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VoigÜM-islher Anzeiger. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht tn Plauen. finde» tn der nächstfolgende» Ru»er Aufnab«». — Inserate werde» mit I Rgr. für die gespaltene Corpu«-Zet1» berechnet. SS. Juni 18SS E» gehorcht nur ff M O GomlRbend Preuße«. Berlin, 22. Juni. AIS die Regierung von der Ver tretung deS Landes bedeutende Geldmittel forderte, wurden derselben die politischen Zwecke nicht verschwiegen, für welche diese Summen bestimmt seien. Die Vertretung deS Landes hat diese Zwecke einstimmig gebilligt. Der Gang der Ereignisse hat seitdem näher zur Ausführung dieser Zwecke hingeführt. Die Aufgaben der Lage müssen rechtzeitig begriffen «erden, wenn die Folgerichtigkeit der Entschlüsse, der Nachdruck deS Handeln-, die Geltung deS preußischen StaatS in der verwickelten Krists, in welcher sich Europa befindet, gewahrt werden sollen. Die französisch-sardinische Armee bewegt sich nahe an den Grenzen Deutschlands. Die preußische Regierung hat wiederholt unter Zustimmung der Landesvertretung erklärt, daß sie die Sicherung Deutschlands atS ihrer Sorge anvertraut betrachte. Der Konflikt in Italien dehnt sich täglich weiter aus, er nimmt immer größere Dimensionen an. Die demselben am weitesten entfernt stehenden Mächte England und Rußland rüsten in einem großen Maaßstabe. Welcher Preuße von einigem VaterlandSgesühl könnte wollen, daß Preußen einem solchen Konflikte und solchen Rüstungen gegenüber in einer nicht schlag fertigen Stellung verharre? Die Regierung würde ihrer Pflicht wie dem Sinne der Nation untreu werden, wenn sie darauf verzichten wollte, dem Geiste gemäß zu handeln, durch welchen Preußen groß geworden ist. Preußen ist ftei von jeder Verpflichtung. ES gehorcht nur den Verpflichtungen, welche der innersten Natur seine- tztaat-- Interesses entspringen. ES hieße die Grundlagen der Kraft diese- Staate- verkennen, wenn sich die Regierung Preußen- außer- WirfM vl«U «rscheMt »öche»ttt» drei»«!, und zwar D«<»fi»«s. Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher «bonneme»tspre t», auch bet Baztehun, d»rch Zbie O»fi 1 Lhk. »0 Rgr. — « « no»ce». die bt» Vormittag« 1 t Ubr etngrhen, «erden in die Lag« darauf erscheinend» Rümmer ausgenommen, später »tnge-end« A»no»ee» Sichsm. Plauen, 23. Juni. Wenn schon unser heuriger Wal- H purgiSmarkt in seinen Ergebnissen hinter sehr mäßigen Erwartungen zurück- H blieb, so täuschte der gestrige JohanniSmarkt noch bescheidenere Hoffnun- M gen, ein treue- Abbild der heurigen Leipziger Ostermesse im Kleinen, ß Selbst Verkäufer waren in so geringer Anzahl erschienen, daß an 50 .'Buden leer blieben oder gar nicht ausgeschlagen wurden. Der Viehmarkt, auf dem etwa 800 Stück Rindvieh standen, zeigte mehr Leben. Treib vieh und halbfette Rinder wurden stark gekauft und mögen davon einige Hundert auf der Eisenbahn nach Norden gegangen sein. Die Prachtstücke 4 deS Marktes schienen uuS 6 fette Ochsen und eine fette Kuh, in der Schübelschen Brauerei zu Schwarzenbach a. d. Saale gemästet und von Sachverständigen zusammen auf 1500 Thlr. geschätzt. Oberlosa, den 23. Juni. Heute erlebte unsere Kirchfahrt einen für sie gewiß hochwichtigen Tag, indem der neue Gottesacker mit geräumiger, allen gesetzlichen Anforderungen entsprechender Todtenhalle feierlich geweiht wurde. Voraus zogen über zweihundert Schulkinder mit Blumenkreuzen und Kränzen, unter Gesang und Posaunenbegleitung, von ihren Herren Lehrern geführt; dann die beiden den Weihact vollziehenden Herren Geist lichen mit den Herren Rittergutsbesitzern, den Kirchenvorstehern und der Gemeindevertretung; daran schloß sich ein Leichenzug mit den sterblichen Neberrestcn eine- auS Mechelgrün zu seinem mutterlosen Kind auf Besuch Gekommenen, der in Stöckigt nach kurzem Krankenlager gestorben war. Den Schluß deS langen ZugeS bildeten die zahlreichen Männer und Frauen auS Ober- und Unterlosa, Stöckigt und Brand, denen sich auch mancher Vorübergehende, vom Ernst deS Augenblicks ergriffen, andächtig anschloß. Am festlich geschmückten GotteSackerthor angelangt, ergriff Herr Superintendent Beyer daS Crucifix, eröffnete den Einzug mit kurzem SegenSspruch und pflanzte das Kreuz mitten im Gottesacker auf das für U eine Baumgruppe bestimmte Rundtheil, um, nachdem er eS dem Klrchcn- H Vorsteher übergeben, die Weihrede über die Worte zu halten: „ES wird U gesäet verweslich und auferstehen unverweslich; eS wird gesäet in Unehre und auferstehen in Herrlichkeit; eS wird gesäet in Schwachheit und auferstehen in Kraft!" 1. Cor. 15, 42. 43. Nach dem Weihgebet, in welches die Glocken und das Amen der Gemeinde eingestimmt, bewegte sich der Zug an das Leichenhaus, wo der OrtSgeistliche, Herr LanddiaconuS Schöpff mit Bezug auf den be sonderen Fall den Text behandelte: „Wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir!" Ebr. 13, 14. Rach Collecte und Segen ertönte noch ein Schlußgesang unter Posaunenschall und alsbald sprachen einige Parochianen den gewiß allseitig getheilten und gebilligten Wunsch auS, daß der Pilger, der hier die erste Ruhe stätte gefunden, dieselbe auch unentgeltlich erhalten solle! —Möge nun aber auch, nachdem die Ort-- und Landesbehörden diese- Werk in Obcrlosa so bereitwillig gefördert und durchgeführt haben, die liebe Stadt Plauen, die dem so zeitgemäßen Wunsch der Rachbargemeinde, die zeither bestandene GotteSackergemeinschaft anszuheben, nicht die mindeste Schwierigkeit eut- gegengestellt und deren deshalb auch beim Weiheact freundlich gedacht ward, recht bald selbst den Tag feiern können, an welchem dem sich immer dringender kundgebenden Bedürfniß entsprochen und ein vom Gesetz auf zwanzig Jahre festgestellter GotteSackerumtrieb wieder regelmäßig einge halten werden kann. Bad Elster. Bis zum 21. Juni waren hier 260 Parteien mit 363 Personen und 328 Eurgästen eingetroffen. Zwickau, 17. Juni. Endlich nach 15jährigen Berathungen und Verhandlungen sind die unter den stadtgemeindlichen Grund stücken, mit einem Gesammtcomplcx von 316 Scheffeln, lagernden Steinkohlen am 15. d. M. an den erzaebirgischen Steinkohlenbauverein und an den Acticnverein der Zwickauer Bürgergewerkschaft für zusammen 134,200 Thlr. verkauft worden, welche Summe in 20 jährlichen Terminen abgeführt, inzwischen aber mit 4*/, Procent verzinst werden muß, wa- für die Stadtkasse eine jährliche Einnahme von 6039 Thlr. abwirft. Außer dem angegebenen Kaufpreise bekommt die Stadtgemeinde von den Erkaufern den Zehnten von sämmtlichen geförderten Kohlen in baarem Gelde, ferner für jede etwaige Benutzung der Oberfläche 30 Thlr. jähr lichen ZinS für den Scheffel und endlich haben sich die obgeuannten Ver eine noch verpflichtet, jeden Schaden, der durch den Abbau der Kohlen an der Oberfläche entsteht, zu vergüten, sowie auf die Benutzung deS großen Teiche-, der Parkanlagen um denselben und der in erster» fließenden Wässer verzichtet. ES ist dieser Kaufabschluß ein höchst wichtiges Ereig- niß für die Stadt, weil dieselbe auf diese Weise in den Besitz nicht un bedeutender Geldmittel gelangt, die eS ihr möglich machen, ohne die Ge meindeanlagen zu erhöhen, viele nöthige und nützliche Arbeiten vornehmen zu lassen. - «rKTLVVRrrTV für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff ' Aebenzigster Jahrgang.