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Nummer 278—38. Iahrg Sächsische Volkszeitung Sorrnabend/Sonnkag, 2S./2K. November 1S3S squstl'Uim,: Dreeveio«.. Peltestkcch« 17, Fern«! Mil «. »101» S<lchöft»Ik«ll«, Druck und Verlag: Sermaista Buchdrucker«» und Verl-, DH. und «. Winkel. PoNerftrah, 17, gerniu» tMi, Postscheck: §kr. IE, Bank: Aadtbanl vreod«, «r, »<7-7 «rlchelnj I m»l »SchenlNch, illouolllcher ve»«r»pr«t, durch Iröger etuschl. Ist Pfst. tz». « Vsst. rrlgrilohu tlst; durch »l« Post 1.70 «inlchlle^lich Postilderwetl-ngqedS-,, pqllgltch Ist Ps». Post-Bestellgeld. «injel-rlr. 10 Ps».. Sonuaden». und F«st1«r*7Ir. ik PI», «lbdekellunge, mllli«, Ipsttefte« elu« Woche »er Lbleuf de« Pe,ug«j«l1 schriftlich bei» Verla» «in»e»onz«, sei» Uuser« Irii-rr dllrse» telue vdbepellunze, «iUgereime-»«», Im Fall« von höherer Gewalt, verbot, «Intreieicber vrkiebe» sISrunzen hat der «ezleher oder Werbunglreibend« lei« «nsprüch«, soll, di« Zetiun, tn deschiönliem Umfang«, »«- späiel «der nicht «Ilcheint. Ikrtllltun»»ort ist Dr« » d « ». Verlag»«»« vr«ed«u. Unzelgenprell«: dl« Ispaltig« H mm örelt« gell« I Pf»-j flr AamlNenanzeigen I PI» Fgr Platzwllnlch« könne, ml, tet« »«wthr lePe«. Englische Ll-Vvvt-Me vernichlel Aufklärungsflüge über Frankreich — An -er Westfront geringe Tätigkeit Britischer Dampfer durch Mine versenkt Berlin. LS. November. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: Im Westen örtliche Spiihtrupptiitigkeit und an einzelnen Stellen der Front schwaches Artillcrieseuer. An der West grenze fanden vereinzelt Ausklärungsfllige des Feindes im Grenzgebiet statt, während die deutsche Aufklärung bla nach Mittelsrankrelch hinein vordrang. Ein deutsches U-Boot hat in seinem Operationsgebiet eine englische U-Boot-Falle, ein HIlsskrlegsschiss von 7000 Tonnen, vernichte«, Die U-Boot-Falle hatte sich als holländischer Dampfer getarnt. Nach englischen Meldungen sank der 8860 Tonnen grohe britische Dampfer „Mangalore" durch MInentrcsser an der englischen Slidostkliste. Churchill gibt Torpedierung der „Belfast" zu Amsterdam, LS. November. Der Lligenlord Churchill hat sich nun doch endlich dazu bequemt, die von der „Ncmqork Times" schon vor Tagen in aller Welt verbreitete und inzwischen auch von der deutschen Lcekricgslcitung bestätigte Torpedierung des modern sten Schiffes der britischen Kriegsmarine, des Kreuzers „Belfast", zugegeben. Die entsprechende Ver lautbarung der britischen Admiralität lautet: „SMS „Belfast" wurde am 2l. November lm Firth of Forih In der Nähe der Insel Nag von einem Torpedo oder einer Mine beschädigt. Die Anzahl der Verwundeten beträgt 20, deren Verwandte benachrichtigt wurden." Sieben Schiffsverluste mußte England an einem Tage zur Kenntnis nehmen Reuter gab am Donnerstag abend eine Ausstellung der Im Lauk« dieses Tages von den amtlichen englische» Stellen zugegebencn Schiffsverluste. Es handelt sich um die bereits bekannten Versenkungen des Liverpooler Dampfers „Daring", des Fischdampfcrs „Sulby" ans Fleetwood und eines franzö sischen Fisch;dampsers durch U-Boote sowie den Verlust des griechischen Dampfers „Elena" und des Dampfers „Geraldus" aus Hüll durch Minen. Neu ist in der Reulerausstellung die Mitteilung van der Versenkung des Londoner Dampfers „Low- lond" s974 Tonnen) und dem Auflaufen des Minensuchbootes „Aragonite" auf eine Mine. Kanadas Beitrag zum englischen Krieg Amsterdam, 25. November. Der kanadische Verkchrsmini« ster Howe sprach am Donnerstag vor der Universität Toronto. Er erklärte dabei u. a.. das» Kanada infolge der ungeheuren Mechanisierung im Vergleich zum Weltkriege nur eine viel kleinere Anzahl Soldaten auf den Kontinent schicken werde. Kanadas grösster Beitrag zum Krieg würde wahrscheinlich in der Lieferung von Munition, Lebensmitteln und Dollar bestehen. Secret Service auf Malta am Werk Valencia, 25. November. Ein soeben hier aus Malta eingetrossencs spanisches Schiss berichtet, das; der britische Secret Service umfangreiche Verhaftungen auf Malta hat vor nehmen lassen. Unter den Verhafteten befinden sich auch die Führer der Bewegung, die für Malta eine selbständige Ver fassung erstrebten und die insbesondere die Einführung der italienischen Sprache im Amtsverkehr wünschen- Drei leitende Persönlichkeiten der Malteser Freiheilspariei sind bereits vor Kriegsausbruch interniert worden und werden aus der Festung Gibraltar gesangcngehalleu. Die Mahnahmen haben in der Malteser Bevölkerung grohcs Aufsehen erregt, obwohl die englischen Behörden alles tun, um die Vorgänge wegen der strategischen Bedeutung Maltas völlig geheim- zuhaltcn. Deutschenvelsolqunq svM auf Samoa Schanghai, 25. November. Die australische Regierung geht, noch soeben eingegangencn Schisssberichten aus Neuseeland, in den ehemaligen deutschen Kolonialgebieten im Pazifischen Ozean vor. Nachdem aus Weisung der Londoner Regierung zunächst die wenigen Dcutschcn noch vor Kriegs» u s > ausbruch verhaltet wurden hat die australische Polizei neuerdings eine Reihe von Häuptlingen verhaften lassen, die bekanntlich aus ihrer Sympathie sür Deutschland nie einen Hehl gemacht haben. Die Mahnahmen werd'» damit begründet, das» es sich um „Vorsichtsmahnahmen" handele. Spanien bank stch eine Kriegsflotte Madrid, 25. November. Die Zeitung >,?)a" bringt eine Meldung aus Ferrol, dah die dortigen Wersten nach ihrer Er weiterung folgende Kriegsschisse banen werden: 4 Schlachtschiffe zu 35 000 Tonnen, 14 Kreuzer zu 15 000 Tonnen, 18 Flottillen führer und 14 U-Boote. Wie der Attentäter Eifer überführt wurde Berlin. 25. November lieber die näheren Umstände, wie der Münchener Atten. toter Elser überführt wurde, liegt setzt ein längerer auher- ocdcntlich aufschlutzreicl-er Bericht vor. In der Nacht zum 9. November wurden an den Grenzen, abgesehen von vielen eingehenden Prüfungen, über 120 Fest nahmen durcl)gcfilhrtl Bei einer dieser angeordneten Mahnahmen im Bezirk des Zostkommissariats Konstanz beobachteten die Zollassisienten Rieger und Zivperer auf polizeilichem Grenzstreifendienst im sogenannten Wessenberggarten, der zwischen den Grenzüber gangsstellen Kreuzlii'gertor und Emmishosertor liegt, einen Mann, der sich in etwa 15 Meter Entfernung vom Schiveizer Grenzzaun bewegte. Der Unbekannte wurde ungehalten und befragt, wohin er wollte Er gab an. dah er einen gewissen Feichtlhuber vom Trachtenvercin Konstanz suche, welchem Verein er früher auch angehört habe. Der Grenzbeamte -forderte den Unbekannten auf, ihm zur Wache zu folgen. Dort wies er sich vor einem Kriminal beamten mit einer Grenzkarte, die auf ein häufiges Wechseln über die Schweizer Grenze hindeutet«, als Georg Elser aus. Ans Grund der Grohfahndungsaktion der deutschen Polizei wurde eine sofortige körperlicl>e Durchsuchung Elsers vorgenom men. Es fanden sich bei Elser versteckt insgesamt 15 einzelne Dokumente mit Aufzeichnungen von verschiedenen Munitions depots, Ladungseinrichtungen von Rüstungsbetrieben sowie genaue Angabcn über Munitionslicferungen, dazu Teile von komplizierten Geschohzündern sowie schliesstich eine Karte des Viirgcrbräukellcrs in München. Georg Elser, zunächst nur einer von etwa 120 Verhaftete» an den deutschen Neichsgrcnzen. wurde sofort nach einer über Vlitzfunk geriebenen Weisung des Reichs- sicherheitshauptamtes am 9. November der Sonderkommission in München zugesührt. Die Pcrsonenbeschreibung d'r verdächtigen Erscheinung, die sich mehrfach schon im Büroerbräukeller Herumgetrieben hatte, gab bereits erste Anhaltspunkte, die Person des an der Schiveizer Grenze verhafteten ltzeorg Elser in de» engeren Ver- dachtskreis hineinzustellen. Wie bei jedem Verhastelen, hatten auch bei ihm bereits eingehende Feststellungen über den persön lichen Lebenskrcis dazu geführt, dah sich die ersten Verdachts momente ständig und immer stärker verdichteten. Naclidem die Ermittlungen ergaben, dah Gegenstände seines persönlichen Be darfs bei seiner Schwester in Stuttgart hinterlegt waren, wurde durst, eine dort sofort vorgcnommene Haussuchung allerschwer stes Velastungsu.aterial gefunden. lind dennoch leugnete Georg Elser hartnäckig, in irgend einem Zusammenhang mit der Tat zu stehen. Den Versuch, heimlich über die Grenze zu entkommen, be gründete er damit, er habe sich der Unterhaltspflicht für ein anherel»eliches Kind entziehen wollen. Den geheimnisvoll-» Zweck seines vielmonatlistftm Aufenthalts in Münstum ohne Ar beitsstelle erklärte er damit, er habe dort einen Kursus absol vieren wollen, um sich dann im Ausland als Facharl>eUer zu be tätigen. Endlich am 14 November nach Gegenüberstellung mit jenen Angestellten des Bürgerbräukellers, die ihn tatsächlich im August gesehen halten und nach Vorhalt der Tatsache, dah er Brests im Frühjahr 1999 sich um die Stelle des damaligen Haus- burscken des Vürgerbräukellers beworben habe, diesem sogar 50 NM. für Abt ix len dieser Stelle bot. brach Georg Elser ange sichts des erdrücket.de» Vewcismnterials zusammen. Dem ersten Geständnis am t4 November folgte am 15. November ein um fassendes schriftliches Geständnis, das am IN. und 17. Novem ber durch inahgeluude Sbiz-en der geknrengten Säule und der Sprengkammer und der Maschinerie, die die Zeitziindung zur Auslösung brachte, ergänzt wurde. Krieg und Handelsschiffahrt Rom, im November 1939 Die römische Halbmonatsschrtst Panorama, die >n Vesol- gung ihres scho» durch ihren Titel «».'kennzeichn len Programms ihren Lesern einen Uelierblick über alle Gebiete des Wissens, so wie über den Zusammenhang der politischen Geschehnisse ver mittelt, bringt in ihrer jüngsten Ausgabe eine mleressanle Be trachtung über die Folgen des europäischen Konsliktes ans die Handelsschiffahrt, die heute — mit Ausnahme der italienisch.» — zum Teil vollkommen sestliegt, während sich gleichzeitig aus dem verringerten Angebot und der vergröherten Nachfrage ein beträchtlicher Preisanstieg ergeben hat. Scho» in den letzten Augusttagen wurde» in dem am Konflikt direkt beteiligten Staaten die Schisse zurückgehallen: normale Schissahrtslinien wurden nicht eingchalteu, vorgesehene Häfen nickt angelansen, während die sich ihrem Heimathafen zunächst bek'.ndlichen Schiffe durch Funkspruch zur schleunigen Heimkehr ansgeforder! oder auch in neutrale Häfen gewiesen wurden, z. B. mach Rotter dam, Antlverpcn. Vigo und Eadir. Die »rohen Transozean- dampfer, die in ihren Heimathäfen leichtes Z-el sür Luftangriffe geboten hätten, erhielten, wie die „Oneen Mary" und die Nor mandie", Anweisung, in Newyork zu bleiben. Seit Beginn der Feindseligkeiten Koben eng'isstx und fran zösische Kriegsschiffe einen Patronillendieust auf den Schissahrts linien zwisstkur den NKU Häfen übernommen und nach dem van England veröffentlichten, umfangreichen Verzeichnis werden den Italien warnt nor der Blockade gegen deutsche Exportwaren Die Botschafter Englands und Frankreichs von Graf Ciano empfangen. Nom, 25. November. Eine Sonnabend von Agentur Ste fan! verbreitete amtliche Verlautbarung besaut' „Der italienische Auhenminister. Gras Einno. hat den fran zösischen Botschafter und den englischen Geschäststräaer emp fangen und ihre Ausmerl!'unkest au» die Folgen gelenkt, die die Anwendung der Blockade ans die deutschen E-porlwar-n, wie sie von der französischen und englischen Neuerung angckün- digt würde, für den italienischen Handelsverkehr haben könnte." Handelsschisfcn alle jene Waren konkisziert, von denen man an nimmt, dah sie sür Deutschland b stimmt sind. Port Sudan, Kaiffa und Gibraltar sind d!« Höfen, in denen die das Mittel meer durchkreuzenden Schisse zu genauen U'Uerhrckmw'n inter niert werden. Kirkwall Weymouth und Ramsgate Huben im nördlichen Europa die glucke Funktion. Abweichung von der Fahrtroute, genaue Durchsuchung, lange Wartezeit au! die Ent scheidung der Blockadeausschüsse erzwungenes Ausladen von Waren, die sich oft ganz in der Tieie des Laderaumes bcsinden. verlangsamen den Seehaudet der neutrale» Staaten so. das; meinst)«' Schiste oft vier Wochen und länger übertöltig werden. Aus dieser Verlangsamung folgt eine erhebliche V eminderung des zu Friedenszeilen zur M'rsüguug stehenden Skn'ssranmes da die Fahrttermine. wie sie s«mst üblich waren, »ich! «in» kalte» werden können. Hivru kommt noch, das; ei» oroker Teil der englischen und französischen Handelsmarine überhaupt nicht mehr ausfährt. Es ist eine natürliche Folge des Verhältnisses zwischen Angebot und Nachfrage, dah die 2cki'uskrackt seit B-ckun des europäischen Konflikts erheblich gestiegen ist. Nock fast bis Ende August klielx'n die Trans»uripreike test, aber schon heute betrmzen sie ein Mehrfaches um 30. ja selbst um 50 v <->. gegen über den Friedenslarifen. Daraus tähi steh ollerd'ngs nickt schlichen, das; d-e Reeder ein Bombengeschäit macken, dient dock der gestiegen« Verdienst fast restlich da-u. gestiegene Auslagen wettzumachen. Die Kriegsgefahr, die überall aus hoher See lauert, hat die Verse^nnnasprämien wesentlich austeiaen lassen, die Kohlenpreise sind erhöht, die Heuer für die Mann'cha't die Minengebiete zu passieren bat. ist bedeutend vergrätzen. lind es ist nur nbznwarlen. ob bei weiterer Dauer des Krieges'die Sckiffspreise wieder die schwindelnde Hölze des Weltkrieges er reichen werden. England ist in diesem Seekrieg raerwundbarer als jeder andere Staat, bringt doch der eigene Boden nur ei» Fünftel des Lebensinitlelbcdarfs der Bevölkerung hervor. Scho» in Normal zeiten musste es täglich 50 000 Tonnen an Lebensmitteln ein führen. abgesehen vom Petroleum und den Rohmaterialien für seine Industrie. Der Transport der Lebensmittel allein bedingt, ivenn er in dem Matze der Friedenszeit durchgesührt iverden soll, die tägliche Ankunft von rund 150 Schiffen in englischen Häfen, so datz man die Zahl der aus allen Meeren scbwinmten- den englischen Schisse täglich aus 2000 berechnen müsste. An Zielscheilx'n sür deutsst>e Unterseeboote fehlt es datier nicht, und so wurden schon im September allein .33 englische Schiffe nut einem Gehalt von insgesamt 150 000 Tonnen versenkt Die Höhe dieser Zahlen wird erst deutlich, ivenn man Ziffern aus den ersten fünf Monaten des Weltkrieges damit vergleicht. Nach den damaligen Statistiken stände» In den ersten süns Monaten nach dem Kriegsausbruch von 1914 monatlich durchschchttlich