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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster- scheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Der AbonnememspreiS beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Ps., Einges. 20 Pf. Tabellarischer Sah wird doppelt berechnet. und AMwiMKer ÄHkiger. Filialen: in Altstadtwa Idenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster; in Kaufungen bet Herrn Fr. Janaschek; in Langenchursdors bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herr» Wilhelm Dahler, Eigarrengeschäft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. —Amtsblatt für den ^tadtrath zu Maldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten PtNigHuuzeuau, LichteusteiurEallUbkrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesawtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußoorf, K»r«spr«che* Rr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. .M 81. Sonnabend/den 7. April1900. Witteruugsbericht, ausgenommen am 6. April, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 760 MW. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 11,5° 0. (Morgens 8 Uhr -s- 7° 0) Fenchtigkeitsgehalt der Lust nach Lambrecht« Polymeter 52°/«. Thanpnnkt -s- 2 Grad. Windrichtung: Südost. Daher Witternugsaussichte« für den 7. April: Meist Halbheit», Niederschläge nicht ausgeschlossen. *Waldeuburg, 6. April 1900. Zu Awang des südafrikanischen Krieges wurde viel fach vermuthet, England werde Portugal nöthigen, ihm die Delagoabai zu überlassen, um von hier aus Trans vaal besser angreifen zu können. Tin Vormarsch durch dos portugiesische Gebiet läng« der von Lorenzo Marquez nach der Transvaal-Grenze führenden Bahn hätte große strategische Voriheile geboten, und an einen ernsten Widerstand des schwachen Portugals wäre nicht zu denken gewesen. Gleichwohl scheute sich die englische Regierung vor einem solchen Act der Vergewaltigung, der aus dem Vorkrusrecht, das England vertragsmäßig für die Delagoabai besitzt, nicht hätte gerechtfertigt werden können und dritten Mächten leicht Anlaß zur Einmischung ge boten hätte. Die englische Regierung beschränkte sich vielmehr darauf, Portugal zu einer wohlwollenden Neutralität in seiner Colonie Mozambique zu nöthigen, die sich namentlich darin bekundet, daß Lorenzo Marquez als Kohlen-Depot für englische Kriegsschiffe dient und daß dem Durchzug von Personen und Waaren nach Transvaal von den portugiesischen Behörden allerlei Schwierigkeiten bereitet werden. Jetzt ist nun Portugal noch an einem andern Punkte der Küste von Mozambique den englischen Interessen gefällig. Der letzte Nachschub, der unter dem Oberst Carr-ngton aus England nach Südafrika abgegangen ist, soll im Hasen von Beira gelandet werden und von dort üb» ins Hinterland führende Bahn nach Rhodesta ziehen, und auch von Kapstadt aus scheint Kriegs- Material nach Beira zur Verwendung in dem nördlich von Transvaal gelegenen Gebiete von Rhodesia geschafft zu werden. In England hofft man, daß die Truppe Carringtons trotz des langen Marsches, der ihr bcvor- stcht, die Buren von Norden her bedrängen und den lang ersehnten Vormarsch de« Lord Robert« auf Pretoria unterstützen werde. Das portugiesische Cabinet hat sich beeilt, den Vor- wurs des Neutralität^ Bruches vor der Kammer in Lissabon mit der Berufung daraus z« entkräften, daß ein portugiesiich-englischer Vertrag von 1891 den Eng ländern gestattet, Truppen über Beira nach Rhodesia zur Aufrechterhaltung der Ruhe in dem britischen Hinter- land von Mozamb que zu befördern. Eg ist wohl rich- tig, daß ein solcher Vertrag existtrt und daß schon einmal im Jahre 1896 auf Grund desselben eine englische Truppm-Sendung über Bena geleitet worden ist. In Portugal selbst aber, wo auch viel Sympathien für die Buren bestehen, erheben stch Stimmen, die jene Vertrags- Bestimmung nur für Friedens-Zeiten gelten lassen wollen, so daß das Lissaboner Cabinet vielleicht noch heftige An- griffe zu erleiden haben wird. Die „Dr. N." bemerken zu dieser NeutralitatSver- letzung: „Der portugiesische CabinetSchef hat den Muth gesunden, die Verletzung der Neutralität zu bestreiten und sogar von der correcten Erfüllung der Neutralitäts- pfl'chten zu sprechen. Wie portugiesische Staatslenker Pflichten zu erfüllen pflegen, ist ja hinlänglich aus der Behandlung zu ersehen, die Portugal seinen Staats gläubigern angedeihen läßt. Was schamlose Heuchelei betrifft, so scheint der Lissaboner Ministerpräsident ein würdiger Genosse Josef Chamberlains zu sein. Außer halb Englands ist wohl Niemand einen Augenblick im Zweifel, daß die Gestattung eines Truppendurchzuges der Engländer zu dem Zwecke, den Buren in den Rücken zu fallen, eine geradezu flagrante Neutralitätsverlctzung bedeutet. Es heißt, England habe sich bei seinem Er suchen um Gewährung der Truppendurchsuhr durch portugiesisches Gebiet auf den mit Portugal abgeschlossenen Vertrag aus dem Jahre 1891 berufen, der die ost' afrikanischen BesitzverhäOniffe zwischen beiden Staaten feststellte. Dieser Vertrag enthält eine geheime Be stimmung, die den Engländern die Durchfuhrconcefsion gewährt. Es ist ganz selbstverständlich, daß England von dieser Concession nur Gebrauch machen darf, wenn eS sich darum handelt, Ausstände der Eingeborenen in den eigenen, unbestrittenen Besitzungen, im Lande der Matabele und Maschona, das keinen Zugang zum Meere hat, zu unterdrücken. Gegenwärtig führt England mit den Burenrepubliken Krieg; diese sind selbstständige Staaten, denen gegenüber Portugal unter allen Umstän den die Pflicht der strikten Neutralität zu wahren hat, wenn es sich nicht zum Kriegsgenoffen Großbritanniens machen will. Daß dieses aber die DurchgangSconcession gegen die Buren verwerthen will, liegt auf der Hand. Es wird berichtet, ein 5000 Mann starkes englisches CorpS unter dem Befehl des Obersten Carrington werde in Beira landen und mittels Eisenbahn an die Grenze von Rhodesia gebracht werden, um zum Entsätze von Mafeking zu dienen und zu weiteren Operationen im Norden von Transvaal verwendet zu werden." Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der Mittwoch Abend Gast des russischen Botschafters war, begab sich am Donnerstag früh von Berlin nach Potsdam. Im dortigen Lustgarten besich tigte Sc. Majestät die Leibcompagnie, die zweite, die fünfte und die neunte Compagnie des 1. Gardercgiments z. F. Zum Schluß sand ein Parademarsch des ganzen Regiments statt. Später speiste der Monarch im Kreise der Offiziere. Prinz Heinrich von Preußen ist mit seiner Gemahlin am Donnerstag in Berlin cingetroffen. Der Kaiser empfing seinen Bruder und seine Schwägerin und geleitete sie ins kgl. Schloß. Der Anschlag auf den Prinzen von Wales ver anlaßt die freiconservative „Post" zu folgendem Ver langen: „Wie wir bereits früher betont haben, halten wir eS auch jetzt für nothwendig, daß eine internationale Vereinbarung zur Bekämpfung des Anarchismus zu Stande kommt. In den anarchistischen Versammlungen wird die Autoritätslosigkcit großgezogcn, und die verbrecherischen Naturen finden hier ihren Glauben an ihren erlösenden Messiasberuf für die schmachtende Menschheit. Wir halten eS hier mit dem Fürsten Bismarck, der in seinem Ge spräch mit Lothar Bucher äußerte: „Die Anarchisten muß man unschädlich machen; das ist nur ein Act der Noth- wehr." Die „Nat.-Ztg." weist Angriffe der englischen Presse zurück: „Man wird eS begreiflich finden, daß die englische Presse ihre berechtigte Entrüstung über die feige That in starken Worten zum Ausdruck bringt, und wird es auch verstehen, wenn sie dabei ein wenig über die Schnur haut mit ihrer Gegnerschaft gegen die nichteng lische Presse. Aber dagegen muß doch mit aller Ent schiedenheit Verwahrung eingelegt werden, daß die eng lische Presse das Attentat theilweise den „von der kon tinentalen Presse gegen England gerichteten wüsten An griffen" zuschreibt. Das ist — gelinde gesagt — eine echt englische Ucbertreibung." Kaiser Wilhelm erschien Donnerstag früh bereits um 8 Uhr in der großbritanni schen Botschaft zu Berlin und sprach dem Botschafter Sir Frank Lascelles seine Glückwünsche über das Miß lingen deS Attentats auf den Prinzen Wales aus. Zu dem gleichen Zwecke sprachen Staatssekretär Graf Bülow u. A. in der Botschaft vor. Prinz Rupprecht von Bayern, der älteste Sohn des Prinzen Ludwig und künftige Thronfolger, hat sich nach einer Mitthnlung aus München mit der Herzogin Gabriele, Tochter deS Herzogs Karl Theodor, des be kannten Augenarztes, verlobt. Die Auszeichnung des deutschen Botschafters in Petersburg, Fürsten Radolin, hat in den Petersburger Hof- und amtlichen Kreisen ein sehr sympathisches Echo erweckt. Graf Murawiew, der russische Minister des Auswärtigen, gratulirte dem Fürsten persönlich in sehr warmen Worten nicht nur sür sich, sondern auch NamenS deS Kaisers Nicolaus, und bezeugte seine freudige Antheil» nähme in einer Weise, die, wie den „B. N. N." ge schrieben wird, den zwischen beiden Ländern bestehenden vortrefflichen und vertrauensvollen Beziehungen entspricht. Der viel besprochene Zwischenfall mit der Großfürstin Wladimir darf danach jedenfalls als beigelegt betrachtet werden. Ahlwardt, der bekannte antisemitische Reichstagsab geordnete, der in den letzten Jahren im Reichstage frei lich wenig zu sehen gewesen unv niemals das Wort ergriffen hat, ist der „Staatsb.-Ztg." zufolge wohlhabend geworden und bezahlt fleijig Schulden. Die Angabe aber, daß er den Versuch gemacht habe, Theilhaber der „Staatsbürgerzeitung" zu werden, bezeichnet das antise mitische Organ als eine Arizona Kicker-Leistung. Da Ahlwardt auch die Zwanzig-Pfennig Versammlungen nicht mehr veranstaltet, so muß ihm irgend ein industrielles Unternehmen geglückt sem und ihn wieder auf den grünen Zweig gebracht haben, von dem er bedenklich herunter« geglitten war. Der Beschluß des preußischen StaatSminiüeriums, in Zukunst auch Realgymnasialabiturienten zum Studium der Medicin zuzulasien, ist von der Mehr zahl der Blätter mit Freuden begrüßt worden. Nun wird zugleich die Frage aufgeworfen, wie sich diejenigen Bundesstaaten zu der preußischen Maßnahme stellen wer den, die noch an der Ablegung der Reifeprüfung an einem humanistischen Gymnasium als Vorbedingung für das medicinischc Studium festhalten. Es ist klar, daß sich aus der verschiedenen Handhabung Schwierigkeiten ergeben können. Hoffentlich fegt bald ein Nnchsgesetz die bestehenden Ungleichheiten fort, was natürlich am wünschenswerthesten wäre. Die Vorbereitungen für den Abschluß der neuen Handelsverträge werden rüstig gefördert. Tag sür Tag finden jetzt lmNeichsiagsgebäude vor den Commissionen des Wirthschastlichen Ausschusses zur Vorbereitung der Handelsverträge Vernehmungen von Sachverständigen statt. Die Luge der Deckungsfrage in Sachen der Flotten« Vermehrung, so wir: der Münchener „Allg. Ztg." osficiös aus Berlin geschrieben, wird als durchaus günstig angesehen. In Bundesrathskreifen ist man der Ansicht, daß die in der Commiision gemachten Vorschläge voraus sichtlich eine Majorität finden und erhebliche Bedenken Seitens der Bundesregierungen kaum herauSsordern dürften. Besonders würden sich die Verbündeten Regie rungen gegen die Ausarbeitung einer Reichserbschastssteuer nicht sträuben. Aach Berliner Blätter verschiedenster Richtung bestätigen diese Angabe». In East-London (Südafrika) still der Pöbel daS Haus des deutschen Consuls mit Steinen beworfen und den Consul in kWKis verbrannt haben. Zu dieser Meldung bemerkt dre „Post", daß man an amtlicher