Volltext Seite (XML)
^chenL/g,« Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg mck Rmgegeud. Blatt Amts und des StadlraLhes des Aönigl. Amtsgerichts WuLsnrtz Keschäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureauk von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszcile (oder deren Naum) 10 Pfennige. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend Als Beiblätter: 1- Illustriere« Sonntagsblatl (wöchentlich); 2. Handwirthschaftlichv Beilage (monatlich). Abon ne mentS - Urei«: V ierteljährl. 1 M. 25 Pf. us Wunsch unentgeltliche Zu- senoung. KiebknundvisxffgSkk Sahrgang. b"--""-««" — Sonnabend. Mx. 38. t t Mai 1885. Iwclngsversteigerung. Das im Grundbuche auf den Namen Friedrich August Julius Mütze eingetragene, in Weißbach gelegene unv durch Brand zerstörte Wohn- und BäckertigrUUdstÜck nebst Hofraum, Garten und Feld, Folium 32 ves Grundbuches, Nr. 37 des Brandcatasters und Nr. 68 und 69 des Flurbuches für Weißbach, unter Berücksichtigung des bereits begonnenen Wiederaufbaues, geschätzt auf 1576 Mark soll im hiesigen Amtsgerichte zwangsweise versteigert werden und es ist der 15. Mai 1895, Vormittags 10 Uhr, als Versteigerungstermin, sowie der 27. Mai 1895, Vormittags 11 Uhr, als Termin zur Verkündung des Vertheilu ngsplan es anberaumt morden. Eine Uebersicht der auf dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältnisses kann in der Gerichtsschreiberei des unterzeichneten Amtsgerichts eingesehen werden. Pulsnitz, am 7. März 1895. Königliches Amtsgericht. - Weise. Sch. Bekanntmachung, das Zusammenkoppeln der Viehheerden betr. Den wiederholten Gesuchen auswärtiger Viehhändler um Wiederaushebung der angeordneten Zusammenkoppelung der zu den Viehmärkten anher gebrachten Rinderheerden beim Treiben durch die hiesige Stadt soll bis auf Weiteres und versuchsweise insoweit staitgegeben werden, als diese Heerden beim Treiben von und nach dem hiesigen Bahnhof IMS gekoppelt auf der Königsbrückerstraße bis an die Tschackert'schen Restaurationsgebäude, durch die Feldgasse und Rietschelstraße in die Stallungen der unteren Stadt getrieben werden dürfen. Für das Treiben der Viehheerden durch andere Straßen der inneren Stadt, insbesondere sobald hierbei die Bahnhofstraße mit betroffen wird, bleibt die vorgeschriebene Zu sammenkoppelung in der bisherigen Weise bestehen. Den ungekoppelt getriebenen Viehheerden ist von den Besitzern derselben eine entsprechende Anzahl Treiber beizugeben, welche die Heerden an der Spitze, zu den Seiten und am Ende zu geleiten und das Auseinandergehen derselben thunlichst zu verhindern haben. Für alle durch ihr Vieh verursachten Schäden sind die Besitzer desselben verantwortlich und haftbar. Hierbei wird nochmals eingeschärft, daß das Verwenden von Kindern zum Viehtreiben strengstens verboten ist. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder entsprechender Hast bestraft. Pulsnitz, den 17. Mai 1895. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Vom 15. Mai d. I. an ist Frau Hebamme Johanne Friedericke Kaiser hier in den Ruhestand versetzt worden. Dieselbe ist von diesem Zeitpunkte an nicht mehr berechtigt, irgend welche Funktion einer Hebamme auszuüben. Pulsnitz, den 9. Mai 1895. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bismarckhuldigimg sächsischer Städte. Mittels Extrazuges von Hamburg trafen Mittwoch Vormittag 11 '/- Uhr 116 Vertreter von 72 sächsischen Städten in Friedrichsruh ein, welche dem Fürsten Bismarck die in einem kunstvoll ausgestattelen Schrein ruhenden Einzelblätter des gemeinsamen Ehrenbürgerbriefes überreich ten. Der Fürst empfing die Deputation, die zumeist aus dem Bürgermeister und einem Mitgliede des Stadtverord- neten-Collegiums jeder Stadt bestand, im Park hinter dem Schlosse, Oberbürgermeister vr. Dittrich-Plauen übergab auf dem Altan die Adresse mit einer Ansprache, in welcher er hervorhob, es sei ein bisher in der Geschichte der Städte noch nie verzeichneter Vorgang, daß 72 Städte einmülhig das Ehrenbürger recht verleihen. Fürst Bismarck dankte in längerer Rede für die ihn ehrende Auszeichnung, die noch keinem Minister widerfahren. Er erinnerte dann des Weiteren an die einstige Machtstellung Sachsens mit Polen und wies darauf hin, daß das Deutsche Reich wieder als eine leitende Macht an der Spitze Europas stehe. Die Kämpfe deutscher Stämme mit einander seien in den Dynastien begründet gewesen, deren Einigkeit nunmehr auch die nationale Einigkeit sichere. Schließlich kritisirte d» Fürst sehr lebhaft das heutige Parteiwesen. Was uns oftmals noch trenne, seien nur die politischen Parteien Aren Führer ihm wie die Säulenheiligen aus der ersten Arlstlichen Zeit vorkämen, die sich nicht vom Fleck rühren, ^er Fürst schloß ^it Mem Hoch auf den König von Sachsen, verließ dann den Balkon und unterhielt sich im Part mit vielen der Herren, von denen er schließlich so viele zu sich st,s Schloß zu kommen bat, als dort Raum. Gegen vierzig Herren nahmen darauf an der Frühstückstafel mit dem Fürstni dessen Familie Theil. Kurz vor Beginn der Tafel ergriff Fürst Bismarck nochmals das Wort, um zu danken für die ihm zu Theil gewordene Ehrung; er betrachte den Besuch der Sachsen als eine Art Friedensreise. Der Fürst schloß mit einem Hoch auf d»e sächsischen Städte. Bet der Frühstückstafel toastete W Bürgermeister vr. Beck-Freiberg auf den Fürsten, der zahlreiche Erzählungen aus seiner Vergangenheit zum Besten gab. Einer der anwesenden Sachsen brachte u. A. den Wunsch zum Ausdruck, der Fürst möge hundert Jahre alt werden, worauf derselbe erwiderte: „Ja wollen; aber können, das ist die Frage! Wenn die Schmerzen, die mich zuweilen peinigen, sehr heftig sind, dann wird die Annehmlichkeit des Lebens doch sehr zweifelhaft." Der Fürst wies im weiteren Verlauf darauf hin, daß die Herren alle im Frack erschienen seien, was sich für den Sachsen wald gar nicht Passe; sein Frack hänge schon seit 20 Jah ren im Kleiberschrank. Zu einem Herrn, der aus der Muldegegend gekommen war, meinte der Altreichskanzler, er habe in der Schule ein Gedicht gelernt: „In einem großen deutschen Dorf, bas an die Mulde stieß"; Bismarck citirte einige Strophen dieses Gedichts. Einen aus Sach sen gebürtigen Herrn, der aus Valparaiso nach Friedrichsruh gereist war, beauftragte der Fürst, den dortigen Deutschen Grüße zu überbringen. Zu einem anläßlich des Gefechts vor Paris decorirten Herrn sagte er: „Ja, dort gings heiß her". Die sächsische Carola-Medaille sah der Fürst irrthümlich für die hannoversche Kriegsmünze an und mußte über seinen Jrrthum erst aufgeklärt werden. — Die sächsischen Vertreter begaben sich gegen 3 Uhr nach Hamburg zurück, wo ein Festmahl in der Alsterlust und sodann eine Rundfahrt um die Alster stattfand. Bei dem Festmahl brachte Oberbürgermeister I)r. Dittrich-Plauen emen Trinkspruch auf Ihre Majestäten den Kaiser und den König von Sachsen, sowie das gastliche Hamburg aus. Bürgermeister Erchenbrecher-Leisnig feierte die Veranstalter der Festlichkeit. Stadtrath vr. Huhn-Zwickau würdigte die großen Verdinste des Fürsten Bismarck und brachte ein begeistert aufgenommenes Hoch auf denselben aus. Bürgermeister vr. Beck-Freiberg toastete auf den Leiter der Huldigungsfahrt Oberbürgermeister vr. Dittrich und theilte ihm mit, is solle ihm eine Reproduktion des dem Fürsten Bismarck überreichten Städlealbums gewidmet werden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. — Am Mittwoch fand in Friedrichsruh die Huldigung der 72 sächsischen Städte (darunter unsere Stadt, vertreten durch die Herren Stadtrath Borsdorf und Or. Sauer), an den Fürsten Bismarck statt. Zur Aufbewahrung der Urkunde ist eine kostbare Lederkassette angefertigt worden, welche in Metallbuchstaben die Widmung: „Dem Fürsten Bismarck 72 Städte des Königreiches Sachsen 1815—1895" trägt. Unter der Inschrift befindet sich ein in Edelmetall getriebener Lorbeerzweig. Die Urkunde selbst ist ein Meisterstück der Schreibkunst; sie enthält die Worte: „Sr. Durchlaucht dem Fürsten von Bismarck, Herzog von Lauenburg, wird in dankbarster Anerkennung seiner unver gänglichen Verdienste um die Wiederaufrichluiig des Ruches und die den deutschen Gemeinden dadurch gegebene Förderung, das Ehrenbürgerrecht der nachbezeichneten Städte mit revidirter Städteordnung im Königreich Sachsen verliehen. Hierüber ist diese Urkunde ausgefertigt und wie folgt voll- zogen worden. Am 1. April 1875." Die Schrift ist mit einer Ranke aus Eichenlaub — gewunden auf Bändern in den sächsischen und deutschen Landesfarben umgeben. Oben und an den Seiten zieren die Ranke das sächsische, deutsche und das Bismarck'sche Wappen. Der Urkunde sind 72 einzelne Blatt beigegeben, welche je neben den Unterschriften der Vorsitzenden des Rathes und der Stadt verordneten der betreffenden Stadt eine charakteristische Ansicht der letzteren, sowie sinnreiche Ausschmückungen tragen. Das ganze Werk ist von dem Direktor der Kgl. Industrieschule zu Plauen, Hrn. Prof. Hofmann, unter Heranziehung anderer kunstverständiger Herren entworfen und fertiggestellt worden. — Ueber die Frage, welche Schritte diejenigen jungen Leute, die beabsichtigen, freiwillig in das Heer zu treten, zu thun haben, herrscht in den interessirten Kreisen noch vielfach Unklarheit. Es sei deshalb darauf hingewiesen, daß jeder