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Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202276
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-27
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 27.02.1892
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Rr. 48 — 12: JahMNg. Die an jedem Wochentag Abend (mit de« Datum des folgenden Tage«! zur Ver sendung gelangende „„parteiische Zeitung „Sächsischer LandrS.Attzelger": mit täglich einem Extra-Beiblatt r Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtözeitnng 4. Sächsisches Allerlei 6. Jvnstr. IlnterhaltungSblatt 6. SonntagSblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabestelle» monatlich 70 Pfg. bei den Post Anstaltm 7b Pfg. «tchfischee Sonuabtild, 27. Februar 1892 Ktttites-Ailreirrr. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptbtätter des „Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch iu einer billigere» Sonder-Ansgabe alS: „Chemnitzer General-Anzeiger" fürChcinnitz monatlich 40 Psg. frei inSHauS; austerbalb Cheinnitz monatlich SO Pfg. mit Ziitragcn. Pestzeitniigspreisliste für 1882; Nr. 1342. Der SSchs. LandeS-Anzcigcr ist für da» Jahr I8V3 eingetragen in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. bS80, in der österreichischen unter Nr. 2651- FürAbonnentenerscheint jecinmaliinJahr: Jllnstr. WrihiiachtSbuch (Jahrerbuch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Thcaterstraße Nr. 5. Feriisvrech-Anschlust Nr. 138. Tclegr -Abr.: LandeS-Anzcigcr, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der Sgeipallene» CorpttSzeile (ca. 10 Silben fassend) für in Sachsen wohnende Inserenten 1ü Psg., für außerhalb Sachse» wohnende Jnscrenlen 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (1,'paltige Petitzeile) 30 Pfg. — Unter „Kleine Anzeigen" die 8gespaltc»c Peiitzeilc (ca. 6 Silbe» fassend) 10 Psg. — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck nnv Verbreitung der graste» Auslage längere Zeit crsorcern. — Die Anzeige» finde» ohne PreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-AnSgabe der Hauptblälter des „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Die Arbeitslosigkeit. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 26. Februar. »SU CH ein» itz, den 26. Februar. Ans einer ganze» Reihe von größere» Städte» werden Zeichen für eine hochgradige Arbeitslosigkeit berichtet. Nicht bloß i» Deutsch land, sondern auch fast in allen Industriestaaten der Auslandes ist e» wiederholt zu Demonstrationen der Brotlose» gekommen. Be sonder» nmsangreich scheitle» die letzten Knndgebungcn dieser Art in Wie» gewesen zu sein. Wenn »nn auch in Dentschland Straßen- knndgebungcn weniger Vorgckvnimcn sind, so kann doch kein Zweifel daran bestehen, daß auch in unseren großen Städten der Mangel an Arbeitsgelegenheit eine beträchtliche Höhe erreicht hat. Und dies war schon zu einer Zeit der Fall, in welcher außerhalb der Jndnstrie- centreu, »amentlich ans dem Platten Lande, ein bedenklicher Mangel an Arbeiter» bestand, der auch heute »och nicht gehoben worden ist. Dieses Fehlen von Arbeitskräften ist bei dem nassen Wetter des vorigen Sommers recht bittcr cnipsrrnden worden, vielleicht hätte eine ganze Menge Kor» mehr geborgen werden könne», wenn mitn immer die Hände zur Verrichtung der erforderlichen Arbeit verfügbar gehabt hätte. Es ist immer schvn als ein beincrkcnswcrthcs Factum hingc- stellt und auch in Zukunft wird daran Wohl kann, etwas zu ändern sein, daß diejenige» Arbeiter, welche nun einmal an- dem stillere» Landleben in das aufreiöende und aufregende Gewühl der großen Städte geströmt sind, selten Neigung zeige», auf den Schauplatz ihrer früheren Thäligleit rnrückzutchren, selbst dann nicht, wenn sie durch de» erneuten Wechsel des Wohnortes eine Besserung in ihrer mate riellen Lage erziele» könnten. Wenn hierin, wie gesagt, wohl kam» eine Aenderung von Bedeutung erfolgen wird, so ist doch ebenso un leugbar, daß der kopflose nnb gar nicht der Nachfrage entsprechende Zuzug nach den große» Städten die Arbeitslosigkeit zu», sehr erheb lichen Theil dort mit verschuldet bat. Wen» man »ach einem Platze mehr Arbeitskräfte wirft, als dieser zu vcrnendc» die Fähigkeit hat, da»» muß eben ei» Theil dieser Leute hungern. Diese Wahrheit ist eine kurze und harte, aber sie innß gesagt werden. Als Hauptmotiv für den nubcdachtsamen Zuzug nach Jndnstrie- ccntrcn nnd Großstädten ist i» der Regel die Ansicht anzunehmc», daß in solche» Gebieten sehr viel reiche Leute wohnten, cs dort sehr viel Geld gebe, also auch riesig viel verdient werden müsse. Bei solchen Erwägungen wipd aber total außer Acht gelassen, daß Tausende and Abertausende ganz genau dasselbe denken, und daß doch nn- möglich alle Liese Tausende viel verdienen können. Dazu reicht alles vorhandene Capital ircht ans. Man denkt ferner gar nicht daran, daß ans vorhandenem Geld sich »och lange nicht neues Geld schaffen läßt; große Capilalien könne» die Errichtung von bedeutenden Unlcr- uehmnngen clleichtern, aber eine» großen Erfolg dieser Uutcruchm- ungcn unter allen Umständen können sic nicht verdingen. Dazu ge hört die Gunst dcS Publikums, Nachfrage und Kanjkraft desselben. Heule ist aber an Letzteres gar nicht zu denken. In den große» Plätze», Berlin an der Spiie, liegt heule das gewaltige Capital, welches sollst znm sehr erheblichen Theil in allerlei Unleciiehnnnigen angelegt zu werben Pflegte, bei welchen dann wieder Tausende Geld verdiente», völlig brach da, eben deshalb, weil man bei der hcnlige» Geschäftslage nicht die ger „gste Aussicht aus wirtlichen Gewinn hat. Verschiedene große Unlernehmniigeu sind überraschend schnell znsamnicngebrochc», und diese Erfahrungen schrecken von Weiterem ab. So ist die Annahme, daß cS i» großen Städten immer gute Arbeit geben muß, eine ganz falsche, die Dinge sind heute nicht der artig, daß Jemand Lust hätte, Millionen zu wagen, da er befürchte» muß, viel verliere» zu könne», ohne NemiensweriheS zu gewinne». Man kan» gar nichts im Geschästsleben erzwingen, was nicht von selbst kommt, weder Verdienst, noch gute Arbeit. Und gerade der Umstand, daß der Z„;„g »ach den Vcvölkerniigscciilren viel zn stark war, daß sich recht vnl ininderivcrlhc Kräfte darunter befände», hat dem Faß de» Bode» eingcschlagcn. Ein großer Theil der Arbeits lose» hat sein Geich ck selbst verschuldet. Man kann sie bedauern, aber sie könne» sich auch ihre Lage ohne Schwierigkeit erkläre». Und dann kommt »och ein Punkt i» Betracht, der nicht »ntcr- schätzt werde» darf. In Folge der großen Streikbewegungen in der zweite» Halste der achtziger Jahre haben eine ganze Zahl von um fangreichere» Unleriiehninngc» nur imter Verlust fertig gestellt werden könne». Daraus hat sich viel Aergcr und erhebliche Mißstimmung ergeben, und überall in den europäischen Industriestaaten hat cs den Anschein, als ob man keine Lust habe, sich wieder ans größere Dinge einznlnssen, weil in Folge etwaiger »ciicr Arbeiterbewegungen erneute Verluste zu befnr-tilen seien. Tiec Besorgnisse wirken nicht weniger schwer, als die allgemeine g-schäfilichc Stille, nnd ehe sie nicht völlig bcseiligt sind, werden sich die Behältnisse nie wieder so gestalten, wie sie früher waren. Wir wollen diele Punkte nur anführcn, um Thalsache», sprechende Beweise dafür z» geben, daß der Zuzug »ach de» großen Slädlcn wohl ülicclegt sein will. Wer dies nicht lhnt» wer mit scbcnden Auge» blind sein will, dem ist nicht mehr zn helfen, »nd er verdient de» Vorwurf grenzenloser Leichtfertigkeit mit Recht, wenn er n niberlegt und „„überdacht Schritte in ganz neue Verhältnisse hinein thut, die er zu kennen glaubt, von denen er aber in Wahrheit nichts weiß. Niemand hat heule ein Interesse an einer Andaner des starken Zuzuges von »littllosen Arbeiter» nach den großen Städten: Die großstädtische,, Arbeiter er allen dadurch nur eine »nlicbsam« Cvn- currenz, die Arbeitgeber habe» Mühe, Kräfte, die sic nicht gebrauchen können, abznmcisen, die stävlischcn Behörden sehen Zuzügler schief an, die nichts bringen, sondern n»r Kosten verursache». Währenddessen schant man sich in der Heimath der Zuzügler die Auge» »ach »cnen Arbeitskräften aus. Wozu »nr das Alles? Durch die Wand kann Niemand mit dem Kopse rennen, lein Kaiser nnd König, kein Millionär, aber auch kein Arbeiter. Es wird deshalb gut sein, wenn Jeder die Dinge mit offenen Angen ansieht und sie nimmt, wie sie in Wahrheit sind, aber nicht, wie sie sein könnten. Deutsches Reich. Die »eneste Rede des Kaisers wird vielfach sehr eingehend in den Zeitungen besprochen. Besonderer Nachdruck wird ans die Worte gelegt, daß die Nörgeler, w.lchcn eS in Deutschland nicht mehr gefalle, den deutschen Staub von ihren Pantoffeln schütteln »löchlcn. ES wird gesagt, daß wenn Alle, die mit irgend einer Ncgicruiigs- maßrcgel nicht zufrieden seien, Deutschland verlassen wollte», das Reich leicht die Hälfte seiner Einwohner verliere» könne. Verschie dentlich wird auch angenommen, daß diese Worte in der Hauptsache »ach Friedrichsruh gehen sollen. Jedenfalls braucht kein deutscher StaalSangehüriger, der von den ihm verfassungsgemäß zusieheiiden Rechten des Ausdrucks seiner politisch:» Meinung Gebrauch macht «m dieser seiner Anschauungen willen» wenn dieselbe» auch nicht immer mit bene» der Negierung übereiiistinnneu sollten, den Boden seines angestammten Vaterlandes zn verlassen. Statthalter Fürst Hohentohe üver die Berhältnisse in Elsatz-Lothringen. Auf einem Festmahl in Straßbnrg bralte, wie bereits telegraphisch gemeldet, der Statthalter Fürst Hvhenlohe ein Hoch a»f dc» Kaiser aus n»d erinnerte dann daran, daß er vor einem Jahre bei derselben Gelegenheit die Hoffnung ausgesprochen habe, es werde in absehbarer Zeit möglich sei», zu normalen Zu ständen zurückznkehrcii. Es sei jetzt, Dank dem wohlwollenden» stets rege» Interesse des Kaisers für das Ncichsland, sowie Dank dem ruhigen, leidcnschaflskvsen Urtheile des Reich.kanzlers und Dank dem loyalen freimüthige», ans der Mitte des La»deSa„sschnsser gc- lhanen Schritte möglich geworden, die Wünsche der Bevölkerung zu erfülle». Die Maßregel sei nnnmehr gefalle», welche, wenn auch seiner Zeit unvermeidlich, störend noch mehr ans daS Gemnthslebcn tes Volkes, als ans das Verkrhrslebcn gewirkt habe. „Wir werden," schloß der Statthalter, „auch ohne Paßzwang unsere Grenzen zu sichern nnd unser HcuiSrecht zu wahren wissen." Der LandeSausschuß könne frei von Sorge und ohne Verstimmung an seine Arbeit gehen. Der fimsnnvzwanzigste Jahrestag deS Reichstags des Norddeutsche» Bundes hat mancherlei Erinnerungen wachge- rufcu. Die Eröffnungssitzung im Weißen Saale des Berliner Schlosses erfolgte am Sonntag, den 24. Februar 1867» milcr feierlichen Formen; dem König Wilhelm wnrde», als er den Weiße» Snal be trat, die Kroninsignien voranfgciragen. Zur Rechten vom Throne standen der Kronprinz, die Prinzen des königlichen Hauses, von vencn heute nur noch Prinz Albrecht und die Prinzen Alexander und Georg am Leben sind. Zur Linken stellten sich die „Com- ittissaricn der verbündeten Negierungen" oder, wie cs in den steno graphischen Berichten heißt,, „die Neichstagscvmmissaricn" unter Bor- tritt des Grafen Bismarck ans. Beim Eintritt des Königs in de» Saal brachte das älteste Mitglied der Versammlung, Graf Franken berg Lndwigsdorf, und am Schluffe des Festactes der königlich sächsische Staatsmiiiister von Friesen das Hoch auf den König ans. Die erste Sitzung des Norddeutschen Reichstag- fand im Sitzungssaale des preußischen Herrenhauses am Montag, 25. Februar 1867, statt. Graf Frankenbcrg-Lndwigsdorf (gcb. 1785) fnngirle als Alters- Präsident »nd lnrief als einstweilige Schriftführer die vier jüngsten Mitglieder des Hanscs: Graf (jctzt Fürst) Otto von Stvlbcrg- Weruigcrode, Sinn»» (jctzt Frhr. v. Stumm), von Watzdorf-Wics n- bürg nnd Eugen Richter, damals Abgeordneter für Nordhausen. Das äußere Ansehe» des Herrenhans-Saalcs Hache nur i» einer Be ziehung eine Aenderung erfa.irca; über dem Präsidcnteii-Sitz war eine dreifarbige Fahne angebracht, welche deutsch-an,crikanischc Frauen gestiftet Halle». Die Farben waren indessen falsch aneinander gereiht und cS »inßte erst die richtige Folge Schwarz-Wciß-Noth hcrgestcllt werdest. Der »liltlcre weiße Streifen zeigt in gelber Seide gestickt die Worte: „Den, deutschen Parlament. 1867. Die Damen von New Orleans." Diese Fahne prangt auch über dem Präsidcnten-Sitz des deutschen Reichstags und wird demselben zweifellos aus dem jetzigen Heim in den neuen stolzen Ban am Köuigsplatz begleite». Endlich sei der Vollständigkeit wegen »och angeführt, daß ans der Jouriialistciilribnne des Reichstags drei Mitglieder heute noch thälig sind, welche uiiiniicrbrochen die Berichterstattung über die Verhand lungen des Norddeutschen Reichstags und des Reichstages bis heute zum Theil selbst geliefert znm Theil geieilct habe». Der Gesetzentwurf zum Schutze der militärische» Ge heimnisse. Der dem Reichstag zngcgaiigcne Gesetzentwurf gegen die Anskniidschaftnng und de» Vcrrath militärischer Geheimnisse er weist sich als eine iuhalilich sehr bedenlnugsoolle und weitreichende Fortbildung der Bestimmungen dc- Suafgcsetzbnchcs über de» Landes- verrath und wird zweifellos zn eingehenden Verhandlungen Anlaß geben. Beeinflußt ist er einerseits durch das französische Spiniagegejetz von 1886, aiidererscils scheine» auch die Bcstimmnnge» des italieni schen Strafgesetzbuches bei seiner Ansarbeilnng »inbemitzt worden zn sein. Die Fassung mancher s incr Vorschläge scheint vom juristische» Gesicht'punkle aus der Vcrbessernng im hohen Grade bedürftig, »nd es wird Mühe und Anstrengung kosten, damit die der juristische» Bestimmtheit mehrfach entbehrende AnSdrucksweise des Enlwmcss durch eine Form ersetzt wird, welche von diesem Fehler src! ist. Besonder- bedeutsam ist die durch de» Entwurf bewirkte Bereicherung der Ver gehen durch die Ausstellung eines fahrlässigen iniliiäri.chcn LandeS- vcrraths. Bemerkt sei noch, daß die angedrohten Strafen sich durch außerordciilliche Strenge kennzeichne», »nd der Gesetzgcber hier mit einem Ernst verfährt, der in der deutsche» Strafgesetzgcbmig nicht sehr häufig aujnlressen ist. Freilich sind diese für deutsche Anschauungen ungemein harten Straf.» noch mild zn nennen, wenn man sie mit den in dem neuen französischen Gesetzentwurf angedr.hte» vergleicht. Hier wird nicht nur von der härteste» Freiheitsstrafe, sontern auch von der Todesstrafe Gebrauch gemacht. Im Reichstag besteht jedoch schwerlich irgend eine Neigung, diese» Beispiel der sranjtzsischen Gesetz gebung nachzuahme». In dev Budgetiommlsfio» des Reichstags wurde am Donnerstag der Etat der Schutzgebiete bcrathen und für Kamerun und Togo nach der Regierungsvorlage genehmigt. PreuMches Abgeordnetenhaus. Am Donnerstag wnrde die zweite Etatsberathmig nach mehrtägiger Panse beim Etat der Banvcrivallnng fortgesetzt. Zu demselben wurde» von Rednern aller Parteien zahlreiche Wünsche betreffend den Nenbau von Canälen oder die Beschleunigung von bereits i»'s Auge gefaßte» Projecteu vorgcbracht, ans welche sich die Vertreter der Regierung meist entgegenkommend äußerten. Als Richtschnur für die Entschlüsse der StaatSregiernug wurde die Finanzlage hingeüellt. Recht lebhafte Klagen wurde» laut wegen der wiederholten Uederschwcnimnngcn des niederen OdcrbrnchS; cs wurde hier in recht dringendem Tone Abhilfe gefordert. Weiter wurde seitens der Slaatsregiernng die Aufbesserung der Gehälter von verschiedenen Bcamlcncalegoricn -»gesagt, sobald die Jiiianzlage dies gestatte. Darnach wnrde die Sitzung ans Freilag 1l N r ver tagt, wo der Etat der Ansicdclnngscommissivn berathc» werden soll. Oesterreich Ungavi». Zum Avbeitsmaugkl »vivo aus Wie» weiter gemeldet: Zur sofortigen Verlheilung an Arbeitslose, insbesondere an Familie»- väler. wies ter Bürgermeister 6000 G. an. Fünf Arbeiterführer ver öffentlichten einen Aufruf um Geld- »nd Brot-Spenden für die hungernden Arbeiter. Am Dienstag und Mittwoch erfvlgie unter starkem Andrange Arbeitsloser Brotverlheilnug. Italien. Dev Papst hat den Jahrestag seiner Wahl im Valican im besten WohlLefinde» begangen. — Iu Veuevkg verursachten streikende Tabaksarbeiter Krawalle. Militär muß'e zur Wiederherstellung der Ordnung einschreit«». Frankreich. Die Mittistevkvisis dauert fort. Am Mittwoch war unter dem bisherigen Finanzministcr Ronvicr ein neues Cabinel gebildet, welche» sich am Donnerstag der Volksvertretung präsenliren wvllte. Da machte die radicale Partei einen Strich durch die Rechnung n»d er- llärte, sosort gegen ihren alten Gegner Rouvier stimmen zn wolle». Damit war für den Letzteren keine parlamentarische republikanische Mehrheit mehr vorhanden, nnd so ließ er das Ministcrspielcn seim, Präsident Carnvt verhandelt jetzt mit raNcalc» Abgeordnete» niid sucht de» gemäßigt radieale» Bourgeois für die Ucberiiahnie des Premicrposlcns zn gewinnen. Möglich, daß die Sache wird, aber lange wird auch dies Ministerin,» nicht amlire», den» die Eonser- valive» werden schonmigslos dagegen stimmen. — Pariser Anarchisten. Die Pariser Polizei fährt in ibrcn Hanssiichniigen bei de» dortigen Anarchisten fort. Es wurde» wieder 50 Kartäis.hc» gefunden. Nach der „K. Z." wurden in leßtcr Zeit auch vielfach Sprengmaschiiieii und zu Spreiigzwecke» beffimnile Maschinenthcile bei Anarchisten abgefaßl, die i» ihren Versammlungen die Propaganda , durch die That, insbesondere durch Bombe», neuerdings nachdrücklich empfehlen. R»»sjland. Mitglieder des Petersburger Gemeinderaths hatten sich bei dem bekannten Mchlschwindel bcllieiligt, in welchem, slalt giilen Brolmchlcs, Sand und Spre» geliefert war. Da die Schul dige», sehr reiche Leute, Ermtz leiste» konnten, ist von ihrer Bestrafung abgesehen worvcn. I» Rußland war cs freilich schon immer so, daß »>a» die großen Diebe laufe» ließ. Spaniel». Tie Auarchistcttverl-aslttttgc» dauern in der Umgebung von ikcres in Spanien noch immer fort; im Ganze» sitze» jetzt etwa 120 Personen dieser Meuschenklassc hinter Schloß »nd Riegel. Es wurden auch vcrsch ebene Franc» vcrliafict, die nichts Geringeres ge plant halte», als die städtische Gasanstalc in Xeres mit Dynamit in die Lust zn sprengen. Orient. Attentat. Der Vertreter der bulgarische» Negierung i» Con- staiiiinopcl, V» lkowitscb, ist ans offener Straße überfallen und durch einen Tolct,stich verwundet Word ». Es soll ein Act der Privatrach« vvrliege». Ob's nicht vielleicht ein Russe war? Asien. Iu Japan ist cs zn erneuten Wahlttnrnhen »nd btntige» Straßenkänipsen gekommen. In einem Gefecht in Tokio wnrden vier Beamte erschossen ,,»d eine größere Zahl verwundet. Aus der Volksmenge wurden über 20 Personen getödlet. Unehrenhafte Gefchäftstricks. Eine interessante Enthüllung über englische Geschäflspracliken finden wir i» einem Bericht der vstindischcn Zollbehörden an die englische Negierung. Tiesc letztere halte von jenen Behörden Auf klärung darüber gefordert, ob und wie die bekannte iui.-relinnc)i8o mnrlco „Icb i» den vstind scheu Colouic» wirke. In de», hierüber erstattete» Bericht findet sich »nn e „e T alsache, die auch für unser« sächsische Industrie und besonders für die gleichfalls »ach dem vstindischen Markte cinSfnhreiide Textilindustrie des Chemnitzer Bezirks nnscres Erachtens keineswegs gleichg ltig sein kann. Die eng lische» Zollbehörden thcilen nämlich mit, daß in Rücksicht ans die Bestimm ungen der ii>6rol,nncli8ö »inrlcs »leb regelmäßig von England ans größere Partien »ach ge», ach ter Etiqnclten mit der Ansschrift: „mncls iir (lormanz^ nach den vstiudischen Colonicn eiliges,",hrj würden, um dort auf schlechte englische Maaren ausgeklebt zu werde». Unser« englische Coucurrcnz aus de», dortige», auch für die sächsisch« Industrie sehr wichtigen Markt, sucht also die Käufer schmäl,lich irre zn führen, indem sie schlechte englische Waare durch die Bezeichnung ,m»äv in Oermanzs" für d ntsche» Ursprung- ansgicbt. Es braucht nicht gesagt zu werde», daß durch solche Manipulationen Vas Ansehen der deulichrn Waare aus jene« Markt arg geschädigt wird. Jude« die tugendhaften Engländer ihn» Schund mit der.«hrlichen deutschen
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