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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Prönumer.woni- Prei« 22j Ssr. THIr.) vierteljädrüch, 3 Thaler für da« ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Man oränumerirl aus diese« Beidian der Allg.Pr. Staat«- Zeitunz in Berlin in der Expedition iMohrcn - Straße Nr. 34i;in der Provinz so wie im AuSIande. bei den Wohllöbl. Post-Aemtern. Literatur des Auslandes. 73 Berlin, Montag den 16. Juki 1832. Schweden. 8ver>8k plukurlc. (Schwedischer Plutarch.) Von I. F. von Lundblad. 3 Bände. Stockholm, 1823— 1831. Zweck der Biographie. — Inhalt. Die »liier dem Titel: Schwedischer Plutarch seit neun Jahren heran«kommende Sammlung höchst wichtiger und interessan ter Lebensbeschreibungen merkwürdiger Schwedischer Manner (bisher finden wir die berühmten Namen: Horn, Banör, Torstensohn, Oxenstierna, De la Gardie, Wrangel und Lcwcnhanpt) ist sowohl in historischer als in stilistischer Hinsicht ein anziehendes Werk für den gebildeten Leser. Res. würde kaum eine bessere Rechenschaft über den Geist und Gehalt dieser Biographiccn ablegen können, als gerade durch Ucbertragung der eigenen Ansicht des Herrn Verfassers von dem Wesen der Biographie überhaupt. „Das Land", sagt der Verfasser, „welches große Manner ge bar, darf ihrer Geschichte nicht beraubt sevn. Es ist schön, wenn eine freie Nativ» zu ihrem Ruhme und zur Ehre der Menschheit diejenigen unter ihren Vorfahren bezeichnen kann, von denen sie ihre Sitten, ihre Denkart, das Beispiel mancher großen That, ja den Glanz ihre« Namens geerbt hat; dadurch eben lernt ste das Vcr- häUniß erkennen, worin ste zu den entschwundenen Geschlechtern steht, und nicht weniger die Verantwortlichkeit, welche sic den kom menden schuldig ist. Denn der gegenwärtige Moment ist zugleich das Grab der Vergangenheit und die Wiege der Zukunft; an dieser Wiege aber wacht die Geschichte, sie steht warnend da mit den rei chen Dramen, in denen die Großen unseres Geschlechts einst auftra- tcn, um ewig zu leben durch ihre als Vorbilder leuchtenden Thate» und persönliche» Eigenschaften; aus solche Weise zeigt sic uns die schönste Lösung des alten Rätbscl«, — des Schicksals der Mensch heit. Und nicht die Helden allein sind c«, die in den größten mensch lichen Angelegenheiten von Gewicht und Einfluß zu scp» vermögen ; nicht sie allein habe» ein Recht auf die Unsterblichkeit. Nein, in der Mitte ihres herrlichen Kreises sitzt der Denker, sitzt der Dichter, eben so gercchterweise die Locken umkränzt von dem nie welkenden Lorbeer. Der Genius ist im Grunde stets derselbe, wenn cr sich gleich in verschiedenen Gestalte» offenbart; keine seiner Aeußerungen ist der Aufmerksamkeit der Geschichte unwcrth." Die Ausstellung der einzelnen Biographiccn unter sich in chro nologischer Reihe scheint dem Verfasser unnöthig. „Jede Bio graphie", sagt er, „ist als ein selbstständiges Ganzes unabhängig von den übrigen; -es ist gleichgültig, in welcher Ordnung die Gemälde einer Gallerie sich uns darstcllcn, da jedes durch sich selbst, und nicht durch seinen Platz in der Reihenfolge, interessant, unterhaltend und bildend sepn muß. Zwar sind vor unserem Auge die Helden des alten Plutarch in einer gewissen Ordnung aufgestellt, allein nicht hierin wurde cr unser Muster. Nein, dieses zu werden, verdiente er durch die Kunst, seine Helden richtig aufzusassen und sie von dem hohen Standpunkt aus zu zeigen, wo sie der Nachwelt klar und hell emgcgenleuchlen. Von da aus erscheinen sie in dem wahr und na türlich vertheilten Licht und Schatten, in allen ihren erhabenen Vollkommenheiten, so wie in allen ihren menschliche» Schwächen. Jene flößen de» lebendigen Glauben an edlere Naturen ein und geben den Geistesverwandten Flammcnsittichc, um ihr rechtes Ziel zu erreichen; diese (die Schwachen) überzeugen uns, daß der Ge priesene auch ein Mensch war, und es strebt nun Mancher nach sei ner Höbe, weil er dieselbe erreichbar glauben darf. Es ist nicht der treue Biograph, es jst »,,r per Verfasser der Lobrede (der „Eloge"), der Fehler und Mißgriffe verschweigt und dadurch nur ei» unfruchtbares Sittlichkeit«-Ideal liefert, nicht eine Früchte tra gende Gcschjchle. Leicht verwandelt cr einen Alexander, den ärgsten Feind der Freiheit, j» sittlichen Heros, und den An gl» st us, welcher der Schande Roms sein Kaiserliches Siegel anf- drücktc, in den großmütbigstcn aller Herrscher, und verfehlt auf solche Weise selten weniger, als scinen ganzen Stoff. Um dies zu vermei den, muß man, wie Plutarch, den zu schildernde» Mann gelreu durch alle Augenblicke des Lebens hindurch begleite» und, um von seinem Innern eine deutliche Anschauung zü chten, ebenfalls, so weit es sich ihn» läßt, ihn betrachten und zeigen >» den unbedeutendere» Ereignisse», in den ruhigeren Stunde» seiner Tage, i» denen sein Gemutb offen dalieg,, in denen er sich Zeit laßt, die Gedanken sei ner Seele auszusprcchcn, und keinen von außen her empfangcncn Eindruck verbirgt. Nur im ruhigen Zustande zeigt das Meer seinen Korallcngrund, spiegelt es die nahe Landschaft, ja, den reinen Himmel selbst, in seinen klaren Wogen ab. Nur den Aufruhr derselben zeigt cs aber, sobald sich der Sturm erhoben. So verändert sich auch ein großer Mann, sobald der Augenblick einer großen That eiiitritt. Während der starken Thaiigkeil aller Kräfte nimmt cr eine andere Erscheinungsweise an; er wird alsdann durch die Unermcßlichkcit sei ner Kraft fast unbegreiflich, beinahe unerfaßbar. — Dies ist in we nig Worten meine Ansicht der Biographie""). Jedes der bisher ersclficneucn sieben Hefte, wovon nur das letzte noch nicht in's Deutsche übersetzt ist, enthält ei» e Biographie. Wir begnügen uns hier mit einer kurzen Angabe der gewählten großen Männer, deren Leben milgelheilt worden, und werden nur bei dem letzten derselben länger verweilen; sic kommcn in folgender Ordnung vor: l) Gustav Horn, Rcichs-Marsk, Gras zu Biörneborg, geboren den 23. Okt. 1592 guf dem Schlosse Orbihcs in Upland, wo sich sein Baler als Staatsgefangener befand; gestorben zu Skare in Wcstgothland, während des Reichstags, den 10. Mai 1657. 2) Johann Banör, Feldmarschall, Herr zu Mälhammar, Norrbev und Werder, geboren den 23. Junius 1596 aus Djursbolm im Boslagen; gestorben zu Halberstadt d. 10. Mai 1641. 3) LennartTorstcnsvhn, Schwe discher Reichs-Ratb, Feldmarschall, Gras zu Ortalia, geboren den 17. August l603 aus Forsten«, unweit Wcnnersborg; gestorben den 7. April 1651 zu Stockholm. 4) Arc > O xt nst j e rna, Schweb. Reichs- Ratb, Kanzler, Gras zu Södcrmöre, geboren den 16. Junius 1583, auf Fan» in Upland; gestorben den 28- August 1654 zu Stockholm. 5) Jakob Ponlussohn de la Gardie, Rcichs-Marsk, Gras zu Leck», geboren dcn 20. Junius 1583 zu Reval; gestorben dcn 12. August 1651 zu Stockholm. 6) Karl Gustav Wrangel, Schweb. Reichs-Rath und Mark-Graf zu Salmis, geboren bcn 13. Dezember 1613 zu Skokloster in Upland; gestorben in der Nacht vom 24. zum 25. Junius 1676 aus seinem Schlosse zu Spiker ans Rügen. 7) Adam Ludwig LewenHaupt, Reichs-Ratb und Fcldmar'schall, geboren im April 1659 im Lager vor Kopenhagen z gestorben im Februar 1719 zu Moskau in der Kriegsgesangenschast. Treue und Unparteilichkeit, selbstständiges Denken des Historikers, klare, lebendige, von allem Schwulste völlig frei gehaltene Darstcl- lungswcise und ungcmcinc Schönheit der Diction überhaupt, — dies sind allerdings schon sehr erfreuliche Eigenschaften eines Biographen und seiner Gcistescrzeugnisse; es gicbt aber neben diesen Vorzügen der hier in Frage sehenden Sammlung noch einen nicht weniger ange nehmen Umstand, welcher dem Werlbe der ganzen Unternehmung gleichsam die Krone aussctzt, — der nämlich, daß Alles durchgängig aus den Quellen geschöpft wurde, und zwar aus bisher »ie benutzten. Jeder aufmerksame Leser wird, daß solches der Fall sep, bei der ersten Betrachtung dieser geschichtlichen Portraits schon selbst wabrnehmen. Dieser Umstand ist es vorzüglich, welcher den Bericht erstatter bewegt, er möchte sagen, vermöge eines Pflichtgefühls gegen bas Deutsche Publikum zwingt, ben nachfolgenben Auszug aus dem siebenten Hefte in Deutscher Sprache erscheinen zu lassen. Nirgends nämlich — dies glauben wir zur Ebre Deutschlands sagen z» muffen — gicbt es wic hicr eine so große Anzahl redlicher Gcschichtssorschcr, die immer bereit sind, mit Dankbarkeit für die dazu eröffneten Wege auch die verjährtesten Jrrthümcr und Borurihcilc über eine» nicht unwich tigen historischen "Gegenstand gegen die reine und vollständige Wahr heit auszutanschcn. 'Was hier folgt, möge denn vorzüglich alle fal sche Angabe» und die ganze schiefe Ansicht über die späteren Lebens lage KarlsXlI., welche der berüchtigte Boltairesche Roman ver anlaßt hat, schwinden machen! (Fortsetzung folgt.) Bibliographie. Lwangeliska Sällskapets Strister. (Schriften der Evan gelischen Gesellschaft.) Die Wiedergeburt. Ein Gespräch zwi schen zwei Freunden. Uebersetzung aus dem Deutschen. N o v c l l - B i b lio l h c k. — Sammlung auscrlesciicr kleiner Novel len, meistens aus dem Deutschen Übersicht. ZZ« und 36s Bbcbcn. Euch. Die Sänger, von Alov« Schreiber. Die Räuber-Tochter, von K. L. M. Müller. Anton Solaris, von Johanna Schopen- haucr. Die Laute auf dem Berge. Upsala. Dcn dödc Gasten. fDie todte» Gäste.) Erzählung von Heinr. Zschokke. Uebcrsctzt von L. D- Wistrand. Upsala. Tornet wid Goplosiön. (Der Thurm am Goplo-Sec.) Sarmalische Volkssagc, von Alex. Bronikowski. Aus dem Deutschen übersetzt. Pr. 1 Rdr. ') Auszug aus der kurzen Vorrede zum ganzen Werke.