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Mchmtz-IeitW Verantwortlicher Redacteur: Psul Ithnc in Dippoldiswalde^ 56. Jahrgang Sonnabmd, den 1. Februar 1890 Nr. 14 V- Volksschullehrer von persönlichen Kirchenanlagen. Da rauf verschritt die Kammer zur Berathung des Ab schnitts 8 des ordentlichen Staatshaushaltsetats, De partement des Kultus und öffentlichen Unterrichts, der von der Finanzdeputation (Berichterst.: Abgg. Uhle- mann und vr. Mehnert) mit einigen wenigen, mit der Staatsregierung vereinbarten Aenderungen zur Ge nehmigung empfohlen wurde. Zu Kap. 89, evangeusch- lutherisches Landeskonsistorium, fragte Abg. Bebel an, wie sich die Regierung zu politischen Agitationen ve^ halte, die nach seiner Angabe in zwei Fällen durch Flugschriften oder von der Kanzel herab von Geist lichen getrieben worden seien, und erhielt vom Staats minister vr. v. Gerber die Antwort, daß er die Agi tation von der Kanzel zwar mißbillige, daß er aber den Geistlichen den Beruf nicht absprechen könne, zur Wahrung der sittlichen Grundlage der Religion auch politische Fragen zu behandeln und vor politischen Richtungen, welche sich gegen diese Grundlage richteten und zu welchen namentlich auch die sozialdemokratische Richtung gehöre, zu warnen. In der sich hieran schließenden Erörterung sprachen sich mit Ausnahme der Abgg. Bebel und Liebknecht sämmtliche Redner in demselben Sinne aus. Zu Kap. 91, Universität Leip zig, brachte Abg. Bebel einen Fall zur Spruche, in welchem ein Gelehrter, der sich an der Universität habilitiren wollte, vom Ministerium abgewiesen wor den sei, und zwar seiner Meinung nach wegen seiner Habilitationsschrift, in welcher die Marx'sche Werth theorie vertreten werde, und rügte alsdann, daß die an der Universität bestehenden Korps statutenmäßig ihre Mitglieder zum Duell verpflichteten. Staats minister vr. v. Gerber bestritt letzteres, sprach sich aber im Uebrigen gegen das studentische Duellwesen aus und wünschte den dagegen gerichteten Bestrebungen der akademischen Behörden den besten Erfolg; bezüg lich des von Abg. Bebel angezogenen Falles erklärte er, daß der betreffende Gelehrte abgewiesen worden sei, weil der begründete Verdacht bestanden habe, daß der selbe der Sozialdemokratie angehöre. Zu Kap. 92, Polytechnikum zu Dresden, erörterte Abg. Bönisch ver schiedene Mittel und Wege, die geeignet sein könnten, den Besuch der Anstalt zu erhöhen. Im Uebrigen wurde der Etat ohne wesentliche Debatte den Anträgen der Deputation entsprechend bewilligt. — Den Ständen ist ein königl. Dekret, die Um gestaltung der Dresdner Bahnhöfe betreffend, zu gegangen. In demselben richtet nach ausführlichster Darlegung der einschlagenden Verhältnisse die Staats regierung an die Ständeversammlung den Antrag, die selbe wolle: 1. zu dem Umbaue ver Dresdner Bahn höfe und der Ausführung der damit zusammenhängenden neuen Bahnanlagen nach dem vorstehend dargelegten Plane, dessen Ausführung generell auf 34,870,000 M. veranschlagt worden ist, das Einverständniß unter der Voraussetzung, daß mit der Stadtgemeinde Dresden wegen Leistung des als angemessen erachteten Beitrages zu den Baukosten ein befriedigendes Abkommen erzielt wird, erklären, 2. der Staatsregierung für die ge dachten baulichen Herstellungen das Expropriations- befugniß, soweit nöthig, ertheilen, und 3. als erste Baugelderrate den Betrag von 3,000,000 M. bewilligen. — In den Schulen von Dresden-Neustadt haben sich in der letzten Zeit die Erkrankungen der Schul kinder an granulöser Augenentzündung so sehr ge häuft, daß auf Antrag des Schul- und Bezirksarztes Medizinalrath vr. Riedner von der kgl. Schulinspek tion die 13. Bezirksschule auf der Louisenstraße bis zum 8. Februar geschloffen wurde. Auch in den be nachbarten Schulen sind so massenhafte Erkrankungen vorgekommen, daß aller Wahrscheinlichkeit nach sämmt liche Schulen der Neustadt werden geschlossen werden müssen, um eine weitere Verbreitung der Krankheit zu verhindern. — Die Lehrerseminare in Sachsen hatten am 31. Oktbr. des laufenden Schuljahres folgende Schüler Inserat«, welch« bei der bedeutenden Auflage des Blattes ein» schhr wirt, sam« Verbreitung finden, »erden mit 1V Pfa. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. —- Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, un redaktionell« »heile, die Spaltenzeil« 2« Pfg. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Endlich scheint denn doch der Winter einziehen zu wollen, wenigstens hat uns der gestrige Donnerstag eine leichte Schneedecke gebracht, Vie zur Roth ein Fortkommen mit dem Schlitten er möglicht. Gerade wie vor einem Jahre trat Heuer erst Ende Januar der Winter bei uns in seine Rechte, hoffentlich läßt er Heuer Stürmen und Wehen sein, das 1889 das Fortkommen im Freien fast unmöglich machte. — Vergangenen Mittwoch verunglückte auf der Straße vor Welschhufe der beim Holzhändler Jung nückel in Diensten stehende Geschirrführer Langlotz, indem derselbe vom Langholzwagen, auf den er sich während der Fahrt gesetzt, herunterfiel und schwere Verletzungen, wir hörten Arm- und Beinbruch, erlitt. Herr Jungnückel holte den Bedauernswerthen per sönlich und brachte ihn im hiesigen Krankenhause unter. Schon im vorigen Jahre verlor derselbe Verunglückte bei Holzladen einen Finger, indem derselbe von einem rutschenden Stamme zerquetscht wurde. Reichstädt. Am vergangenen Mittwoch, Nach mittags gegen 3'/, Uhr ging auf den Fluren des Reichstädter Rittergutes, unweit des Schafberges, ein Ballon der militärischen Luftschifferabtheilung zu Berlin nieder. Die Besatzung bestand aus Lieute nant Groß und einem Unteroffizier. Dieselben waren gegen 10 Uhr Vormittags in Berlin abgefahren, um ursprünglich nach Bayern zu steuern. Aber die herr schende Luftströmung hatte den Ballon hierher ge trieben, so daß die Fahrer eigentlich im Teplitzer Becken landen wollten, jedoch der herrschenden Kälte wegen — 10» in den oberen Luftschichten, der Ballon war bis 1600 w gestiegen — und des dichten Nebels halber, der sich auch zum Theil als Schnee nieder schlug, warfen sie hier Anker. Uebsrhaupt waren bis an die preußisch-sächs. Grenze starke Windströmungeu einem schnellen Gange des Ballons sehr hemmend ent gegen getreten, und erst von da ab ging die Fahrt schneller von statten. In der Gegend von Kötzschen- broda war die Elbe überschritten worden. Bis an dieselbe hatte cs keinen Schnee gegeben. — Nachdem der Ballon nebst Gondel und Leinen zusammengepackt war, wurde die ungefähr 9 Centner schwere Last von Herrn Hofmühlenbesitzer Ehrlich auf den Bahnhof Dippoldiswalde gefahren, von wo aus auch beide Herren, nachdem dieselben im Hotel „Stadt Dresden" übernachtet hatten, am Donnerstag Vormittag nach Berlin zurückgekehrt sind. — Besonderen Spaß hat der niedergehende Ballon durch sein Einwirken auf das Hasenvolk bereitet. Dieselben haben den Ballon wahrscheinlich für einen in der Luft schwebenden Raub vogel gehalten und sind in großer Besorgniß auf den Fluren in wilder Hast bergab, bergauf, querfeldein umhergejagt. S Glashütte. Am Dienstag, Abends »/«8 Uhr, wurde die hiesige freiwillige Feuerwehr allarmirt; dem Feuerschein nach vermuthete man das Feuer in Dittersdorf. Bei Ankunft daselbst stellte sich's heraus, daß das Feuer in Waltersdorf war, wo die Bret- schneider'sche Wirthschaft abbrannte. H Poffendorf. Herrn Gastwirth Starke ist es ge lungen, für Donnerstag, den 6. Februar, die Kapelle des kgl. sächs. 2. Grenadier-Regiments für ein Concert zu gewinnen. Bei der Vorzüglichkeit dieser Kapelle unter Leitung des Herrn Musikdirektor Schröter wird sicher das Concert zahlreich besucht werden. Dresden. Die Zweite Kammer ertheilte in der Sitzung am 29. Januar dem Gesetzentwürfe, den Wegfall der Pensions-Beiträge der Geistlichen und Lehrer betreffend, unter Streichung des § 3 ihre Zu stimmung und nahm eine» von der Deputation ge stellten Antrag an die EtaatSregierung an, dem näch sten Landtage eine Vorlage zu machen wegen Be seitigung der bisherigen Befreiung der Geistlichen und zahl: Annaberg 154, Auerbach 133, Bautzen 138, Borna 138, Dresden-Friedrichstadt 253, v. Fletcher- sches 140, Grimma I 151, Löbau 134, Nossen 125, Oschatz 131, Pirna 133, Plauen 137, Schneeberg 145, Waldenburg 130, Zschopau 149, Bautzen (kathol.) 27, Grimma II 117, Lehrerinnen-Seminar in Callnberg 59, in Dresden 86. Gottleuba. Schon seit längerer Zeit ist man mit den Vorarbeiten für ein großartiges Projekt be schäftigt, welches — wenn es ausgeführt würde — für das ganze Gottleuba-Thal von weitgehendstem Nutzen wäre. Der Plan geht nämlich dahin, auf den Giesensteiner Wiesen oberhalb Haselberg, in der soge nannten Hainleithe, ein riesiges Sammelbassin anzulegen, welches groß genug und im Stande wäre, sämmtliche Mühlen und andere gewerbliche Anlagen, welche thalwärts bis Pirna die Wasserkraft der Gott leuba benutzen, mit Wasser zu versorgen und von dem jeweiligen Wasserstand derselben unabhängig zynischen. Gegenwärtig geht man allen Ernstes daran, Unter lagen für das Projekt zu sammeln. Der Plan, dessen Ausführung sich allerdings große Schwierigkeiten ent gegenstellen, ist in den Kreisen der Besitzer der be treffenden Anlagen entstanden. Stolpen. Vor einigen Tagen wurde in Wilsch dorf einer der ältesten Leute Sachsen», der GuttauS- zügler Johann Gottl. Russig, zur Ruhe bestattet. Er war 1795 geboren, hatte also ein Alter von bei nahe 95 Jahren erreicht. Im Jahre 1813 war er als Spannbauer mit in die Befreiungskriege gezogen; 53 Jahre war er verheirathet gewesen und hinterläßt 65 Nachkommen, Söhne, Enkel und Urenkel. Da er im Jahre 1859, also im Alter von 61 Jahren, dem ältesten Sohne sein Gut überließ, so hat er 33 Jahre als Gutsauszügler gelebt; gewiß ein seltener Fall. Bis zum letzten Augenblick hat der Verstorbene seine geistige und körperliche Frische sich bewahrt, er ist nie krank gewesen und entschlief am Sonntag früh nach einem Unwohlsein von ein paar Stunden, nachdem er am Abend vorher noch über die Influenza gescherzt hatte. Kamenz. Die von ihrem Manne durch zwei Schüsse in den Kopf schwer verwunvete Frau Mager in Jes au ist am Sonntag Abend ihren Verletzungen erlegen. Chemnitz. Wegen verschiedener Verstöße gegen die einschlagenden gesetzlichen Bestimmungen, insbeson dere wegen der Theilnahme einer großen Anzahl nicht stimmberechtigter Wähler sind die in den Amtsgerichts bezirken Glauchau, Meerane und Hohenstein-Ernst thal am 9. Oktober 1889 vorgenommenen Urwahlen für die Gewerbekammer in Chemnitz für ungiltig erklärt worden. Die Neuwahlen sind auf den 11. Febr. anberaumt. Hainichen. Die Amtshauptmannschast Döbeln hat sich in Uebcreinstimmung mit dem Bezirksausschüsse veranlaßt gesehen zu bestimmen, daß, wer den Ge werbebetrieb eines Andern dadurch zu stören oder zu beeinträchtigen unternimmt, daß er öffentlich dazu aus fordert, bei bestimmten Gewerbetreibenden keine Maaren einzukaufen, oder in einem bestimmten Geschäftsbetriebe nicht zu verkehren mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft wird. Zwickau. Die hiesige Schneider-Innung hat be schlossen, eine Fachschule für Schneider mit wöchentlich vier Unterrichtsstunden, von denen je zwei ein Pädagog und ein Fachmann ertheilen sollen, zu errichten, die Ziele und Einrichtungen der Schule so zu gestalten, daß sie denen der allgemeinen Fort bildungsschule entsprechen, und das Recht auszuwirken, daß sortbildungSschulpflichtige junge Leute, welche diese Fachschule besuchen, von der Theilnahme an der all gemeinen Fortbildungsschule befreit werden sollen. — Im benachbarten Marienthal stößt die dies jährige Kirchen-VorstandSwahl durch Umtriebe von DU „Weißeritz.Zeitung" «scheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2b Pfg-, zweimonatlich S4 Pfg., einmonatlich 4S Pfa. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowi« die Agenten nehmen Be ¬ stellungen an. AKtz 4 Stz 4» fiir die Königliche Aintshauplinannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte nnd die KtadtrLthe zu Dippoldiswalde und Irauenß-iu