin) 335 00 360,00 Roheisen, Puddel . . . . . // 100,00 56,00 Rohseide 70,00 60,00 Blei (Berlin) 39,75 30,75 Kupfer (Berlin) 161,00 142,75 Steinkohlen (Dortmund) 7,40 5,60 Abgesehen von Roggen, Wolle und einigen ande ren hier nicht aufgeführten Artikeln ist somit der Preisrückgang ein allgemeiner gewesen, und dies kann als Beweis dafür gelten, daß der voraufge gangene Preisaufschlag nichts mit den Zollverhält nissen zu thun gehabt hat, sondern die Folge der veränderten Markt- und Productionsbedingungen der einzelnen Waarenartikel gewesen ist. "Waldenburg, 19. März 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Ein vom Kaiser Wilhelm an den neuen russi schen Kaiser gerichtetes herzliches Telegramm enthielt folgende Stelle: „Getreue Nachbarn haben Sie, das wissen Sie." Der Magistrat und die Stadtverordneten von Berlin haben anläßlich der Ermordung des russischen Kaffers eine Adresse an Kaiser Wilhelm ge richtet, welche der Kaiser u. a. mit folgenden Wor ten beantwortete: „Ihre Zuschrift vom 15. März würdigt in gerechtem Maße die hohen Herrschertugen den dieses edlen Monarchen, welcher vom Beginne seiner Regierung auf die Förderung der Wohlfahrt der ihm anvertrauten Völker bedacht war und unse rem deutschen Vaterlande sich als wohlwollender Nachbar erwiesen hat. Ueber den Verlust dieses durch die Bande des Bluts und bewährter Freund schaft Mir nahe verbundenen Herrschers ist Mein Gemüth tief betrübt und trauert zugleich, daß an ihm ein so gottloser Frevel verübt werden konnte. Der von treuer Liebe und Anhänglichkeit durchwehte Zuruf des Magistrats und der Stadtverordneten hat lindernd Meinem schwerbelasteten Herzen unge mein wohlgethan. Den beiden Organen der Bürger schaft spreche Ich Meinen verbindlichsten Dank aus." Wie ossiciös versichert wird, verlangt die Regie rung vom jetzigen Reichstag bezüglich dec socialen und der Steuergesetze ein entschiedenes Ja oder Nein. Davon wird die vorzeitige Auflösung des Reichs tags abhängen. Die „Nordd. Allgem. Zlg." behauptet gegenüber der „Tribüne," daß der Nihilismus nicht im vierten Stande, nicht unter den Armen entstanden und zu Hause sei. Von 198 Angeklagten im Petersburger Nihilistenprozeß vom Jahre 1877 ge hörten 82 dem Adelstand, 19 dem Beamtenstand, 8 dem Militär, 33 dem Klerus, 11 dem höheren Kausmannstand, 23 dem Bürgerstand, 17 dem Bauernstand an. In Berlin spricht man von der bevorstehenden ' Verlobung des Erbgroßherzogs Friedrich Wil helm von Baden (geb. 9. Juli 1857) mit der ältestenTochter desGroßherzogs von Hessen, Prinzes sin Victoria (geb. 5. April 1873). Die Polizei in Berlin erhielt aus London die Mittheilung, daß dort Uhrwerke L la Thomas für Berlin bestellt worden seien, von so kleinen Di mensionen, daß sie in Bouquets und Nippsachen leicht unterzubringen sind. Die „Nal.-Ztg." meint: Der interimistische preu ßische Minister des Innern Herr von Puttkamer hat, wie man vernimmt, seine neuen Geschäfte in einem Umfange und mit einem Nachdrucke ausge nommen, daß der Gedanke einer blos provisorischen Verwaltung dabei zurückzutreten scheint. An höchster Stelle hält man vor wie nach an dem Verbleiben des Herrn von Puttkamer im Cultusministerium fest. Der Aufschub der Abreise des deutschen Kron prinzen nach Petersburg soll infolge englischer Warnungen erfolgt sein. Der Corvettencapitän Valens von Sr. Majestät Schiff „Victoria", welcher zur Bestrafung der Theil nehmer an der Plünderung des Deutschen Schiffes „Carlos" nach der liberischen Küste gesandt wurde, meldet aus St. Vincent: Liberia zahlt binnen 3 Monaten 2000, binnen 6 Monaten 3400 Dollars Schadenersatz. Der schuldige Ort ist vollständig zerstört, unsererseits keine Verluste, ein Eingeborener todr, 9 Geißeln, darunter 3 Häupt linge, an Bord genommen. Das Einverständniß mit der liberischen Regierung ist völlig erhalten. Frankreich, Die Franzosen müssen trotz der bezahlten 5 Mil liarden immer noch viel Geld haben. Die am 17. d. aufgelegte Milliarden-Anleihe ist dem Ver nehmen nach um das 60sache überzeichnet wor den. Allerdings darf man nicht vergessen, daß nur in Rücksicht auf Repartitionen so viel gezeichnet worden ist. Italien. Eine Encyklika des Papstes vom 12. d. M., in welcher ein außerordentliches kirchliches Jubiläum verkündet wird, ist am 17. März publicirt worden. England. Die militärischen Operationen gegen die Boeren sind wieder ausgenommen worden. Englische Trup pen haben im Laufe des 16. den Fluß überschritten. Pontons werden gebaut. In London ist in der Nacht zum 17. d. der Ver such gemacht worden, das Mansionhouse in die Luft zu sprengen. (Das Mansionhouse ist der officielle Sitz des Lord Mayors oder ersten Bürger meisters in London.) Gegen Mitternacht sah ein Polizeimann, welcher an dec Ostseite des Mansion- houses patroullirte, etwas Brennendes auf dem Fen sterbrett eines der Fenster an der Ostseite des Ge bäudes, er riß sofort den brennenden Gegenstand herunter, warf ihn zu Boden und löschte denselben mit seinem Fuße aus. Zu seiner Ueberraschung fand er, daß der brennende Gegenstand an eine schwere Kiste, welche sich auf dem Fenstenbrett be fand, befestigt gewesen. Der Polizeimann trug die Kiste sofort nach der nächsten Polizeistation, wo die selbe genau untersucht wurde. Die Kiste war mit Stücken eines alten Portemanteau, braunem Pack papier und irischen Zeitungen angefüllt, während mitten zwischen diesen Gegenständen fast an zwanzig Pfund ordinäres Schießpulver lagen. Eine Lunte lief von der Mitte der Kiste, wo das Pulver war, durch ein Loch in der Seite der Kiste nach außen, wo der brennende Gegenstand zuerst von dem Poli zeimann gesehen wurde. Die Kiste wiegt an 30 Pfund, ist ungefähr 28 Zoll lang und 24 Zoll breit, 5 Zoll hoch. Die That wird den Feniern zu geschrieben. Im Parlamentsgebäude sind große Vorsichts maßregeln getroffen worden, die Polizeimannschaft ist verstärkt, die Kellerräume sind sorgfältig unter sucht worden. Schweden. Die Krankheit des Königs von Schweden wird für sehr ernst angesehen und zweifelt man an seiner Genesung, da die Auszehrung in der Familie erblich ist. Rußland. Ein Rundschreiben, welches der Leiter des aus wärtigen Amtes, Giers, am 17. d. an die auswär tigen Botschafter und Gesandtschaften Rußlands über die nunmehrige auswärtige Politik der neuen Regierung versandte, betrachtet es als die erste Pflicht, an der Erbschaft festzuhalten, welche lange Zeit die Acte aller Vorfahren bestimmte, welcher das ver gossene Blut der ganzen Generationen geweiht ge wesen. Diese Erbschaft sei intact zu erhalten, auch an spätere Erben zu übergeben. Nachdem Rußland zu einer vollständigen Entwickelung nach Außen ge langte, handelt es sich darum, daß es sich nunmehr consolidire und gegen jede Gefahr sicherstelle, im Innern seine moralischen und materiellen Kräfte zu entwickeln durch Fortschritte auf dem Gebiete des bürgerlichen, ökonomischen und socialen Lebens. Auf Vollendung dieser Aufgabe, wovon sich der Kaiser durch keine anderweitige Erwägung abbringen lassen i werde, solle die Politik Rußlands ganz und allein gerichtet sein, eine Politik, welche in Folge dessen > eine wesentlich friedliche sein und treu bleiben werde