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80. Jahrgang Montag den 27. Juli 1S14 abends Nr 171 jenigen Dienstpflichtigen, welche einzurücken haben, werden hierdurch darauf hingewiesen, daß sie durch Einberufung-, karten verständigt werden. Den Einberufenen werden die Reisekosten zurückvergütet. Jene Dienstpflichtigen, welche nicht über genügend Barmittel verfügen, haben sich beim nächstgelegenen österreichisch - ungarischen Konsulate in Dresden, Leipzig oder in Chemnitz zu melden, wo ihnen bei Borweis der Einberufungsordre die Reisekosten aus- gezahlt werden. Eine Amnestie wird erlassen für sofort eintreffende Stellungsslüchtlinge und Deserteure. Die gleiche Amnestie gilt für nichteinberufene doch sofort ein- reckende Siellungsflüchtlinge. Rom. Gerüchtweise verlautet, daß Kaiser FranzJosef vom Papste um die Aufrechterhaltung des Friedens gebeten , worden sei. Diese Meldung wird als verfrüht bezeichnet, I doch ist die Möglichkeit gegeben, datz der Papst seinen Einfluß zu einer baldigen Beilegung des Krieges geltend machen wird. Paris. Es bestätigt sich, datz der französische Minister des Aeußeren Biviani den Präsidenten Poincarrre nicht mehr nach Kopenhagen begleiten wird. Viviani hat gestern abend 6 Uhr Stockholm verlassen und sich schnell stens nach Paris zurückbegeben. London. Der Sonderkorrespondent der Daily Mail in Belgrad meldet seinem Blatte: In serbischen politischen Kreisen wird erklärt, datz die österreichische Note eine Be leidigung Serbiens darslelle, die in der Geschichte der Völker unerhört sei Die Bevölkerung Belgrads sei auf das äußerste entrüstet, doch herrsche noch Ruhe. Bereits gestern seien auf der österreichischen Gesandtschaft die Akten und Dokumente verpackt und aufs andere Donauufer ver bracht worden. Nach den ereignisreichen Stunden des Sonnabend abend ist jetzt etwas Ruhe eingetreten. Kaiser Wilhelm ist in den Nachtstunden des heutigen Montag in Potsdam eingetroksen. Auch die Kaiserin hat ihren Aufenthalt in Wilhelmshöhe unterbrochen und kehrt nach Potsdam zurück. König Friedrich August wird Dienstag in Dresden zurückerwartet. Noch von Bord der Hohenzollern aus soll ein Depeschenmechsel zwischen dem Kaiser und dem Zaren stattgefunden haben, dem man größte Bedeutung beimißt. lieber Paris kommt die Meldung, daß Prinz Heinrich von Preußen in London die Neutralität Englands bei einem mitteleuropäischen Kriege erzielen soll. Wird England aber wirklich um Rußlands oder Frankreichs willen mit in einen Krieg eingreifen? Wir glauben es nicht, und ein der Londoner Regierung sehr nahestehendes Blatt schreibt: England ist in keiner Weise durch irgend, welche Verträge verpflichtet, an einem kontinentalen Kriege teilzunehmen, selbst wenn Frankreich und Rußland hinein- gezogen werden sollten. Die gleiche Ansicht spricht übrigens auch eine große Anzahl der bekanntesten eng- lischen Morgenblätter aus. Man hält es in London für ausgeschlossen, daß tatsächlich ein bewaffneter Konflikt zwischen sämtlichen Großmächten Serbiens wegen aus brechen werde und glaubt bestimmt, daß der Kampf lokalisiert bleiben wird. Immer wieder aber taucht die Frage auf: Was wird Rußland tun? In Petersburg wird ebenso fieberhaft ge arbeitet, wie in Wien und Belgrad. Ssasanow hatte gestern lange Unterredungen mit dem deutschen und österreichischen Botschafter. Etwas näheres über die Be ratungen war aber nicht zu erfahren. Schon am Sonn tag glaubte man, die Mobilisation der russischen Armee erwarten zu können, sie ist bisher noch nicht erfolgt, einzig die Zoglmge der Offiziersschulen, etwa 2000 an der Zahl, Ovft-Berpachtmig. Mittwoch den 29 2uli nachmittags 1/26 Uhr soll im Gasthof zum „Hirsch" das auf den städtischen Fluren anstehende Obst vervachtet werden. Dippoldiswalde, den 23 Juli 1014. vor stückt riarüussoduü. Die »Weiberitz - Zeitung" erscheint täglich mit Aus- nähme der Sonn» und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausge geben. Preis vierteljähr lich 1 M. 60 Hf., zwei- monatlich 1 Mark, ein monatlich 80 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Der Krieg zwischen Oesterreich-Ungarn nnd Serbien. Ein längerer Aufsatz in der heutigen Beilage rekapituliert noch einmal die Vorgänge, ist aber durch die Ereignisse überholt. Bereits am Sonnabend abend konnten wir durch Extrablätter nicht nur die russische Intervention zu gunsten Serbiens und das strikte „Nein" der österreichischen Regierung, sondern auch di: allerdings vielfach wenig Glauben findende Meldung von einem wahrscheinlichen Nachgeben Serbiens und schließlich weitere schwerwiegende Drahtnachrichten bekannt gegeben: Wien. Der serbische Gesandte in Wien hat einem Vertreter der Telegraphen-Union mitgeteilt, daß er ein Telegramm erhalten, datz der in Belgrad noch tagende Minifterrat die Forderungen Oesterreichs in vollem Umfange zu akzeptieren bereit fei. Der Ministerrat tagt noch. Wien. Der österreichisch-ungarische Gesandte Frei herr v. Giesl und das Gesandtfchaftspersonal haben heute Belgrad verlassen, da die Antwort der ser bischen Regierung Oesterreich nicht genügend erscheint. König Peter und die serbische Regierung haben Bel grad ebenfalls verlassen. Der Ausbruch des Krieges ist nur noch eine Frage von Stunden. Wien. Kie serbische Regierung hatte Belgrad schon vor der Erteilung der Antwort verlassen. Die Mo bilisierung -er Truppen war bereits mittags 3 Ahr angeordnet. Das war nichts anderes als der „Ausbruch des Krieges". Schlachten waren damit allerdings noch nicht geichlagen. Am Sonntag früh 7 Uhr lagen folgende Meldungen vor: Berlin. Kaiser Wilhelm hat sein« Nordlandsreise unterbrochen und ist zurückgekehrt. Berlin. Aus allen Teilen des Reiches meldet man die Begeisterung der Bevölkerung für Oesterreich Ungarn. Berlin. Vor der russischen Botschas! sammelte sich vergangene Nacht zwilchen 12 und I Uhr eine große Menschenmenge an, johlend und pfeifend und Rufe aus- stoßend, wie.- „Nieder mit Rußland!" „Nieder mit Serbien!" „Hoch Oesterreich!" Die Polizei trieb die Ansammlung auseinander. Wien. Der gesamte Eisenbahnverkehr Oesterreichs ist unter militärische Bewachung gestellt. Wien. Der serbische Gesandte hat mit dem Gesandt schaftspersonal Wien verlassen. Belgrad. Der deutsche Gesandte Freiherr v. Griesinger hat den Schutz der österreichischen Staatsangehörigen in Serbien übernommen. — Es verlautet, daß die serbische Regierung die größten Anstrengungen mache, um Rußland zum sofortigen Einschreiten zu veranlassen. Wie die Kriegswelle immer weitere Kreise schlägt, zeigt folgende Drahtnachricht, die am späten Vormittag eintras: Pari». Die nationalistische Presse beschäftigt sich in ihren Morgenblättern mit den Kundgebungen der Berliner gegen Rußland. So schreibt das „Echo de Paris": Wenn die Deutschen die Wacht am Rhein fingen, wo man sich an der Donau schlägt, so sollen wir uns nicht bedroht fühlen und sagen, daß einem zweiten 1864 «in zweites 1870 folgen müsse? Es ist nicht ausgeschlossen, daß unter dem Einflüsse der Berliner Ereignisse auch unter der Pariser Bevölkerung, die sich bisher sehr ruhig verhielt, Manifestationen statlsinden werden. Im Krieg,mtnisttttum und im Kabinett herrscht fieberhafte Tätigkeit. Sämtliche Minister kehrten aus ihr- Posten zurück. Im Laufe der Nacht erschienen aus dem einzigen Pariser Telrgrophen- Jnserat« werden mit 15 Pf., solche aus unsere« Amtshaupttnannschaft mit 12 Pf. die Spaltzetle oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag.—Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. amte, das geöffnet war, Soldaten mit ganzen Paketen von Telegrammen, die an beurlaubte Offiziere gerichtet waren, die jedenfalls zurückbeordert wurden. Auch sämt liche beurlaubten Schutzleute wurden zurückgerufen. Bemerkenswert ist noch, daß man in Paris viel von der Rückkehr des deutschen Kaisers nach Berlin erhofft. Man glaubt nicht, daß der friedliebende Monarch es gestatten werde, daß wegen Serbien ein Weltbrand entsteht Man hält das sogar für ausgeschlossen. , Eine weitere zu gleicher Zeit eintreffenoe Meldung zeigt, wie verschieden das Verhalten Serbiens beurteilt wird, je nach der Quelle der Meldung: Paris, 26. Juni. Ein Korrespondent des Journals hatte eine Unterredung mit dem serbischen Minister-Prä sidenten Pasitsch, der unter anderem erklärte: Wenn die serbische Regierung klein beigrgeben hätte, so hätten wir unsre Konstitution vollkommen ändern und einen Staats streich begehen müssen. Das konnten wir nicht. Wir sind bereit, Oesterreich-Ungarn Konzessionen zu machen und die an dem Serajewoer Attentat beteiligten Ver brecher nach serbischem Gesetz zu bestrafen. Wir können aber nicht die Mitarbeit der österreichischen Polizei dulden. Die Note enthielt außerdem eine ganze Reihe anderer unannehmbarer Bedingungen^ Was auch immer geschehen mag, wir sind entschlossen, nicht nachzugeben, hoffen, die öffentliche Meinung Europas aus unserer Seite zu haben. Auf einen Hinweis auf die militärischen Maßnahmen Oester reich Ungarns, erwiderte Pasit ch, daß Serbien im Gegen satz keinerlei militärische Vocbereitungen getroffen habe. Wie nicht anders zu erwarten, häufen sich bei der- arrigen Gelegenheiten dir Meldungen. Gar manche be ruht auf weniger einwandfreier.Quelle. Eine Kontrolle, ob wirklich Tatsache, ist aber ausgeschlossen. Bis mittags l Uhr lagen noch folgende Drahtnachrichten vor: Wien. Der serbische Generalstabchef Putnik soll auf der Durchreise in Budapest gefangen worden sein. — Der serbische Hof ist mit der Regierung nach Kragujewatsch verlegt. Berlin. Aus Wien wird gemeldet, daß die Kriegs erklärung heute morgen erfolgt sein soll. — Kaiser Wil helm trifft heute abend 1020 ,jn. Brüssel. In diplomatischen Kreisen verlautet, daß Frankreich und England gemeinsame Schritte unternehmen werden bei Oesterreich und Serbien, um die Angelegen heit wenn möglich noch in letzler Stunde auf friedlichem Wege zu regeln. Belgrad. Seit drei Tagen zeigen sich in den öster reichischen Grenzorten große Truppenbewegungen. Tag und Nacht kommen Dampfschiffe an mit Militär. In Semlin sind alle Schulen und viele Privathäuser vom s Militär besetzt. Die Dörfer an der unteren Donau gleichen s Zeltlagern. Mühlen und Nahrungsmitteldepots wurden mit Beschlag belegt. Große Kahnladungen mit Munition trafen ebenfalls «in. Belgrad. Die Skupschtina ist für den 27 Juli ein- berufen. Der Kronprinz hat die Mobtlisierungsordre im Namen des König» unterzeichnet. Wien Oesterreich hat acht Armeekorps alarmiert, darunter das Prager und das Leitmeritzer. Die für uns Deutsche wichtigste Frage „Wild Rußland eingreifen?" sand keine Klärung, auch nicht durch die folgenden noch Sonntag abend veröffentlichten Nachrichten. Dresden. Der hiesige österreichisch ungarische Geschäfts träger, Graf Hoyos, hat an die wehrpflichtigen Oester- reicher und Ungarn eine Anordnung rrlaisen. In Oestrrreich-Ungorn wurde von Sr. k. und k. apostolischen Majestät «ine leilwelse Mobilisierung angeordnet. Die- Weikeritz-Mmg Tageszeitung nnd Anzeiger siir HMM Anlitdtbtrgn.lt. Amtsblatt str die Königliche Amt-H-Uptmannschast, da- Königliche Amt-gericht und den St-dtr-t zu D.pp°ld.-walde. Mit achts-Mg-m „Illustriert-« «nt-rhaltu«gs»latt" und Gurauti- übernommen. Nir »i- Aust..»«.- eine- Jus-rat- au b-s«mm.°r St-N- uud au b°ttnm.t«nTagn^ V-iantw-rtlich-r Redakteur: Paul J-Hn-, — Druck und Verlag von Carl Jehn- ipp - Die Schw-In-s-nch- P mü« °°m Schwün-b-h-nd- de- SuI-b-IItz-r- M. «erbe, in Born«-«-., Nr DIP»°M-w-N», 25 ,7. Mfgkhovc« ii, »„ im s-lchos- -» en«°°^ , E-g- <- »ht angesetzte Versteigerungstermin. o 656N4>°^^^ den ^^gvollzieher des Königlichen Amtsgericht». Bekanntmachung. Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften der Armee dienstlich verboten ist, innerhalb ihrer eigenen oder einer fremden Truppe oder Behörde Zivilpersonen oder den Handwerksmeistern der Truppen und der militärischen Anstalten usw. zur Ausübung des Gewerbebetriebes Beihilfe zu leisten, insbesondere durch Vermittelung oder Erleichterung des Abschlusses von Kaufgeschäften, Versicherungsverträgen und dergleichen. - Den Unteroffizieren und Mannschaften ist befohlen, von jeder an sie ergehenden derartigen Aufforderung ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Dresden, den 23. Juli 1014. . Kriegsministerium. v. Carlowitz. Formulare und andere Drucksachen für Gemeinde- und andere Behörden liefert in zweckentsprechender Ausführung die Buchdruckerei von Earl Jehne, Dippoldiswalde