Volltext Seite (XML)
Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. 28 s N Freitag. Erscheint Dienstags und ^ Freitags. Zu beziehen dutch alle Postanstal- len. Preis pro Quart tONgr. 7. April 1854. .... Zchserine ' M w7Mr>llt Werßevrtz-Iertung.W- Ein untcchattendeS Wochenblatt für den Bürger und Landmann. — Der Palmsonntag. Bedarf eS auch keiner Feder, um über die Be deutung und Wichtigkeit dieses Tage- zu schreiben, da solche selbst Kindern kein Geheimniß mehr sein kann; so ist doch dieser Tag, wenn man dieses nur ernstlich erwägen will, von noch weit erhöheter Wich tigkeit für christliche Gemeinden, die an demselben junge, der Schule nun entwachsene Christen in ihren Schoost ausnehmen. Da ist auch in der Regel das GotjeShauö zahl- reicher als je besucht. Und sollte das nicht? Erhalten ja christliche Eltern an diesem Tage in dem Geläute der Glocken eine ernste Aufforderung, ihre Kinder in die Vorhöfe deS Herrn zu geleiten, und fromme Pathen werden sicher nicht verfehlen, sich denselben anzuschließen. Wie! und sollte nicht auch die ganze Kirchfahrt Zeuge sein wollen von dem feierliche» Arte, der ihrer im GotteShaufe harret? Legt ja die junge Christenheit, eingeführt durch die Schule in daS Evangelium und Jahre lang vor- Lereitet in den Lehren ihres Mittlers und Erlösers, vor GotteS heiligem Altar, das Gelübde der Treue nun selbst ab und empfängt dann kniend den Segen der Kirche Amen! hallt eS doch wieder in der besorgten Elternbrust! Amen! Amen! ruft die ganze Gemeinde nach! Geistlichen, die diesen außerdem feierlichen Act auf alle mögliche Weise zu heben su chen und manche- Auge dabet bis zu Thränen rüh ren, sollte man billig und mit aller Wärme die Hand drücken! — Eindrücke dieser Art, sollte man glau ben, könnten sich nicht sogleich wieder verlieren! Dem ist aber nicht allemal so! Wie oft muß man hören, daß die Vormittags nur erst einaesegnete Jugend sich Nachmittags Ver gnügungen überläßt, die keineswegs der Feier dieses Tage- entsprechen! Wenn Geistliche, denen solches zu Ohren gekommen, sich dann an heftiger Stätte bitter strafend darüber aussprechen, so geschieht dieses von Rechts wegen. Dabei tragen weniger die Schuld die Confirmanden, als die Eltern und andere Er wachsene, die eine derartige Entheiligung dieses ern sten Tage- in ihren 4 Pfählen gestatten. Wollen Jugendfreunde und Freundinenn noch einige Stünd chen gemüthlich beisammen sein, und das ist ihnen wohl zu gönnen, da sie sich nun weniger, oft auch gar nicht wieder züsanimen sehen, so kann Solches auf eine, der Feier des Tage- angemessene Weise ge schehen. Geistliche und Lehrer werden gern dazu die Hand bieten durch Darleihung von nützlichen Büchern,, welche sie sich der Reihe nach vorlesen können. Die Stunden werden dann in frohem gemüthlichen Bei sammensein vorübergehen, und werden nicht nur keine Reue, im Gegentheil ein wohlthätigeS und bleibendes Andenken hinterlassen. - DieseS Kapitel ist freilich schon wiederholt gele sen worden und unbeachtet geblieben; vielleicht aber fällt doch endlich einmal der Saame auf guten Boden und trägt Früchte. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Spareaffe sind im ersten Quartale dieses JahreS, vom I Ja», bis 31. März, von 489 Einlegern 7118 Thlr. 16 Ngr. 4 Pf. eingezahlt, und in 99 Rückzahlungen 2457 Thlr. 12 Ngr, — Pf. au-gezahlt worden. k* Umgegend Lauenstein, 4 April. Wenn es nicht gcläugnet werden kann, baß in allen HaydelS- und Gewerbözweigen eS nur die Concurrenz ist, die den mächtigen Hebel bildet, durch den alle Erzeugnisse der Industrie nicht nur gut, sondern wohlfeiler als früher hergestellt werden fönnen; eben so lehrt auch die Erfahrung die Wahrheit, dgß. diese Concurrenz bereits in allen Geschäften eine so große geworden ist, daß sie leider mit den Bedürfnissen gleichen -Schritt zu halten, nicht im Stande ist, und die daraus ent stehenden Folgen sich allerwärtS bemerkbar machen. DaS lehren in unserer Gegend die häufigen Jahr märkte. Man bedenke, daß Altenberg deren 3, Lauen stein 3, Bärenstein 2, Neu- und Altgeising zusammen jährlich 3 zählen, also jährlich II Märkte, und zwar noch mit Ausnahme der beiden WeihnachtSmärkte zu Altenberg und Lauenstein; man überlege ferner, daß diese Märkte kaum guf I?/r Meile Lande- im Durch schnitt rechnen können, — weil wir.als.dqnn Glashütte, Liebstadt, Schmiebeberg u. s. w. wieder zu nahe kom- inen; man erwäge, daß auf dieser kleinen Landesfläche auch keine großen und wohlhabenden Dörfer liegen, und nehme endlich noch darauf Rücksicht, daß die ob genannten Städtchen zu jeder Zeit Gelegenheit, die noth Lasten Bedürfnisse in der Industrie zu befrie digen, bieten, und man wird sich dann nicht wundern, daß die Jahrmärkte auch bei un- in ihrer früheren Bedeutung von Jahr zu Jahr mehr verlieren, und daß man ihre große Anzahl bei dem gewaltigen Um schwung aller Handels- und Verkehrspcrhältniffe nicht mehr für so dringend nothwendig halten sollte. Daß aber eine völlige Beseitigung der Märkte in unserer, von größeren Städten und Eisenbahnen abgelegenen Gegend, nicht nur Uebelstände herbeiführen wurde unk