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stählernen Technik und seiner unvergleichlichen Virtuosität — eine ganze Welt hat ihn ver ehrt! Seine vier Klavierkonzerte erfordern letzte spieltechnische Brillanz, aber an Wert und Wirkung werden sie übertroffen durch die Rhapsodie, op. 43, über ein Thema von Paganini. Was Wunder, daß hier der Virtuos dem Virtuosen imponiert. Noch mehr ist Rachmaninow von der Musikalität des Themas angetan gewesen, das Paganini selber in der 24. Caprice seines Opus 1 variiert hat. Rachmaninow überbietet Paganinis elf Variationen, indem er nach einer kurzen Introduktion (= Einführung) das Thema mit vierundzwanzig Variationen bringt, eine pianistisch glanzvoller als die andere. HANS-WOLFGANG SACHSE verwendet in seinen Orchester variationen, op. 17, ein Baßthema von Claude Debussy. Das Thema ist dem ersten Heft Preludes „Les collines d’Anacapri“ (Die Hügel von Anacapri) für Klavier Debussys entnommen. FI ans-Wolfgang Sachse wandelt das lyrische Baßthema in sieben gegensätzlichen Variationen in verschwende rischen Farben, in rhythmischen und dynamischen Kontrasten unter Verwendung aller Mittel einer kunstvollen Satztechnik wirkungsvoll ab. „Das immer irgendwie überschattete, sen sibel alle Lichter meidende Klangbild des Franzosen wird oft zu einer farbensprühenden Diesseitigkeit aufgelichtet. Tänzerische Momente wechseln mit breit ausströmender Lyrik, und somit geht die Vitalität des Franzosen mit dem Schaffensprinzip des deutschen Ge stalters, das der Regerschen Variationskunst nahekommt, eine glückliche Verbindung ein.“ Das Werk wird durch eine frei gestaltete, zur Schlichtheit des Themas zurückkehrende Fuge sinnvoll beschlossen. Hans-Wolfgang Sachse, geboren 1899 in Dresden, lebt als freischaffen der Künstler in Plauen i. V. Er studierte in Leipzig an der Universität und am Konser vatorium und war Kompositionsschüler von Paul Graener. Sein Schaffen umfaßt Kammer musik-, Chor- und Orchesterwerke sowie eine heitere Oper „Die Nacht der Schelme“. CLAUDE DEBUSSY krönt das Programm meisterlich mit seinem Orchesterwerk „La mer“ (Das Meer). Debussy — 1862 bis 1918 — studierte am Conservatoire in Paris, erhielt den Rompreis, mit dem er (ungern!) fast 3 Jahre in Italien lebte. Wieder in Paris, ent wickelt er sich vom französischen Klassizismus eines Cesar Franck, eines Charles Gounod, eines Jules Massenet (sowie unter dem nicht eingestandenen Einfluß von Richard Wagner!) zum größten französischen Impressionisten. Die Begegnung mit der Kunst von Modest Mussorgsky und der fernöstlichen Kunst wurde für Debussy richtunggebend. Mit der sinfonischen Dichtung „Prelude ä l’apres-midi d’un faune“ (Der Nachmittag eines Faun) steht sein Kolorismus, der sich aus zartesten Farbenbrechungen zusammensetzt, grund legend da, dem sich die Nocturnes, La mer, Rondes de Printemps, Iberia an sinfonischen Werken anschließen. „Er war der unvergleichliche Maler des Geheimnisvollen, des Ver schwiegenen, des Unwägbaren — ihm gelang die Übertragung von Eindrücken, deren Mit teilung vor ihm wohl keiner so getroffen hat!“ (H. Prunieres) Seine neuen technischen Mittel sind vor allem die Ganztonleiter, der weit über Liszt hinaus bevorzugte übermäßige Dreiklang, die mixturhafte Vermehrung der melodischen Linie durch Quinten- oder Quartenparallelen. „La mer“ schildert im ersten Satz „De l’aube ä midi sur la mer“ (Von der Morgendämmerung bis zum Mittag auf dem Meer) in überzeugend-raffinierten Orchesterklän gen, der zweite Satz „Jeux de vagues“ das Spiel der Wogen, der dritte Satz „Dialogue du vent et de la mer“ den Dialog zwischen dem Wind und dem Meer. „ f TA T t 1 Prof. Dr. Hans Mlynarczyk LITERATUR: R. Specht, Richard Strauss, Berlin 1923; Ernst Krause, Richard Strauss, Berlin 1955; Karl Laux, Die Musik in Rußland und in der Sowjetunion, Berlin 1958; H. J. Moser, Musiklexikon, Hamburg 1955. VORANKÜNDIGUNG Nächste Konzerte im Anrecht A 14. und 15. Mai 1960, jeweils 19.30 Uhr 4. Kammermusikabend, Anrecht C am 17. Mai 1960, 19.30 Uhr Ausführende: Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Natalia Karp (London), Klavier, Hans Otto, Cembalo mit Werken von J. Ph. Rameau, C. v. Dittersdorf, Ludwig van Beethoven und Fr. Schubert Karten zum Preise von 1,50 DM bis 4,—DM in den bekannten Vorverkaufsstellen ab 4. Mai 1960 und an der Abendkasse. Auf Vorschlag des Besucherrates bitten wir, folgenden Hinweis zu beachten: Geben Sie Ihr nichtgenutztes Anrecht an Ihre Freunde oder Bekannten weiter. Melden Sie uns telefonisch oder schriftlich Ihre Platznummer(n) (ohne finanzielle Gewähr), so daß wir weiter darüber verfügen können, an unsere Anschrift: Dresdner Philharmonie, Dresden A 1, Lingnerplatz 1, Ruf 41580. Wir wollen dadurch vermeiden, daß in unseren Konzerten Plätze frei bleiben, für die sich Konzertbesucher an der Abendkasse interessieren. 9. ZYKLUS-KONZERT „Musik von großen Meistern — um große Meister“ 6083 Ra III-9-5 460 1,4 It G 009/60/34