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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.04.1908
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1908-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19080427025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1908042702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1908042702
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1908
-
Monat
1908-04
- Tag 1908-04-27
-
Monat
1908-04
-
Jahr
1908
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Bezug-Prei- iüe Lrchjta and Vorort« durch untere Trä-rr und S»edU,ur« IN» Hau» gebracht: Vutgad» ä (nur warnen«) vterrryährlich ft M-, monatlich I M.; Äutgad« lt (mornen« und abend») meriet- iahrlich 4.L0 M., monaftiL I SO M. Durch dte Poft zu bezieh«»: P2 mal täglich) innerhalb Teullchtand« und der deutlchen Kolonien oierieljihrlich L,2b M., monatlich I,7ft M ausjchl. Poft, deftellgeld, br Oeftrrreich 0 bl 66 k, Ungarn 6 L oiertellthrlich. ,,erner >n Bel. gien. Dänemark, den Donauftaaten, Italien, Luxemburg, Siiederlanbe, Skorwegen. Nutz, land Schweden, Schwerz und Spanien, In allen ädrigen Staaten nur direkl durch di« irxved, o. Pi erhältlich Adonnemeiit-Unnadm«: UugulkudplaH 8, bei unseren Drägern, Filialen, Spediteuren und «nnadmeftellk i, sowie Poftämtern und Briefträgern. Tie einzelne Nummer koste, 1U Pfg. stiedaklion und Eppedtttoa: Zol.annisgasse 6. Teleobon Nr. 14692. Nr >4696. Nr >4694. Ni. 116. Abend-Ausgabe v. MpMerTagMalt Handelszeitung. Ämlsbtatl des Mates und des Molizeiamtes der Stadt Leipzig. Montan, 27. April 1908. Anzeigen P. ei» lstr Inseraie au. rerpzig Umgebung dl« Sgespalten« Peiuze>l«2l> Pi., siiianziell« Anzeigen SO Ps., Reklamen lM.; oon au»wärr« fto P,.. Reklamen l.'2O M.: vomAuälandbliPi., ftnanz Anzeigen7LP1. Reklamen l.äö M Inseraie v. Behörden >i amüichen De>l«k, Pi. Beilagegedübr 5 M. p. Damen» exkl. Pom gebühr. Sseichäslsanzeigen an deoorzugiel «stelle im Preise erhöht. Roben nach Dar, ffekerleilie «ulträge känneii Pichl zurück gezogen werben Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen anzeigen.Annahme: Auguitu.platz S, bei sämtlichen Fünften u. alle» tii.no: cea- Expedftionen de» Ja» and Auälande». Hauvt-Filtal« vrrltu: Tarl Duncker, Herzogl. Baar. Hol buch- Handlung. Lützomftrake lftz (Telephon VI. Nr. 4602). Paupt-Stliale Dredden: Srcilrab- 4,1 (Telephon 4621). 102. Jahrgang. Das wichtigste vsin Tage. * Fürst Eulenburg hat, wie uns ein Privattelegramm aus München meldet, gegen die Zeugen Riedel und Ernst Anzeige wegen Meineids erstattet. ' Die Rcichsbank hat den D i s k o n t um 14 Prozent auf 5 Pro - zcnt ermäßigt. (S. Handelstcil.) * Präsident Falliäres wird sich am 25. Mai zu fünftägigem Aufenthalt nach England begeben. (S. Ausl.j * In Spanien soll anläßlich der Zentenarfeier der Befreiungs kriege eine allgemeine A m n e st i c erlassen werden. lS. Ausl.j * Der japanische Kriegsminister Terauzi hat eine Steuererhöhung mit der Notwendigkeit militärischer Rüstungen begründet. lS. Aust.) Nationalliberalev Parteitag. iU. Ist. Magdeburg, 26. April. Parteitage können niemals als geschlossenes Ganzes betrachtet werden, sondern bedürfen zur richtigen Beurteilung der Berücksichtigung voraufgegangener politischer Konstellationen und Symptome. Und so muß denn naturgemäß der Magdeburger Parteitag der preußischen Notionalliberalen von dem Gesichtswinkel der politischen Konstellation im Reiche, der Blockpolitik, aus betrachtet werden. Da kann denn als ein erfreuliches Ergebnis dieser Tagung das rückhaltlose Bekennen des Führers der preußischen Nationalliberalen, Abg. Tr. Jri-edbcrg, zur Uebertragung dieser Blockpolitik auf Preußen konstatiert werden. Friedberg hat nicht nur der nationalliberalen Rcichstagsfraktion Anerkennung für ihre positiven Erfolge mit dieser Blockpolitik gezollt, sondern auch von den Ansätzen einer solchen Politik i.i Preußen durch gelegentliches Zusammengehen der Frcikonservatioen mit den liberalen Parteien im Landtage und durch eine gewisse — wenn auch noch recht bescheidene Rücksichtnahme der preußischen Regierung auf dir Reichspolitik gesprochen. Aber dennoch könne das, was der Lioeralismus in letzter Zeit in Preußen erreicht habe, noch nicht auf das Konto der Blockpolitik gesetzt werden, vielmehr seien gewisse kleine Zugeständnisse der Regierung bezüglich der Schulpolitik und der Wahl rechtsfrage nur unter dem übermächtigen Druck der Verhältnis,'« zu erhalten gewesen. Die liberalen Parteien hätten jedwede Rücksicht auf den Blockgcdanken genommen, all ihr Bestreben sei aber ergebnislos gewesen angesichts dessen, daß die Herren der Situation, die Konser vativen, keinerlei Entgegenkommen zu zeigen gewillt waren, daß sie vielmehr nicht nur keinen Bruch mit dem Zentrum herbeisühren wollten, sondern sich nach wie vor die Möglichkeit zweier Mehrheiten, einer nationalen mit den Notionalliberalen und einer anderen Mehr heit mit dem Zentrum offen halten wollten. So sind denn die Aus sichten für eine entschiedene Blockpolitik in Preußen noch recht geringe. — Neben dem eben erwähnten politischen Problem war es naturgemäß die Stellung zur Wahlrechtssrage, die der Magdeburger Tagung ein großes Interesse für alle politischen Kreise gab. Und hierfür waren zwei Tinge symptomatisch: einmal die bekannte Resolution des Zentral Feuilleton. Die Masse hängt demjenigen an, der ihr am besten zu schmeicheln und sie am feinsten zu täuschen versteht. Carlyle. O Vie Diez-Sehule im Auirftverein. Ich habe auf diese Ausstellung, deren Werke den Oberlichtsaal des Leipziger Kunstvererns füllen, an dieser Stelle bereits hingemiescn, als sie Anfang Dezember zum erstenmal in München auftauchte, wo sich die bekannte Galerie Heinemann damit ein historisches Verdienst erwarb. - Auf alle, welche die Entwicklung der modernen Kunst gut zu kennen glaubten, hat Wohl kaum eine Veranstaltung je solchen eminenten Eindruck gemacht, wie dieser Ucberblick über das, was in den sieb- zigcr bis achtziger Jahren an guter und echter Kunst unter der Acgide des unvergeßlichen Altmeisters Wilhelm von Diez in München produziert worden ist. Ein neues inhaltrcichcs Kapitel ist mit dem Moment der Geschichte der deutschen Malerei im neunzehnten Jahrhundert ange- glikdert worden, das den historischen Gesichtspunkt nach mehr als einer Richtung hin verrückt. Denn die Entwicklung der Moderne, für die wir bis dahin vor allem Frairkrelch in Anspruch nahmen — Lcibl sollte unter allen Umständen erst in der Berührung mit den Franzosen, mit Courbet und Manet, seine eigene Kraft entdeckt haben —, findet nunmehr aus dem öden Romantizismus und der patbctischen Historienmalerei heraus in Deutschland ihren direkten Ursprung in dem Kreise jenes Meisters, dessen Lchrtalcnt vielleicht zu noch größerer Bewunderung zwingt, als seine eigenen künstlerischen Leistungen. Gleichzeitig als in Frankreich das Schlagwort Rousseaus von der Rückkehr zur Natur wie Sturmes- weben durch den Eichenwald der neuen Kunst dahinbraust, entdeckt Wil helm v. Diez mit den Seinen das Geheimnis echter Malerei. Geschult an den Alten, vornehmlich an der malerischen Kraft eines Hals und der übrigen Holländer des siebzehnten Jahrhunderts, vollzieht sich ganz im Stillen, in emsiger Arbeit jener seltsame Ucbcrgang, der uns wie ein neuer Frühling berührt. Und merkwürdig genug, erst nach den Tagen Leibis, erst zwanzig Jahre später, als alle Ansätze sich bereit? in die neuen Formen der sezessionistischcn Bewegung umgcwandelt hatten, muß man diese bis dahin vergessene Blüte ihrem vollen Charakter nach bc- greifen. Selbst die deutsche Jahrhundcrtausstcllung, die doch sonst mehr als ein Entdeckerverdienst gezeitigt hat, ist achtlos an der Schule eines Wilhelm v. Diez vorübergewandelt. Wäre sie damals schon zur Stelle gewesen, sie wäre der Clou der Ausstellung gewesen. So hat die Mün- chcncr Galerie Heinemann das Verdienst, und wir sind ihr darob dankbar. Wie seltsam muten auch die Namen an, die da unter den Bildern stehen. Wilhelm v. Diez selbst ausgenommen, dessen viclbcwundcrte Kunst schon in jener köstlichen NachlaßauSstellung im letzten Münchener Glas. Palast voll und ganz abgewertet werden konnte. Aber die übrigen: die Duveneck, Eibl, Breling (warum ist keinS seiner Werke in Leipzig zu sehen!), Spring, Schgoer, v. Urlaub u. a. Alles unbekannte Namen für den Kreis der Kunstfreunde, längst verschollene Namen, die vielleicht nur vor zwanzig, ja dreißig Jabrcn in München einmal Klang hatten, diese Zeitgenossen LeiblS und ihm an malerischem Können fall eben- bärtig. Und dann die anderen, auch in der Geaenwart nickit ganz Un- bekannten: die Tchcdy, Dasio, Herter, Räuber nif. Wie seltsam sic sich Vorstandes der Partei vom 1. März d I., die sich s ü r W a h l k r e i s - ändcrung und für Einführung eines liberaleren Wahlrechtes für Preußen mit direkter und geheimer Stimmabgabe, nicht aber zurzeit für die Forderung nach dem Rcichstagswahlrccht ausspricht, das andere Mal aber die Stellung nahme der preußischen Iungliberalen in Kassel, über die wir vor vierzehn Tagen eingehend berichteten. Beide Beschlüsse stellten inwsern für die Magdeburger Tagung beachtenswerte Svmptome dar, als sie den Boden kür eine friedliche Einigung des rechten und des linken Flüg ls der Partei ebneten. Denn der — an und für sich aller dings recht kleine Teil der Nationalliberalen in der Landtagsfraktion, welcher gegen die geheime Stimmabgabe bislang noch eingetrcten war, war entweder bekehrt worden oder aber stellte seine innere Ueber- zeugung zurück hinter das Interesse, welches die Gesamtpartei an einer einheitlichen und geschlossenen Kundgebung für die geheime Wahl bat. Die Mehrheit der Iungliberalen aber, welche durch den Beschluß von Hannover, 1906, und einen früheren von Mannheim als erstrebenswertes Ideal die Uebertragung des Reichstagswahlrcchtcs auf die Wahlen in den Bundesstaaten forderte, aber sich gleichzeitig bereit erklärte, alle aus dem Wege zu diesem Ideal liegenden entschiedenen Neformn mit- zumachen, trat für diesen Wahlkampf ohne jede Modifizie rung der prinzipiellen Stellungnahme der Zcntralvorstandsresolu- tion bei. Und so kann man es schließlich, mag man im einzelnen zur Wahlrechtsfrage auch stehen wie immer, als durchaus im Interesse des Gesamt libcralismus bezeichnen, wenn die nationallibcrale Partei sich einerseits in ihrem Wahlrecht-Mindestprogramm entschieden für ge heime Stimmabgabe ausspricht, und wenn sie andererseits durch die glückliche Ucberwindung innerer Meinungsverschiedenheiten in großer Einmütigkeit und Geschlossenheit den Wahlkamps beginnt, einen Wahlkampf, der sich doch im wesentlichen gegen die preußische Reaktion, wie sie sich durch die konser- vativ-ultra montane Mehrheit repräsentiert, zu richten hat. -. * * Ter glatte Verlaus der Magdeburger Tagung raubte den Verhand lungen doch nicht das JnterZse. Es waren etwa 400—500 Vertreter er- schienen; außer Bassermann waren eine Anzahl Neichstagsabgc- ordnete, sowie die meisten Landtagsabgeordneten der Partei erschienen. Bassermann hielt bei der gestrigen Begrüßungsseicrlichkeit eine Rede, in der er ein Hoch auf das Wahlglück der Partei ausbrachte. Die heutige Vertreterversammlung, die der Vizepräsident des Abgeordnetenhauses, Dr. Krause, leitete, wurde durch ein umfassendes Referat über die preußische Londcspolitik von Geheimrat Friedberg eingeleitet, in dem er die Haltung der Fraktion in der Polenfrage darlegtc und eingehend die Fragen der Landwirtschaft, dcS Handels- und selbständigen Mittelstandes, sowie der Privakbeanuen erdrterte. Die Beamten- und Lehrergehalts reform, in ihrem vermeintlichen Zusammenhänge mit der Reichs- finanzreforrm, sowie die wichtigen Fragen der Volksschulaussicht und der Freiheit der Forschung wurden detailliert von Friedberg behandelt, sowie zum Schlüsse die preußischen Finanzverhälinisse einer Kritik unterzogen, bei der man den unvergleichlichen Kenner des Budgets auf seinem ur eigensten Gebiete beobachten konnte. — Nach ihm sprach Abg. Geh. Iustizrat Krause über die Wahlrechtsreform, wobei er zur drastischen Charakterisierung der ungerechten Wahlkreiseintcilung nur hervorhob. daß die beiden Städte Frankfurt a. M. und Eharlottcnburg mit ihrer Volksdichtigkeit und ihrer Steuerleistung von 19 Millionen nur 3 Ab geordnete wählen, während 72^ Wahlkreise bei der gleichen Steuer- leistung 132^ Abgeordnete wählen. Das heutige Dreiklassenwahlrecht, das die große Menge der Arbeiter um ihre politischen Rechte bringe, wandelten, wie sie verflachten und dem Geschmack des breiten Publikums ihre Konzessiönchen machten, keiner mehr von ihnen ein Künstler, wie anno damals, als sie bei Vater Diez die Farbe meisterlich mischen, das Fleisch mit weichem Pinsel modellieren, die Kontraste abklingen und verschmelzen lernten und Menschenbildner waren und die geheimnis- volle Sprache der Natur erlauschten. Es ist wie ein längst verklungenes Lied, das fast zur Wehmut itimnir, diese Wandlung in zwanzig Jahren. Wen trifft da die Schuld! Allein die Zeit in ihrem geringen Verständnis und barbarischen Geschmack. Liebt nicht der Bildungsphilister von heute noch seine Histörchen und Anekdoten, ist es nicht immer nur das Gegenständliche, das selbst in die Wohnung des Gebildeten Oel- und Farbendrucke hineinschmuggelt, dieses traurige Surrogat für originale lebenspendende Kunst. Hat das Auge des guten Durchschnittsdeutschcn überhaupt die Fähigkeit, die male- rischen Ounlitätcn eines Lcibl neben der platten Phraseologie eines Fritz A. von Kaulbach abzuwägen? Als ich im Kunstvcrein war, waren „Damen" da, die leider vorlaut genug waren, daß man selbst im Ein gangssaal jedes Wort hätte verstehen können, die all das „abgeschmackt" und „abscheulich" sanden. Und die zählten, wie es schien, doch zu den „gebildeten" Kreisen. Soll man da noch einer Zeit wie anno 80 Vor- würfe machen, daß sie eine solche Kunst im Keim ersticken ließ? Frei- lich, ein bißchen weiter sind wir doch mit unserer Erziehung gekommen. Es gibt der Duvenecks heute zur Genüge, gottlob, in denen wir längst gottbegnadete Meister verehren. Aber daß die Zeit oft stärker ist als die Ucbcrzengung eines Malers, das ist das Tragische im Künstlcrlos, vor dein selbst ein Rembrandt nicht gefeit blieb. Der freilich hat sich nie vcr- gessen, wie die Räuber, Herter und die Anderen. Es genügt, an dieser Stelle zu sagen, daß die Ausstellung der Diez- Schule genossen sein will wie kaum eine zweite. Was echte Malerei ist, beweisen nicht nur die Meisterstücke Wilhelm v. Diez' und des ihm sehr nahestehenden leichtblütigen Jul. Schgoer. Wie un alten Holland, so 'st auch in diesem Künstlerkrcise die Spezialität gepflegt worden, nach dem Grundsatz, daß sich erst in der Beschränkung der Meister zeigt. DaS Porträt scheint die reichste Ernte gezeitigt zu haben. Hier sind in erster Linie Ludwig Eibl mit dem meisterhaften Bilde eines alten Mannes iil Halskrause lein solches Stück dürfte sich schon um der historischen Voll- ständigkcit willen unser Museum kaum entgehen lassen) zu nennen, ferner Adolph Spring mit seinem Künstlerbildnis, Carl Mayr- Graz mit dem Bildnis eines rotbärtigen Mannes, Jul. Schräg, der direkt mit einer Kühnheit sondergleichen aus Hals losjteuert, G e o r g voii* Urlaub mit der Dachauerin und Irrst nc>t lasst, der frühe Trübner von 1880. Im Jnterieurbild waren Löfftz mit seiner Freude am Lichte und A. Holmberg Meister, während das eigentliche Genre in W. v. Diez zum Teil, dann in jenem köstlichen Rodert Schleich mit dem Bilde „Vor dem Tore", dem man ordentlich die Herkunft von van Goyen auf der einen Seite (Luft, Himmel und brauner Ton) und von Mctsu auf der anderen Seite (Frau in Rot) nachkostet. Als historische Rarität ersten Ranges mag auch das frühe Vichstück von Wilh. Wcishaupt genannt sein; wie unendlich geschlossener wirkt cs z. B. als Troyons Bilder, die ich erst kürzlich im Louvre sah. Und noch so manches andere wäre zu nennen, was zu interessanten Vergleichen verlockt, die den Ruhm und das künstlerische Können dieser Diez-Schüler nur noch in glänzenderes Licht setzen müßten. Bei der Eröffnung der Berliner SczcssionSauSstellung hat Lieber- mann kürzlich einige sehr kluge Worte gesagt. Dort ist dem großen Leibi ein eigener Saal gewidmet worden, und der moderne Führer der Sczcssionisten wies darauf hin, wie dieser Lcibl in seiner urgesundcn nennt er unliberal und un staatsmännisch. Er illustriert dies dadurch, daß durch 324 000 konservative stimmen 143 Abgeordnete und durch 314 000 sozialdemokratische Stimmen kein einziger Ab geordneter gewählt wurde. Die Erklärung des Reichskanzlers, trotz ihrer großen Zurückhaltung und des Mangels jeglicher Wärme sei den Koniervativen schon zu weit gegangen, deshalb sei an ein Entgeaenkoin- men von dieser Seite nicht zu denken. Um so wichtiger sei es, daß die Partei einig dastehe; es sei zu begrüßen, daß auch diejenigen Partei- »reunde, welche die Uebertragung des Reichstagsivahlrechtes als ihr Ideal ansehen, sich den Forderungen der Gesamtpartci, die das äutzcr't Erreichbare zurzeit enthalten, angeschlossen haben: „Das sind untere Erklärungen lediglich für diese Dahl, und wir wollen uns nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie wir uns später zu der Frage steilen." Die geheime Stimmabgabe hätten die Engländer schon vor 30 Jahren gefordert, bezeichnenderweise um den Einfluß der Arbeitervereine au; die Arbeiter zu brechen. Aber auch angesichts der historifchen Abhängigkeit des kleinen Mannes im östlichsten Osten könne von Freiheit der Wahl nicht mehr die Rede lein. Mit dem Verlangen, daß der Kanzler und der Minister des Innern gemäß ihrem Versprechen nach Fernhalten jeder amtlichen Beeinflussung der Wahl auch wirklich nachdrücklichst dafür sorgen, daß die nachgeordne- ten Stellen danach handeln, schloß Krause, von reichem Beifall begleitet, seine Darlegungen. In der nachfolgenden Diskussion wurde der vor gelegte Wahlaufruf in seinen einzelnen Teilen besprochen, die schließlich ledesmal einstimmige Annahme sanden. Nur ein Redner, Justiz, rat Glatzcl, verteidigte noch seine Bevorzugung der öffentlichen Stimm- abgabe, ihm trat zunächst Chefredakteur Brues-Krefeld entgegen, der außerdem unter lebhaftem Beifall der Versammlung die Ausstellung nationalliberalcr Landtagskandidatcn aus dem Arbeiter stände forderte. Ter Vorsitzende des jungliberalen Reichsverbandes, Tr. Fischer, trat ebenfalls in überaus eindrucksvoller Rede dem Iustizrat Glatzel entgegen, indem er an die Worte Krauses erinnerte, daß niemand seine innere Ueberzeugung geraubt werden solle, daß aber daraus noch lange nicht resultiere, daß man, um ein Mandat zu erhalten, wegen der Unterstützung von Rechts her für offene Stimmabgabe eintrete. „Das. was nun gefordert wird von der Partei, soll nicht erst schrittweise erkämpft werden, dafür müssen wir uns glatt einsetzen, denn, ks bedeutet die mittlere Linie, auf der wir uns einigten. Tie Regierung muß wissen, daß wir mit vollem Ernste und mit aller Energie für diese unsere Forde- rungen eintreten werden. Damit war Rednerliste und Tagesordnung erschöpft, und man ging auseinander mit der Zuversicht, durch eifrigste Arbeit im bevorstehenden Wahlkampfe Erfolge für den Liberalismus zu erzielen. — Dem ein- stimmig beschlossenen Wahlaufruf entnehmen wir folgende besonders bezeichnende Stellen: Die Grundsätze der nationalliberalen Partei sind im Reiche wie in Preußen die gleichen. Dem nationalen Gesichtspunkt bedingungslos den Vorrang vor allen anderen Rücksichten cinzuräumen — in der Wirtschaftspolitik nicht einseitigen Interessen zu dienen, sondern den Ausgleich aller Interessen anzustreben — über den wirtschaftlichen und materiellen Fragen die geistigen und ideellen nicht zu vernachlässigen — nicht mit hochtönenden Schlagworten und leeren Demonstra tionen einer wohlfeilen Popularität nochzujagen, sondern durch aus- führbare Vorschläge und praktische Maßnahmen greifbare Erfolge zu erzielen. So werden wir wie bisher für alles eintreten, was der groß- polnischen Gefahr gegenüber nottut. Künstlerkraft ein rechtes Gegenstück sei zu jener hohlen pathetischen Kunst Old-Englands, die Berlin XV. einige Wochen vorher in der Aus stellung der Königlichen Akademie der Künste nicht genug hatte bewundern können. Hätte er nicht ebensogut diese Schule Wilhelm v. Diezcns herbei führen können, in der auch Leibl, noch bevor er mit Courbet Matzkrug aus Maßkrug leerte, die Wurzeln seiner Kraft erstarken lietz. Denn Leibt gehört in diese Runde hinein. Daß er fehlt, liegt Wohl nur an äußeren Verhältnissen. Er hätte das Kapitel geschlossen, so wie die alten Bau- meister auf gotischen Domen die höchste Kreuzesblumc zum Zeichen der Vollendung aufzusetzen pflegten. vr. 6eore LiormLun. * * Wie Michelangelo als Bildhauer arbeitete. In einer der letzte» Sitzungen des Kunsthistorischen Institutes zu Florenz besprach Dr. Gott'chewski die Frage, wie Michelangelo als Bildhauer gearbeitet, ob ex nämlich iür sein» Statuen große Modelle angefertigt oder aber seine Figuren unmiilclbar aus dein Steine herausgehauen dabe, ohne sich dazu anderer Vorbereitungen, als kleiner Wachsmodelle unv Zeichnungen zu bedienen. Die allgemeine Ansicht ging früher immer dahin. Laß Michelangelo Las letztgenannte Veriabren beiolgt babe. Diese Ansicht isi aber schwer erschüttert worden Lurch die Aussiueung Les jetzt in der Florentiner Akademie aufbewahrten Flußgoltmodells. kaS mit höchster Wahrscheinlichkeit als eigenhändige Arbeit des Meist.rs anzuiehen ist. GottschewSki weist nun darauf hin. Laß in dem Traktate dell Oreficeria des Benvenuto Cellini eine direkte Bestätigung für Michelangelos Arbeiten nach großen Modellen zu finden sei. Cellini sagt, daß Michelanaeto in der Arbeit nach kleinen Modellen zu schlechten Ergebnissen gekommen sei n id daß ihn dies dazu bewogen dabe, sich bescheikentlich große Modelle anzuiertigen. Solches habe er, Cellini, in der Sakristei von San Lorenzo mit eigenen Augen gesehen. Außerdem aber i't, wie in einem Berichte der Kunsichrouik bcrvoi- gehoben wird, in den Ricordi des Meisters unmittelbar zu verfolgen, »rann Michelangelo sich die Materialien, wie Werg, Bindfaden, Scherwolle ustv. be- schafft hat, wie sie beim Flußgottmodelle verwendet worden sind, und endlich sind bei einigen Arbeiten des Meisters noch die Pnnktierpunkte wahrnehmbar, die auf die Verwendung großer Modelle schließen lassen, * Wirland-Auiide. In der Aprilsiyung der Berliner Gesellscb.ast für deutsche Literatur machte der Vorsitzende Geheimrat Erich Scbmidt Mitteilung von einem interessanten Wieland-Fund, der bei den Vorarbeiten zur großen Wieland-Ausgabe der Akademie der Wissenscbaitfn ans Tageslicht gekomiwn ist Wieland war in den fünfziger Jahren des 18, Jahrhunderts Prioallebrer in Zürich, wo er vier junge Leute, zwei Adelige und zwei Bürgerliche namens Ott unIerrickUele. ES haben sich drei große Diktatheste LeS jungen Ott aus dem Jahre 1757 im Naä- laste der Familie erkalten. Es sind Diktate, die Wieland den jungen Leuten ge geben hat. Sie behandelten zum Teil tbeologische, zum Teil geographijch-poli- tische Tkemem Ein Hest enthält eine Theorie und Geschichte ter Rede- und Dichtkunst. Wieland spricht hier fast gar nicht von deutscher Poesie. Bemerkens- wert ist, was er seinen Schülern von Shakespeare erzählt bat, testen Ueber- setzung er bald darauf in Angriff nahm. Seine Aussprüche über Shakespeare zeunen von lrinenr eindringlichen und seinen Verständnis. Wieland hat hierin gewiß wichtige Vorarbeit sür die spätere Erkenntnis Lessings und Goethes über die Bedeutung Shakespeares geleistet. Es sand sich dabei aub eine Tabelle über den Wert und die Bedeutung der Dichter aller Zeiten und Völker. * Ein Napoleon-Tcnkmal in Mailand. Aus Mailand wird berichtet: Aur Frier der lOi>. Wwderkebr des GeburtStageS von Napoleon Hl. bat die Stadtverwaltung beschlossen, die Statue de» französischen Kai'crS, die sich leit 30 Jabren in einem verlassenen Hoi völlig unbeachtet befindet, aul einem der öffentlichen Plötze von Mailand auszustrllen. Es war zu diesem Zwecke eine, besondere Versammlung der Senatoren rinbrrnfen worden, an ler auch der berühmte itaUeniiLr Historiker Villari teilnadm. Troy heiligen WiderwruLs eines Teils der Senatoren wurde der Antrag durchgebracht und die balrigr Ausrichtung LeS Denkmals verfügt.
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