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Dresdner Nachrichten : 25.11.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-11-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187311252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18731125
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18731125
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1873
-
Monat
1873-11
- Tag 1873-11-25
-
Monat
1873-11
-
Jahr
1873
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 25.11.1873
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iN «t»n^ r-t tzirch^« ,.'. NuttlL» »»«mir» ' »ir. «»fl»,': 22300 «l»l. Hür die Mckgabe einge- saadler Manuscriplc MLi-l sich die Red-clton »ich« »erdindltch. A!s,r,t»«-«nn,dme au». «Irt«: L»»»»»°t°i, uock »Ossl-r in Hamdurg, ver- lln. Wien, Leipzig, Vase,, »redlau, granliurt a M. — L»L «v«,» in Berlin, Leipztii, Wien, Hamburg, Frankfurt ». M., MUn» men. — Vaud« t C». in «ranisurt M. — pe. »»i»t in »hemnit. — »»- ree.l^arr», «nui.r d c». in »arid. ^ Rr. SZS. Achtzehnter Jahrgang. Tageblatt siir Unterhaltung und Geschäftsverkehr. .Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eiep sch ör Neichardt in Dresden. Verantwortl. Redacteur-: ItlliltS Neikhardt. «inseratewerdenMrrte». Md.'?u^LWZ »i«Mt«-g»rLU»r. rk» vleuüadt: »rohe diloiter« «alle ü bi» Add. » Udr. Der Raum einer ei«' Ivalligen Pciitjelle «oliet I» Pfq. Singclandt di« geile S Ngr Eine Garanlie liir da» nächlilaalge ikelcLet- »en der Jnseraie loird nicht gegeben. Dulwüriige Annoneen» Ausiräge von UN» unbe» lauulen Firme» ». 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Da aber Heinrich von Bourbon sich durch seinen Brief in Frankreich so ziemlich unmöglich gemacht hat, so wird er jetzt bestürmt, definitiv auf den Thron zu verzichten. Die Republikaner werden ebensowenig auf Verwirklichung ihrer Pläne verzichten und den Projekten Mac MahonS, eine stark conservative Verfassung ein zuführen, sich nach Kräften widersetzen. Man spricht davon, daß neben der Deputirtenkammer noch ein Senat geschaffen werden und Mac Mahon das Recht erhalten soll, die Volkskammer aufzulösen. Jedenfalls darf man sich versichert halten, daß die siegreichen Con- servativen ausführen, was sie versprochen haben: „Wir werden unsre Kiege auszunutzen wissen". Die Bonapartisten hat Mac Mahon durch eine Auseinander setzung mit der Exkaiserin Eugenie gewonnen. Nach dem Bericht eines englischen Blattes hat der früher napoleonistische Premier Rouher ein Abkommen mit der französischen Regierung unterzeichnet, wonach das Waffenmuscum in Pierrcfonds, das einen Werth von circa 60,000 Pfd. St. besitzt, sowie das chinesische Museum in Fontainebleau der Kaiserin Eugenie trotz des Liquidationscomitecs zurückerstattet werden. Außerdem wird der Kaiserin die Summe v.on 12,000,000 Francs als Schadloshaltung für den Verlust an Möbels u. s. w. während des Krieges und der Commune gezahlt «erden. Dafür werden die Bonapartisten dem Regiments Mac ^MahonS keine Schwierigkeiten bereiten. Trotz des Sonntags ist das österreichische Abgeordnetenhaus ür die Berathung der Vorlage eingetreten, durch welche mittelst 80 Millionen Staatshilfe der Zerstörung des Eigenthums und der Ac- driGung der Arbeit Schranken gezogen werden sollen. Das Me? der Hilfe ist der schwierige Theil der Aufgabe und die Meinungen hen hierüber bunt durcheinander. Damit, daß man die Böigst im llgemeinen verwünscht oder das Spiel mit Effekten brandmarkt, ordnung, der Advokat Gramp in Freiberg das Ritterkreuz des AlbrechtsordenS erhalten. — Der frühere persönliche Adjutant des Prinzen Georg, Ritt meister a. D. von Helldorf, der seiner Zeit durch einen Schuß auf der Jagd um ein Auge gekommen war, ist jetzt zum Ccremonien- meister am königl. Hofe ernannt worden. — Das königl. Ministerium des Innern hat — wie mir hören — das bekannte vom Stadtrath ausgestellte, höchst zweckmäßige und empfehlenswerthe Dresdner Ringstraßenproject in Folge eines Gut achtens Seitens des Landesmedicinalcollegiums abgelehnt. Die Gründe wird man ivohl später erfahren, um sich ein Urtheil zu bil den über die „sanitätlichen" Bedenken, welche eine schöne, breite, baumbepflanzte Straße zu erregen im Stande ist. — Am 20. November vor 50 Jahren begann der Großherzog von Hessen-Darmstadt seine akademischen Studien an der Univer sität Leipzig. Zur Feier dieses Tages waren von derselben als Deputation die ordentlichen Professoren Rektor vr. Schmidt und vr. Leuckart entsendet worden, um dem Großherzoge neben Uebcr- reichung eines in Form eines DoctordiplomS ausgestatteten Gratu- lationSschrcibens, die Glückwünsche der Universität darzubringen. Dte Deputation wurde sodann zur großherzoglichcn Tafel gezogen und außerdem durch Orden ausgezeichnet, auch der seitherige Rektor, Professor vr. Brockhaus und der die Deputation begleitende Univer- sitätsrichter Hofrath Hehler sind dekorirt worden. — Landtag. Wir tragen noch kurz die Verhandlungen der 2. Kammer über de» gewiß wohlbcrcchttgten Slntrag des Abg. Schreck auf Verminderung der Zahl der Staatsbeamten »ach. Bekanntlich hatte die 3. Deputation der 2. Kammer hierüber durch Abg. Lenschncr einen Bericht er stattet. Der Minister v. Nostitz - Wallwitz erklärte sich nicht gegen den Antrag an sich, wohl aber gegen die Art, wie ihn die Deputation verwirklichen wollte. Die Bestallung einer außer, ordentlichen Commission, die zwischen diesem und dein nächsten' Landtage eine dahinzielende Unterlage auSarbciten sollte, fand der Minister nicht so praktisch, als wenn jetzt die Finanzdeputa- tio» bei Berathung des Budgets die Bcamtenberiniuderung im Auge behielte. Zu diesen Aerathungen stellte er die Mitwirkung der Regierung in Aussicht; hingegen wies er darauf hin, daß di« ' '" ' ^ Iustizorgani- die etwa von Beschlüsse ab ändern könnte. 'Auch würde es die künftige Behördenorganisa tion diöcrcditiren, wenn man sie letzt einstwre und später daran ging?; zu untersuchen, wie viel Beamte an ihr zu erspar?» seien. über den groben Materialismus der Zckklsttgt oder über die Sucht,, Uied«rm«««' wie« daraus schnell und mühelos reich zu werden, zetert, de» GründuuaSscknrtzn-^ — "— del mit sittlicher Strenge und die Gründer schonungslos angreift, ist nicht die Frage nach Dem was augenblicklich das zweckniHigstc; Bsamten'mögllch stiem''Am Hilfsmittel ist, gelöst. Wenn es dem Abgeordnetenhaus durch eine § sj»n für Ablösungen und Genu gerechte und kluge, weitsichtige und unparteiische Behandlung der k" "iei,- „a- in Frage gelingt, Vertrauen auf den erschütterten Geldmarkt zurückzu führen, so ist damit die Vorbedingung für eine bessere Zukunft ge schaffen. Daß aber der Wiederkehr des traurigen Kreislaufs — flotter Geschäftsgang, Ueberproduction, Krisis, Krach, Arbeitcrent- laffung, Werthzerstörung — nur durch eine andere Organisation der Arbeit, durch Weiterverbreitring der Bildung und Richtung der Gemüther auch auf andere Dinge, auf höhere Güter als auf das bloße Geldmachen vorgebeugt werden kairn, das wird den Tiefer- dlickend'en nicht entgehe». Die Amerikaner leisten im Flunkern bekanntlich mehr als jede andere Nation. Erst haben sie die ungünstige Stimmung, welche das Erschießen von Seeräubern auf Cuba hervorgebracht hat, damit zu steigern gesucht, daß sie dieZahl der Opfer übertrieben; jetzt Hetzen sie dieBevölkerung von Madrid gegen den dortigen amerikanischen Gesandten, General Sickles, auf. Sie erzählen, daß derselbe sich kaum vor den Insulten des Madrider Pöbels zu retten wisse. Es ist den Amerikanern darum zu thun, den vorhandenen Conflict mit Spanien,zu verschärfen und zu vertiefen, um die Annexion Cuba's in dieser oder jener Form zu erreichen. Den Umstand verschwei gen sie geflissentlich, daß die Cubancr im unanfechtbaren Rechte waren, als sie einen Theil der Besatzung des „VirginiuS" erschossen. Man mag dies grausam, unmenschlich finden, aber die Besatzung des „Virginius" wußte, welchem Schicksale sie cntgcgcnging. Die Cu banische Negierung hat wiederholt bekannt gemacht, daß sic Alle, die der Jnsurrection auf der Insel Cuba mit Waffen zu Hilfe kom men würden, als Rebellen behandeln würde. Was würde Deutsch land dazu sagen, wenn z. B. die Polen im Poscnschen einen Ausstand anzettelten und aus Havre etwa ein Schiff mit Abenteurern aller Herren Länder ausliefc um an der ostpreußischen Küste hie Wagehälse zu landen? , Es hat nicht dm Anschein, als sollte dem Reichstage bereits in der nächsten Session die in Z 18 des Münzgcsetzes vorbehaltcne Vor lage über die Ausgabe von Reichspapiergcld und die Einziehung des StaatSpapiergcldes gemacht werden. Wenigstens besteht bis jetzt der Zwiespalt der An- und Absichten zwischen dem ReichSkanzlcramt und dem preußischen Finanzminister unverändert fort. » daraut hin, wie die lautenden Lapd- ne derartiger größerer Ilntrrsnckmngeu a. — Abg. Schröck betonte, daß schon Locales und Sächsisches. — S. M. der König hat in besonderer, dem Königlich Belgischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nister Baron Nothomb, dem Königlich Bairischen außerordentlichen Gesandten und bevolknächtigtcn Minister Grafen Paumgarten, so wie dem Kaiserlich und Königlich Ocsterreichisch-Ungarischcn außer ordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Freiherrn von Frankenstein ertheilten Audienz die Beglaubigungsschreiben, durch welche dieselben an dem hiesigen Hofe von Neuem beglau bigt worden sind, entgegenzunchmen geruht. — Der Herzog Elimar von Oldenburg ist vorgestern Mittag nach Berlin abgercist. — Der Bezirkssteuerinspeetor Kretzschmar zu Dresden hat LaS Dienstprädicat ,.Steuerrath" ,'n der 5. Klaffe der Hofrang. tagSaebciten die Vornahme außerordentlich erschwerten. — Avg. Schreck betont bei den jetzt bestehenden Behörden recht wohl Ersparungen an "um Beispiel habe die Gcneralcommis- emeinheitötheilungcn lange nicht mehr so viele Arbeiten, wie in den vierziger Jahren, aber noch eben soviel Beamte. Ferner seien die Banvcrwatter ganz, bei bcp KrciSdlrectionen, bei der Zoll- und Steucrtirectio» mehrere Be- amte entbehrlich; das! Sportclwescn sei viel zu complicirt und das Projekt eines obcriten Rechnungshofes vermehre das Bcam- tcnheer um viele neue Stellen, ohne bei den einzelnen Mini sterien Calculatoren und andere Beamte entbehrlich werde» zu lassen. Der Flnanzmlnistcr v. Friesen bekennt den gute» Willen der Regierung an der Beamtenzahl so viel als möglich zu spare». Die Kammer möge sich nur in Geduld fassen, cö geschähe das Möglichste: so seien 4 Obcrsorstmeistcrelen eingezogen und dergl. mehr. Gern werke die Regiernntz die Flnanzdepntatlon mit praktischen Vorschlägen In der weiteren Rcductlo» der Be- amtcnzahl unterstützen. Eine außerordentliche Deputation werte wenig praklischc Vorschläge zu bringen vermögen. Abg. S tarke- Schmölln: lieber die Nothwcntigkeit und »Möglichkeit, die Zahl der Beamten zu vermindern, herrsche im Lande nur elneStiinmc und diese Maßregel sei angesichts der vorgeschlagcne» Gehalts erhöhungen nur »in so gerechtfertigter. »Aber man müsse sic aus anderem Wege, als der Dcputationsberlcht Vorschläge, erreichen. Der Redner beleuchtet nun die Lückenhastigkeit und Uiigenügcnd- hcit dieses Berichts nach allen Seite». — Abg. Schreck em pfiehlt nach Lage der Sache als das Zweckmäßigste, wenn sein Antrag zur nochmaligen Berichterstattung an die 3. Deputation zuiückgcgcbcn wird und die Kammer beschließt dies, nachdem der Referent Leus cd »er den »Wunsch äusgcsproche» hat, daß »Abg. Schreck zu de» Dcpiitatlonöpcrhgndlungcn zugezogc» werde. — In der letzte» Stadtverordneten-Sitzung vom 22. tS. wurde über, die Errichtung eines statistischen Bürcautz durch Advocat Hendel »Bericht erstattet. Seit 186!) beschäftigt die Frage beide Collcgicn; Stadtrath Kretzschmar hat damals deiz ersten daraus abziclenden Antrag gestellt. Nachdem man sich in Berlin, Breslau, Leipzig und in Chemnitz, wo schon seit Anfang dieses Jahres ein statistisches Bürcan besteht, erkundigt und ge. künden, daß die Büreauö werthvollercS Material für die allge meine Statistik dcö Landes liefern, sind nnnmchr beide hiesige Collcgicn über die Errichtung eines städtischen statistischen Bureaus einig und zwar dergestalt, daß daö Bürcau mit Anfang deö Jah res 1874 in Wirksamkeit treten und daß eine Summe von :tOW Thlr. behufs Deckung des Kostenaufwandes In de» HauShaltplcm pro 1874 eingestellt werben soll. »AIS allgemeine Grundsätze'cm Stelle eines Regulativs gelten für die Einrichtung und Leitung folgende: taö städtische statistische Bürcau bildet eine Arbeitö- branchc deö RaIHS wie jede andere; dasselbe steht unter kirecto- rieller Leitung eines RathsmitglledeS. welches auch das Referat in allen bezüglichen Angelegenheiten dem Rathe gegenüber über nimmt ; der cmzustcllenve statisllsch.technisch gebildete Spcciallciter des BüreauS ist Beamter dcS Raths, wie icder andere technische Beamte desselben, daS UntcrlagSmatcrial für die Arbeiten des BüreauS wirb durch Vernehmung mit den verschiedenen ArbeitS- branchcn dcS RathS beschafft, nach Anordnung dev dircctorlclicn Leiters des BüreauS und den Beschlüssen dcS RathS, hinsichtlich desjenigen Materials, welches dem Rathe nicht unmittelbar zur Verfügung steht, wird derselbe sich mit den betreffenden competeii- tcn Geschäftsstelle», Vorständen re. inö Einvernehmen setzen, nur städtische Statistik Ist die Aufgabe dcö BüreauS. Hierüber sind die Stadtverordneten mit dem Stadtrath ganz einverstanden und ersuchen den letztere» »nr noch, wegen der einzelnen Gehalte der Beamte» besondere Vorlage» zur Genehmigung herüber zu geben und zu erwäge», ob nicht dem statistischen Bürcau inobcsoudere auch die Wahlsachen und die Verwaltung deoArchivS überwiesen werken können. — Als 1866 die Preußen um Dresden herum Schanzen er richteten, mußten die betreffenden Grundstücksbesitzer dasAreal dazu abtreten und die Regierung entschädigte sie aus der StäatScasse. ^ und zwar betrug die aufgeivendere Summe 117,701 Thlr. Einige der Besitzer haben sich das Recht des Wiederkauss Vorbehalten, an dere nicht; die Herren Meisgrcr und Hoffmann in Dresden bitten nun uin Nücküberlassung ihrer Grundstücke. In Ucbereinstimmung mit der Negierung beantragt nun die 4. Deputation der 2. Kammer durch Referent v. Wagner, daß den früheren Besitzern von 1866 bei Dresden zum Schanzen- und Battcriebaue verwendeten und nun entbehrlich gewordenen Grundstücke, oder den Erben derselben die bezüglichen Parcellen gegen Entrichtung der früher gezahlten Ent schädigung zurückgegeben werden. — Immer wieder erklingt aus den Räumen der Stadtsteuer- Einnahme die Klage über die vielen Säumigen, die noch mit der Abführung der Gewerbe- und Pcrsonalsteuer in »Rückstand sind. Aber die »Nachlässigen dürfen nicht glauben, daß die Sache so glatt abgcht. Manchem dürfte vielmehr eines schönen Morgens ein stram mer Soldat als ungebetener Gast vor dem Bette stehen. Wer noch einer solchen bewaffneten Executionsmacht aus dem Wege gehen will, der eile nunmehr schleunigst nach dem »Rathhause und entrichte seinen letzten, lange fällig gewesenen Termin. Es wird wirklich Zeit! — In vorverflossener Nacht hat es in Böhmen stark geregnet, wodurch die Elbe endlich um einige Zoll gestiegen ist. Für den Schifferstand war der Elbstrom an manchen Stelle» kaum noch passirbar. — Gestern Nachmiltag in der zweiten Stunde spielte sich im Thurme der hiesigen Kreuzkirche die Schlußscene eines Lebens ab. Es erschien an der Thüre des Thürmcrs eine anständig gekleidete Frauensperson von etwa 30 Jahren in grauem »Regenmantel und verlangte, auf die Galerie des Thurmes gelassen zu werden, um „die Aussicht zu genießen", was ihr indessen wegen des tobenden Sturmes verweigert werden mußte. Als der Thurniwächtcr Würker ^2 Uhr zum Läuten herab nach dem sogenannten Lauteboden stieg, sah er das Frauenzimmer in einer der Biegungen der schmalen Treppe, stehen. Er schloß den Lauteboden auf, um mit seinem von unten herausgekommencn College» das Läuten zu beginnen, als auch dieser Letztere das Frauenzimmer an einem Fenster stehen steht und plötzlich ausruft: „Herr Gott, die steigt ja auss Dach hinaus!" was im selben Augenblick von ihr auch schon vollführt ist. Nachdem das Nöthigste beim Läuten besorgt, macht sich der eine der Männer auf, die jedenfalls geistig Gestörte zu suchen und sieht sie auf dem Dache schm, sieht auch, wie sie das Taschentuch an die «ine Wange drückt, aus welcher Blut rinnt. Der Mann läßt sich nun ffvch auf das Dach, welches von dem Fenster aus leicht erreich bar und will sich der Unglücklichen nahen, um sie von weitere» ge fährlichen Schritten abzuhalten. Da aber springt sie auf und rast in' wilver Hast in der sehr breiten Dachrinne nach dem Dachsimse, über welchen sie sich mit vorgestreckten Armen hinabstürzt und zum Entsetzen der Passanten unten vor der Kirche aufschlägt. Ihr Tod ist sofort erfolgt. Man hat die Leiche im Sicchkorb sortgetragcn. Nach der Meinung des obengenannten Thürmers soll die Unglück liche gleich bei ihrem Begehren nach der Aussicht einen eigcnthiim- lichen Eindruck der geistigen Gestörtheit gemacht haben. Wer konnte aber ahnen, daß die Acrmste so hoch stieg um — ihr Leben zu.nchmen. Gerüchtweise wollte man wissen, daß in der Unglück lichen die Frau eines bekannten früheren Börsenspekulanten erkannt worden sei. — Eine unangenehme Ueberraschung ward einem hiesigen Arzte während seiner Visitentour zu Theil: er vermißte plötzlich einen höchst werthvolley Diamantring (Solitair mit 8—9 umstehen den Diamanten), der ihm beim Aus- oder Einstcigen aus dem Wa gen entfallen sein mochte. (Siehe d. Inserate.) — Leider hat sich die Hoffnung, die wir gestern zufolge ärzt licher Mitthcilung auSsprachcn, daß der am Sonnabend durch den Sturz eines Oessenk-stens 'schwer verletzte Brauer Martin Weber aus Culmbach mit demLcbcn davon kommen werde — nicht erfüllt. Der arme Mann ist gestern »Morgen gestorben. — Am Sonnabend Abend in der zehnten Stunde ist ohnweit des auf Strchlencr Flur befindlichen Bahmvärterhauscs Nr. 54 von einem Bahnzuge ein junger Mann überfahren und sofort getodtet worden. Dieser gegenwärtig persönlich noch unbelänntc »Mann ist am Sonntag Nachmittag vom hiesigen Gerichtsamte polizeilich auf gehoben worden. Ob der Verunglückte den Tod freiwillig gesucht oder durch eigene Unvorsichtiglcit dem Bahnzugc zu nahe gclommc» war, konnte man bis jetzt nicht in Erfahrung bringen. — Während des ganzen Sommers war unsere Stadt in Staub gehüllt — eine Folge des ErdaufwühlcnS für die Wasserleitung. Bei dem endlich beginnenden Regcnmctter zeigt die Stadt ein an deres Bild — das des bodenlosen Morastes. Wie erst der Staub eine Plage für die Lungen, so ist jetzt der aufgewcichte Koth eine Plage für alles Stiefclwerk. Nun fragt sich blos, wie lange das einst so reinliche Dresden in diesem Schmutze verbleiben soll; der Regen bringt ihn nicht fort und der »Wind treibt ihn höchstens als Staub wieder in die Höh. Da giebt es ein sehr einfaches Mit tel, wie man es auf allen Chausseen sehen kann: Der Koth wird ge schürft, in festen Haufen getrocknet und dann einfach fortgesahren. Wenn dies auch der Stadt vielleicht 10,000 Thaler kosten kann, so wird doch die Stadt dadurch von einem Uebcl befreit, welches sowohl für die Gesundheit als für die Annehmlichkeit von gleichem Vor- thcile ist, während jene Summe bei den Hundcrttausenden, welche die Wasserleitung kostet, kaum in Betracht kommt. — Die Linie der »Pferdebahn Blascwitz-Böhm. Bahnhof wird, nachdem die Wasserleitung der Pillnitzcrstraße soweit fertig ist, ohne Umstestfln wieder befahren. -- Ilm den vielen Klagen gegenüber Abhilfe zu schaffen, werden jetzt auf der sächs.-schlesischen »Bahn die Fahrbillets schon eine Stunde vor jedem abgchendcn Zuge verkauft. »Bei den Sonnabend Nach- aittags-undSonntagSzügcn besteht diese Einrichtung übrigens schon öligere Zeit. Wer vorher Zeit hat, kann also dein Gedränge an den Billetschaltern beauem ausweichen.
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