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WHein-EllWel WW Amtsblatt für Ktt Arlil. Msierlcht ml les Stiltnt z« H»Ijt»ßei»-kr»W«l. Anzeiger für H-benfteimdrnftttzat, Obeelnngwltz, Gersdorf, Her»»s-orf, vernsd-rs Meinsdorf, Langenberg Falken, Reichenbach, Callenberg, LangenchurSdorf, Grumbach, TirsH Heim, l.uhschnappel, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Lugau, Erlbach Pleißa, Rußdorf, Et. Egidien, Hüttengrund u. s. w. Fernsprecher II Inserate nehmen außer der Geschäftsstelle auch die Austräger aus dem Lande entgegen Nr. U. Il auch befördern die Annoncen-Expeditionen solche zu Originalpreisen Mchchelnt jeden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger das Vierteljahr Mk. 1.55, durch die Post bezogen Mk. 1.92 frei ins HauS. Nr. ^5. Mittwoch» den 2§. Zebmar ,909. 59. )chrg. Freibank: Mas m gekochtem Schweinefleisch, Pst 40 Pst. Das Wichtigste. Die Novelle zum Strafgesetz hat die Zu. stimmung des BundeSratS gefunden und gelangt noch in diesem Monat an den Reichstag. » Der preußische Kultusminister Dr. Holle hat ein zweites Abschiedsgesuch eingereicht, das abermals abschlägig beschieden wurde. * *) Der Bund der Landwirte erklärte sich gestern bei seiner Generalversammlung in Berlin in einer Resolution gegen die Nachlaß- und Erbschaftssteuer und das Erbrecht des Staates. » Der in der Altmarkt durch das Hochwasser an- gerichtete Schaden beträgt nach vorläufiger Schätzung fünf Millionen Mark. * Dar englische Schlachtschiff „Vanguard", daS siebente der „Dreadnought".Klaffe, ist gestern in Barrow in Furneß vom Stapel gelassen worden. » *) In Tula (Rußland) wurden bei einer Pani! die während einer Kinematographen-Vorstellung in folge Entzündung des Apparates entstand, im Ge. dränge 14 Personen totgedrückt und 30 verletzt. *) Die amerikanische Kriegsflotte hat mit der gestern erfolgten Ankunft in Hampton RoadS ihre oor vierzehn Monaten begonnene Weltreise beendet. *) Näheres an anderer Stelle. Die Heerschau derLandwirte. Im Zirkus Busch zu Berlin, der traditionellen TagungSftätte des Bundes der Landwirte, trat gestern unter Beteiligung von über 800 Landwirten aus allen Teilen des Reiches die diesjährige General versammlung des Bundes zusammen. Schon lange oor Beginn der Versammlung war der gewaltige Stetnbau des Zirkus bis in die obersten Ränge hinein gefüllt. Neben den bekannten Bundesführern Frhrn. von Wangenheim, Dr. Diederich Hahn, Dr. Roeficke-KaiserSlautern, Kammerherrn o. Oldenburg. Januschau, Chefredakteur Dr. Oertel, Major von Endoll Posen bemerkte man zahlreiche Parlamentarier aus dem Reichstage und den Etnzellandtagen der deutschen Bundesstaaten. Mit stürmischem Beifall begrüßt, eröffnete kurz nach l/,1 Uhr der Vorsitzende des Bundes Frhr. v Wangenheim tie Verhandlungen; er führte auS: Das or-stoffene Geschäftsjahr war reich an Arbeiten, Sorgen und allerlei Erregungen für uns Landwirte, aber auch vielfach reich an Segen Auf wirtschaftlichem Gebiete hat eS unS im Gegensatz zu den voraugegaugenen vielfach Widerwärtigkeiten ge bracht, veranlaßt oor allem durch die Höhe des Bankdiskonts. Wir sehen in dieser Kalamität der ivirtschaftlichen Verhältnisse die traurigen Fol gen einer verkehrten Bank» und Vörsenpolitik und wollen hoffen, daß bei einer neuen Reform des BörsengesetzeS nicht wieder an diesen Schäden vorbeigegangen wird und man sich nicht mit einer einfachen Pelzwäsche begnügt, sondern daß vorangegangen wird mit einer grundlegenden Aenderung der Gesetzgebung auf diesem Gebiete. (Beifall) Aus wirtschaftlichem Gebiete haben wir ferner eine Krisis in der Industrie erlebt, die durch Einschränkung der Arbeit vielfach zu Kon kursen und Arbeitseinstellungen geführt hat und iveit über die Grenzen Deutschlands hinaus fühlbar geworden ist. Wir in Deutschland haben diese Krist« nur deswegen leichter empfunden, weil die deutsche Landwirtschaft vermöge der Zollschutzes und der besseren wirtschaftlichen Ergiebigkeit im letzten Jahre eine größere Kaufkraft an den Tag legte und den Ausfall auf ausländischem Gebiete einigermaßen decken konnte. Gegenüber den Arbeiterentlassungen in der Industrie und der Arbeitslosigkeit in den großen Städten besteht noch immer ein gewaltiger Arbeitermangel auf dem Lande, ein weiterer Beweis unserer ungesunden Wirtschaftspolitik. Auch auf dem Gebiete der deutschen Landwirtschaft war daS letzte Jahr nicht besonders günstig, namentlich durch die Wertrlebenen Viehpreise und durch den schlechten Stand der Hackfrüchte ist eine große Misere aus dem Gebiete zu verzeichnen gewesen. Insbesondere aber ist die deutsche Landwirtschaft durch die letzten elementaren Ereignisse und die Ueber- schwemmungen schwer geschädigt morde"' Lebendes wie tote» Inventar in Millione " Werten sind durch die Ueberschwemmung v e r' nichtet worden. Der Bund der Landwirte wtr° auch in diesem Falle ein mildtätiges Herz zeigen und durch einen öffentlichen Aufruf an alle seine Mitglieder den schwerbetr offenen Bewohnern der un glücklichen Landstriche zu helfen suchen. Es wird sich tu diesem Falle zeigen, ob man nicht nur für das Ausland, sondern auch für die leidenden Lands, leute ein Mitgefühl haben wird. Auch in der großen Politik war das verflossene Jahr, namentlich für die politischen Ideen dcS Bundes, nicht besonders erfolgreich, speziell wenn man berück sichtigt, daß durch die stückweise Finanzreform, die dem konservativen Gedanken widerspricht, eine Politik geführt wird, die der Bund nicht mitmachen kann. Obwohl der Bund persönlich an dem Reichs- kanzler Fürsten von Bülow nichts auSzusetzen hat und die großen Verdienste dieses agrarischen Reichs- kanzlerS wohl anerkennt, kann er diese Politik des Fürsten Bülow nicht mitmachen. Denn düse Politik führt, wie man aus den WahirechtSanträgen im Landtage ersehen Hot, zur völligen Demokratisierung deS StaateS. Selbstverständlich muß eine Regelung der deutschen Finanzen erfolgen, aber auf grund legendem konservativen Gedanken und nicht bruch stückweise. Auch die letzten Novemberercignisse haben in weiten Kreisen des deutschen Volker eine Art Schamgefühl aufkommen lassen. Selbstverständlich mußte Klarheit geschaffen werden zwischen Volk und Kaiser, aber unbedingt ist der Reichstag in dieser Beziehung zu weit gegangen und hat das nölige Maß der Kritik überschritten. Wir wissen, daß wir in unserem Kaiser einen Mann von starker Macht und starken Interessen haben, einen Mann von Stahl und Mut und von dieser Erkenntnis durchdrungen erheben wir unS zu dem Rui: Unser allergnädigster Kaiser, König Wilhelm II, er lebe hoch! Die Ber- ammlung stimmt dreimal begeistert in den Ruf ein. Der Redner bemerkt weiter: Im Hinblick auf die chweren Kämpfe, in denen wir gegenwärtig stehen und die unS auch in Zukunft noch beoorftehen, habe ich den Auftrag, Sie um die Erlaubnis zur Absen- >ung nachstehenden Telegramms zu bitten: „Seiner Majestät Wilhelm II, Königlicher Schloß. Euerer flajestät, dem Schirmherrn der deutschen Landwirt- chaft, bringt die Generalversammlung deS Bundes >er Landwirte ihre Huldigungen dar. Auf der festen Grundlage der Verfassung deS Reiche« stehend, stehen wir in alter Treue unerschütterlich zu unserem kaiser lichen Herrn." (Stürmischer Beifall.) Mit einem Gedenkwort an die Toten de« Bund-« auS dem ver- lossenen Jahre schloß der Redner. Dr. Diederich Hahn erstattete den Geschäfts bericht und hielt darauf eine Ansprache, in der er feststellt, daß nur durch die politische Geltendmachung >eS Einflusses der Landwirtschaft die Nachlaß- teuer so gut wie gefallen angesehen werden änn. (Stürmischer Beifall.) Als der Landwirtschaft diese Steuer zugemutet wurde, die ihren Lebensnerv bedroht, hat sie gezeigt, daß sie noch etwas vermag, llicht nur in konservativen, sondern auch in wetten Kreisen des Liberalismus hat man gegen sie Stel- ung genommen. Zum Schluß kam Redner noch auf die Wahlrechts« nderung zu sprechen, wobei er sagte: Unbedingt würde durch eine Wahl rechtsänderung die Grundlage des Staate« gefährdet ein. Wir müssen aber energisch dagegen Front nachen, müssen dem Herrn von Bülow wiederholen, wa« wir schon einmal dem Herrn von Caprivi gesagt haben: Bi« hierher geht der Weg und nicht weiter! (Stürmische Bravorufe.) Zu dem Hauptpunkt der TageSyrdnmrg: „Die ReichSfinanzresorm", war Referent Rittergutsbesitzer au« dem Wtnckel-Glogau. Der Bundesvorstand legte hierzu der Generalversammlung folgende Resolu tion vor, die einmütige Annahme fand: „Die Generalversammlung de« Bunde« der Landwirte erklärt eine ausreichende Reichs« finanzreform für eine nationale Not» Wendigkeit. Die deutsche Landwirtschaft wird ch an ihrer Durchführung willig beteiligen. Trotz ihrer derzeitigen steuerlichen Ucberlastung mit Staat«-, Provinz-, Kreis» und Gemeindesteuern, die einen sehr viel größeren Teil ihre« Einkommen« in An spruch nehmen, al« die Steuern in den Großstädten, ist sie bereit, weitere notwendige Lasten zu tragen zur Stärkung de« Reiche«, zur Befeittguug seiner Schuldenlast, zur Hebung seine« Kredite« und seine« Ansehens. Die Generalversammlung erwartet, daß dabei entsprechend den steuerpolitischen Grundsätzen der Reichrverfassung der Ausbau der direkten Besteuerung den Einzel st aalen überlassen bleibt, daß daS Reich aber seine indirekte Besteuerung weiter entwickelt und den itwa nicht gedeckten Teil seiner Ausgaben von den Einzelstaaten lediglich in der Form anteiliger Leistungen nach dem Maßstabe der Matrikularbetträge etnfordert. Insbesondere verwirft sie mit aller Entschiedenheit die vor geschlagenen Nachlaß- und Erbschaftssteuern und das Erbrecht deS StaateS aus Gründen dec Wahrung deS EigentumSbsgriffeS, der Erhaltung de« gesamten Mittelstandes und der Pflege des Fa miliensinne«." AuS dem Reiche. Sächsische Auszeichnung des preutzischeu Kriegsminifters. Wie der „Dresdner Anzeiger" meldet, hat der König von Sachsen dem preußischen KriegS- mintster Genera! der Kavallerie von Einem die silberne Krone zum Großkreuz des Albrechts» ordenS mit dem goldenen Stern verliehen. Die Na-bod-Spende des preußischen Kronprinzenpaares. In der am Sonntag in Hamm abgehaltenen Versammlung des GewerkvereiuS christlicher Berg arbeiter wurde bekanntgegeben, daß die 300000 Mork, die durch daS Kronprinzenpaar für die in Radbod Verunglückten gesammelt worden sind, immer noch nicht verteilt seien. In- folgedessen ist unier den beteiligten Familien große Erregung hervorgerusen, um so mehr, als die Summe bis heute bei der Sparkasse in Hamm noch nicht eingetroffen ist, an die sie laut einem Schreiben auS Berlin angewiesen sein soll An den Kron prinzen wurde ein Telegramm abgesandt, in dem er dringend gebeten wird, veranlassen zu wollen, daß baldigst die Verteilung des Geldes an die Hinter bliebenen Witwen und an die durch daS Unglück arbeitslos gewordenen Bergleute vorgenommen werde. Regentschaft tu Oldenburg. Der oldenburgische Landtag hat sich in einer geheimen Sitzung mit einer vertraulichen Anregung befaßt, welche die Regentschaft angesichts der Erkrankung der Großherzogin regeln soll. Bor mehreren Jahren wurde eine Vorlage abgelehnt, nach welcher der Großherzogin daS Recht der Regentschaft für den Fall deS Ablebens de« GroßherzogS während der Minderjährigkeit de« Erb- großherzogS genommen und auf den Herzog Friedrich Ferdinand von Schleswig-Holstein» Sonderburg-GlückSburg übertragen werden sollte. Damals fehlten die Gründe für den Ausschluß der Fürstin von der Regentschaft, jetzt sind sie durch ihre Erkrankung gegeben. Der Landtag hat sich nun mit der Regierung ins Einvernehmen gesetzt und bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten beschlossen, den Grobherzog um Regelung der Regentschaft nach seinem vorjährigen Wunsch zu bitten. Damit ist al« sicher anzunehmen, daß Herzog Friedrich Ferdinand der gesetzliche Regent wird. Hardens «iuierurbett. MaLimtlian Harden bereift jetzt andauernd die Provinz, um für feine Vorträge, die angeblich die politische Lag« behandeln sollen, in Wahrheit aber richt« andere« al« ein Hetze gegen unsern Kaiser darstellen, von seinem Impresario 2000 Mark pro Abend einzuheimsen. Interessant st, was der „Vorwärts" über diese Vorträge zu berichten weiß: „In Magdeburg, wo Harden auch einen Vortrag über die politische Lage halten will, erhielten zahlreiche Bewohner «ine „ergebenste Ein- ladung", gegen deren Vorzeigung ihnen auf den Eintrittspreis, der 4, 3 und 2 Mark beträgt, eine — Preisermäßigung von 25 o. H. in Aus sicht gestellt wird. — Immer heran, meine Herr schaften! Hier mutz man reingetreten sein! Hier muß man sein« Kinder mitgebracht haben! «»m Sträfling M« «ettgionslehr-r. Unter der Aufschrift „Vom Sträfling zum Religionslehrer" teilt die „Augib. Abendzeitung" den folgenden, außerordentlich krasse» Fall mit, der in der Erzdiözese Mü n ch en » Fr e i s i n g spielt: „Ein geistlicher Herr, der eben eine längere Strafe wegen Sittlichkeit«»erbrechens in der Gefangen- austalt Laufen verbüßt hat, wird, kaum von dort entlassen, wieder auf die Jugend al« Religionslehrer losgelassen, und e« ist sogar sehr wahrscheinlich, daß er nächsten« auch wieder zum Sokalschnlinsprktor be- stellt werden wird." Die Herre« Lehrjumge« „demsistriere«"! Die sozialdemokratische Jugend organisation in Berlin hatte am Sonntag eine Protestoersammlung gegen die neuen Lehrver träge der Berliner Handwerkskammer etuberufea. In den neuen Lehrverträgen wird d«n Lehrlingen unter 16 Jahren der Besuch von Schank wirtschaften und anderen öffrntlichrn Lokalen nur in Begleitung erwachsener Angehöriger oder de« Lehrherru gestattet. Der Lehrherr kann in dem Lehrvertrage auch vereinbaren, daß der Lehrling ohne seine Genehmigung weder Vereinen bettreten noch Versammlungen besuchen darf. Die Sozial demokraten, denen natürlich eine solche vernünftige Beschränkung nicht paßt, wollen die Eltern ver pflichten, Verträge dieser Art nicht zu unterschreiben. Die Versammlung, zu der etwa 2000 Jünglinge erschienen waren, um die Rede de« Reichlagrabge ordneten Eichhorn anzuhören und eine Resolution anzunehmen, verlief ziemlich stürmisch. Bon den zuerst beabsichtigten Straßendemonstrationen der Jugendlichen hatte man Abstand genommen, La die Polizei keinen Zweifel daran gelassen hatte, daß ste die Veranstalter dieser zwecklosen Demonstration vor den Strafrichter bringen würde. Kleine Ansamm« sammlungen wurden schnell zerstreut. U«s dem Anstatt»«. Die Morvaffäre i« der deutscher» Gesandt schaft i« Santiago. Ueber die Untersuchung gegen den Sekretär Beckert an der deutschen Gesandtschaft wird jetzt ge meldet, daß die Polizei nunmehr festgestellt hat, daß Beckert die Ermordung de« deutschen Ge sandten Freiherr» v. und zu Bo dm an geplant hat. Ec hatte alle Vorbereitungen getroffen, daß der Baron nach der Gesandtschaft kommen solle, um dort, wenn niemand außer ihm da war, einige Ur kunden zu unterzeichne». Er wollte den Gesandten dann erschießen, die ganze Sachlage aber so darstellen, al« ob eS sich um einen Selbstmord handele. Der Gesandte war jedoch, al« er nach der Kanzlei kam, von dem Attache Freiherrn o. Welczeck begleitet, und Beckert vermochte den geplanten Anschlag nicht aus» zusühren. Nachdem Beckert den Kanzleidiener getötet hatte, versuchte er dem Toten zwei Zähne auSzu- ziehen, um den Anschein zu erwecken, daß «S sich um seine eigene Leiche handele, da er zwei falsche Zähne hatte. ES gelang ihm jedoch nicht, die Zähne völlig auSzuziehe», da ste kurz über den Wurzeln abbrachen. Dann steckte er die Gesandtschaft in Brand, und gerade daran, daß man die abgebrochenen Zahn wurzeln im Münde des Ermordeten sand, wurde festgestellt, daß es sich nicht um Beckerts Leichnam handelte. Beckert zeigte be! seiner Verhaftung größte Gleichgültigkeit und raucht den ganzen Tag Zigaretten. Der öffentliche Ankläger hegt die Meinung, daß der Kanzlist Beckert tatiächlich die Absicht gehabt habe, den deutschen Gesandten zu ermorden. Der Umstand, daß 15 000 Pfd. Sterl, unterschlagen waren, hätte nach der Ansicht Beckerts den vermeintlichen Selbst mord der Gesandten begründet. In der Aufregung, welche dem Brande und der Auffindung der Leichen de« Gesandten und deS Dieners gefolgt wäre, wäre dann der chilenische Diener, dem er seine Kleider angezogen hatte, als Beckert begraben worden. Zur Situation auf dem Balkan. Die „Köln. Ztg." bestätigt in einem Berliner Telegramm die „TcmpS"-Meldung, wonach Pichon in den letzten Tagen eine längere Unterredung mit den Botschaftern Englands, Rußland«, Deutsch lands und Italiens über die Orientstags gehabt habe, in der die Möglichkeit erwogen wurde, ge- meinschaftlicheRatschläge zur Beseitigung de« österreichisch-serbischen Konflikt« zu erteilen. Da« Blatt erfährt aber, e« könne sich hierbei selbstredend, wie sich - nS den jüngsten Vorgängen ergebe, nur um in Belgrad zu erteilende Ratschläge handeln, was der „Temp«" hinzuzufltgen vergessen hab«. Der russische BermittluugSvorschlag in der GeldeutschädigungSfrage gilt in Wiener diplomatischen Kreisen al« endgilttg abgetan. Die Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine direkte Verständigung zwischen der Türkei und Bulgarien hinsichtlich der Geldentschädigung«frage soll unmittel- bar bevorstsheu. An der Wiener Börse wird amtlich bekannt- gegeben, daß die Gerüchte, wonach ein Krieg mit Serbien unvermeidlich und entschieden wäre, jeder tatsächlichen Grundlage entbehren. Ob- wohl der Ernst ber Situation nicht zu verkennen ist, liegen doch keinerlei Maßnahmen der Regierung vor, welche darauf hindeuten würden, daß Oesterreich.