Volltext Seite (XML)
Donnerstag, 9. September 1999. VM wr SSV0 »wist stunitn! «r. 209. Vierter Jahrgang. sluer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge Verantwortlicher Redakteur: t-rm Knibeia. Für di« Inserate verantwortlich: Walter firm». Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Illustriertes Sonntagsblatt. Sprechstand« der Redaktion mit Aufnahme der Sonntag» nachmittag» von 4—L Uhr. — Telegramm-Adresse: Tageblatt An». — Fernsprecher lst. Für unverlangt eingesandt» Manuskript« kann Sewühr nicht geleistet werden. vrnck und Verlag U,«r krach-« Uerl,«, m. b. k. in Aue i. Lrzgeb. Bezug,preis: Durch unser» Boten frei in. Hau, monatlich »0 pfg. Bei der Geschäftsstelle abgeholt monatlich V» pfg- und wSchentlich ,0 pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich «.so Mk. — Durch »en Briefträger frei in, Haus vierteljährlich ,.92 Mk. — Ltnzelne Nummer ,0 pfg. — Deutscher Postzeitungs- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mrt Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi, spätesten» 4'/» Uhr vormittags. Für Aufnahme von größeren Anzeigen an bestimmte» Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn fie am Tag» vorher bei uns e>ng«h«n. Insertionsprei,: Di« fiebengespaltene Rorpuszeile oder deren Raum «0 pfg-, Reklamen rr pfg, Bei größeren Aufträgen entsprechender Rabatt. Diese Nummer umfaßt 6 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. König Friedrich Äugust ist gestern von Stuttgart über Stegmaringen nach Friedrichshafen abgereist, um die Zeppclinan lagen zu besichtigen. auch nicht müde, immer und immer Wieder anzubohren, ob Deutschland nicht rielleicht doch geneigt sei, sich mit England m dec Frage der Abrüstung zu e:n:gen. Daß man mit diesem Per langen immer wieder, wenn auch nicht offiziell an Deutschland herantritt, während inan von den übrigen Mächten gar nicht spricht, ist bezeichnend und kündet deutlich an, was diese ganze Bewegung bezweckt. Brenn John Bull, der sonst so egoistisch ist, einem anderen freundlich gegenübertritt, so ftihrt er dabei sicherlich etwas z-lnen 24 Linienschiffe, 11 Panzerkreuzer, 28 kleine Kreuzer, 6 Kanonenboote. 96 Torpedoboote und außerdem noch 8 Unter seeboote Die Kosten für den einzelnen Kriqgsschifftypus sind beträchtlich gewachsen, da die Größe der einzelnen SchisfSklasscn beträchtlich gesteigert worden ist. Biele weisen sogar das Dop pelte auf. Es müßte aber nicht gerade England sein, das ein derartiges Abkommen zu tr-sfen wünscht, weil wir zur lfie- nüge wissen, worauf die ganze Sochk hinauslaufen soll. König Eduard hat Marienbad verlassen, ohne daß der übliche Depesche »wechsel stattgefunden hat. Demnach scheint eine stärkerer st immung zwischen Kaiser Franz Josef und König Eduard zu bestehen. Wie aus Athen gemeldet wird, find die amtlichen De kret e, nach denen der griechische Prinz Niko laus zur Disposition gestellt ist, gestern verösf» entlicht worden. * Die Behörden in Trient entdeckten eine weitverzweigte hochver.r Sterische Verschwörung. Japan wird voraussichtlich einen Kriegshafen unweit von Wladiwostok an legen. Mutmaßliche Witterung am 1v. September: Süd- westwiud, heiter, warm, trocken, Gewitterneigung. Die Seerüftnug. Immer und immer A nder tauchen im englischen Parlament Debatten aus, in denen einer allgemeinen Abrüstung, namentlich aus dem Gebiete der Kriegsmarine das Wort geredet wird. Was die Engländer bei dieser Forde rung beseelt, ist aber keinren egs ein ideales Moment, der wahre Beweggrund ist bekanntlich darin zu suchan, daß die Engländer keine Meile größere Eermacht neben sich dulden wollen, aber selber kaum noch in der Lage sind, die aus diesem Grunde erforderlich werdenden Lasten für die fortwährende .Flottenver mehrung zu iragen. In der Hauptsache hat inan vobci begreif licherweise Deutschland im Auge, dessen Flottenverstärknng dell Engländern ein Dorn im Auge ist und darum wird man im Schilde und es liegt aus oer Hand, daß bei einem derartigen Abkommen Deutschland die Zohlen zu zahlen hätte. In der Dienstagssitzung des englischen Unterhauses hat man diese Frage wieder einmal gestreift. Das M rglied Bytes richtete an oen Premierminister Aoquitb dir Anfrage, ob er Las erneute Interesse bemerkt habe, das in Diuischland der Möglichkeit ein s deutsch-englischen Ablommens über die Rüstungen zur See ent gegengebracht werde und 00 er in der Lage wäre, irgend wie die Hoffnung aufrecht zu rrhallen, daß von der englischen Regie rung neue Anstrengungen gemacht werden würden, um auf die Grundlage irgend eines Einverständnisses zu gelangen, das Len Völkern beider Länder Vic Last ihrer Flottenauisgaben erleich tern könnte. Und ähnlich srogte ein anderes Mitglied, Vater, den Minister, ob die Regierung die Gelegenheit wahrnehiren wolle, der deutschen Regn rung weitere Vorstellungen zu machen, um zu einem Abkommen über die Begrenzung der Rüstun gen zur See zu gelangen. Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, als ob diese Anfragen bestellte A»bc't waren, indem das engl-schs Kabinett den Moment für gckommenn erachtet, nochmals an Deutschland -yeranzutreten. Dies beweist deutlich die Antwvrr des Premierministers Asquith, ver »klärte, jede Andeu tung, wonach die deutsch-e Regierung ein solches Uebereinkommcn zu treffen wünsche, werde das herzl.ichste Entgegenkom- m e n der britischen Regierung sinden. Auf eine derartige An deutung Deutschlands werden die Herren Engländer aber wohl noch recht lange warten linnen, ^.«nn wir haben deutscherseits keinerlei Vecanlasiung. auf die englischen Wünsche einzugehen. Den Briten freilich wäre ein solches Entgegenkommen sehr ge legen, da die Flottenrüstungen das Budget ungemein belasten und es darob im englischen Kobinrtt zu lebhaften Differenzen gekommen ist. Seit dem Erlaß des ersten Flottcngefftzes von 1899 find in Deutschland, wie wir erläuternd hinzufügen wollen, bis zum Jahre 1909 168 Kriegsschiffe onf Stapel gelegt worden, im ein- Kaiser Wilhelm vei den österreichische« Kaisermanöveru. Nachdem Kaiser Franz Josef gestern mittag mit Gefolge in Groß-Meseritsch eingetroffen war, kam am Nachmittag auch Kaiser Wilhelm dort an. Am Bahnhofe hatten sich zur Be<- z grüßung eingefundcn Erzherzog Franz Ferdinand, s das Gefolge und der dem Deutschen Kaiser zugetetlte Ehrendienst, , der Stadtha.ler von Mähren und Bürgermeister Jnderka. Kaiser s Wilhelm trat aus dcn Erzherzog Franz Ferdinand zu und begrüßte ihn überaus herzlich. Bürgermeister Jnderka rich'ete an den ! Kaiser folgende Ansprache: Ich begrüße als Vertreter der alten deutschen Stadt Jglau Eure Majestät. Geruhen Majestät, bei der Fahrt durch die Stadt Jglau die Huldigungen, welche die Bewohner Jglaus und der deutschen Sprachinsel dem erhabenen Freunde und treuerprsbten Bundesgenossen unseres Monarchen darbrtngen, als Ausdruck tiefster Verehrung und unauslöschlicher Dankbarkeit eutgeaennehmen zu wollen. — Der Kaiser dankte für den freundlichen Willkommengruß und verließ dann im Automobil, zur Rechten des Erzherzogs Franz Ferdinand sitzend, den Bahnhof. Der Empfang des Deutschen Kaisers gestaltete sich zu einer imposanten, herzlichen Begrüßung durch die gewaltige, längs der Jglauer Straße angesammelie Menschenmenge. Feuerwehr und Schulkinder, davon viele in ländlicher Tracht, bildeten Spalier. . , Als das Automobil Des Kaisers an diesem Stadtgebiete ankam,.,, erschollen Heil» und Hochrufe, die sich auf dem ganzen Wege fort«,, . fitzten. Im Schloßhofe halten sich zum Earpsang eingesunden Erzherzog Leopold Salvator, die gesamte Manöver oberleitung, Landeshauptmann Graf Seneryi und Bürgermeister Berwak mit den Mitgliedern der Gemeindeverwaltung. Kaiser Franz Joseph, in ver Unüorm des Kaiser Franz Garde- tzcinaoierrcgimcnis, war in vie Milte des Hofes getreten. Die beiden Kaiser schritten aufeinander zu, schüttelte» sich die Hände Patrouille gegeu Femd. Manöversilhouette rcn Mathilde Tipp. Es war der letzte Tag L«s Korpsmanooers. Unter allen erdenklichen Sicherungsmaßreglen waren Li« Truppen frühmor gens von Trostberg abgeruckt, Hutten Helmkappen auf und mar kierten über die Grenze belllngrbrochene Franzosen. In ge rader Linie drangen sic gegen Len Forst des Gutsbesitzers Gre- venöusch vor, Kaoirilcriespitzen und Avantgarde klärten Los Gelände auf und zernürdriten sich gegen die Bayern hin in immer kleinere Abteilungen. Mit Gros und Vorhut schlängelte sich die Artillerie nebst rechter und linker Seitenbedeckung über das hügelige Terrain und Dazwischen (sprengten Wileldereiter aus flüchtigen Roijen hin uns her. Da und dort fielen Schliffe, aber es kam nicht zum Treffen, vielmehr schienen sich die Bayern, die in dec Minderzahl waren, plänkelnd zurückziehen zu wollen. An der Waldlisidre, um deren grellroten Blättersaum feurige Septembersonne gleist, hat eine junge Retterin Posto gefaßt. Aus Lern niedlichen Gesicht, das vom R'"e leicht echauffiert ist, schauen große Augen prüfend über Stoppelfelder und Waldwege, die herunziehende Brigade i n fhren Bewegungen zu verfolg n. Durch dm Stab, der im Hirnrbvuse einquartiert liegt, ist Dora- licse Gravenbusch von dem allgzMkincn Aufmarschbild unterrich tet, aus kleinen Indiskretionen, die sich ihr heißer Verehrer, Leutnant Stahlmann, ihr gegenüber leistete, weiß sie, wo es zur Schlacht kommen wird und harrt nun der Ereignisse mit eine: Spannung, als iei sic bei 'dem militärischen Schauspiel aktiv beteiligt. Was fllr^eine Lust müßte es sckin, bei einer frischfröhlichen Neitcrattacke nffttuii zu dürfen, denkt fie und reckt sich so unvermittelt auf il/rrm feinfühligen Tiere, daß cs erschreckt zusammenfährt. Wehrend lsiv ihm beruhigend den glänzenden Hals klopft, taucht ein Offizier zu Pferde vor ihr auf. Freudig errötend erkennt sie Stahlmann, der sie natürlich zu finden gewußt hat. Seinen Fuchs parieren!-, legt er drc Hand an den Helm und ruft ihr heiler entgqgen: Melde gehor- firnrst Patrouille gegen den Fund, «in Offizier, sechs Pferd.-. — «ach dreistündigem Retognoszikrungsritt Vie feindliche Attih lerie erkundet, leiser aber für d:c eigene Kavallerie keinen Weg durchs Moor gesunden. — Hätt' >ch Ihnen schon gestern sagen können, Herr Leutnant. — Wenn ich es nämlich gestvrn schon gewußr batre! gibt er mit üol i!>gcnem Feldherrlächeln zur Ant wort Daß eine Schwadron Eivoau-legers den Feind verblüffen und ihn bogenförmig überflügeln könne, jedoch einen bedeuten den Vorfituß auf Zeit nehmen müsse, hat mir mein Rittmeister, der durch se'ii priootattackisches Eingreifen ins Gefecht nach dem Manöver bestimmt Mojor zu werden hofft, erst heute früh anvenraut. Dcraliesc, die sich sür das Kriegsspiel brennend interessiert, tut ordentlich beleidigt. Worum setzen Sie mich nicht gleich davon '.n Kenntnis ? — Aber gnädiges Fräulein —! Durch oiejs Spczialidee meines Rittmeisters wird das kriegerische Bild in Ihren Augen Loch nicht m:schoben'? — Warum denn nicht?! So wcs schaut man sich Loch auch erri. an. — Aber ich sage Ihnen' ja, — der Gedanke ist unausführbar, weil kein passierbarer Weg durchs Moor führt. — Ach!'? Was Sie sagen! — Ihrs Augen blitzten ihn üln>.wütig an, und indem sie den Kopf stolz in den Nacken wirst, sagt sie gcl.cimnisvoll: Ich weiß zum Be.-> spick einen. — Der Leutnant ist ganz außer sich vor Freude. Ist das wirklich Ihr Ernst, gnädiges Fräulein? — Gewiß! Es gibt einen Weg quer durch. Der existiert «deshalb auf keiner Karte, weil wir Geschwister ihn uns privatim angelegt und Anfang wie Eirdc durch Bu'chwerk verdeckt haben. Soll ich ihn verraten ? — Ja, ja, ja! Natürlich! ruft er begeistert aus und seine blauen Augen flammen: Herrgott! Wird mein Ritt meister Augen machen! Vielleicht krieg' ich dann mal gute Tage bei der Eskadron. Aber ick muß Sie schon bitten, gnädi ges Fräulein, meines Rittmeisters liebenswürdige Führerin zu s'in. Ich muß sofort Mcldrng machen und dann Sorge tragen, daß er »nbemerkt im Rücken des Feindes operieren kann. Tau send Dank im Voraus! Und nun reiten Sie bitte an den Kreuz weg. — meine Schwadron passiert in zirka zehn Minuten. Fort war er! Nicht einmal ihn Zugeständnis hatte er ab- gewarret, ob st« gewillt war, einem wildfremden Offizier Kriegs dienste zu leisten. Dm «liefe ist ein wenig geniert, ein wenig erregt. Dann aber packt die abenteuerliche Lust fie mächtig, eine Rolle zu spielen. Und im Linksgalopp über den Sturzacker zum Kreuzweg. Eine Weile steht sie wartend am Waldrain. Ganz still ist ^s >n der Runde. Zuweilen knack's im Unten Holz aufgescheuchtes Wild wechselt vorüber. Da erdröhnt del Boden von Hufschlägen und plötzlich steht Doraliese einer Schwa dron Theoau-legers gegenüber. Die ungewöhnliche Situation, in die sie sich gedrängt sühlt, macht sie kühn. Sie sprengt dein Zugführer entgegen und rüst stoßweise, gleichsam im Kon» mandoton: Bitte näishcl.en! Ter Weg durchs Moor läuft über die Geländestraße. — Dem sehr schneidigen Rittmeister, der sein! Pferd neben ihr parierend, in ehrerbietigen Vorstellung seinen Namen murmelt, gönnt üe noch eine gnädige Sonderbemerkungz D . r Feind wird sich wundern, wenn wir ihm so unversehens in die Flanke brechen. — Der sch! an le Offizier mustert entzückt Li« vorzüglich jitzenoc Reiterin aus erstklassigem Pferdematerial, kon« stottert bei sich, daß die junge Lbollküre das flotteste Mädel is^ Las jemals seinen Manevcrrocg kreuzt», erwidert unter fei nein Lächeln ihre selbstgefällige M ene, dankt in gewandter Rüro für ihren unerwarteten Bnstond, und seine klugen Augen fuiu keln, als sie ihm den durch G.sirüpp famop verbarrikadierten Weg entdeckt. Schnell noch ruft c.- einen Wachtmeister aus den Glieds, kreißt ihm ein« Lrdonanz wählen, die dem Regiment so« fort Meldung macht, läßt, öa der gangbare Steig zwischen den Ufern des Torfbruches sich als sehr schmal erweist, rasch in ZU??, dann in Harbzüge adbiechcn und folgt endlich der schönen Amu-, zone, die so sicher und elegant rc r, nreietet, daß di« ganze Schwa dron bewundernd die Angen ausieißt. Anfeuernd höbt und senkt sie die Zügel. Dicht hinter itr federt langgestreckt di« Rappe stvte des Rittmeister» auf dem elastischen Boden. Auf «inmal s wendet sich Doraliese um- Wenn wir die nächste Erdwell« genom» L men haben, werden wir fichtdar, Herr Rittmeister. — Scharfs I fixiert er das Gelände. Danke! Ah ja —! Der Horizont er« '4 weitert sich. Ich sehe unsere Artillerie am Damm «urffahren unh Z die Franzosen bereit» unter Feuer nehmen. Da» verschleiert D sehr günstig unsere Kolonne. — Noch ein Graben, — «in Stück« D chcn Heideland, — schon «kennt die Vorpostenlinie Vie Gefahr« V Gs prasselt von Echützenfeuer. Prächtig geschloffen stürmen oi« M Lhevau-legers über da» «rechseid der Höhe zu» — Ealben kra« M chen. Kr,-gertfch«r Ezcttekel vo» Knattern, Schreis Signalen, M