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Sir L4V. Mi-Nvoch ve« !1L. Oktober SttOV. H. ^zaorq«»»^ illhsislhe NolksMng nachm, mit «»«nähme der Sonn-und Festtage. ^ ^ ^ ^ >I> Jnseratewerden dieSgespalt-Petttzeile od. derenBaum mit »S t UnabhWglgks TigeblaN für Wahrheit, Reiht «.Freiheit j, WZMMNKMMrL Erscheint tSgltch nachm, mit «»«nähme der Sonn- und Festtage. «e,na»vre,s, «iertelj. 1 ^ SU ^ söhne Bestellgeld), sür Oester- reich S ^S5 K. Bet a. a. Postanitalten l. ZeitiingSpreiSIlste Nr. «85S. Einzelnummer 10 Ps. — RedaktionS-Sprcchstunde: 11-12 Uhr. ^V. Allerheiligen und Allerseelen. Nicht seid ihr tot, ihr herrlichen Gestalten. Tie ihr, im Staube wandelnd einst wie wir. Die Welt durch eures Geistes hohes Walten Bereichert habt nnt mehr als ird'scher Zier. Nicht seid ihr tot! Die Blumen, die verblühten, Erfteh'n im Lenze ewig jung und schön; Ihr von der Liebe Sonnenschein durchglühten, Weit schöner blüht ihr nun auf SalemS Höh'n. Ihr Märtyrer, ihr Jungfrau'n, ihr Bekenner, Ihr starken Löwen und ihr Lämmlein zart, Ihr edlen Frau'n, ihr königlichen Männer, Ihr Heil'gcn, um des Lammes Thron geschart, Nicht seid ihr totl ES schwebt um unsre Scheitel, Um unsre Hütten segnend euer Geist. Nicht seid ihr tot, nicht ist die Hoffnung eitel, Die uns im Grab des Lebens Pforte weist. Allerheiligen — Allerseelen! das sind für die modernen „vorurteilsfreien" Forscher nichts anderes als fromme Märchen. Der Atheismus lehrt, daß der Geist des Men schen mit dem Augenblick zerfliegt, n>o feine irdische Hülle dem Zerfalle preisgegeben ist; über das Grab hinaus gibt es für ihn nichts mehr, weder eine Hoffnung noch eine Furcht. Wie ganz anders dachten schon die Heiden und denken trnr Christen! Wohl kann man die Seele mit dem Seziermesser nicht finden, weil sie nichts Materielles ist. Und etwas Immaterielles, etlvas Geistiges mit dem Sinne suchen wollen, ist töricht. Man must es mit dem Verstände suchen, und da erkennen wir, daß in uns eine geistige Seele wohnt. Unser Denken ist übersinnlich, immateriell. Wir er- kennen vieles, was in der physischen, materiellen Ordnung nicht existiert. Wir erkennen Tugend, Laster, Recht, Un recht, Grundsätze, Wahrheiten, Unmöglichkeit, Nichtsein und die Beziehung der Dinge zueinander — das sind alles Tinge, die nicht stofflich sind, sondern über der Materie liegen. Dazu gehört ein geistiges Erkenntnisvermögen, da die Materie nichts Uebersinnliches erkennen kann. In uns gibt cs auch ein geistiges Begehrungsvermögen, da wir Uebersinnliches, eine Wissenschaft, Tugend, das Glück anderen wünschen können. Außerdem besitzen wir die Frei heit des Willens. Wohl besitzen wir Neigungen und Ckxrrakterfehlcr; sie können in krankhafter Ausartung so gar die Freiheit des Willens nehmen. Aber der normale Mensch besitzt die Freiheit' des Willens und ist fiir seine sittliche Handlung verantwortlich. Das sagt jedem nor malen Menschen das eigene Selbstbewusstsein. Der Mensch kann bei sich unterscheiden zwischen freien und unfreien Handlungen; alle Menschen handeln auch praktisch darnach. Also hat der Mensch freien Willen. Denn wenn wir bloß Materie.: wären, so würde diese immer und überall not wendig und ohne Freiheit wirken-. Also gibt es in uns eine Seele, die frei ist, und diese Freiheit ist das Zeichen des Geistes. Für uns Christen verliert sich nicht der Geist des Menschen, der sich während seines Lebens in bewunderungs werten Werken des Denkens, des Schaffens betätigt hat, in dem Weltall — für uns hört der Geist nicht auf zu leben, der lvährend seines irdischen Daseins uns mit seinem Licht umfing, dein wir ein Gegenstand zärtlicher Sorge waren und der uns ein Führer im Leben war — für uns kehrt der Geist des Ddeuschen, kehrt die Seele zurück zum Urquell des LebensprinzipsI — Und in den Tagen, in denen die Natur abstirbt, die Kälte des Herbstes über die Wärme des Sonnners siegt, das ivelke Laub der Bäume die Gräber deckt, da erhebt sich unser Blick zu der Quelle alles Lebens und aller Wärme, aller Hoffnung und Kraft, um von dort neue ZuveZickst uud neue Kraft für uuser irdisches Leben zu erlxllten. Wir wissen, daß dort oben jene leben, die vor uns den Kampf dieses Daseins siegreich Überstunden l>aben; sie lxiben, wie wir, die Mühseligkeit des Lebens selbst gekannt. An sie tuenden wir uns, damit sie als Freunde Gottes bei ihm ihre Fürbitte mit unserem Gebete vereinen und wir unserer Erhörung um so sicherer sind. Nur Torheit und Fanatismus können behaupten, daß der Katlwlik am Allerheiligentag die Erfüllung seiner Wünsckie von den Heiligen selbst erwarte, daß er also die Heiligen anbete. Jedes katholische alte Mütterä>en weiß, daß die Heiligen alles von Gott l>aben und daß sie all ihr Lob und all ihre Ehre Gott demütig zu Füßen legen. Es weiß aber auch jeder Katholik, daß Gott gerade durch An- erkeunung seiner Werke verherrlickst »vird. Das höchste und schönste aller Gottestverke, das herrlichste Resultat aller Werke Christi ist aber, viele ihm recht gleickstörm'.ge Kinder herangebildet zu haben. Solche gott- und christusähnliche Kinder sind die Heiligen. Diese Wunderwerke der göttlichen Gnade preisen, heißt Gott selbst Lob und Preis zollen; die Verehrung der Heiligen zieht also nicht von Gott ab, sondern ist vielmehr der reinste Gottesdienst. Aber indem wir für uns bitten, vergessen wir der jenigen nicht, die des Gebetes bedürfen, um zur Anschauung Gottes zugelassen zu werden. Am Allerseetentage gedenken wir der Toten, denen Gott eine Zeit des Duldens auserlegt hat. Fordert dock) die heilige Schrift selbst auf, für die Ver storbenen zu beten, auf daß sie von ihren Sünden erlöset werden. (2. Macch. 12, -16.) Wer ist da gemeint? Für die Heiligen des Himmels lxst man nicht mehr zu beten, für die Verworfenen auch nickst, da es ihnen nichts nützt; also muß es eine Mittelklasse geben im — Neinigungsorte. Und spricht nicht die heilige Schrift von solchen, die zwar beim Gerichte noch selig werden, aber „wie durch Feuer"? (1. Kor. 3, 1b.) Was bedeutet das anders, als einen Durchgang durch eine schmerzhafte Reinigung, durch ein zeitweiliges Fegefeuer? Unbiblisch ist also diese Lehre keineswegs. Indem wir die Fürsprache der Heiligen für uns er flehen lind unserer Toten gedenken, bauen wir eine Brücke aus dem Diesseits ins Jenseits, auf der die Hoffnung zu uns eilt, daß wir nicht vergebens fiir unsere abgeschiedenen Lieben gebetet haben. Der Atheismus mag über uns spötteln, wir beneiden ihn nicht; ihm fehlt der süße Trost, einst die Teueren wiederzusehen, die vor uns dahinstarben. Wer aber je das Auge einer lieben Person im Tode brechen sah, der weiß, welche Ruhe und welche Kraft in dem Ge bete sür die Tahingeschiedenen in sein Herz zurücksließt; er Nxstß, daß Wohl die sterbliche Hülle der Verwesung zurück gegeben. daß aber die Seele weiter lebt, —er weiß, was es heißt — Wiedersehen jenseits des Grabes. Der Atheismus begräbt mit dem toten Körper die Hoffnung, wir Pflanzen auf das Grab die Hoffnung auf ein glückliches Wiedersehen! Die Berrrrählurigsfeierlichkcitku des Prinzen Johann Georg von Sachsen in Cannes. Der altehrwürdige Stamm des sächsischen Fürsten hauses hat durch die am 30. Oktober erfolgte Vermählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Johann Georg mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Immaku lata von Bourbon-Sizilien ein neues Reis erhalten. Die Zahl der Fürstinnen im Hause Wettin lvar auf zwei zusammengeschmolzen, und zlvar auf Ihre Majestät die Königin-Witlve Carola und Jlxre Königlick)e Holest die Prinzessin Mathilde. Nun kommt mit der jungen Gemahlin Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen, dessen erste unvergeß- liche Gemahlin Maria Jsabella, Herzogin von Württem- berg, vor reichlich zwei Jahren einem sckstveren Leiden erlag, eine junge Fürstin in das Wettiner Haus. In der .Haupt- und Residenzstadt Dresden wurde die abermalige Vermählung des Prinzen Johann Georg heute besonders festlich begangen. Die Stadt liatte allenthalben Festkleid angelegt. Die Straßen prangten im Flaggen- schmuck. Um 11 Uhr, zur Zeit, als im fernen Süden der Bund fürs Leben geschlossen wurde, fand in der katholischen Hofkirckie ein feierlicher Gottesdienst statt. Herr Konsisto- rialpräses Kanonikus Plewka intonierte unter großer Assi stenz das feierliche Tedeum. Als die sämtlichen Glocken zn Imrten begannen, gaben zwei Kompagnien vom Schützen regiment Nr. 108 uud eine Batterie des Feldartillerieregi ments Nr. 18 den Salut. Die Artillerie gab 36 Säpltz ab, während die Schützen neun Salven abfeuerten. Inzwi schen läuteten sämtlich^ Kirchenglocken der Stadt. Nach dem Tedeum zelebrierte Herr Direktor Pfarrer Richter das Hockxunt. Tie B-ehörden und viele Korporationen und Vereine sandten Glücknmnschtelegramme an die Neuvermählten. Für die Frau Prinzessin Jolxmn Georg nar seitens der Stadt ein Silbergeschenk im Werte von 1000 Mark in Aus sicht genommen. Als Prinz Johann Georg, der sich außer ordentlicher Beliebtheit erfreut und dessen reiches Wissen an den König Johann von Sachsen erinnert, von dieser Absicht erfuhr, erklärte er sofort, daß er sür alle ihm und der Prinzessin zugedachten Geschenke danke und nur den Wunsch Ixibe. es möchten die etna in Aussicht genommenen Mittel zu wohltätig-m Zwecken Verwendung finden. Die sem Wunsche ist natürlich entsprochen und die für das Sil- bergesckn'nk bewilligten Gelder sind dem Kinderheilstätten- vereine, dessen Protektor Prinz Johann Georg von Sachsen ist, überwiesen worden. Tie.Hochzeitsfeier in Cannes selbst erhält ein besonders intimes Gepräge dadurch, daß von den Geschwistern der Braut säst alle anwesend sind und daß auch von den Ge- sckiwistern des Bräutigam niemand fehlt, da Se. Königliche Hoheit Prinz Mar ebenfalls angekommen ist. Am Montag nachmittags 3^. Uhr traf, von Genua kommend, Se. Maje stät der König mit seinen beiden ältesten Söhnen hier ein, begleitet vom General von Criegern, dem Flügeladjutanten Eulitz und dem militärischen Begleiter der Prinzen O'Vyrn. Ta Cannes keine Garnison hat, spielte am Bahnhofe beim Einlaufen des Zuges die Kapelle der Pompiers munieipaur. Prinz Johann Georg, Prinz Mar, Graf von Caserta, der Herzog von Calabrien und die übrigen Prinzen begrüßten den König aufs herzlichste. Der Präfekt des Departements Alpes maritimes, Joly, sprach im Anstrage des Präsiden ten Fallidix's Begrüßungsworte. Ferner ivaren noch an wesend das Generalgouvernement von Nizza, der Maire von Cannes, der sächsische Minister des Königlichen .Hauses von Metzsch Legationsrat von Nostiz-Wallwitz und die Ge- folge. Ter König fuhr im offenen Wagen, überall lebhaft begrüßt und von einer Eskorte reitender Gendarmen beglei tet, nach de». Prächtig auf einer Anhöhe gelegenen Hotel Continental, wo er bereits früher einmal weilte. Abends 7>F. Uhr fand in Villa Caserta eine große Fest tafel statt, woran außer den Mitgliedern der Familien des Bräutigams und der Braut auch das Großfürstenpaar Ge org von Nußland, die Großherzogin Anastasia von Mecklen burg teilnalmien, ferner der Präfekt und der Militärgouver neur von Nizza, der Maire und das Gefolge. An der Präch tig geschmückten Tafel, bei welcher das junge Paar neben Grabgedanken. INachdruck Verbote». Die Menschen weinen wohl und klagen, Verhüllen sich in tiefsten Seelenschmerz, Wenn man zu Grabe hat getragen Ein Wesen, das einst teuer ihrem Herz. Sie wissen nicht, welch süßer Frieden Dort unten wohnt im engen HauS. Hat uns auch Schmerz bedrückt hieuieden, Hier ruhet man für immer aus. Hier kann uns Neid und Mißgunst nicht mehr nah'n. Kein Stachelwort uns mehr verwunden. Hier endigt jedes Dulders Dornenbahn, Und Ruhe hat das Herz gefunden. Ja, die von Reichtum. Glanz umgeben, Sie scheiden schwer von dieser Erde AuS einem mühelosen Leben. Wo Freud' und Glück stets ihr Gefährte. Doch sür die Armen, sür die Kranken, Die bittres Leid umfangen hält. Für die ist Wann' der Grabgedanken, Weil ihnen nichts mehr beut die Welt. Nicht Schranken kennt der Tod, nicht Höh'n, Kein Vorurteil hat für ihn Wert, Ob arm, ob reich, ob jung und schön, Sie alle ruh'n in gleicher Erd'. Frau Tr. E. Lrsermann. Allerseelen. dkaru Imperator! Der Tod ein Allherrscher? Ja, er ist der Allherrscher, dem die Menschheit einen gräßlick-en Tribut der Anerkennung seiner Mackst bringen muß, er ist der Unbarmherzige, der rücksichtslos alle Bande zer schneidet, welche die Liebe geschlungen. Und doch ist er nicht unüberwindlich. Denn „stärker als der Tod ist die Liebe". Und gerade der Allerseelentag ist ja das Fest einer Liebe, welche auch am Grabe nicht er lischt, vielmehr gerade da in dem Fürbittgebet sür die Ver storbenen als goldecht sich erweist. Man bat geglaubt, im Namen eines Nxihren und ge reinigten Christentums gegen die Lehre der katholischen Kirche von einem Zwischenzustand im Jenseits und einem darauf beruhenden Fürbittgebete Sturm lausen zn sollen. Der .Haß hatte blind gemacht. Aber inan mußte erlebe», daß die Theologie des menschlichen Herzens stärker U>ar, als alle eigensinnig eingenommene Theorie. Das Menschen- Herz zeigt durch sei» Praktisckx's Verhalten, daß es ihm ein fach unannehmbar ist, daß die Liebe', welche die Menschen auf Erden verbunden, an den Toren des Jenseits abge wiesen werden sollte. Und um so unannehmbarer ersck>eint das, als Christus selbst das Evangelium der Liebe in die Welt gebracht l-at. Das sollte das Letzte sein, was Liebe tun könnte für Verstorbene: raschwelkende Blumen und Kränze auf den Sarg legen, ein letztes Ulave pia anima (Lebe wohl, fromme Seele) ins Grab Nachrufen und einen Denkstein errichten? Nein, die Liebe will in lebendiger Verbindung bleiben und fort und fort sich betätigen, um so mehr, als die ganze Größe des Verlustes, aber auch die ganze Größe der Verpflichtung zur Tantbarkeit erst erkannt wird in der Stunde des letzten Scheidens. In unzähligen Totenge bräuchen hat die Menschheit aller Zeiten und Zonen diesem Wunsche Ausdruck gegeben. So kcmmt die Lehre der Kirche von dem Fürbittgebet siir die Verstorbenen einem tiefen Zug des Menschenherzens entgegen. Das sollen jene nicht vergessen, welche darin heidnische Nachwirkungen erblicken wollen und damit doch nur befunden, daß sie weder die Sprache des Menschen- h.-rzens versiehe» noch das Verhältnis des Christentumes zur menschlichen Natur. Ist doch gerade der Gedanke, auch nach dem Tode noch seinen Abgeschiedenen Beweise der un° Nvrndelbaren Liebe und Treue geben zu können, eine nie ver tagende Quelle deS Trostes i» jenen surchtl'areii Tagen, wo der Tod einbricht in einen Familien- oder Freundeskreis! Diesen mächtigen Trost sollte das Christentum der Menschheit nehmen? Würde man dann nickst mit Neckst den Vorwurf der Grausamkeit und unmenschlickxm Härte gegen dieses erheben dürfen? Was so tief in das Menschenherz cingezeickmet ist wie der Gedanke, in helfender Verbindung mit den Toten zu bleiben, das kann nicht falsch sein. Und in der Tat hat die katholisckv .Kirche denn auch die heilige Schrift mit zahlreichen Stellen auf ihrer Seite, wenn sie für die Verstorbenen betet und beten läßt: Uegiiiem aeter- imm ckona eis! , Wegen des Reformationstages sowie des hohen Festtages Allerheiligen erscheint die nächste Nummer erst Freitog den 2. November nochmitlag*.