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Schönburger Tageblatt schein, täglich mit Ausnahme der Tag» nach Sonn- und Festtagen. «rmahm» von Inseraten für die nächster- iDeinende Nummer bis vormittags 11 Uhr. Ker Nbonnementspreis beträgt vierteljähr« Uch 1 Mk. 25 Pf. Einzelne Nrn. 5 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., Linges. 20 Pf. tabellarischer Katz wird doppelt berechnet. «ud WMiiburger AnMzer. Filialen: in Altstadtwaldenburg bei Herrn Kaufmann Otto Förster: in Kaufungen bei Herrn Fr. Janaschek; m Langenchursdo-.f bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Wi- elm Dahler, Tigarrengeschäft an der Brücke; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolkenburg bei Herrn Srnst Rösche; iu Ziegelheim bei Herrn Lduard Kirsten. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, L««ze«a», Lichtenftein-Callnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Bräunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Shrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» Kuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Neichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 164. Dienstag, den 18. Juli 1899 Witteruugsbericht, ausgenommen am 17. Juli, nachm. 4 Uhr. Barometerstand 763 WM. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 21,»" 0. (Morgens 8 Uhr -f- 16,»° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 53"/o. Thaupnukt -f- 12,» Grad. WtudrichtUUg: Ost. Daher Witteruugsausfichteu für den 18. Juli: Halb bis ganz heiter. "Waldenburg, 17. Juli 1899. Ob England einen Krieg mit der Transvaal-Republik herbeiführen wird, darüber sind die Meinungen noch ge- theilt, selbst in der englischen Regierung. Die Ursachen sind nicht weit zu suchen. Die Transvaal-Republik hat sich ihre heutige Stellung 1881 erkämpft; die Engländer haben ihre schweren Niederlagen nicht vergeßen. Im Jahre 1884 erkannte England die Unabhängigkeit der südafrikanischen Republik an, aber nur in dem Bewußt sein, daß ihm vorläufig die Macht fehle, die Boeren- Republik zu verschlucken. Was eS nicht mit Gewalt zu unternehmen wagte, hat es seitdem auf dem Wege der Politischen Jntrigue und Unterwühlungen des Boeren- Staates erzielen wollen, um die Transvaal-Regierung Mürbe zu machen. Der unsaubere Handstreich Jamesons 1896 bewies indessen auch die Fruchtlosigkeit dieses Planes. Die Boeren-Republik kann darüber nicht im Zweifel sein, daß England sie auf dem einen oder anderen Wege aussaugen will. Als unabhängiger Staat steht sie den englische ExpansionSplänen im Wege. Käme auch jetzt eine Verständigung zwischen England und Trans vaal zu Stande, so würde England seine Pläne doch wcht fallen laßen: Es will nicht neben Transvaal sichen, sondern über ihm; Transvaal soll in Englands afrikanische Besitzungen einverleibt werden. Wie die Dinge heute liegen, kann England aber auch kaum noch mit Ehren zurück. Die Transvaal-Republik fühlt das wohl. Der Oranje-Freistaat steht auf ihrer Seite, im Kaplande sind noch starke altholländische Sympathien vorhanden, die Lage der Boeren-Republik ist also politisch nicht ungünstig, ganz abgesehen davon, daß zwei europäische Großmächte gewiß nicht zu den Unterstützern der englischen Expansionspläne gerechnet werden dürfen. Kann Transvaal einem englischen Einbruch militärisch widerstehen? Seine männliche Bevölkerung besitzt aus gezeichnete militärische Eigenschaften. Der Boer ist aus dauernd, ein guter Schütze und Reiter, und seit seinen Zulukämpfen gewissermaßen auf den Krieg erzogen, als Einzelner. Aber er läßt sich schwer diScipliniren; Starrsinn und Unabhängigkeitssinn können jedoch in einem Kriege gegen England den moralischen Werth der Boeren nur erhöhen. Die Wehrpflicht ist allgemein und währt vom 18. bis 60. Lebensjahre in drei Bans. Zum ersten gehören die Mannschaften vom 18. bis 34. Lebensjahre, zum zweiten die vom 35. bis 50., zum dritten die übrigen. Im Frieden besteht nur eine schwache Polizeitruppe, abgesehen von der Artillerie, so daß die Friedensorganisation durchaus milizartig ist. Das Land ist in 17 Militärbezirke und 64 Kreise ein- getheilt. Der Uebergang auf den Kriegsfuß muß gut vorbereitet sein. Als bei den Unruhen von 1890 drei Bezirke deS Abends um sechs Uhr mobilisirt wurden, laßen am anderen Morgen um fünf Uhr 800 Boeren Geldmäßig im Sattel; und 1896 vollzog sich die Mobili- si^ng gegen Jameson nicht minder schnell und er folgreich. Es ist wohl anzunehmen, daß die südafrikanische Republik seit 1896 die Hände nicht in den Schooß ge- legt, sondern die Organisation und Bewaffnung nach Kräften gefördert hat. Bei einem kernigen, seine Un abhängigkeit liebenden Naturvolk können die persönlichen Eigenschaften den fehlenden Drill in hohem Grade er setzen; für die Defensive unbedingt. Aber die Boeren haben 1881 sich auch in der Offensive den Engländern bedeutend überlegen gezeigt, und namentlich im Operiren. Joubert war dem englischen General Colley gegenüber geradezu ein Feldherr. Colley blieb bekanntlich aus dem Felde der Ehre und war vorher Generalstabschef Wolse- leys gewesen. Man sieht an diesem Beispiel wieder, daß der bessere Theil der Kriegskunst das Talent ist. Und es findet sich regelmäßig in allen sogenannten Unab hängigkeitskämpfen der Völker. Einem solchen Kampfe werden die Engländer, wenn sie den Krieg wollen, zweifellos begegnen. Sie werden mit einem bewaffneten Volke zu ringen haben, das sein Vaterland, seine Sitten und Gebräuche, namentlich seine Unabhängigkeit liebt, und einen Gegner finden, der nur mit großer Kostenan strengung, starken Kriegsmitteln, planmäßig und sehr langsam unterworfen werden kann. Man schätzt die Streitkräfte der Boeren auf rund 30,000 Mann, ohne ihre Verbündeten, und wenn Lord Grey kürzlich meinte, eine Verstärkung von 10,000 Mann werde zur Unter werfung der Boeren ausreichen, so ist das eine Ver kennung der Lage, die der englischen Heeresleitung nicht zugetraut werden darf. Es kann sich nicht um eine Expedition handeln, sondern um einen Krieg, um einen Vernichtungskrieg gegen ein hartnäckiges Volk. Allerdings sind die Boeren von allen Hilfsmitteln, die sie nicht im eigenen Lande haben, leicht abzuschneiden. Und der Grad ihrer Kraft wird deshalb wesentlich von der Art ihrer Vorbereitung ab hängen, von ihren Kriegsmitteln. Genaues ist über sie nicht bekannt. Ihre Artillerie ist von Krupp und soll sechzehn Batterien zählen, die Infanterie besitzt gute Schnelllader, an Pferden ist kein Mangel. Da der Boer ein tüchtiger Reiter und Schütze ist, so ist er zu besonderen Unternehmungen geeignet. Man hat gesagt, die Republik habe das Problem der sogenannten „berittenen Infanterie" mit Erfolg gelöst, die Leistungen der be rittenen Boeren von 1881 und 1896 bestätigen es. England kann einen Krieg gegen Transvaal nur unter nehmen, wenn eS die Gewißheit hat, daß eS längere Zeit sonst nicht ernstlich belästigt wird. Entschließt eS sich dazu, so wird eS mit mindestens 40,000 Mann auftreten müssen, falls Transvaal von den Mitteln Gebrauch macht, die ihm zur Verfügung stehen. Und das wird wohl geschehen. PsMische Rundschau. Deutsches Reich. Der Besuch des Kaisers an Bord deS französischen Schulschiffs „Iphigenie" beschäftigt fortgesetzt die aus ländische Presse. Wie den „B. N. N." gemeldet wird, veröffentlicht ein schwedisches Blatt eine beachtenswerthe Kundgebung des Königs Oskar in Bezug auf die Be gegnung in Bergen. Unmittelbar nachdem er von dem Besuche Kaiser Wilhelms auf der „Iphigenie" gehört und von dem Depeschenwechsel zwischen dem Kaiser und dem Präsidenten Loubet erfahren hatte, schrieb König Oskar an Kaiser Wilhelm einen Brief, in dem er ihm seine große Freude darüber ausdrückt, daß der erste Schritt zu einer freundlichen Annäherung der beiden bedeutendsten europäischen Culturstaaten innerhalb der Grenzen seiner Königreiche Norwegen und Schweden stattgefunden habe. Er spricht in dem Briefe ferner die Hoffnung aus, daß dieser Schritt zu einer vollen Ver ständigung zwischen den beiden Ländern führen möge, von denen der Wrltsriede hauptsächlich abhänge. Aehn- liche Glückwünsche ließ der König dem Präsidenten Loubet durch die schwedische Botschaft in Paris überbringen. Die russischen Blätter, welche ansänglich sehr bitter über die Vorgänge in Bergen sprachen, sind, augenscheinlich infolge höherer Instruction, plötzlich wie umgewandclt. Sie feiern den Besuch deS Kaisers auf der „Iphigenie" als ein bedeutsames und erfreuliches Ereigniß, das dem europäischen Frieden dienen werde und unterlaßen eS nicht, darauf hinzuwcisen, daß dieser solgenreiche Schritt in Bergen durch die russischen Bemühungen erst ermög licht wurde. Der „Pol. Corr." wird aus Petersburg geschrieben: Die Vermehrung der Friedensgarantien, die in der Anbahnung freundlicherer Beziehungen zwischen Berlin und Paris liegen würde, könne in Rußland, deßen Monarch die Sicherung des Weltfriedens auf alle Weise zu erreichen suche, nur mit Genugthuung begrüßt werden. Der koburg-gothaische Thronfolger, der Herzog von Albany, wird mit seiner Mutter in Dresden Wohnung nehmen. Dort wird er das Vitzthum-Gymnasium besuchen. Schon seit Wochen ist bekanntlich die Rede davon, daß Herr v. Lucanus, der Chef des kaiserlichen CivilcabinetS, amtsmüde sei und seinen aufreibenden Posten gern mit einem weniger anstrengenden Dienste vertauschen möchte. Nun ist zwar der Dienst eines Oberpräsidenten von Brandenburg nicht leicht, Herr v. Achenbach arbeitete fast täglich bis in die späte Nacht hinein, trotzdem ver lautet, Herr v. Lucanus sei für den durch den Tod deS Herrn v. Achenbach erledigten Posten ausersehen. In sehr maßgebenden Kreisen heißt eS, daß unter den in Frage kommenden Persönlichkeiten Herr v. Lucanus die meisten Chancen habe, Nachfolger des Herrn v. Achenbach zu werden, da eS selbstverständlich sei, daß auf den so exponirtcn Regierungsposten nach Potsdam abermals nur eine Persönlichkeit berufen werden wird, welche im Hin blick auf den steten Contact mit dem Hofe das Ver trauen an allerhöchster Stelle in uneingeschränktem Maße genießt. Bestätigung bleibt abzuwarten. Die Reichs-Postverwaltung hatte Anfang März Anlaß genommen, die in der Druckschrift des Afrika- reisenden vr. Karl Peters „Mißbrauch der Amts gewalt" gegen die Rcichspost ausgesprochenen Beschul digungen für unwahr zu erklären und strafgerichtliche Verfolgung zu beantragen. Or. Karl Peters hat nun mehr an das Reichspostamt ein Schreiben gerichtet, in welchem er anerkennt, daß seine Verdächtigungen der Reichspost jeder Grundlage entbehren. Zur Samoa-Angelegenheit wird berichtet, daß der aus Apia in Washington eingetroffcne deutsche General« consul Rose dort eine längere Unterredung mit dem Staatssekretär des Aeußern Hay hatte und dann dem Präsidenten Mac Kinley vorgestellt wurde. Herr Rose dürfte den amerikanischen Staatsmännern reinen Wein über die Vorgänge auf Samoa eingeschenkt haben. Der Gymnasialdirector und Universitätsprofeßor Schiller in Gießen war von dem hessischen Staats ministerium seiner Aemtcr enthoben worden, weil er in einigen in der „Franks. Ztg." zum Abdruck ge brachten Artikeln trotz des Verbots des Ministerpräsiden ten eine freimüthige Kritik an den Mißständen deS hessischen Schulwesens geübt hatte. Profeßor Schiller aber erklärte, man habe ihn in der Dettweiler Ange legenheit zu verunglimpfen gesucht; an der Vertheidigung seiner Ehre laße er sich von Niemandem hindern. Die möglichen Folgen nehme er aus sich. Die Folge war denn die Suspendirung von beiden Aemtern ohne vor hergegangenes Disciplinarverfahren. Da Profeßor Schiller einer der hervorragendsten Lehrer der Universität Gießen ist und da auch seine Veröffentlichungen wohl eine