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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.05.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100517010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910051701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910051701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-05
- Tag 1910-05-17
-
Monat
1910-05
-
Jahr
1910
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ivezvg-.yrn» Dr L«tp»ta »»» »»r-a, dxrch u^«r, Irtaer an» klxdileure 2«»l tialtL „« Hau« «edrachl: VO monatt., L.70^« »iertelitdrl. Be> unser» Mliale» ». Liv oahauk-llen abn'boll: 7S maaatl., L.LL vinnrlslbrl. Larck dt« V»k! »nn«rd«ld Leuischlan»« an» d«r deutschen nolonien »terteliLdrl U.«» man-ri. t^td ausschl. Postdeftellgeld. grrner in Belgien, Ttnemark, den Donaustaalen, Jlalieu, Luxemburg, diiederland«, Stör» wei,en, Lesteririch-Ungarn, Rußland, Schweden, Schwei, u. Spanien. Ja allen adrigen Staaten nur direkt durch di« «eichSil«!!ell- de» Blattes ertzLItlich. La» Leip,,ge, Tageblatt erlcheinl 2mal glich, ka»n> a. geicriaa» nur morgen«. vldonnen.enl'Annadm« i Vuguitusplatz 8, dei unseren Lrigern, Filialen, Spedikeuren und Annahmestellen, sowie PostLmlern uav Briestrtgern. »inzelieekausrprrl« »er Morain« mtgad» 10 der .' bendnutgade it dtedaktlvn und Geschäft-Ürllrr JohanniSgasj« «. ;ernwre»er: I4SS2. 14 Kitt. 14SS4, Morgen-Ausgabe. WpMerTagMaü Handelszeitung. Amtsblatt Los Rates und des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis Mr Jnierale an« steiviig und Umgebung di« Sgeivaltene bO mm breit« Pelitjeil« 2S 2z, di« 74 uu» breit« Sieklame,eile l »»» au«»««» UV 2z, dieklamen 1.2V Inserat» »»n Bebbrden im amtlichen Lest dt« 74 mm drrit« Petttzeil« 40 2z »rschaitSan,eigen mtt Pla-vorichrislea an» in der Adendauigad« >m Prciie erhösti dtaball nach Laut. Beilagegebsthr L p. Laasens exN. Postgebühr. Hestert eilt« Lustrtg« können nicht ,urück- gezvgen werden, gür da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garant!« übernommen An,eigen-Annahme, stlugustuSplatz 8, dei itmtlichen Filialen u. allen Lnnoncen- itrpeditionen de« In- un» Auriande«. Vanvl-Filiale Berlin r Lark Luniker, Ber,sgl. vayr.-ofbuch- yandlung, Lützowftratze IL (Le.ephan VI, Nr. 4«-0U>. Haupl-Siltale LrrSdrin Seeftratze «, I (Telephon 4021). 104. Jahrgang Nr. 134 Vienstttg, Öen >7. Mai ISIS. Das Mäitiglte. * In Braunschweig beginnt heute die 9. Hauptversammlung des Bundes Deutscher Berkehrsvereine. *Roosevelt ist in London eingetrofsen und vom König empfangen worden. (S. Letzte Dep.) * Uebcr die Republik Argentinien ist der Belagerungszustand verhängt worden. (S. Ausl.) * In Columbien (Amerika) fanden heftige Erdbeben statt. (S. Letzte Dep.) * Das Wettiner-Jagdrennen in Leip, zig und den Ehrenpreis des Königs gewann Lt. d. R. v Wietzlow auf „Beethove n". (S. Sport.) Der Reichstag. Der Reichstag der Jahre 1907—1911 wird den Geschichtschreibern der Zukunft zu schaffen machen. Mit welchem Charakterworte sollen sie ihn be zeichnen? Auch seinem Vorgänger lieh sich freilich keine scharfe Färbung zusprechen: die offene Rebellion seiner Majorität gegen die Kolonialpolitik der Re gierung war erst ein Werk seiner letzten Stunde. Aber daß ohne Aendernn- . Periode zwei ganz verschiedene Arten von Politik macht, dürste selten vorkommen. Besah der Vorgänger keinen Charakter, so weist dieser davon zwei auf: den Block der konservativ-liberalen Parteien", und den der konservativ-klerikalen Verbindung. Mit auher- ordentlicher mathematischer Genauigkeit ist der Dreh punkt zeitlich in der Mitte der Periode gelegen. Wir stehen am Ende der ersten Tagung der zwei ten Periode. Man kann nicht sagen, dah der konser vativ-klerikale Charakter scharf akzentuiert war. Aber auch der konservativ-liberale der ersten Periode war es nicht. Man vergleiche ihre Blüten und ihre Früchte. In die Maiennacht der „Paarung" siel der Reif jener Grabschrift, die sich der „agrarische Reichskanzler" be stellte. Natürlich war jene Rede aufs gründlichste mihverstanden, weil man auf die Worte und nicht auf den Zweck sah. Aber dah die eine Hälfte der „Paarung" mit den Finten und Mätzchen der poli tischen Kleinkunst bei guter Laune erhalten werden musste, zeigte zur Genüge, welch schlechte Neigung drüben dem aufrichtigen Willen der Linken entsprach, wie brüchig das über die Wahlen hinaus fort gefristete Zweckoerhältnis von vornherein war. Nach kaum Jahresfrist folgte dann die erste Rücktritts- vrohung des Fürsten Bülow wegen seines Zusammen- tohes mit dem Abgeordneten Paasche, die das Novum ,'ines Vertrauensvotums in unseren Parlamentaris mus einführte. Und nun die Früchte! Man nennt gewöhnlich das Börsengesetz und das Dereinsgesetz. Aber jene Novelle erscheint doch eigentlich bloh als eine selbstverständliche Korrektur einer völlig lebens unfähigen gesetzgeberischen Mihgeburt, und allein das Vereinsgesetz ist auf der liberalen Eewinnseite zu buchen. Zur Sommersonnenwende 1909 geschah nun der qrohc Umschwung, dah der bewuht in konstitutionelle Formen einlenkende Fürst Bülow um des Erbanfall- steuergesctzes willen die Kabinettsfrage stellte, und nach seiner Verwerfung seinen Rücktritt forderte, und dah dann der neue Reichskanzler die Finanzreform aus den Händen einer konservativ-klerikalen Koali tion entgegennahm. Aber bei dieser Erstlingsfrucht der neuen „Paa rung" ist es bisher geblieben. Man kann nicht eine einzige Streitfrage der abgelaufenen Tagung auf zeigen, bei der die neue Koalition zusammengewirkt hätte. Genau gesprochen, gab es gar keine ernsthafte Frage, die eine Scheidung der Geister nach dem ewi gen grohen Kriterium „Beharrung" oder „Fortschritt" zutage fördern konnte. Die Halbsession hat wirklich die Voraussage ihrer Farblosigkeit zur Wahrheit ge macht. Ihr Werk ist ja überhaupt unvollendet ge blieben: die wahrhaft grohen Vorlagen — Dersiche- rungsordnung, Iustizreform und Zuwachssteuer — find auf den Herbst vertagt. Wir glauben allerdings auch dann nicht an die Erscheinung eines frisch-fröhlichen Prinzipienkampfes. Das Interesse, mit dem auch die auherjuristische Welt 1876 die Beratung der Or- ganisationsgesetze begleitete, ist unserem Geschlechte zur Sage geworden, obwohl die heutigen Novellen an die damals so mihfälligen Schönheitsfehler: den Kompetenzkonflikt usw., gar nicht rllhren. Heber den Grundsatz der Arbeiterversicherung ist 1889 die Ent scheidung gefallen. Möglich, dah über die Zuwachs steuer, die als Stv.rtseinrichtung doch eine euro päische Neuheit darsteUt, der Meinungskampf bis zum Herbste sich noch erhitzen mag. Die einzige Tagesfrage, welche das allgemeinste Interest«, ja man darf ruhig sagen, die politischen Leidenschaften wachrust, wird außerhalb der zen tralen Körperschaften des Reiches abgespielt: die preussische Wahlrechtsfrage. Allein gerade sie hat sich bis zur Stunde den Versuchen entzogen, sie im Rah men der konservativ-klerikalen Verbrüderung zu lösen, freilich im Abgeordnetenhause ist es gelungen. Aber das Herrenhaus hat einen dicken Strich durch das Kompromiß gemacht, und unter Len Konservativen des Abgeordnetenhauses sitzen viel zu viele von sol chen Freunden der Reform und ganz besonders des Kompromisses, daß sie nur zu gern ihm mit Herren haushand das Genick brechen möchten. Die konservativ-liberale „Paarung" hat eine un glückliche Ehe ergeben, daran ist kein Zweifel. Sie wurde nach zweijähriger Dauer getrennt. Aus ihr sind zwei Kinder hervorgegangen: die herzlich ver krüppelte Novelle zum Börsengesetze und das leidlich lebensfähige Dereinsgesetz. Die Frucht der konser vativ-klerikalen Verbindung war gereist, ehe das ältere Verhältnis von Amts wegen aufgelöst wurde. Seither scheint der Schoh der Urheber mit Unfrucht barkeit geschlagen. Za, noch mehr: an die Legitimierung der neuen „Paarung" mag niemand herantreten. Es ist ein eigenartiges Schauspiel. So scharf beim konservativ liberalen Block der Charakter der Dernunftehc herausgehoben und unterstrichen wurde, die Existenz des „Blockes" wurde von beiden Seiten bekannt. Aber Konservative wie Klerikale werden jedesmal wild, wenn andere von ihrer Verbindung reden. Rein zufällig wollen sich die schönen Seelen in einer Sommernacht von 1909 in einer bloßen Naturschwär merei für allerhand materielle Dinge, wie Kastee, Tee, Bier, Tabak und Streichhölzer, zusammengefunden haben. Und mögen sie sich in die Brust werfen vor Stolz, dem deutschen Volke das Kind seiner endlichen Finanzordnung be schert zu haben, unter den Linden wollen sie sich noch heute nicht grüßen! So siecht der unter einem ganz anderen Sterne gewählte Reichstag von 1907 heute lustlos dahin. Was am politischen Leben sich in Deutschland regt, sieht von der uninteressanten Gegenwart hinweg auf die Zukunft der anrückenden Neuwahl. Der alte Reichs tag ist überreif geworden. Eine intime Staatskunst hätte doch wahrscheinlich vor Jahresfrist die Unzu träglichkeit eingesehen, den in einem ganz anderen Sinne gewählten Reichstag in eine völlig neue Kon stellation hinüberzuführen, die Frühjahrssonne, die im Zeichen der Zwillinge zwei liberale Gesetze schuf, in das Sternbild des Krebses eintreten zu lasten, ohne ihre müden Roste im nächtlichen Bade des ver jüngenden Ozeans zu erfrischen. Möglich natürlich immerhin, daß doch noch ein nichtvorherzusehendes Ungefähr den Lebensfaden abschneidet, ehe die 17 Monate um sind, die die bisherige Lösung dem verdorrenden und bis auf ein paar allerdings sehr wichtige Gesetze seiner Lebensaufgabe entledigten Greise gibt. Um so mehr gilt es für die Parteien, die sich zu einem der entscheidendsten Kämpfe rüsten, auf der Wacht zu stehen und ihre Vorarbeiten zu beschleu nigen. Die Wahl von 1907, die den Liberalen manchen wertvollen Gewinn eintrug, wäre vielleicht noch unvergleichlich günstiger ausgefallen, wenn nicht der Aufmarsch zu dem unerwartet früh aufgedrunge nem Kampfe den besten Teil der sechs Wahlwochen verschlungen hätte. Deutsches Reich. Leipzig, 17. Mai. * verband Sächsischer Industrieller. Der Ver band vogtländischer Appreturanstalten in Plauen ist dem Verbände Sächsischer Industrieller als körper schaftliches Mitglied deigetreten. * * Schiffahrtsabgaben. Der Arbeitausschuß der Rheinschiffahrtsintereßenten tritt mit einer neuen Denkschrift über die Schiffahrtsabgaben hervor, die ein allgemeines Interesse beanspruchen darf, weil sie der erste und einzige Versuch ist, den Stand der Schiffahrtsabgabenfrage im Zusammenhänge wenig stens für den Rhein darzustellen und^u kritisieren, was um so verdienstlicher ist, als die Oeffentlichkeit in Preußen geflissentlich im Dunkeln über die Angelegenheit gehalten wird. Wenn nicht aus Süddeutschland manchmal die Stimme eines offen herzigen Offiziellen oder Offiziösen käme, so wüßte man in Preußen gar nichts. Das ist nun einmal so der preußische Stil. Die inter essantesten Teile der Denkschrift sind wohl die, in denen die künftig aufzuwendenden Baukosten für die Rheinwasterstraße mit den von der preußischen Regie rung berechneten Erträgen der Schiffahrtsabgaben verglichen werden und dargetan ist, daß die 7 Mil lionen Schiffahrtsabgaben, die der Rhein im Jahre 1920 angeblich ausbringt, längst noch nicht einmal ausreichen, um die 86 Millionen Mark Baukosten zu verzinsen und zu tilgen, die die preußischenDenkschriften früher angenommen haben. Diese Vaukostensumme enthält aber längst nicht alle Pläne, die für den Rheinstrom schon heute vorliegen. Sehr lehrreich sind ferner die Betrachtungen über die hohen Schiff fahrtsabgaben für Getreide und die Befürchtung, daß gerade hier weitere Belastungen der Volks ernährung nicht ausgeschlossen sind. Die Denkschrift spricht sich nochmals grundsätzlich ablehnend gegen die Schifsahrtsabgaben aus. * Säbel« End«? Mit der wohl sicher bald be vorstehenden Abschaffung des Kavallerie säbels und seinem Ersatz durch das am Sattel zu tragende, mit einer Vorrichtung zum Aufpflanzen I auf den neuen langen Karabiner versehene kurze Seitengewehr geht in Heereskreisen gleichzeitig eine Strömung, auch den Offizierdegen durch eine handlichere Waffe zu erietzen. Ein naheliegender und bereits propagierter Gedanke ist die Einführung des Marinedolches, der von den Offizieren usf. unserer Flotte fast ausschließlich getragen wird und sich großer Beliebtheit erfreut. Der Ernstfall dürfte in absehbarer Zeit den nicht berittenen Offizier mit Karabiner und Seitengewehr bewaffnet finden, eine Praxis, wie sie bereits in Südwestafrika der Feld gebrauch bei allen vor dem Feinde stehenden Ab teilungen schnell gezeitigt hat. * Die Unübersichtlichkeit des Entwurfs zurReichs- oerficherungsordnllng. Der große Ausschuß des Hansa-Bundes zur Reichsversicherungsordnung hat sich unter anderem (Kosten der Versicherungs ämter usw.) besonders auch mit der Frage der äußeren Anordnung des Reichsversicherungsrechts beschäftigt. Dabei wurde besonders daran Anstoß genommen, daß ein doch für Laien bestimmtes Gesetz durch die Kodifizierung derartig kompliziert und un übersichtlich ist, daß es für den praktischen Gebrauch fast ungeeignet erscheinen muß. Die Begründung selbst redet davon, daß dieser Unübersichtlichkeit leicht abzu helfen sei: Der Buchhandel würde schon das Richtige treffen, er würde schon die einzelnen Gesetze heraus nehmen und diesen aus den anderen Gesetzen das hinzufügen, was jemand, der dieses einzelne Gesetz studiere, eben brauche. Also erst der Buchhandel soll die fehlende Uebersichtlichkeit Herstellen. Das ist die herbste Kritik, die gefällt werden kann. Nun gibt es weiter in dem 1754 Paragraphen umfaßenden Entwurf eine Unmenge Stellen, wo von einem Paragraphen auf den anderen verwiesen wird. Besonders in dem Teil, der über die See unfallversicherung handelt, gibt es nur wenige Paragraphen, wo die Verweisungen fehlen. Und das Schlimmste ist folgendes: Wenn man endlich zu dem Paragraphen gelangt ist, auf den man verwiesen wurde, findet man wieder eine Verweisung auf einen anderen Paragraphen, der vielleicht 10 Seiten vorher steht. Endlich wird die Uebersichtlichkeit dadurch erschwert, daß man gewiße Punkte, die unbedingt zu einander gehören, einfach auseinandergezogen hat. So steht Lei dem Kapitel: „Leistungen der Krankenkasse" nicht ein Wort über die Leistungen der Landkrankenkassen. Erst wenn man viele Seiten weiter blättert und den Abschnitt „besondere Berufszweige" erreicht bat, findet man die Ausnahmebestimmungen für tn? landwirtschaftlichen Arbeiter, Dienstboten und die neu versicherungspflichtigen Personen. Hier wäre eine von amtlicher Seite zu fördernde besondere Handausgabe dringend zu wünschen. * Ueber neue Fäll« von agrarischem Boykott wird dem Hansabund aus Pommern berichtet. So for derte z. B. in Dramburg die Frau eines Groß grundbesitzers (!) von einem Kaufmann eine schrift liche Bescheinigung über seinen Austritt aus dem Hansabunde. * Eine deutsche drahtlose Glanzleistung. Nach einem aus Ostasien eingegangenen dienstlichen Bericht hat die drahtlose Bordstation auf dem englischen Kriegsschiff „Bedford" im Hafen von Hongkong kürz lich ein Funkentelegramm ausgenommen, das 700 Seemeilen westlich von Colombo, Ceylon, mit einer dreipferdekräftigen Telefunkenstation des deutschen Reichspostdampfers „Kleist" an das britische Admiralsschiff „Minotour" aufgegeben und von dem „Bedford" klar und deutlich mitgelesen war. Die überbrückte Entfernung beträgt 2820 See meilen --- 5217 Kilometer, wobei die Funken depesche und ihre elektrischen Wellen den Golf von Bengalen, Teile des gebirgigen Birma, Siam und Jndochina zu überwinden hatten — ein draht loser Rekord, wie er von keinem anderen System bisher auch nur annähernd erreicht worden ist. * Ostafrikanische Zentralbahn. Die Eleisspitze der Ostafrikanischen Zentralbahn ist Anfang Mai, wie der „Deutschen Kolonialzeitung" aus Dares salam telegraphiert wird, bei Station Kikombe 232,5 km hinter Morogoro an gelangt. * Bereinigung Kameruner Pflanzer. In der letzten Sitzung des Vorstandes der Berliner Vereinigung Kameruner Pflanzungen kam zur Sprache, daß der Kameruner Kakao in Deutschland nicht den Absatz findet, den er seiner Qualität entsprechend finden muß, und daß einige Unternehmungen gezwungen sind, ihren Kakao nach England zu verkaufen. Es kann somit den Kameruner Pflanzungen nur ange nehm sein, daß eine direkte Dampferverbindung zwischen der tropischen Westküste Afrikas und New Pork errichtet wird, um auch hier den Kameruner Kakao auf den Markt bringen zu können. * Förderung der Kickxia - Kultur in Kamerun. Seit September 1907 werden vom Kaiserlichen Gou verneur alle neu aus Deutschland herauskommenden Gärtner und Landwirte der Versuchsanstalt für Landeskultur in Viktoria überwiesen. Nach einer Ausbildungszeit von zwei bis drei Monaten werden diese Beamten als Hilfsbeamte der Kautschuk- inspektion den Bezirken Lomie, Dume, Iaunde und Ebolova zugeteilt mit der Weisung, unter den Ein geborenen des Bezirks belehrend zu wirken und Gummischulen und Pflanzgärten anzuleaen. Die Tätigkeit dieser Beamten ist trotz vieler Schwierig keiten nicht ganz erfolglos gewesen, berechtigt vielmehr zu guten Hoffnungen. Beispielsweise berichtet die Station Dume: „In einigen Dörfern in der Nähe der Station Dume find bereits Saatbeete für Kickxia angelegt worden, so daß im Herbst 1910 für jedes Dorf 5000 bis 20 000 kleine Pflanzen zum Versetzen in die Farmen bereit sein werden, da größtenteils dort nur Mais gepflanzt wird, so sind die neu angelegten Farmen der Einge borenen sehr groß. Die Kickxia Pflanze soll sofort bei der Bestellung der Farmen gepflanzt werden, so daß der Mais die jungen Pflanzen beschattet." Aus anderen Dörfern hat man je zwei junge Leute auf der Station herangezogen, um Kenntnis zu nehmen von der Anlage von Saatbetten und der Anpflanzung von Kickxia. Gouverneur Dr. Seitz ist sich, wie aus dem Mitgeteilten hervorgcht. also wohl bewußt, daß angesichts der Ausbeutung der wertvollen wilden Kameruner Kautschukdestände Neuanlagen eine drin gende Notwendigkeit sind. Ruslsnü. Gnglsnü. * Die Iren und der Tod des Königs. Der Führer der irischen Nationalisten Redmond hielt am Freitag bei einer großen nationalistischen Kuno- gebung in Armagh eine Ansprache, in der er seinem Mitgefühl für die Familie des ver storbenen Königs Ausdruck gab, der ein Freund Irlands gewesen sei. Sein Nachfolger sei Hossein ttch von demselben Gefühle gegenüber den Iren be seelt. Im weiteren Verlauf seiner Rede erklärte Redmond, nach Ablauf einer schicklichen Trauerzeit müsse die Sache des Volkes gegen das Oberhaus zum Siege geführt werden. Kutzlsnü. * Vorstoß der Reaktion. In der letzten Sitzung der Reichsduma brachten die extreme Rechte und die Rationalisten eine Interpellation über die Hochschulen ein, in der die Regierung auf revolutionäre Organisationen der Studentenschaft, die regierungsfeindliche Haltung einiger Professoren und andere Mißstände im Universitäts leben aufmerksam gemacht wird. Die Inter pellation wurde gegen die Stimmen der extremen Rechten, der Nationalisten und der Sozialdemokraten für nicht dringlich befunden und einer Kommission überwiesen. Äryenlimen. * Wirren in Buenos - Aires. Eine Anzahl Stu denten drang in Buenos-Aires in die Geschäfts räume eines anarchistischen und eines sozialdemokra tischen Blattes, zerstörte die Maschinen und richtete auch sonstige Beschädigungen an. Nach ihrem Zer störungswerk in den Geschäftsräumen der sozia listischen und der anarchistischen Zeitung setzten die Studenten ihre Kundgebungen fort. Vor dem Hause der sozialistischen Syndikate und an anderen Punkten der Stadt kam es zu K r a - wallen, bei denen mehrere Personen verletzt wurden. Die Demonstranten durchziehen die Straßen unter Absingen der argentinischen Hymne. Da die A n a r ch i st e n beschlossen haben, bei Ee leaenheit der Hundertjahrfeier einen revolutio nären G e ne r a 1 st r e i k in Szene zu setzen, hat die Regierung unter Zustimmung von Kammer und Senat unverzüglich über die ganze Republik den Belagerungszustand auf unbe stimmte Dauer verhängt. Rus Leipzig unü llmgegenü. Leipzig, 17. Mai * Psingst-Epilog. Eigentlich kommt ein Epilog heute noch verfrüht, denn für viele Glückliche ist ja der heutige Tag auch noch ein Feiertag. Aber der Chronist hat doch unbedingt die Pflicht, heute schon einiges zu registrieren, was uns an den Pfingstfeier- tagen 1910 besonders angenehm auffiel. Da ist nun in erster Linie eins hervorzuheben und mit dem Prä dikat „lobenswert" zu bezeichnen: das Wetter! Da mußte ja selbst dem ärgsten Misanthropen das Herz im Leibe lachen bei diesem wundervollen Wetter, das die beiden Feiertage auszeichnete. Kein Oiewitter wölkchen erschreckte ängstliche Gemüter, kein Tröpfchen Regen bedrohte den neuen kostbaren Sommerhut, das duftige Kleid, das man des Sonnenbrandes wegen angelegt. Stets Unzufriedene stöhnten sogar schon über diese „Hundstagshitze". Abertausende andere aber freuten sich ihrer jubelnd, denn solche „Psingst- partie" gabs schon lange nicht mehr. Es freuten sich die Menschen, die hinauskonnten aus den engen Straßen der Stadt in die herrliche, frisch erwachte Natur; es freuten sich die Gastwirte, bei denen man nach langer Wanderung oder Fahrt Atzung und Küh lung des Durstes suchte; es freuten sich die Verkehrs institute über den kaum zu bewältigenden Verkehr, der sich ziffernmäßig heute noch nicht einmal schätzen, geschweige denn festfiellen läßt. In dieser ihrer Freude sorgte auch die liebe Sächsische Staatsbahn dafür, daß die mit Recht so beliebten „Viehwagen" wieder ausgiebig in die Erscheinung traten. Die reine Psingstfreude empfindet nur der, der mit einem Billett zweiter Klasse in solchem „Viehwagen" von Meißen nach Riesa fahren darf, weil die Inhaber von Billetts vierter Klasse die Abteilungen zweiter Klasse besetzt haben. Aber schön — selten schön war Pfingsten 1910 doch! * Auf das Zahresfest der Evangelisch-lutherischen Mission zu Leipzig am Mittwoch, den 18. Mai, wird hierdurch nochmals hingcwicscn. Bei dem Festgottes dienst 9 Uhr vormittags in der Nikolaikirche hält Kirchenrat Auerb ach Gera-Untermhaus die Predigt, worauf Missionsdirektor O. v. Schwartz den Jahresbericht erstattet. Voraussichtlich findet die Abordnung eines Missionars nach Deutsch Ost afrika statt. Abends ' Uhr wird im Großen Saale des Zentraltheatcrs eine öffentliche Versammlung mit Ansprache von Miß. Jäger aus Indien. Zessen aus Deutsch-Ostafrika und Pf. Hoff man n - Niederebcrsbach abgehalten. Gäste sind willkommen. * Gastwirt Adolf Steyer s. Am 1. Psingstseicr- tage verstarb in Hanau der Ehrenvorsitzende des Bundes Deutscher Gastwirte, Adolf Steyer, im 62. Lebensjahre. Seiner ganzen Wirksamkeit nach ist der Dahingegangene ein Leipziger gewesen. Tausenden von Einwohnern unserer Stadt ist er be kannt geworden als Pächter des „Cafö Fran^ais" und später als Bewirtschafter des „Künstlerhauses". Ein dauerndes Andenken hat er sich aber in den Kreisen seiner Kollegen geschaffen durch die Tätig keit, die er im Interesse des gesamten deutschen Gast- wirtsstandcs entwickelte. Jahrelang nahm er al» Mitglied des Vorstandes an den Arbeiten des Bun des lebhaften Anteil und zeichnete sich durch ernste, eifrige Arbeit und durch seine Kenntnis der Ver hältnisse aus. Im Jahre 1901 wurde ihm dos Amt des Dundcsvorsitzenden übertragen und etwa neun Jahre hat er es unter allseitiger Anerkennung ver
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