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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188710053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18871005
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18871005
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-10
- Tag 1887-10-05
-
Monat
1887-10
-
Jahr
1887
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.10.1887
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l""" ^ ^— Erschekrt tsgltch früh S'/, Uhr. Krü«kti«n und Lk-rdUio» J»ha»ue«gasse 8. Sprechstuntea der Ned«rti>«: vormittag« 10—1» Uhr. Vachmittag« b—6 Uhr. -- - «mttch«« «er für »t« »ichftfalgr»«« vammer deftimmte» z«s»r«t» a> v»che«ta«en «i« 2 Ntzr Rach«ttta>», au Senu- uu« Frfttageu früh «t«'/.« Uhr. Zn den Eile« für 3»s.-An»«h«: vtta lUe«», Universität-straß« 1. Laut« Lüsche. Katharineuftr. LS pari. a. »Saigsplatz 7, »«r bi« '/^ Ltzr. 'chttger Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und GefchLftsverkehr. .1° 278. Mittwoch den S. October 1887. Amtlicher Thetl. Wir bringen Sonntag, de» M Abend- die Aieitti städtischen Wa 12. lsd. Mt«., tzkimr hiermit zur . lfd. Mt« >««!! i«u Uly. allgemeinen Kenntntß, daß von Morgen- 7 bi- 10 Uhr de« alte» Hochbehälter« der tttttg, sowie den IU., t>. und die Spülung der Hauptrohre de« Slabtrvhrnetze« und vom IS. lfd. Mt-, an die Spülung der Zweigrohre durch die Zweigposten am Tage stattfinden wird. Leipzig, den >. October 1887. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Cichoriu«. I». 5801. detnittaichi»-. Die Leuchtkraft de« stävtiscden Leuchtgase« betrug in der Zeit vom S«. Septe»her ht« «tt 3. Oktober d. I. im Nrgaudbrenner bei 7.5 Millimeter Druck und 140 Litern stündlichem Tonsur» da- 16.7 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammeubvhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.478. Leipzig, am 4. October 1887. De« Rath- Dep«tatio« >« de» Ga«a»stalten Vrkannlmachuus. In nuferer Verwahrung befindet sich eine neustlberne Lylinderuhr mit Secundenzriger, kranzähnltcher Gravirung auf der Rückseite und der Fabriknummer 94867 (am Zifferblatt ist zwischen den Zahlen 8 und 9 eia Stück au-gefprungen). Wir vermnthen, daß diese Uhr von einem Diebstähle herrührt und fordern den Eigenthümer der« felben auf, sich baldigst in unserer Triminalabtheiluug zu melden. Leipzig, am 1. October 1887. D«» Vulizeiamt «er Stadt Leipzig. Nr. 2609 l», Bretschneider. D. Vekanntmachuug. Für den Bereich de« Königreich« Sachsen ist die chemische Fabrik von Max Gl« in Dresden, Trompeterstraße 9, zur Bereitung de« TeuaturiiungSmittel» sür Branntwein nach Maßgabe von tztz. 9 und 10 Absatz 1 de« Regulativ«, betreffend die Steuerfreiheit de« Brannt wein« ,u gewerblichen rc. Zwecken, ermiichtigt worden. Leipzig, am S. October 1887. »ünigliche« Haopt-8a>-A«t. Natbuliu«. Oeüentlieke llandelkletiranslalr. Xnmel lnnxen rum Llutritt« io dis I-vbrlingandtbailuutf reorckev vionat»», den 4., und NittMaok, don 5 Oetodor, roo l l—12 vbr Varwlttuxa enrzzegeogiooommev. äutUabmoprükauU: vonaeralax, a«o K. Oetobor, tttlb 7 vdr. Oarl Akolkrum, vireetor. In unser Firineu-Register ist zufolge Versagung vom 28. d. Mt«, am selbigen Tage Folgende- eingetragen worden: Unter Nr. 296 di« Firma Preußischer H«s R. Lchsrle ,u Dargau, »d al« deren Inhaber: der Saftwinh Richard Lchaele zu Dargau. Torgau, den 28. September 1887. »ünigliche« RmtS-Sericht. Ziichtamtltcher Thetl. Vas Lrgebniß -er Zusammenkunft in Friedrichsruh. Die Zusammenkunft de- italienischen Ministerpräsidenten Cn«pi mit dem Fürsten Bi-marck in friedrich-ruh hat unter Umständen stattgesundeu, welch« ihr eine hohe politische Be deutung sichern. Al- Cri-pi in da- Ministerium Depreti« einlrat, wurde sogleich die Befürchtung laut, daß e« diesem Staat«ma»ne bei seiner Vorliebe für Frankreich schwer, wenn nicht unmöglich sein würde, sich in die bestehenden au«wärtigen Beziehungen Italien« hineinzufinden. Man tröstete sich vaiiiit, daß Cri-pi ja da» Ministerium de« Innern verwalte und Teprrti« selbst die au-wärtigen Angelegenheiten besorge Diese« vrrhältniß bestand aber nicht lange, und al- der Tod Depreli«' eine anderweile Besetzung der Stellung de» Ministers de- Au-wärtigen nvthig machte, trat Cri-pi in die Lücke ein wie e< anfänglich hieß, vorläufig, wie sich jetzt zeigt, end gillig; denn mit dem Besuch Cri-pi'S in Friedrich-ruh ist da volle Clnverständniß Deutschland« und Italien» auch unter dem Ministerium Cri-pi nicht nur thatsächlich, sondern auch der Oessenllichkeit gegenüber besiegelt. Darin beruht die eigentliche Bedeutung der Zusammenkunft in Friedrich-ruh e» ist damit auch die letzte Spur einer der Vergangenheit aiigehörige» Gegnerschaft Cri-pi'» gegen da« deutsche BUndni überwunden. Durch die bulgarisch« Frage find in letzter Zeit Unklar heilen in die au-wärtige Lage gekommen, welche der Auf, Heilung bedürfen. Die .Neue Freie Presse" batte, durch die Znrückhallung Deutschland« der bulgarischen Frage gegenüber verleitet, sich bewogen gefühlt, da« Bündniß zwischen Deutsch, lanv und Oesterreich-Ungarn als erschüttert darzustellen und einer neue» Gruppirung der Mächte da« Wort zu reden, welche durch die Uebereinstimmung der Interessen Oesterreich, Ungarn! mit denen Italien« und England- aus der Balkan Halbinsel sich den selbst varzubieten schien. Diese unrichtige Auffassung der Sachlage «ntsprarH der Unkenntniß der höheren Ziele, welch« die beiden Verbündeten Deutschland und Oesterreich - Ungarn verfolgen nud neben welchen die bulgarische Frage nur eine untergeordnete Bedeutung bean spruchen kann, lieber den Thcil hatte da- leitende öfter reichischc Blatt da» Ganze außer Acht gelaffen und der falsch,» Vorstellung Vorschub geleistet, al- sei Alle«, wa» Deutschland zn Gunsten Rußland! that oder unterließ, nur in eine,» Oesterreich ungünstigen Sinne zu deuten. Dir .Neue Freie Presse" verfocht den Satz mit Nachdruck, daß die Allianz Deutschlands mit Orsterreich»Ungar» nicht« wertb sei, wenn sic sich nicht in der Weise geltend mache, daß Deutschland für die Balkanpolitik Oesterreich-Ungarn« gegen Rußland eintret«. Auffassung und Darstellung der Sachlag« hatte für den gewöhnlichen Laienverstand etwa« Bestechende« und fand de-halb vielfach Zustimmung und Anerkennung auch in Deutsch, land. Sie konnte aber doch niemals der Thatsache gegenüber durchdringen, daß Deutschland- und Oesterreich- Herrscher und leitende Staatsmänner bei jeder Gelegenheit ihr volle« Ein» verstiindmß öffentlich zur Schau stellten, wie da- in Gastein und erst noch ganz neuerdings in Friedrich-ruh durch den Besuch de- Grase» Kalnoky beim Fürsten Bi-marck geschehen ist. Angesicht- solcher unzweideutiger Beweise vollständigster Uebereinstimmung der beiden Verbündeten konnte auch die „Neue Freie Presse" ihren skeptischen Standpunkt nicht fest« ssaltrn, sondern sah sich zu dem Zugeständniß genölhigt, daß da- bisherige gute Einvernehmen zwischen Oesterreich-Ungarn und Deutschland auch heute noch sorlbestche. Inzwischen war der Vorschlag Rußland- bekannt grworde«, den General Ernroth al- Statthalter nach Bulgarien zu chicken, und durch eine Note der türkischen Regierung an di« russische wurde bestätigt, daß Oesterreich, Italien und Eng. land gegen diese Sendung Widerspruch erhoben batten. Da war Wasser aus die Mühle der „Neuen Freie» Presse'': denn jetzt schien e« klar, daß sich eine neue Gruppirung der Mächte vollzogen habe, welche den drei Mächten Oesterreich. Italien und England ihren Platz gegenüber Rußland. Frankreich und Deutschland anwirS. so daß also die bulgarische Frage dem längst bestehenden BUndniß zwischen Deutschland, Oester« reicb-Ungarn und Italien den Garau« gemacht hätte. Diese Anschauung war um so bedenklicher, al« sie den Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich gänzlich außer Acht ge lassen hatte, und die Unwahrscheinlichkeit derselben wurde nicht durch den Besuch der englischen Millelmecrflotte in den italienischen und österreichischen Häsen und die bei diesem Anlaß an»getauschlen Höflichkeiten ausgewogen. Aber so wandelbar ist die öffentliche Meinung, so mächtig ist da- Neuigkeit-bedürsniß der lebenden Generation, daß solche aus ganz zufälligen Aeußerlichkeiten beruhenden Schlußfolgerungen Eindruck machen und die Vorstellung erwecken konnten, al» habe wirklich eine Verschiebung in der Gruppirung der euro päischen Mächte stattgesunden. Den ersten Stoß erhielt da« von der .Neuen Freien Presse aufgerichtele Kartenhaus am 15. September durch den Besuch de« Grasen Kalnokh in Friedrich-ruh, und heute, nachdem die Zusammenkunft Cri-pi'S mit dem Fürsten Bi-marck statt, gesunden hat, liegt da« Kartenhau« am Boden ohne die ge, ringste Aussicht, wieder aufgebaut werden zu können. Daß derartige Hirngespinnste überhaupt entstehen können, hat seiiien Grund in dem Gebeimniß. mit welchem die gcsan mke au-wärtige Politik der Mächke umgeben ist und umgeben sein muß. wenn sie einen Zweck haben soll. England gilt al- der freieste der europäischen Großstaaten, ober auch in England wird da- Geheimniß internationaler Abmachungen bewahrt bi« zu dem Augenblick, da seine Veröffentlichung keinen Schaden mehr bringen kann. Der Schutz gegen Willkürlich- keit auf dem Gebiete der auswärtigen Politik liegt in der Größe der Verantwortlichkeit, welche die leitenden Staat«, männer auf sich laden, wenn sie die ihnen anverlrautcn In lereffen schäbigen. DaS Bündniß. welche- Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Italien vereinigt, ist ziemlich allen Datums und besieht seit acht Jahren. Da« sormulirte Bünbniß zwischen Deutsch- land und Oesterreich-Ungarn besteht seit dem 15. Orlober 1879 und diesem Bündniß ist Italien alsbald beigctreten Der Hauptinhalt dieses Vertrages ist, daß die drei Ber< dündeten einander Beistand leisten, wenn sie von rwei Seilen gleichzeitig angegriffen werden. DaS BUndniß ist, nachdem die dafür festgesetzte Zeit abgelaufen war, erneuert worden^ und zwar hat sich die Erneuerung aus alle drei Tbeilnehmer erstreckt. Diese Thatsache ist im Lause der Zeit in Vergessen heit gerathen, und als der Ministerivechsel in Italien statt- sand und als die bulgarische Frage ansing eine ernstere Wendung zu nehmen, bat sich die Befürchtung Bahn ge brochen. alS beständen die allen Beziehungen zwischen Len drei Verbündeten nickt mehr in der bisherigen Kraft und als habe sich daS Band stillschweigend gelockert» wenn nicht ausgelöst. Diefe Anschauung beruhte auf einer Verkennung der that sächlichen Verhältnisse. Die drei Verbündeten habe» »och heule dieselben gemeinsamen Ziele, welche seit acht Jahren von ihnen verfolgt werden; trotz allem Wandel der Ereignisse in Europa bebält daS Streben, den Frieden Europas aufrecht zu erhalten, seine alte Kraft. Daß im Lause der Zeit daS Bcdürsniß entsteht, den veränderten Verhältnisse» gegenüber Stellung zu nehmen, ist nur naturgemäß, und deshalb läßt der Besuch Cri-pi'S in FricdrichSruh nicht etwa die Auffassung zu, daß dadurch da» wankende Bündniß zwischen Deutschland und Italien erst wieder lebensfähig geworden ist, sondern es erhellt daran- lediglich die Nolbwcndigkeil. daß ausgelauckl« Zweifel über die Behandlung bestimmter Fragen durch niünd lichcn Meinungsaustausch beseitigt werden. Die Interessen gemeinschast DeulschlankS und Italien-, wie sie seit langer Zeit besteht, konnte durch keinen Personenwechsel im italienischen Cabinet in Frage gestellt werden, wohl aber war e« wünschen«, werth und vielleicht unerläßlich, die vorhandene Interessen gemeinschast durch mündlichen Gedankenaustausch zu ergänzen Da« ist in dielen Octoberkage» geschehen und dadurch ein seit langer Zeit bestehende- Bündnißverhältniß auf- Neue befestigt worden. * * Wir verzeichne« nachstehend noch einige Aeußerungen der Presse, welch« die Bedeutung der Begegnung in Friednch-rnb vollauf zu würdigen wissen. Die „National liberale Correspondenz" schreiet: Die Zusammenkunft de- italienischen Ministerpräsidenten Cri-pi mit dem deutschen Reichskanzler in Friedrich-ruh wird in der ganzen enroväischrn Presse al« ei, hochbedeulsame« Ereigwß ausgesaß», und aewiß nicht mit Unrecht. Uebereinftimmend w rd sie al« ein Leiten- sttlck und ein« Ergänzung der vor Kurzem staitgebobteii Veivrechung de« Fürste» Bi«morck Mit dem Grasen »alaokv betrachte«, und der Innere Zusammenhang zwischen diese« beiden Ereignissen drängt sich in der That von selber ons. Di« Zulaminenkilnste -wischen dem demichen und dem österreichischen Staatsmann waren seit längerer Zcii zu einer jährlich wiederkehreiden Erscheinung geworden: man dak sich gewöhnt, in ihnen den Ausdruck de- innigen und an die Gemeinsamkeit wichtiger realer Interessen begründe«»» Ei« vernehmen» der beide» großen Mttkelreiche und die vürgs-ba t zn erblicken, doh über bi« bedeutsamsten Fragen der europäischen Politik gewisse Grundlagen einmütblqen Vorgehen» der beiden Groß- Mächte bestehen. Die jährlich« Wiederkehr der Eonsrrenzen der beiden k»aok«inänner wird stet« al« eine erneute B ftäligung diese« Einvernehmen« mit Genngttz»»»^ begrüßt. Ein,» nene, nnd de bwitsa»«» Faciar gewinnt Verhältntß bnrch d-A Hinz». tritt von Italien. Die Beziehungen Deutschland« zn Italien be- rnhte» bei aller Frenndschasilichkeit doch aus minder festen Grund- >e« al« diejenigen zu Oesterreich. Es herrschen dort, oamenllich der radikalen Parket, ungleich lebhasiere Sympathien zu Frank reich al« in dem letzieren Reiche. Wen» ma» jetzt in der Reise de« röniischen Ministerpräsidenten den Entschluß der leitenden »reise Italien» erblickt, sich enger au den deulsch-öfterreichischen Freund- chast«. und Frievrn-bund anziischließen, so ist dle« gewiß keine haltlose Lombination. S« spricht sich darin eine neue Srup- piruna der europäischen Mächte und Interessen au«, die al» eine fest« Grundlage und ein sichere- Bollwerk der Frieden«- bestredunge« betrachtet werde» darf. E« gab eine Zeit, wo dem Dreikaiierbuad diese Rolle zufiel. E« ist nicht die Schuld von Deutschland und von Oesterreich, sondern lediglich von Rußland, wenn anstatt de« Bunde« der drei Kaiserreiche nunmehr ein« ander- weite Coindiuatio» und Gruppirung hervortriti. Rußland ist heule durch seine eigene Schuld vollkommen isollrt und dürste mit der Zeit doch wohl selbst zu der Ueberzeugung kommen, daß für die verlorrne troße Stellung an der Geile von Deutschlaad und Oesterreich die Sewunderung der Pariser Radikalen und Revanchemänner ein chlechier Ersatz ist. D>« Gesahr, daß der gemeinsame Paß gegen Deuischland die französische Republik und de« russilche, «bsoluti-mu« zu eturm flüchtige» »r>cg«bund »usammeasühre» könne, ist gewiß eine ungeheuer große, so onvernüiiliig, ungesnnd und aus die Dauer »»denkbar auch eine Allianz zweier so grundverschiedener Bundesgenossen ist. Diese Gefahr hat tn den letzten Zeilen ängstigend und bedrückend aus ganz Europa gelastet. Sie wird aber durch die Erweiterung und Befestigung de« mltlrlcuropäischen Friedens- Hunde«, die in den Reise» de« Grase» Kalnokv und de« Herr» Lri«pi zu erblicken ist, wcsenillch verwiudert. Ob bestimmte Ab- machungen über einzeln« concrete Frage» in FrtedrichSruh getroste» worden, dürste zunächst nur Wenigen bekauni werden. Der Grundzug der allgemeinen Siluation aber, wie sie sich in den jüngsten Unter- redungrn der Staatsmänner darstelli, drängt sich jedem einsichtigen Beobachter aus: sie kann nach der ganzen Natur der Verhältnisse keine aggressive Spitze nach irgend einer Seite haben, aber e« spricht ich in ihr der Entschluß au«, Störungen de« europäischen Frieden« durch da« große moralische und unter Umständen auch materielle Gewicht eine« einmütvigen Vorgehen» der mitteleuropäischen Mächte zu perdindera. Die .Post" bemeikt: Was zwischen so hohen Staal-mäunern besprochen wird, erfordert in der Regel nicht lange Zelt. Die Vorbereitungen pflege» vorher beendigt zu sein, und wen» die StaalSmänner vou dem Charakter ind, wie die, welche sich diesmal begegneten, so pflegt da« Siegel rasch unter die gefaßten Einschlüsse gedrückt zu werde». Die Wände in Friedrichtrnh haben keine Ohre», ist soeben von dem großen rheinischen Blatte mit Recht bemerkt worden. Auch wir sind nicht in der Lage, etwa« von den dort soeben gepflogenen Ber- Handlungen zu wissen. Dennoch haben wir Grund, anzunehmen daß di Begegnung so verlausen ist und zu denjenigen Ergebnissen gesührl ^al wie da« längst bestehende, von den Svmpalhieu der hohen »errscherhSuser wie der beiden Nationen so lebhaft getragen« tündnch »S nur irgend erwarten lassen sonnte. Die Zusammenkunft der beiden leitenden Minister ist ein vor die Auge» von ganz Eurova gelegter Bewei» für die Feeundschaft der beiden Cabinete und iür die Sicherheit und Entschiedenheit, mit der sie gemcinschairlich für den europäischen Frieden eintreten. Als die Zusammcnkunst bekannt geworden war, hat sie sogleich in der euro päischen Presse den stärksten Widerhall gesunden und den freudigsten da. wo man dte Erhaltung de« Frieden« am lebhaftesten wünscht. ES bleibt unS nur übrig, hinzuzusagen, wie groß die Gcnugthuung de- deutsche» Volke« ist, das Band mit einem Lande, dessen reiche Geschichte, die von so tiefgreifender Bedeutung für die gesummte Mcnschdeit ist, dessen große Geister und Künstler von dem deutschen Volk al- zu seinem eigenen geistigen Schatz gehörig empfunden werden, sich immer enger schlingen zu sehen. Die „Kölnische Zeitung" äußert sich dahin: Die Reise Cri-pi'S nach Friedrich-ruh hat allenthalben über rascht, angenehm in du» Lager, welche- in der nach Lord Sali«, burh'« Vorgang selbst durch amlliche Kundgebungen anerkannten Neugruppirung de- politischen Europa« die friedeiibewadrenden, unangenehm i» dem Lager, welche« die den Frieden bedrohenden Mächte umfaßt, und da« ist zugleich die Probe daraus, daß jene Gruvpirung thatsächlich besteht. In Italien selbst wurde da- Ge- heininiß bi« zum letzten Augenblick lorgsältig bewahrt; die „Risorma" und die „Aqenzla Stesani" leugneten die Reise »och, al- Cri-pi bereit« durch den Gotthard fuhr, und in der „Consnlta" erklärte man den stürmisch drängenden Zeitungsschreibern, ber Ministkk> Präsident sei gen Norden abgereist, wohin, wisse man selbst nicht Um io ursprünilicher und kräftiger ergießt sich nun jetzt, nachdem der Zweck der Reise offenbar geworden, der Strom der Betrach tungen über ihre Ursachen und ihre Folgen, und da der Schritt Cri-pi'S eine ebenso kühne wie offene Kundgebung seiner Politik ist, ta er damit seine Person mitten hineinstellt in den Brenn- punct de« Taqe-streite- und ein Für oder Wider selbst herauS- sordert, so sind diese Auslassungen bemerkenSwerihe AnhaliSpuncte für die Machivrrih-ilung im Parlament, da- demnächst über die Politik de« neuen Cabinet« z» Gericht sitzen wird. Schon Sü den knappen telegraphische» Uebkrmittluiigeii aber läßt sich ersehen daß die auswärtige Politik CriSpi'S eine parlameniarische Unter, lag« finden wird, wie sie breiter noch keinem lialienischcn Minister zur Versügung gestanden hat. Da« letzte grüßte und patriotischste Verdienst DepretiS' war die Erkenntnis, daß er der Politik Italien« nur dann den Bestand für die Zukunst sichern, daß er mit dem Anschluß Italien« an die Mittelmächte nur dann Europa den Frieden auf eine längere Dauer gewährleisten könnte, wenn er dieser Politik eine Stütze gab, die, kräftiger als er und sein verarbeiteter Tran«sormi-m»«, in den Masse» wurzelte oder, die Theorie in die Prax,- übeisetzt, wenn e» ihm gelang, Cri-pi und mit ihm für sein« Politik die BolkStdümlichkeit zu gewinnen, welche er selbst ihr nicht zu geben vermochte. Heute erst zeigt e» sich, daß diese« Werk voll und ganz gelungen; was weder DepretiS, noch Robilant hatten wagen können, ohne ihre Politik ernstlich zu ge- iährden, führt Cri-p, au« unter dem Beisall säst oller Parteien de- Lande«; mit seinem Handschlag besiegelt er tn Friedrich-ruh den europäischen Vertheivigungsbund gegen die den Frieden bedrohenden Mächte. Den Blättern der Rechten wie der Linken ist TriSpi rin sicherer Bürge, daß die Interessen Italien« bei diesem Bunde vollau gewahrt werden; selbst der „Triduna" ist die Italien ehrende Einladung de» politischen Leiter« einer Macht wie Deuischland ein Zeugnih da sür, „daß der Dreibund jene« G-präge, welche« den einen zum Be schützer. den andern zu einer Art Gesolg«mann stempelte und da« ihn den italienischen Liberalen so bitter machte, verloren hat". „Fanfulla" hebt hervor, daß zmn ersten Male seit dem Anschluß Italien» an die Mittelmächte rin italienischer Minister de« Auswärtigen mit dem Fürsten Bi«marck zusammenkomme. „Jtalir" sieht in der Reise den Zweck, den Frieden zu befestigen, nicht aber den Krieg vorzubereiten Nur der irredentistische „Secolo", ein Busenfreund de» Pariser „IntranS- igeant", sträubt sich gegen die Anerkenn»»« der „schlechte» Politik de« Dreibunde-, gegen welche die Geschichte der italienischen Märivrer und da« nationale Bewußtsein Einspruch erheben'. Der Versuch der französischen Presse, Lurch AuSftreuen de« Gerüchte«, eS handle sich um rne Lösung der vatieanischei, Frage, »wischen dem tt-lieniichen Volke und seine« leitenden Minister Zwietracht zu säen, scheuert an den Ereianissen der letzten Zett. Durch di« «eußerung de« Papste« eiuerseii«. daß nur Rom der Preis der «eriöbnung sein köiine. und die Erklär»»« de« König« anderrrseii». daß Rom idm nach wie vor die unantastbar« Eroberung seine« Hanie«, die Haupt- stovt eine« starken und freien Volke« sei. ist d>« rünuiche Frage wieder so unoerrückbar sestaelegt, daß sich die Nachricht, Lrilp, und v,«marck verb-übel» über ihre „LS.uug^. aus de» erste» Blick -l« ei«e Spekulation aus de, Uuverstmid ou«w»ist. Auflage 1»,7S0. ^bonnrmrntsprris viertelj. 4V, Mlt >ucl. Briogerloha 5 Mk, durch die Post bezogen u Mt. Jede einzelne Stummer 20 Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebühren für Ertradeilagea (in Tageblatt-Format gesalzt) ahne Postbeiörderuug 60 Mk. «it Postbesörderuag 70 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile 20 Pf. Größer« Schriften laut uns. Preisverzeichnis;, Tabellarischer u. Zissernsatz nach höherm Tarif. Ueltamrn unter dem RedactionSstrich die 4gespalt. Zeile 50Ps.. vor denFamilienaachrlchtea die kgespaltrne Zeile 40 Ps. Inserate sind stet- an die Grprditi«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruooumsruado oder durch Post» Nachnahme. 81. Jahrgang Leipzig, 5. Oktober 1887. * Gegenwärtig wird der LectionSplan siir das Orien. talische Seminar in Berlin, dessen Eröffnung in 14 Tagen wahrscheinlich durch den Direclor Professor vr. Sachau erfolgt, ausgestellt. Die Verwaltung der Bibliothek de« Inftilul-, Uber deren Zusammenstellung noch Erwägungen gepflogen werden, ist dem vr. Pielschmann aus Marburg anvertraut. * Zu dem Zwischenfall an der deutsch-franzö- iscken Grenze bemerkt die „Kölnische Zeitung": Die deutsche Regierung Hai mit jener edcln Vornehmheit, die nur eiu ruhige- Machtgesühl verleiht, dem deutsch-sranzö» fischen Zwischenfall schon vor dem Abschluß der Untersuchung des TdaibestondeS durch ein hochherzige» Vorgehen jede Schaffe be nommen. Kleine Staaten sind genöthiat, mit ängstlicher Eifersucht auch den Schein zu vermeiden, als ob sie im Verkehr mit mächtigen Nachbarn ihrer Würde oder ihrem Rechte irgend etwas vergäben; der Vertreter einer Großmacht dagegen vermag ohne nervöse Aengstlich- keit zu handeln. Trifsl eS sich doch just, daß die Anwesenheit Cri-pi'» ia Friedrich-ruh einen großartigen Ausblick aus jenes wassengewaltlge Europa eröffnet, welche- gewillt ist, die bestehende Veriheilung von Mach» und Einfluß ausrecht zu erhalten. Deuisch- laud und Italien sind natürliche Verbündete, weil beide da« natürliche Bestreben haben müssen, ihre junge Einheit sesiwurzeln z» lasse»; keines dieser beiden Völker kann wünschen, da« Große, wa» sie erreicht haben, in einem gewogten Glücksspiel »m Kleinere« einzusetzen. Der persönliche und herzliche Verkehr de« hochbegabten ilallenischen Staatsmannes mit dem verantwort liche» Lenker der deutschen Geschicke ist gewiß dazu angethan, die tacken Jntercssenbande, welche die beiden Völker umschlingen, noch fester zu knüvien. Schulter an Schulter mit beiden Nationen stehen Oesterreich, England und die Türkei sür die bestehende Ordnung der Dinge ein. Aber auch von jenen hoffenden Parteien Europa-, welche bei dem Frieden nicht ihre Rechnung zn finden glauben, ind einzelne Bolk-stSmme, wie Polen nnd Bulgaren, durch eine merkwürdige Verkeilung der Umstände gezwungen, die Frieden-, bürgichaslen nur noch zu verstärken. Sollte jemals der Friede von Ost und West her bedroht werden, so sind diese Bolk«stämme durch ihre Lage daraus angewiesen, den Sieg der mitteleuropäische» Waffen zu erhoffen. Für gewälmlich stehen diese Völker zu der sriedliebenden deutschen Politik freilich ln einem Gegensatz, der durch eine latente Interessengemeinschaft gemildert, aber nicht be seitigt wird. Wir waren stet- bemüht, der Eigenart dieses Ber- dülinisseS Rechnung zu tragen, und wir waren dabet unempfindlich gegen die Lästenvortc politischer ABC-Dchützen, welche mit ihrem Unheil an der Oberfläche der Dinge haften und ihre Gehirnichwäche sür Aesinnung-tüchtigkeit und gradlinige Tugend zu verkansen sieben. Deutschland konute also die Opfer de« Grenzzwischenfalls um s» leichter entschädigen, weil eS a» der Spitz« rine» mächtigen Friedens. Knude« stell »nb sich sicher fühlt; die deutsche Regierung ober braucht im Chauvinismus keine LebenSkrast zu suchen, weil sie stark genug ist, um vorübergehende Wallungen der LolkSstinimuug nicht fürchten zu uiüffeu. In Frankreich, wo säst jede Regierung wie ein schwache- Rohr von jeglichem Windhauch der öffentlichen Meinung hin und her gewiegt wird, dürste man e« schwer finden, in ähnlichen Fällen ebenso ruhig und objektiv zu verfahren. Die letzten Zwiichensälle haben ergeben, das, die maßgebenden republika nischen Politiker zur Zeit keinen Krieg wollen und ernstlich be- müht sind, beruhigend zu wirken; aber diese maßgebenden Franzose» haben da« Heft nicht so fest nnd sicher in Händen, daß sie die Radikalen und Monarchisten, die sich zu rastlosen Fackellänfern der kriegSsurie au-gebildet haben, mit einer geringschätzige« Handbewegung bei Seite schieben könnten. Da nun die deuiichen und die französischen Zeugenai,«sagen über den bedauerliche» Vorsall an der Grenze in einem anscheinend unlösbaren Wider- svruch zu einander stehen, so würde die französische Regierung ia eine üble Lage gerathen sein, wenn nicht Deutschland durch freund liche- Entgegenkommen eine Wendung zum Bessern herbeigesührt Kälte. In diesem Sinne saßt auch die eualische Presse da« deutsche Vorgehen ans. Der ..Standard" meint, Fürst Bi-marck habe sich gerade deshalb beeilt, Zugeständnisse, welche mit der Würde Deutsch- jandS vereinbar seien, zu machen, weil die Untersuchung über den Tkalbestand in eine Sackgasse z» gerathen drode: Deutschland könne dabei da« tdüffchte Triumphgeschrei eine- TheileS der sranzöstsche» Presse, welche Barmherzigkeit und Versöhnlichkeit al« eine Demü- thiguug darznstellen suche, sehr wohl verachten; der deutsche Reichs kanzler Hab« sich moralisch ins Recht gesetzt, um in der Lage za sein, in der Frage des technischen Rechts seinen Standpunkt um so fester z» behaupten. Der „Standard" spricht dabei die Hoffnung aus, FlonrenS werde nicht aus einer Auffassung bestehen, der sich die deutsche Regierung angesichts der deutschen Zeugenaussagen nicht an- schließen könne; selbst ein französischer Staatsmann dürfe doch nicht ohne Wettere« annedmen, daß Kaufmann, der auch als deutscher Soldat ein Mensch mit einem fühfenden Herzen sei, au» reinem Uebermuth einen Mitmenschen erschossen habe; der instinctive Wahr- lpruch der Menschheit gehe vielmehr oahin, daß ein bedauerliches Vers-den vorsiege; eS sei Sache der Vorgesetzte» Kausmann'S, sest- »nstellcn, ob er im Hinblick aus daS Gebühren der französischen Jagdgesellschaft berechtigt gewesen sei, zu schießen. Nachdem Deutsch land durch sein versöhnliche« Austreten den Gegnern der französischen Regierung den chauvinistischen Wind au« den Segeln genommen hat. wird diele, fall« die Nothwendigkeit überhaupt an sie heramrttt, es wohl wagen dlirsen, diese besonnene Ansicht eines unparieiischen englische» Beobachter« sich zu eigen zu machen. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" erhält folgenden Nachrus zur Veröffentlichung: Durch den am Abend de- 29. Sevtember in Wiesbaden i» Folge eines SchlagflusscS ei»getretenen Tod de« königliche» Wirkliche» Geheimen RatheS, General-Arzte« l. Classe ä I» suits de- SanttälS- corps, Herrn Professor« vr. v. Langrnbeck, hat das genannte Corps und das gelammte Mililasr-Mcdicinalwesen einen beklagenS- werihen, schweren Verlust erlitte». In FriedenSzeite» viele Jahre hindurch ein unermüdlicher, bewährter Lehrer an den militairärzi- lichen BildungSanstallen und bei den WiedrrholunqScurseii sur Militairärzte, war v Langrnbeck in alle» Kriege» seit 1848 ein stets Hilst bereiter, treuer und zuverlässiger Berather, dessen genialer Lffahrnng unendlich viel segensreiche Effolge zu danke» sind. Sei» Name wird in den Annalen der KricgS-CYlrurgie, sowie der vreußischea militairärzllichei» BilbungSanflalten und de- gesammteii Milttair-LanitätSwesenS unvergessen bleiben; diejenige» SaiiitätS- »sficiere aber, welche den Vorzug halten, mit ihm in persönliche Beziehung zu treten, werde» in unauSlöichlicher Erinnerung an die Liebenswürdigkeit seines Wesens und a» seine FreundeStreue ihm ein verehrnngSvolle», dankbare« Andenken bewahren! Baden-Baden, den 30. September 1887. vr. v. Lauer, Beneral-Stab-arzt drr Armee, Chcs de- SaiiitStScorp- und Direktor der misitairärzllichen BildungSaiistalten. * Der preußische UnterrichtSmiuister wünscht, wie er sämmilicken BezirkS-Negierungen in einem Rundschreiben eröffnet, die über da- statistische Handbuch sür Kunst und Kitnstgewerbe in» beulsche» Reiche eingehenden Berichte klinstighin noch eingebender abgcfaßt zu sehen, namentlich binstchtiich Namhaftmachung neuer Einrichiungen aus den Gebieten der Kunst. deS Kunstgewerbes, der AlterthumS- kuiide u. s. w. Jede Regierung solle fortan gegen Enke de« IahreS alle neuerrichtelen Sammlungen. Kunst-, Kunstgewerbe-. AlterihumS-Bereine und ähnliche Anstalten, ferner größere Gymnasial- und Privaiversammlungen, namentlich auch
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