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Wcheritz-MW Amtsblatt für die Mii«- UmlsSmplmamschaft MvpMswalde, sowie sm die Miglich-n Amtsgerichte und d,e StadtrAhe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Dlt- „Welßerih-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: DienStgg, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 28 Pfg/, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeilr 20 Pfg. Verantwortlicher Redacteur: Paul Ithne in Dippoldiswalde. Nr. 83. Donnerstag, den 17. Juli 1890. 56. Jahrgang. Das Kabinet Salisbury. Die Stellung des Ministeriums Salisbury in Eng land ist in letzter Zeit durch verschiedene Vorgänge in der inneren Politik eine immer schwierigere geworden, so daß es allgemein hieß, das Kabinet werde sich nicht länger hatten können, falls dasselbe nicht zu einer Par lamentsauflösung schreite oder aber sich eine Umbildung gefallen laste. Eine Parlamentsauflösung mit darauf folgenden Neuwahlen erschien jedoch angesichts ver deutlichen Verstimmung, welche in weiten Wähler kreisen des Landes gegenüber der Negierung herrscht und von der unter Anderem verschiedene für letztere ungünstige Parlamentsersatzwahlen zeugten, nicht rälh- lich und daher erschien eine Umbildung des Kabinets Salisbury als der einzige annehmbare Weg für die Negierung, um aus den inneren Schwierigkeiten heraus zukommen. Bereits wußte denn auch eine offiziöse Londoner Depesche von Verhandlungen über eine be vorstehende Rekonstruktion des Kabinets zu berichten, wonach der Erste Lord des Schatzes und Führer der Regierungspartei im Unterhause, Smith, zurücktreten und durch den bekannten konservativen Heißsporn Lord Randolph Churchill ersetzt werden sollte, aber diese Meldung ist alsbald von Mr. Smith selber als un begründet bezeichnet worden und scheint demnach die Zusammensetzung des Ministeriums Salisbury dieselbe dleiben zu sollen, wie bisher. Es muß allerdings zu gegeben werden, daß mit der demnächst erfolgenden Vertagung des englischen Parlaments bis zum nächsten Herbst die Regierung wieder etwas Luft bekommt, aber dennoch ist sür sie hiermit noch nicht viel ge wonnen. Die schwankende, unberechenbare und wider spruchsvolle Haltung des Ministeriums Salisbury während der gegenwärtigen Parlamentssession, in deren Verlaufe das Kabinet mehr als einmal die Fühlung mit den Regierungsparteien, den Konservativen und den Unionisten verlor, hat aus weite Kreise des eng lischen Volkes einen sehr Übeln Eindruck gemacht und dieser ist noch durch den einstweiligen Verzicht der Re gierung aus die Reformgesetzgebung in Irland und in Wales, welcher einer Niederlage des Kabinets sehr ähnlich sieht, vertieft worden. Zu den verschiedenen inneren Widerwärtigkeiten, mit oenen sich Salisbury herumschlagen muß, ist nun auch noch die jüngste Lon doner Streikbewegung gekommen und wenngleich der Streik der Polizisten u. s. w. mit der Politik an und für sich gewiß nichts zu thun hat, so sind dies doch Vorgänge, welche mittelbar wenigstens zur Schmälerung des Ansehens der Tory-Regierung das ihrige mit bei tragen. Schließlich hat es auch nicht an Versuchen gefehlt, dem Ministerium sogar schon auf dem Gebiete der auswärtigen Politik Schwierigkeiten zu bereiten, zu denen den parlamentarischen Gegnern Salisburys das deutsch-englische Abkommen und speziell die Ab tretung Helgolands an Deutschland die Handhabe bot. Aber gerade hier war es Lord Salisbury ein Leichtes, die feindlichen Angriffe zurückzuweisen und die glän zende Rede, in welcher der leitende Staatsmann Eng lands im Oberhause bei der zweiten Lesung der Helgo landbill den deutsch-englischen Vertrag vertheidigte, be deutet unstreitig einen großen Erfolg Salisburys. Die Bill ist denn auch vom Oberhause nunmehr in der Einzelberathung angenommen worden und auch ihre Genehmigung durch das Unterhaus kann nicht bezweifelt werden. Im Uebrigen bleibt jedoch die Lage des gegenwärtigen konservativen Kabinets Englands fortgetzt eine heikele und ungewisse. Sie hat ihren Ursprung theils im eigenen Verschulden des Kabinets, theils aber auch in dem mißlichen Umstand, daß es sich auf zwei Parteien zugleich stützen muß, die nur durch den Zwang der Umstände, nicht aber durch ge meinsame politische Ueberzeugungen zusammen gehalten werden. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß das Kabinet Salisbury, sollte es auch noch die nächste Herbstsesston des Parlamentes überdauern, seine Tage als gezählt betrachten muß, und daß die im kommen den Jahre in England stattsindenden allgemeinen Neu wahlen zum Parlament höchst wahrscheinlich wieder ein liberales Kabinet an's Ruder bringen werden, dessen Haupt natürlich Nieniand anders als Mr. Glad stone, der „große alte Mann", sein würde. Lokales und Sächstsches. Dippoldiswalde, 16. Juli. Gestern ist ein schon längst seitens der städtischen Kollegien in ernste Er wägung gezogener Antrag zur Ausführung gekommen: die deutsche Müllerschule ist mittelst Kaufvertrags in den Besitz der Stadt übergegangen. Wennschon wir nicht in der Lage sind, über diese Angelegenheit hier ausführlich berichten zu können, so wollen wir doch nicht unterlassen, unsere aufrichtigen Segens wünsche für diese neue Phase der Entwickelung der genannten Anstalt auszusprechen und der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß der von der städtischen Ver tretung wohlerwogene Entschluß zum Besten der Schule und unserer Stadt gereichen werde. Bis zu Ende des Sommerhalbjahres wird Herr Direktor Simon-Acker mann die Anstalt leiten. — „Glück zu!" Endlich lacht die Sonne wieder freundlich und bald wird der Mensch, dem es ja die Natur nie recht machen kann, die Wärme unerträglich nennen und sich nach einem erfrischenden Bade sehnen. Was für eine Bedeutung aber das Bad, mag es Nun Abkühlungs- oder Reinigungs-, Dampf-, Fluß- oder Seebad sein, für unsere Gesundheit hat, hat an einem der letzten Vereinsabende Herr Schuldirektor Simon- Ackermann in einem längeren Vortrage in eingehender und begründender Weise auseinandergesetzt, sowie er auch die von der Gesundheitslehre gebotenen Ver haltungsmaßregeln beim Baden anführte, als da sind: 1. Bade vor oder 3 Stunden nach der Mahlzeit! 2. Kühle dich gehörig ab! 3. Bade nicht zu lange! 4. Trockne dich gehörig ab! 5. Kleide dich schnell wieder an! — Am vergangenen Sonnabend hielt Herr Kaufmann Lincke einen Vortrag über „Wetten und ihre Folgen." Mit den Anwesenden in verschiedene Scherzwetten eingehend, die zur größten Heiterkeit bei trugen, erzählte Herr Lincke aber auch als warnende Beispiele von verhängnißvollen Folgen solcher Wetten, die in frevelhafter Weise und zur Kraftprobe unter nommen wurden. — Bei Gelegenheit des nächsten Herbstmanöoers werden wir den Genuß eines guten Militärconcertes uns bieten können, indem Herr Musikdirektor Gietzelt mit seiner dem 103. Regiment (Garnison Bautzen) an gehörenden Kapelle im hiesigen Schießhause ein Concert geben wird. Herr Gietzelt ist, wie bekannt, ein hiesiges Kind, indem er, aus Reichstädt stammend, vom früheren Stadtmusikdirektor Fischer hier seine erste Ausbildung in seiner Kunst erlangte. Durch weitere fleißige Arbeit und durch den Besuch des Konservatoriums zum erfolg reichsten Abschlüsse seines Bildungsganges gelangt, hat er sich sodann nach und nach einen der ersten Plätze unter den sächsischen Militär-Musikdirigenten erobert und die Kapelle des 103. Regimentes leistet anerkannt Vorzügliches, wie wir vor einigen Jahren bei Gelegen heit des Manövers in einem hier veranstalteten Con- certe schon bestätigt fanden. Das Concert findet, wenn nicht unvorhergesehene Umstände eintreten, Sonntag, den 24. August, statt. SeiferSdorf. Wie so Manches, das Jahrzehnte lang den an ihn gestellten Bedürfnissen zu genügen schien, bei einem Besitzwechsel eine der Neuzeit ent sprechende Veränderung erfährt, so ist auch der hiesige Gasthof von seinem jetzigen Besitzer einer bedeutenden Erweiterung und Verschönerung unterworfen worden. Namentlich dürfte der Saal durch seine Geräumigkeit und Ausstattung gewiß allen Ansprüchen genügen und denen der Nachbarstädte getrost zur Seite gestellt wer den können. Durch die geschmackvolle, von aller Ueber- ladung freien Malerei ist eine Stätte geschaffen wor den, in der jeder Besucher sich wohl fühlen dürfte. Die Einweihung soll nächsten Sonntag erfolgen, wäh rend acht Tage später die Ortsgruppe Dippoldiswalde. des ElbgausängerbundeS ihr Wanderfest daselbst zu feiern und dabei ein großes Gesangsconcert abzuhalten gedenkt. Reichenau. Am Vormittag des 15. d. M. hat sich infolge von Schwermuth die hiesige 44 Jahre alte Hausbesitzers-Ehefrau Illing geb. Berndt in ihrer Wohnung durch Erhängen selbst entleibt. Altenberg. Sonnabend, den 26. Juli, wird hier das Bergfest der Knappschaft in herkömmlicher Weise mit Bergaufzug und Festgottesdienst abgehalten werden, und wird an diesem Tage auch die Grund steinlegung zu den neuzuerbauenden großen Central wäschen der Zwitterstocksgewerkschaft erfolgen. An Stelle der im Mai vor. I. abgebrannten Pochwäschen werden zwei große Centralwäschen erbaut und hat die Ausführung des Baues Herr Baumeister Höhne-Lauen- stein übernommen. K Glashütte. Immer näher rückt die Zeit unseres Vogelschießens; überall werden die Vorbereitungen für dieses Volksfest getroffen. Da werden die Vor plätze der Häuser in Ordnung gebracht, die Häuser selbst erhalten einen neuen Anstrich u. s. w. In den Familien bereitet man sich vor, die für das Fest zu erwartenden Gäste würdig zu empfangen, da findet erst noch einmal große Wäsche und große Reinigung statt, der Schrecken aller Familienväter. Aber auch auf dem Festplatze herrscht ein reges Leben, überall wird gebaut und das Gebaute festlich vorgerichtet. — Ein gefüllter Geldbeutel, ein blauer Himmel und man kann die zum Vogelschießen gebotenen Herrlichkeiten in vollem Maße genießen. H Poffendorf. Seit 15. d. M. wird der hiesige Gasthof von dem neuen Besitzer, Herrn Schumann, bewirlhschaftet. Die zur Gastwirthschaft gehörige Fleischerei wird unter der bewährten Leitung des Herrn Otto Starke, welcher dieselbe von dem Besitzer des Gasthofes gepachtet hat, in der bisherigen Weise weiter fortgesührt. H WilmSdorf. Im hiesigen Ulbrich'schen Rosen garten blühen gegenwärtig einige Zwergbirnbäume, obgleich dieselben schon recht ansehnliche Birnen tragen, zum zweiten Male. Dresden. Von den 142 Millionen Mark der zur Umwandlung in 3'/»prozentige ausgerufenen sächsischen 4prozentigen Staatspapiere sind bisher 12 Millionen Mark nicht angemeldet worden. Die Staatsregierung beschloß deshalb eine Verlängerung der Umwand lungsfrist. — Die Reise des Königs nach dem Erzgebirge ist bisher vom herrlichsten Wetter begünstigt gewesen. Aller Orten, die König Albert besuchte, wurde er auf das Begeistertste empfangen und überall nahm er mit nie erlahmendem Interesse Einsicht von Fabrikbetrieben und Ausstellungen gewerblicher Erzeugnisse. — Das kgl. Ministerium des Innern hat aus Vor schlag des Plenums der Brandversicherungs-Kammer genehmigt, daß auch am zweiten — Oktober- — Ter mine dieses Jahres bei den Brandversicherungs- Beiträgen ver Gebäude - Versicherungs - Abtheilung der Erlaß eines halben Pfennigs von der Beitrags- Einheit stattfinde. Die Beiträge sür diese Versiche- rungs-Abtheilung sind daher am 1. Oktober dss. Js. nur mit Einem Pfennig von der Beitragseinheit zu erheben. — Zur Erleichterung des Besuches des am 20. und 21. d. M. in Zittau abzuhaltenden XU. Säch sischen Feuerwehrtages beabsichtigt die StaatS- eisenbahn-Verwaltung, am Abend des 20. Juli einen Sonderzug von Zittau bis Wilthen und am Abend des 21. Juli einen dergleichen von Zittau bis Dresden abzuläffen. Am 20. d. MtS. wird der Zug Abends