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Schönburger Tageblatt und Waldenburger Anzeiger Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich I Mk. 5V Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteurs dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. ^NS1. Mittwoch, den 21. April 188V. Versteigerung. Sonnabend, den 24. April dieses Jahres, Vormittags von 10 Uhr ab, sollen im Fiedler'schen Gartengute zu Niederwinkel (Cat. Nr. 3) 2 Kühe, I Kalbe, I Stamm Hühner und 1 Hahn, 3 Gänse, Meubels, Uhren, Kleider, Haus- und Wirthschaftsgeräthe (darunter 1 eiserner Kastenwagen, 1 Getreide reinigungsmaschine, 1 eichene Wäschmandel), einiges Getreide, I Partie Heu und Stroh, Kartoffeln, Bieter, Nutz- und Brennholz, sowie verschiedenes Andere gegen sofortige Baarzahlung versteigert werden, was unter Bezugnahme auf das im Sittner'schen Gasthofe daselbst aushängende specielle Verzeichniß der Auctions-Gegenstände hierdurch bekannt gemacht wird. Waldenburg, den 17. April 1880. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgericht. Scharf. "Waldenburg, 20. April 1880. Die neue englische Politik. Lord Beaconsfield hat nach dem für ihn ungün stigen Ausfall der englischen Wahlen seine Entlas sung genommen (s. „Pol. Rundschau"). Das eng lische Volk hat durch die Wahlen seine Meinung dahin abgegeben, daß es mit der bisherigen Politik Beaconsfields nicht einverstanden ist. Es wird sich in der englischen Politik nunmehr bald eine andere Luft bemerkbar machen. Lord Beaconsfield dachte nur an die jetzige und zukünftige Sicherheit der eng lischen Machtstellung, an den Schutz der englischen Interessen. Sein Gegner Gladstone, der im neuen Cabinet den Ton angeben wird, mag er nun eine Stellung bekleiden welche er wolle, ist ein ausge prägter philanthropischer Principienreiter. Sein Pro gramm, das aus seinen vielen langen Reden hin länglich bekannt worden, lautet bezüglich der Türkei: Das ottomanische Reich ist zum Tode verurtheilt. Die Türken müssen wieder über den Bosporus hinüber und nach Asien zurückkehren, die Balkan halbinseln aber den christlichen Völkerschaften über- lassen; die Türkei darf nicht den Ruffen überliefert, aber ebensowenig den Österreichern preisgegeben werden; sie gehört den Bulgaren, den Griechen, allen dort einheimischen Völkerstämmen christlichen Glaubens; diese mögen, ohne daß fremde Mächte einschreiten, die ganze Sache unter sich abmachen und so endlich einmal die orientalische Frage lösen. England aber bleibt ruhig bei Seite und verzichtet auf ehrgeiziges Eingreifen in die Welthändel. Das ist eine wohlwollende und großherzige Poli tik und wäre auch sehr vernünftig, wenn alle Mächte so dächten und so denken dürften, wie Gladstone denkt. Aber Rußland frohlockt bereits über den Wechsel in England, weil es weiß, daß es einen wachsamen, unermüdlichen Gegner los wird, und weil es überzeugt ist, daß die Befreiung der slavi- schen Völkerschaften, die Bildung kleiner unabhängiger Staaten aus den Trümmern der Türkei nur dem Panslavismus, der Vereinigung aller Slaven zu einem unter russischer Leitung stehenden Weltreiche, zu statten kommen kann. Darin aber liegt eine große Gefahr für Oesterreich mit seinen vielen ohnehin zu Rußland neigenden slavischen Völker schaften, und deshalb fühlt sich Oesterreich beun ruhigt über den jetzt in sicherer Aussicht stehenden Verlust der englischen Mitwirkung. Kurz, Glad stone und das liberale englische Cabinet wird bald die Entdeckung machen müssen, daß keineswegs alle betheiligten Mächte so uneigennützig und philan- tropisch über die Zukunft der Balkanhalbinsel denken, wie der englische Principien reitende Liberalismus. "Waldenburg, 20. April 1880. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser wird demnächst in Wiesbaden seinen Frühjahrsaufenthalt nehmen und denselben bis zum 11. Mai ausdehnen. Der Reichskanzler soll nach dem „Deutschen Mon- tagsblatt" vor wenigen Tagen Veranlassung genom men haben, einem hervorragenden Parlamentarier gegenüber sich dahin auszusprechen daß er noch zwei seiner Ideale zu verwicklichen wünsche, zur Sicherstellung der Finanzen des Reichs, zur Entlastung der Einzelstaaten und deren Bevölkerung und zur Befestigung des deutschen Einheitswerkes: Die Einführung des Tabaksmonopols und die Her stellung eines sicheren, frcundnachbarlichen Verhält nisses zu Frankreich. Der Abg. Richter hat im Reichstage einen An trag, das Tabaksmonopol betreffend, eingebracht, welcher nächsten Donnerstag im Reichtag zur Be- rathung gelangen soll. Es gilt für wahrscheinlich, daß bei dieser Berathung der Fürst Bismarck zum ersten Mal in dieser Session im Reichstage erscheinen werde, um sich an der Discussion zu betheiligen. ! Der Klerus fügt sich. Die „StraßburgerZei tung" meldet unterm 17. d.: Der Bischof hat nun mehr die staatliche Genehmigung um Anstellung von Lehrern an dem für Zillisheim eröffneten Knaben- feminare bei dem Statthalter nachgesucht. Die Ge nehmigung ist ertheilt und dem Bischof heute zuge stellt worden. Oesterreich. Oesterreich hat wieder einmal eine kleine Minister krisis. Die verfassungstreuen Minister v. Stremayr (Justiz) und v. d. Horst (Landesvertheidigung) überreichten dem Premierminister Grafen Taaffe ihre Entlassung, die dieser jedoch nicht annahm, indem er sich dabei auf höhere Weisung berief. Frankreich. In Paris sieht man der Eröffnung des Par laments mit der größten Spannung entgegen. Die Meldung, daß die Regierung der Anticipirung der Neuwahlen für das Abgeordnetenhaus geneigt wäre, wird bestimmt dementirt und schon durch den Umstand widerlegt, daß Freycinet den Budgetaus-' schuß auffordern ließ, seine Arbeiten zu beschleunigen, damit das Budget noch vor den Sommerferien votirt würde und keine außerordentliche Herbstsession nöthig wäre. Eine solche wäre aber unumgänglich noth wendig, wenn die Auflösung der Kammer beschlossen sein sollte. England. Die Königin hat am 18. d. Lord Beacons field empfangen. Der „Standard" erfährt, Lord Beaconsfield habe der Königin das Demissionsgesuch des Kabinets überreicht, das von der Königin ange nommen worden sei. Während andere Journale sich bezüglich einer Pre mierschaft Gladstones sehr reservirt verhalten, erklärt die „Daily News", das liberale Hauptorgan, bestimmter als jemals, daß das ganze Land Glad stone als Premier verlange, und daß die Majorität des Parlaments nur Gladstone annehmen werde, denn Niemand gleiche ihm oder käme ihm auch nur als zweiter nahe im politischen Leben. Rußland. Nach dem Bulletin vom 19. d. über das Befin den des Fürsten Gortschakoff war die Nacht fie berfrei verlaufen, die am Sonnabend begonnene Besserung hält an, die Schlaflosigkeit verhindert in- deß die Rückkehr der Kräfte. Er bedarf zur Wie derherstellung einige Zeit in einem günstigen Klima, vollkommener Ruhe und insbesondere die Abwesen heit anstrengender geistiger Thätigkeit. Auf Befehl des russischen Unterrichtsministers müssen sämmtliche Studenten der medicinischen Akademien in Rußland Uniformen tragen, und zwar: Einen blauen Rock mit Sammtkragen und zwei Reihen weißer Knöpfe mit dem kaiserlichen Adler, einen Gürtel mit einer breiten Schnalle, ähnlich wie bei den Marine-Offizieren, eine breite Kappe mit einer Sammteinfassung und einer Ko karde, und Stiefel mit Sporen. Im Winter müssen graue Mäntel getragen werden. Türkei. Zwischen der Türkei und Montenegro ist be züglich der Grenzregulirung eine Convention zu Stande gekommen, die nun auch von den Botschaf tern der Mächte in Konstantinopel genehmigt wor den ist. Amerika. j Eine der chilenischen Gesandtschaft zugegangene ! Depesche aus Panama vom 10. d. meldet, daß ! Callao von 6 Dampfern blockirt sei. In Callao ! und Lima herrscht große Besorgniß; die Einwohner i fliehen. Atts dem Mulderrthale. "Waldenburg, 20. April. Im Laufe dcs gestrigen Tages sind zur Theilnahme an den im Fürstlichen Hause stattfindenden Festlichkeiten und zum Besuche der Fürstlichen Herrschaften hier eingetroffen: S. D. Prinz Hugo von Schönburg-Waldenburg mit Hoher Familie aus Droyssig; >-S. D. Prinz Georg von Schönburg-Waldenburg nebst Gemahlin aus Herms dorf; 'H. D. Prinzessin von Bentheim-Tecklenburg; -S. D. Prinz Heinrich XXIV. Reuß-Köstritz; ^-J. D. D. die Prinzessin Mathilde mit Prinzessin Tochter Thekla von Schwarzburg-Rudolstadt D. der Prinz Günther von Schwarzburg-Nudolstadt, ^7 I. D. D. Prinz und Prinzessin Leutenberg aus Rudolstadt. Heute Mittag 12 Uhr 13 Min. trafen ferner, auf hiesigem Bahnhofe von den Fürstlichen Herrschaften daselbst empfangen, ein: I. kgl. Hoheit die Frau Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin; S.Hoheit derHerzogJohann Albrecht von Mecklenburg- Schwerin; ^--Erlaucht der Graf Clemens von Schön burg-Glauchau; S. Erlaucht der Graf von Isenburg nebst Gemahlin; I. D. geb. Prinzessin von Reuß- Greiz; mit den Nachmittagszügen: -A- I. D. D. Prinz Ernst von Schönburg-Waldenburg nebst Hoher Gemahlin und Prinzessin Tochter und-S. D. Fürst Heinrich IV. von Neuß-Köstritz mit Prinzessin Tochter. *— Nächsten Donnerstag, den 22. April, wird früh 7 Uhr Schützen-Reveille, sodann im Laufe des Vormittags ein Morgengesang des Seminarchors stattfinden. Bei der mittags erfolgenden Trauung des durchlauchtigsten Brautpaares in der Schloß kapelle, welcher der standesamtliche Civilact im Schlosse vorausgeht, wird Herr Oberpfarrer Vv. Schumann die Einsegnungsrede halten. Nachmittags findet Gala-Diner und abends Ball statt. Der auf Freitag, den 23. d., vormittags 10 Uhr ange setzten Enthüllung des Denkmals des hochseligen Fürsten Otto Victor, bei welcher Herr r^berpfarrer öv.