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ZWÖLFTES GEWANDHAUS-KONZERT DONNERSTAG, DEN 17. JANUAR 1924, 7 UHR. Dirigent: Wilhelm Furtwängler. ERSTER TEIL. Symphonie Bdur (Nr. 1, Op. 38) von Robert Schumann (1810—1856). I. Andante un poco maestoso — Allegro molto vivace. II. Larghetto. III. Molto vivace. IV. Allegro animato e grazioso. Drei Lieder mit Orchesterbegleitung von Hugo Wolf (1860—1903), vorgetragen von Herrn Heinrich Rehkemp er-Stuttgart. a) Auf ein altes Bild. In grüner Landschaft Sommerflor, Bei kühlem Wasser, Schilf und Rohr, Schau, wie das Knäblein sündelos Frei spielet auf der Jungfrau Schoß! Und dort im Walde wonnesam, Ach, grünet schon des Kreuzes Stamm! Morikc. b) Anakreons Grab. Wo die Rose hier blüht, wo Reben um Lorbeer sich schlingen, Wo das Tüttelchen lockt, wo sich das Grillchen ergötzt, Welch ein Grab ist hier, das alle Götter mit Leben Schön bepflanzt und geziert? Es ist Anakreons Ruh. Frühling, Sommer und Herbst genoß der glückliche Dichter; Vor dem Winter hat ihn endlich der Hügel geschützt. Goethe. c) Prometheus. Bedecke deinen Himmel, Zeus, Mit Wolkendunst, Und übe, dem Knaben gleich, Der Disteln köpft, An Eichen dich und Bergeshöhn; Mußt mir meine Erde Doch lassen stehn. Und meine Hütte, die du nicht gebaut, Und meinen Herd, Um dessen Glut Du mich beneidest. Ich kenne nichts Ärmeres Unter der Sonn’, als euch, Götter! Ihr nähret kümmerlich Von Opfersteuern Und Gebetshauch Eure Majestät, Und darbtet, wären Nicht Kinder und Bettler Hoffnungsvolle Toren. Da ich ein Kind war, Nicht wußte, wo aus noch ein. Kehrt’ ich mein verirrtes Auge Zur Sonne, als wenn drüber wär’ Ein Ohr, zu hören meine Klage, Ein Herz wie mein’s, Sich des Bedrängten zu erbarmen. Wer half mir Wider der Titanen Übermut?