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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. PränumeranonS- Vreis 22j Sgr. (z Tble.t vierteljährlich, Z Thaler für da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man pränumenrt aus diese« Beiblatt der ÄUg.Pr. Slaaw- Zeilung in Berlin in jbcr Expeditton (Modren - Straße Nr. 34>; in der Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Post - Atmlern. Literatur des Auslandes. 126. Berlin, Montag den 21. Oktober 1833. England. Ucber Monk-Lewis, den Verfasser des Mönchs. Bon Sir Waller Scoli. Die hier folgende,i Nachrichten über Walter Scotts Berbindung mit Monk Lewis gehören zu den noch uugcdrucktcii Denkwürdigkeiten über Walter Scott, die dessen Schwiegersohn, Lockhart, hcraukzugc- ben beabsichtigt. Die Englischen Biographen geben von dem Leben Lewie sehr unbefriedigende Kunde. In dem allgemeinen biographi schen Wöitcrbuchc von WallinS findet sich nun Folgendes: „LcwiS, (Mathieu Gregoire) rin schlüpfriger Autor, wurde ini Jahre 177Z in London geboren. Sein Baier war Unter-SlaaiS-Sccretair de« Krieges und besaß reiche Güler in Westindien. Der Sohn erhielt seine Erziehung in ter Westminster - Schule, besuchte hieraus das feste Land und ward nach seiner Rückkehr ParIameni«gNeb, spielte jedoch keine Rolle als solche». Er reiste nach dem Tode seines Ba lers nach Jamaika und starb (1818) aus der Rückreise. Seine vor züglichsten Wcrle sind: 1) der Mönch, ein schändlicher Roman; 2) das Schioßgespenst, Schauspiel; Z) Adelwoue, Trauerspiel; 4) Wintcrmäbrchcn; ü) die ivrannischcn Lehnsherren, ein Roman; 6) Schrcckcnsmäbrchen; 7) romantische Erzählungen; 8) Lcnom, Schausviel; 9) Gedichte." Wir lassen fehl den berühmlcn Schotti schen Dichter selbst austreten: „Man begann im Jahre 1788 bereits in Ldinburg sich mit der Deutschen Literatur zu beschäftigen, al» der herrliche geistvolle Lord Woodbousclen, einer meiner Jugendfreunde, eine ausgezeichnete Uebcrsehung von Schillers Räubern verfertigte. Die erste, welche i» Großbrilanieu erschien, obwohl bald daraus eine andere in Lon don — welches damals noch da« Monopol der literarischen Neuig keiten inne halte — herauskam. Die begeisterte Ausnahme, die jene Ueberlragunq sand, vermehrte nun den Geschmack des Publikum« für Deutsche Werke. Bald bewies dec Ersolg eines sehr jungen Dichter« die Möglichkeit, diesen neuen Geschmack zur Auffrischung unserer Literatur mittelst einer fremden Literatur zu benuhcn, wie man etwa zuweilen in der Heilkunde versucht hat, durch Blut-Ueber- tragung in den Adern eine« allen erschöpften Kranken das Leben und den Umlauf der Jugend bervoezubringen. Der Autor, welcher e« zuerst versuchte, etwas von dem Deutschen Geschmacke in unser Schauspiel und unsere Poesie »inzusühren. ist jetzt ziemlich vergessen, obwohl seine ersten Aibciten allgemeine« Jnlereffe einflößlen. Die« ist Malhieu Gregoire Lewis, von dem ich reden will, da ich ihn gul gekannt habe. Rang und Vermögen waren Lewis schon durch die Geburt zugetbeiit. Sein Baier baue de» einträglichen Posten eine« Umrr-Staal«-Secrctair« im Kriegs-Departement, "und der junge Dich ter ward, sobald er da« erforderliche Aller erreich! Halle, mit einem Sitze im Parlamente ausgestaltet. Aber sein Geist war der Politik wenig ,»gewandt, wenigsten« stimmten seine Ansichten nicht mit denen seine« Baier«, der Piu« Verwaltung zugethan war, überein. Er war überdies träge, und wiewohl er Einsicht geling besaß, um, wenn er gewollt bä»e, in der ersten Literatur Glück zu machen, zog er dennoch eine Gattung vor, die ihm unmittelbaren Ersolg versprach. Nachdem er aus dem Festland- seine Erziehung beendigt batte, be reiste er Deutschland, die Heimath der Feen und de« Teuselwesens, und hatte hierdurch Gelegenheit, seinem Geschmacke für das Außer ordentliche und Uebernatürlichc nachzuhangen, obgleich er aucb nicht verabsäumte, das Trauerspiel und die romamische Dichtkunst der Deut schen zu studiren. Was wir bewundern, pflege» wir nachzuabme», und so machte sich auch Lewis bald nach seiner Rückkehr durch einen Roman im Deutschen Geschmack bekannt: der Mönch- Al« er die se« Werk, welchem die morgcniändischc Erzählung des Santo» Bar- sisa zu Grunde liegt, schrieb, war er »ich, älter als 20 Jahr. Le wi« führte übernatürliche Wesen ein, und zwar mit einem kühnen de« Lesers Ausmerlsamkcit sichernden Zutrauen zu seilten Kreisten; ungeachtet einige allgemeine Einwürfe gegen die Gattung gemacht und da« Werk selbst hier und da getadelt werde» konnte, erhob der Mönch dennoch seinen Verfasser zu einer ansgrzeichncicn Stelle in der Literalur. Es war kein gewöhnliche« Werk, und der schwer zu befriedigende Fox durchschritt den Saal de« Unterhauses, um dem jungen Autor zu einem Erfolge Glück zu wünschen, welchem auch andere ausgezeichnete Männer jener Epoche ihren Beifall zollten. Die Partei, welche sich für den Mönch erklärte, war auf dem Kampfplätze der Kritik anfänglich die stärkere, und c« verging einige Zeit, bevor Ler anvnpmc Verfasser (Mathias) der ^ursuiis ok lit- lerature da« Wlindcrbaslc in Lewis Roman al« kindisch und abge schmackt bezeichnete: I Hoar au Lnzlisli huart l-nuüvck at ^hosts ne rattlinA bonos ta stark. „Ich trage ein Englisches Herz im Busen, unverzagt vor Gerippen und Medusen." Aber dieser gelehrte sinnreiche Kritiker bleibt sich nicht treu, wenn er die Magie der Jtaliä,lischt» Dichter lobt und Mistreß Radcliffe wegen des Erfolge« bei dem Gebrauch eben jener übernatürlichen Mittel rühmt, die er bei ihrem jungen Nebenbuhler so streng tadelt. Gegründeter war der Tadel gegen die anstößige Freiheit einiger Stellen de« Mönch«. Man wird mich wohl nicht als den gefälligen oder bcibciligten Beriheidiger eine« Fehler« be- irachlen, brr der Anständigkeit eben so wenig geziemt, al« der guten Erziehung; Lewi« aber Halle ohne Widerrede und gern aus die Zu- rechlweisung der Nezrnsciileii die gcladcltcn Stellen in einer zweiten Ausgabe gestrichen, so daß wir nicht umhin können, wenig Großmulh und redliche Gesinnung darin zu finden, daß man trotz dieser hin reichenden Lerbeffcrung auf dem Tadel bestanden Hal. Man scheint wirklich etwa« Anderes als die Besserung des Autor« gewollt zu haben. Da seine Jugend, seine auswärtige Erziehung und seine schnelle Gelehrigkeit die Wuth der Kritiker nicht zu besänftigen ver mochten, so darf man sie jenem Richler vergleichen, dessen Strenge zu dem Sprichwort Anlaß gegeben: „Gesteh' und werde gebangcn." Wie viele eben so strafbare Schriftsteller al« Lewi« haben ohne Wi derruf Verzeihung erhalten! Um rinem dabingcschiedenrn Freunde volle Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, führe ich Folgende« an, was er zu seiner Verlheidigung am 2Ä. Februar 1789 an seinen Ba ler geschrieben: „Lieber Vater! Ungeachtet mcincr Ucbcrzeugung, daß da« gegen den Mönch erhobene Geschrei Ihnen nicht de» kleinsten Zweifel an der Rrchllichkeit meiner Gesinnung oder der Reinheit meiner Prin zipien cinflößen werde, sehe ich doch ein, daß Sie mit Mißvergnügen wahrzenommen, wie einige Personen weniger nachsichtig gewesen sind. Wenn ich Ihnen heule schreibe, so geschieht e«, um Ihnen meinen Kummer darüber auszndrückeii, daß ich Ihnen ans diese Art Verdruß bereuet, und Ihnen zu versichern, daß e« nicht zum zweiten Male geschehen soll. Ihnen die mindeste Uiiaunehmlichkeit verur sacht zu haben, wäre für mich ein hinlänglicher Grund, die Heraus gabe der ersten Auslage de« Mönchs zu bedauern; aber ich habe deren mehr, die, wenn auch minder stark, doch gleich entscheidend sind. Ich finde, daß ich mich zu sehr auf mein eigene« Urtbeil ver lassen habe; von der Unschuld meine« Zwecke« überzeugt, untersuchte ich zu wenig, ob ich es auch von der der Mittel sevn darf, und in mehr als einer Hinsicht muß ich mich großer Unklugbeil anklagen. Doch sev mir zn bemerken erlaub!, daß man von einem zwanzigjäh rigen Ziingliiige »ich! viel Klugheit erwarten darf. Aus Unersah- renheil unterschied ich nicht, was Andere verletzen könnte; sobald ich aber die Wirkung, die ich bervorgebracht, wahrgenvmmen, sah ich da« Buch sorgfältig durch und strich bi« ans die kleinste Silbe Alle«, was als unsittlich ausgclegi werden konnte. Dies war übrigens nicht schwer, da die Kritik bloß gegen zu starke Ausdrücke vier übel ge wählte Wörter gerichtet war, nicht gegen die Gesinnungen, die Cha raktere und die allgemeine Tendenz he« Werke«. Müßte ick> bewei- scn, baß mein Gegenstand an sich ladelsrci ist, so würde ich mich aus Addison berufen; die Moral und die Skizze de« Mönch« nahm ich au« einer Allegorie, die er in den Guardian einrückte, und an wel cher er eben so sehr die Erfindung als de» sittliche» Zweck lobt. Un glücklicherweise war ich der Meinung, daß mein Gemälde desto wirt- samcr werbe, je mehr ich die Farben überlade; es siel mir nicht rin, baß, wenn ich das Laster in seinem kurzen Siege darstelle, ich eben so viel Böse« stiften könne, al« seine Schande und Züchtigung Gute« stiften. I» der Tbat, viel Gute« bewirken war c« nicht, wa« ich von meinem Buckic erwartete, da ich stet« der Meinung war, daß unser Betragen von unscrrm Gcmüih und Charakter abhängt, nicht aber von Büchern, die wir lesen, oder von Lehren, die wir au«- drücken hören. Allein ebne zu hoffen, daß ein leichlscrliger Roman, die Arbeit eine« jungen Manne« von zwanzig Jahren, eine besonder« nützliche Lektüre sev, war ich doch überzeugt, kein gefährliche« Buch au« cuiem von einem unserer beste» Moralistcn gelieferte» Gegen stände machen zu können, in dessen Ausführung ich keinen einzigen Umstand oder Charakter einfühtte, bei welchem ich nicht irgend eine allgemein genehmigte Maxime in glänzendes Licht zu stellen beab sichtigt hätte. E« war mir daher eine große Ucberraschung, mich zum Gegenstände solcher Mißbilligung gemacht zu sehen u. s. w."