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Dresdner Journal : 11.12.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186912118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18691211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18691211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-12
- Tag 1869-12-11
-
Monat
1869-12
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 11.12.1869
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.V 288.' LdmowamNanrrttt: >»«« «>rUel»- «rMr. — 1 ,. t» „ üol»tlicd:— „ Ib „ I1»»,li»«Kiu>uo«iD: l „ I» erttt > rktr. 8»»wv«l^«düt»r, »it»»erk»Id >1«» Lan<t«» koit al«i t»u»eUI«g iuLi». »aseralraprrtsr: I^tr <t»L »«uw «iu«r e«»P»lt«llen 2«il«: 1 K^r v»t«r <U« 2«U«: 3 K^r. Lrsqet««: IA>U«L, mit Lu»o»kw« <l«r 8ooo- «ock kswrtTL», ^b«uä» kvr ä«o kol^«oä«o 1°»?. Somabend, den 11. December. DreÄmerZournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1868. Kaldratraammhaa «»»Sri«: k» 6ommi«lo»Il ä«» l)re,äo«r ^oaro«l,; «d«oä»> : H IÜ!<oi i». Lvo»« k'n-v: N»o>dmA ImU»- Vi«» - l.»ix,tU - >»»«> - rr»l>IleiLrt ». N.: M Vvai.»», v«rUo O»ui-ini>'»cke Nilcdk , »nr««u, Uovui >-» Nr«m«ll k!. 8c»i.ori«; >r»,I»ur, 8r-.-<u>!»'-.^»non<:ei>^ur«i»u, 8,»^ L t'»»:viiv; kr<u>IikLit » II : kuotlk. i Nül»: ^v. Kto-:-!-«, k»ri» 8vi.l.i,i« L Ls., (S, kl»«:« ä« l» Lourse ?r», t» k»»l.lc»', LuodH, - Vi«» O^»«l.i». qrraurgrdtr: Lvoi^l. Lrpsckitioo <j«, vreiäosr ^oor«!», vr,»<i«o, Ltsiieoiti««»» Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 1. Deccmber. Se. Königliche Majestät haben aUrrgnädigst zu genehmigen geruht, daß der erste Eommissar der Lotteriedirection, Finanzrath Müller zu Leipzig, daS ihm von Sr. König!. Hoheit dem Greß- Herzoge von Oldenburg verliehene Ehren-Ritterkreuz 1r. Elaste de- Grobherzoglichen Haus- und Verdienst orden- de- Herzog- Peter Friedrich Ludwig annehme und trage. — Mit alltrhöch'^er Genehmigung ist die Verwaltung de- Forstrentamtes Eoldttz, sowie die dortige Jntraden- verwaltung, vom 1. December 1869 an dem «itheri- gen Fvrstrentbrau trn in Schwarzenberg, Carl Oeser, übertragen worden. Bekanntmachung. Da- Ministerium des Cultus und öffentlichen Un terrichts hat im Einverständnisse mit dem Ministerium de- Innern bei den für die Prüfungen der Aerzte, Zahnärzte und Apotheker bei der Universität Leipzig nach Maßgabe der Bekanntmachung des Bundesraths de- Norddeutschen Bundes vom 25. September 1869 zu bestellenden Examinations-Commissionen ans die Zeit vom 1. November 1869 bis 31. October 1870 trn Vorsitz dem Kreisdirector von Burgsdorff übertragen und zu Mitgliedern «. der Examinations-Commission für Äerfte die ordentlichen Professoren der medicinischen Facul- tät, Geheimen Medicinalrath vr. Weber, Geheimen Mediciualrath Vr. Radius, Geheimen Medicinalrath vr. Wunderlich, Hofrath vr. Credo, vr. Wagin r, Hofrath v. Ludwig, vr Thiersch und vr. Coccius, sowie dir außerordentlichen Professoren der genann ten Facultät Medicinalrath vr. Sonnenkalb, Vr. Hen nig, vr. Schmidt nnd vr. Thomas, sämmtlich zu Leipzig, K. der Examinations-Commission für Lahniirfte außer den vorgenannten Mitgliedern der Prüfungs kommission für Aerzte, den practischen Zahnarzt vr. Clare in Leipzig, und v. der Examinations-Commission für Apotheker die ordentlichen Professoren Geheimen Hofrath vr. Hankel, vr. Kolbe, Hofrath Vr Schenk, Geheim n Medicinalrath Vr. Radius, sämmtlich in Leipzig, und den Apotheker Kohlmann in Reudnitz auf dieselbe Zeit ernannt. Dresden, am 7. December 1869. Ministerium des CultuS uud öffentlichen Unterrichts, von Falkenstein. Hausmann. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 1V. December, Nachmitags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Abgeord netenhauses erfolgte die Schlußberathung über den Antrag der Abgg. Miquel und LaSker, die AuS- dehnung der Bundeöcomprtenz auf daS gesammte Civilrrcht betreffend. Abg. Lasker, indem er den Antrag moitvirte, weist auf die politische Bedeutung des Antrages und auf d-ssen Opportunität hin, namentlich angesichts der Stellung, welche die Herrenhäuser in Preußen und Sachsen, sowie die mecklenburgschen Stände gegenüber dem Bunde einzunchmcn versuchten. Schließlich wurde der Antrag Miquel - LaSker angenommen. Der Abg. v. d. Heydt stimmte für denselben. Hannover» Donnerstag, 8. December, AbendS. (W. T. B.) In der heutigen Abendsitzung der han növerschen Synode theilte der Vorsitzende mit, daß auf allerhöchsten Befehl die Synode am 13. d. M. geschloffen werden wird. Karlsruhe, Donnerstag, 9. Decbr., AbendS. (W. T B.) Die Zweite Kammer fuhr heute in der seit zwei Tagen begonnenen Berathung über daS Gemeindegesetz fort. Die Generaldebatte und die bisherige Specialdebatte drehte sich hauptsäch- lich um daS vorgtschlagene Drriklaffensystem der Wahlberechtigten vri GemeinderathS- und Bürger- auSschußwablen. Der Antrag Eckard auf Beseiti gung desselben wurde angenommen. (Vergl. unter Tagesgeschichte") Wien, Freitag, 10. December. (W T. B.) Die „Wiener Zeitung" publicirt amtlich die Ernennung des Fürsten Karl AuerSpera zum Präsidenten, so- wie diejenige deS Grafen Eugen Wrbna und deS Frhrn. Anton v. Doblhoff zu Vicepräfidenteu deS Herrenhauses. Den heutigen Morgenblättern zufolge ist der Aeldmarschalllieutenant Freiherr v. Rodich znm Civil- und Militärgouverneur von Dalmatien er nannt worden. Pesth, Donnerstag, 8. December, Nachmittags. (Corr.-Bür.) DaS Unterhaus nahm heute einstim mig daS Gesetz an, wonach der ZeitungSstempel be dingungslos abgrschafft wird. Paris, Donnerstag, 3. December, Nachmittags. (W. T B.) In der heutigen Sitzung des gesetzge- benden Körpers protestirte anläßlich der Verlesung des Protokolls von der vorigen Sitzung Rochefort dageaen, daß der Minister deS Innern in der gestri gen Rede den von ihm und RaSpail eingebrachten Gesetzentwurf ins Lächerliche zu ziehen beabsichtigt habe. Bei den darauf fortgesetzten Wahlprüfun- aen wird die Wahl Rochefort'S für giltig erklärt. Derselbe leistet alSdann den vorschriftsmäßigen Eid. Die von der Opposition heftig angefochtene Wahl Cbair d'Est-Angr'S wird nach langer Debatte mit 165 gegen 56 Stimmen für giltig erklärt, ebenso die Wahl Pinard'S. Wie verlautet, hat der Kaiser den Minister deS Innern, de Korcade la Roquette, wegen seiner im gesetzgebenden Körper gestern gehaltenen Rede be glückwünscht. Marseille, Donnerstag, 8. December, Mor- genS.(W.T.B ) Am gestrigen Marienfeste fand hier eine Illumination statt, welche eine Bande von 1000 bis 1500 Mann zu stören versuchte. Die Schaar durchzog unter Lärm und Absingen der Marseil- laise die Straßen und zertrümmerte vor dem Pa lais deS Bischofs und vor der Präfectur die GaS- candelabrr. Die Schildwacht vor dem ersteren Ge bäude wurde leicht verwundet. Es fanden etwa 60 Verhaftungen statt. Florenz, Donnerstag, 3. December, AbendS. (W.T.B ) Sella hat, bevor er sich zur Uebernahme der Cabinetöbildung bereit erklärte, verlangt, vor- her mit Cialdini zu conferirrn, der heute Abend hier eintreffen wird. Rom, Donnerstag, 8. December, Nachmittags. (Corr.-Bür.) Ihre Majestät die Kaiserin von Oesterreich stattete heute dem Papst einen Besuch ab. Kairo, Donnerstag, 3. December. (W T. B.) Der Ferman des Sultans wurde heute Morgen mit der üblichen Feierlichkeit, unter dem Salut der Kano- nen von der Citadrlle, öffentlich verlesen. Hiermit ist jede Befürchtung wegen AuSbruch eines Eon- flictes zwischen der Pforte und Aegypten thatsäch lich beseitigt. Dresden, 10. December. Das allgemeine Concil, welches am 8. d. im Va tikan zu Nom zusammengetreten ist, hat eine Anzahl von Organen der Presse veranlaßt, der Versammlung hoher Würdenträger der katholischen Kirche bereits am Eröffnungstage mehr oder minder ausjührliche Betrach tungen zu widmen. Auch die neueste Berliner halb- FeuiUeton. K. Hoftheater. Donnerstag, den 9. December wurde zum ersten Male das Lustspiel »Die Gönner schaften" nach der „Camaraderie" des Scribe von vr. Römer gegeben. ES mag in den Vierziger Jah ren geschrieben sein und ist eine Satire auf das Trei ben der Camaraderie in der bürgerlichen und staatli chen Gesellschaft, zur Erwerbung von Ansehen und Stel len, und auf die einflußreiche Action einer koketten, herrschsüchligen, gristbegabten Frau, zum Besten ihrer Günstlinge und zum Genügen ihre- intriganten Sin ne- durch jene gehorsame Genossenschaft, sowie durch ihren lenksamen Mann und die Gefälligkeit dcs Mini ster-. Solche Praktiken werden nicht bloS in Pari- gepflegt, sondern blühen mehr oder weniger »u allen Zeiten in allen Staaten, und ergeben daher einen stets ein- schlagenden und treffenden Vorwurf fürs Lustspiel. Aber die Handlung, die sich um eine Deputtrtenwahl dreht, erzieht auch erne Satire gegen das beschränkte, von einer kleinen Coterte abhängige Wahlsystem unter König Loui- Philipp, und in dieser Spectalität ist sie aller dings veraltet. Da- Stück zeigt in Herbeiführung und Nutzung ter Motive in Verwebung und geschickter Wen dung der Jntrtgue, in Esprit, Eleganz und Lebhaf tigkeit de- Dialog- und in Zeichnung der GesellschastS- chprn die un- bekannte, talentvolle und virtuose Weise Scribe'-, sowie auch die Schwächen derselben, aber es erwetst jene Eigenschaften, die geistreich pikante Poin- ttrung de- Dialog- und geschmackvolle Form der Be handlung keim-weg- in so glänzender und über innere Schwächen mit amüsanter Täuschung hinwegführender Weise, wie seine btsten Stücke, malt in etwa- auf dir Spitz« gestellten, stark aufgetragrnen Zügen, und bietet arntte und -edihate Zwischeustelltn. Das Talent Ecri- be's tritt gleichwohl in gewandtester Erfindung hervor, in der raschen Wendung der Jntrigue der Pairsfrau Cesarine im dritten Act, in der bis zuletzt erhaltenen Spanuung über den Ausgang, und in dem sogar sitt lich befriedigenden Schlußeffect, daß die frivole Intri gantin Cäsarine und ihr Gcnosse, als sie wieder andern Sinnes hinsichtlich der Deputtrtenwahl geworden sind, sich in ihren eigenen Schlingen gefangen finden, und die Folgen ihrer unabsichtlich zum Guten in Bewegung gesetzten Jntriguen nicht mehr zurückhalten können. Der Gesammteindruck bleibt unterhaltend und anregend, und den Schauspielern bieten sich einige dankbare Stollen. Die Gcsammtdarstellung war sehr löblich, nur in einigen Partien nicht fein genug gehalten, zu stark in den Accenten und bisweilen zu langsam und zu wcnig flüssig im Tempo des Dialogs. Doch ist hierin und überhaupt in der Nüancirung des Vortrags den Dar stellern vorläufig kein Vorwurf zu machen, sie befinden sich im Kampf mit den weiten Räumen der Localität und müssen erst durch Erfahrung sicher werden, Wa ste in ihren Ausführungen geben können und was ihnen versagt bleiben muß. Der Zuhörer hat darüber jetzt am wenigsten ein kritisch kompetente- Urthetl. Ganz vorzüglich, spirituell elastisch und fein im Ausdruck gab Frl. Ulrich die schauspielerisch virtuose Dame Eesartne, die dominirende Gattin des altersschwachen Pairs von Miramont, den Herr Jaffs vortrefflich charakterisier. Mit gewiunenbrr Leichtigkeit und treffender Ironie des Ton- führte Herr Dlttmer die an sich nicht dankbare Partie de- Doctor Vernarbet aus, und Herr Jauner spielte den Schwachkopf Rtgaut mit .lebensvollem und ergötzlich komischem Wesen, worin ihm Humor und Ta lent freilich selten eine Versührung zum Zuviel erspar ten. Herr Hanstein, der den ernsten gediegenen Ad- vocat BareuneS gab, welchem Scribe, zum Besten set- osficieUe , Provinzial - Correspondenz" entbält einen längen Artikel über das Concil. welcher zunächst hervorbebt, daß seit drei Jahrhunderten keine allge meine Kirchcnversammlung ftattqefunden hat und, an- knüpfend an das päpstliche Einberufungsschreiben vom 29. Juni 1868, der Aufforderung des Papstes an alle Protestanten zur Theilnahme am Concil gedenkt. Hier auf habe der evangelische Oberkirchenrath in Preußen in einem Rundschreiben an die Consistorien ausgespro chen, daß diese Einladung von allen Evangelischen ab- gelehnt werden müsse. Die Auffassung des evangelischen Oberkirchenraths sei vollends bestätigt worden durch ein Schreiben des Papstes an den Erzbischof von Westmin ster, wonach keiner erneuten Erörterung der protestan tischen Lehre, deren Jrrthümer bereits sorgfältig ge prüft, gerichtet und verurtheilt worden seien, auf dem Concile Raum gegeben werden könne; dasselbe solle vielmehr nur die Gelegenheit darbieten, in den Schooß der Kirche zurückzukehren. Die „Prov.-Corr." berührt alsdann die »erheblichen Meinungsverschiedenheiten und gewisse Besorgnisse in Bezug auf die Zwecke und die möglichen Folgen der Versammlung", weiche auch unter den Katholiken hervorgetreten sind, und sagt darüber: „Was die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes betrifft, so ist dieselbe nicht blos von religiöser, sondern auch von großer politischer Bedeutung. „„Wenn die Unfehlbarkeit der Päpste zum Glaubensgrundsatz er hoben wird"", sagt eine katholische Stimme, „„so er hält damit zugleich die von den Päpsten seit Gregor V II. ausgestellte Lehre von der Unterwerfung der Monarchen und Königreiche unter die auch auf das Weltliche und Politische sich erstreckende Herrschaft des römischen Stuhls die Geltung eines Glaubenssatzes. Jeder katho lische Christ ist daun verpflichtet, es als eine von Gott geoffenbarte Lehre zu glauben, daß die Päpste eine un beschränkte Macht über alle Fürsten und Obrigkeiten, über alle Staaten und Gemeinwesen haben, daß sie in alle staatlichen Angelegenheiten aus unbeschränkter Machtfülle eingreifen, die Fürsten absetzen, Gesetze um- stoßen, über Kxieg und und Frieden verfügen können." " Stecht minder sind in dem Syllabus Ausfassungen und Lehren enthärten, deren unbedingte Feststellung und Befolgung seilen der katholischen Kirche dazu führen müßte, die Beziehungen derselben zu den weltlichen Gewalten überall zu erschüttern. Unter den „Jrrthü- mern", welche der Syllabus verdammt wird unrcr An- drrm die Meinung aufgesührt, als habe die Küche nicht die Macht, Gewaltmittel auzuwenden, noch irgend eine directe oder indirecte zeitliche Gewalt, — als Jrrthum wird ferner verdammt, als sei es in unsrer Zeit nicht mehr nützlich, daß die katholische Religion unter Aus schluß aller andern Culte als einzige Staatsreligion gelte, — und als sei es etwa zu loben, daß in katho lischen Ländern nichtkatholischen Einwanderern die öf fentliche Ausübung ihres Cultus gestattet sein solle rc. Daß die kirchlich politischen Fragen auf dem Concil cine hervorragende Bedeutung erhalten sollen, war auch daraus zu entnehmen, daß unter den zur Vorbe reitung des Concils berufenen Commissionen sich aus drücklich eine kirchlich-politische Commission befindet, deren Zusammensetzung schon die ihr beigemcssene Be deutung erkennen läßt. Die Bedenken, welche aus et waigen Beschlüssen des Concils in der erwähnten Rich tung sür die Beziehungen zwischen Staat und Kirche entstehen müßten, haben in Deutschland, wie ander wärts die Geister vielfach bewegt und auch innerhalb der katholischen Geistlichkeit ernste Beachtung gesunden." Das Ministernll Organ wendet sich hierauf zu der in Fulda im September d. I. stattgehabten Vorbe sprechung der deutschen Bischöfe, sowie zu dem gemein samen Hirtenbriefe derselben, welcher »augenscheinlich dazu beigetrageu hat, die Besorgnisse in Bezug ans die politischen Folgen des Concils zu mildern", und schließt wie folgt: „Zwischen den deutschen Regierungen haben im Laufe dieses Jahres auf Anregung Bayerns Erwägungen darüber slaltgefunden, ob es sich empfehle, die Bischöfe und das Concil selbst auf die bedenklichen Folgen hinzuwrisen, welche cine grundsätzliche Verän- ner Lustspielcomposttion sich etwa- ungeschickt benehmen läßt, muß ernstlich bemüht sein, den monotonen Ton fall seiner Redesätze abzulegcn. C. Banck. "j- Theater und Musik. In Bezug auf den mu sikalischen Nachlaß Otto Jahn's entnehmen wir einer Erklärung des Prof. Ad. Michaelis in Tübingen, eines Neffen deS Verstorbenen. Folgendes. Ein beson ders werthvvller Theil der sür die Biographien Haydn's und Berthoven's gesammelten Materialien, welcher in authentischen Copten entlegener, schwer zugänglicher Composilionen, sowie von Briefen bestand, ist nach Jahn's eigener Anordnung bei seiner musikalischen Bibliothek belassen worden und mit der ganzen Biblio thek in Besitz der Antiquare Jos. Bär in Frankfurt, Max Cohen u. Sohn und Matth. Lempertz in Bonn übergegangen. Die übrigen Sammlungen enthalten cinzelne Notizen, Abschriften von Documenten, Aus schnitte au- Zeitschriften u. dgl. Die Haydn betreffen den Sammlungen hatte Jahn selbst bereit- dem künf tigen Biographen Haydn'S, Fr. Pohl in Wien, mit- aetheilt; ähnlich war er mit den Beethovenmaterialien Thayer in Triest gegenüber verfahren. Ausgearbeitet ist kein Stück der Biographie, wenn auch der Plan derselben in Jahn'S Kopse vollkommen frststand und auch im Einzelnen das Meiste bereits innerlich verarbeitet u ar. Sämmtliche Vorarbeiten Jahn's sind ebenfalls den Herren Pohl und Thayer zum Gebrauche mitgetheilt wor den. — Am 7. d. fand un alten Thcatrr zu Leipzig eine vonStudtrenden der Universität veranstaltete Auf- führ un g von Schiller'-»Räubern" statt, deren Er trag zur Hälfte für die unglücklichen Bewohner von Zschopau, Frauenstein und Lichtenstein, zur andern Hälfte jur den vom Dirrctor Laube gegründeten Pensivn-fond derung der bisherigen Beziehungen von Staat und Kirche herbeiführen mußte — und ob im Voraus eine gemeinsame Haltung dem Concile gegenüber zu verein baren sei. Die Regierungen haben jedoch von allen vorgängigen Schritten und Kundgebungen Abstand ge nommen. Man darf wohl dem Verlauft deS Concil- von vorn herein mit der Erwartung entgegensetzen, daß die Gefahren, welche man auf dem religiös-poli tischen Gebiete verkündet hat, sich nicht verwirklichen werden. Die Freunde der katholischen Kirche bei un- würden gewiß selbst einen Erfolg beklagen, welcher das bisherige so friedliche und erfreuliche Verhältniß der Kirche zum Staat und dir Beziehungen der Be völkerung beider Konfessionen zu trüben geeignet wäre. Eine Besorgniß wegen Gefahren für den Staat würde nach Lage der Verfassung und Gesetzgebung, sowie mit Bezug auf das politische und patriotische Bewußtsein unser- Volkes unter keinen Umständen zu hegen sein. Vor Allem aber muß die Weisheit deS römischen Stuhls selbst darauf bedacht sein, das Concil nicht auf Bahnen leiten zu lassen, welche zu bedenklichen Ergebnissen führen könnten. Die Stimmen besonnener Katholiken dürften in Rom bereits Beachtung gefunden haben, und die Rathschläge der deutschen sowie gleichgesinnter Bischöfe werden auf drm Concil gewiß schwer in- Ge wicht fallen. Möge sich die Zuversicht der Bischöfe erfüllen, daß das Concil nur Lehren verkündigen werde, welche mit den Grundsätzen der Gerechtigkeit, mit dem Rechte des Staats und seiner Obrigkeiten, mit der rechtmäßigen Freiheit und dem Wohle der Völker in Uebereinstimmung stehen." — In verwandter Weise äußcrtsichdie„Norddeu!scheAllgemeineZeitung", welche darauf hinweist, daß sich ruhige Stimmen von hoher Autorität haben vernehmen lassen, welche geeignet seien, sowohl die Erwartungen der Ultramontanen, als die Besorgnisse, wie sie eben erst wieder in den Erklärun gen der spanischen Regierung vor den Cortes Ausdruck gefunden, auf ein gewisses Maß zurückzuführen. Na mentlich seien in dieser Beziehung das Collectivschrei- ben der in Fulva versammelten deutschen Bischöfe, so wie neuerliche Erklärungen angesehener Würdenträger der französischen Kirche von Wirkung gewesen. Es spreche augenblicklich Alles dafür, daß der Verlauf des Concils diesen letzter» Glimmen Recht geben und daß man in Rom darauf bedacht sein werde, sowohl auffäl lige Meinungsverschiedenheiten im Schooße des Concils selbst, als auch Beschlüsse zu vermeiden, welche die Staa ten als Eingriffe in ihre Rechte beklagen müßten. Die »Nordd. Allg. Ztg." constatirt weiter die Thatsache, „daß auch die katholische Kirche sich viel zu sehr im Stande der Nothwchr gegen die gefährlichem Mächte des Unglaubens und des Jndifferentismus im Allge meinen befindet, als daß sie ihrerseits unnöthig heraus fordernd nach anderer Seite hin auftreten sollte", und fährt alsdann fort : „Schon die Encyklika und der Syl labus, welche heule ebenfalls den Jahrestag ihres Er scheinens feiern, halten vor Allem diese Thatsachen im Auge, und ausgesprochener Maßen besteht die haupt sächliche Veranlassung der Zusammenbcrufung des Con cils darin, diesen Schriftstücken eine feierliche Bestäti gung zu ertheilen. Um deswillen werden sich auch dir Kirchen anderer Konfessionen nicht allzusehr wegen der Maßnahmen dcs Concils beunruhigen. Man kann im Gegentheil auch von protestantischer Seite, ohne auf die vom heiligen Vater bei dieser Gelegenheit ausge gangene wcsenllich formelle Aufforderung zur Rückkehr in die katholische Kirche besonderes Gewicht zu legen, die Eröffnung dcs Concils insofern mit Theilnahme begrüßen, als dasselbe jedenfalls dazu dient, dem ge genwärtig in religiösen Dingcn im Allgemeinen herr schenden Jndifferentismus einen Stoß zu geben." — In der »Nativ nal-Zeitung" liegt zwar neuesten- eine ausführlichere Meliiungsäußerung über das Con cil nicht vor, doch begleitet sie den Abdruck der Haupt stellen dcs Artikels der „Prov.-Corr." mit folgenden Bemerkungen: „Es ist in der letzten Zeit überall üblich geworden, die Besorgnisse vor dem Concil hinter Lob preisungen zu verbergen, welche der „Weisheit dcs rö- dcs Theaterchors bestimmt war. Der mildthätige Zweck und die interessante Seltenheit des Unternehmens hat ten ein überaus zahlreiches Publicum herbeigerufen. Die Rolle der Amalie hatte ein Mitglied des Stadt- theaters, Fräulein Delia, übernommen. Die „D.A.Z." sagt über die Vorstellung u. A. Folgendes: »Fand sich auch unter den Darstellern, wie vielleicht Mancher im Interesse der modernen Schauspielkunst erhofft hatte, kein wildlaufendes, mimisches Genie, so that doch der jugendliche Eifer sein Bestes und gab, getragen von richtigem Verständniß, der Darstellung Leben und rasche Bewegung. Ucber manche bedrohliche Klippe wurde die Ausführung von dem stürmischen Geist der Dichtung glücklich yinweggerissen. Besonders angenehm konnte e- bcrühren, daß man von eigentlichen Theatermanierrn gar nichts oder nur wenig gewahrte; cine etwaige Unbehol fenheit nahm man dafürgernindenKauf."—Bei der ita lienischen Oper in Paris ist während dieser Saison in Abwesenheit der Patti das deutsche Elementüberwiegend. „Iwlin wrt ä» ,e!" ruft der „Figaro" bet Erwähnung einer »italienischen" Opernvorstellung aus. E- wirkten dabei nämlich folgende Italiener mit: Wachtel (ein geborner Hamburger), Gabriele Scan- (eine geborne Wienerin), Mademoiselle Morensi (au- New-Kork), Herr Bonneh^e (aus Toulouse), Herr Zimellt ree»« Zimmermann (au- dem Elsaß) und Herr Scodzopole, Orchesterchef (au- Prag). Director der Bühne ist Herr Bagter, ein ehemaliger Pariser Wechsrlagent. Ein schöner Abend für Italien das! — Am 27. v. M. wurde in der italienischen Oper Beethoven - »Fidelio" aufgeführt, welchen bereits seit zwei Monaten roth« Zettel angrkündigt hatten. Fräulein Krau- in der Titelrolle rettete noch allein die Ehre de- Abend-, da Beethoven'- Meisterwerk von den übrigen Mitwtrkendcn, den berühmten FraSchint al- Florestan nicht au-ge-
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