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Dresdner Journal : 14.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708143
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-14
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 14.08.1897
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VnmGprrl«: Für DrrSd«» vietteljährllch: I Mark kV Pf., btt de» Ku ncr - lich deutschen Postaiistallcn vierteljährlich »Mark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Eoun- und Feiertage abend«. Fernipr-Anschluß: Nr 1295 DrrsLner T IMriml. >»t»«Lti»«,4«r»»tzrt«: FKr de» Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schn st Ai Pf Unter „ «fand»" di« Zeil« »0 Bet Tabelle»- und entsprechender S Her»»««eber: Königliche Expeditiou de« Dresdner Journal- Dre«den, Znnngerstr. »0. Fernspr -Anschluß: Nr. 1295 V 187 Sonnabend, den 14. August, abends. 18S7. Amtlicher Teil. Dresden, 14. August. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, hat Sich gestern Abend 7 Uhr 31 Min. nach dem Nord seebad Norderney begeben. Tresöt«, 1-1. August. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Portepeefähnriche u. s. w. X. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im astiven Heere. Ten 12. August 1897. v. Criegern, Oberst-Ltnt. und Kommandeur des 3. Jäg.-Bats. Nr. 15, unter Beförderung zum Obersten, mit seiner bisherigen Uniform zu den Offizieren von der Armee versetzt. v. Altrock, Oberst-Ltnt. ä la 8uit« des 1. Jäg.-Bats. Nr. 12, unter Enthebung von der Stellung als Kommandeur des Kadetten Korps, zum Kommandeur des 3. Jäg. BatS. Nr. 15, v. Criegern, Major und Bats.-Kommandeur vom 1. (Leib-) Gren -Regt. Nr. 10V, unter Stellung ü la suits dieses Regts., zum Kommandeur des Kadetten-Korps, Schneider, Major aggr. dem 4. Jnf.-Regt. Nr. 103, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit Pension zur Disp. gestellt und zum Stabsoffizier des Landw.- Bezirks Leipzig — ernannt. Wermuth, Major vom Generalstabe der 1. Div. Nr. 23, unter Belassung zur Dienstleistung beim Stabe dieser Div. bis nach Schluß der dieSj. Herbst übungen und mit der Ellaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform während dieser Zeit, als Bats.-Kommandeur in das 1. (Leib-) Gren -Regt. Nr. 100, v. Heynitz, Prem Ltnt. vom 7. Jnf.-Regt. „Prinz Georg" Nr. 106, unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, als Komp-Chef in das 11. Jnf.-Regt. Nr. 139, Eulitz, Prem.-Ltnt. vom 9. Jnf.-Regt. Nr. 133, in das 7. Jnf.-Regt „Prinz Georg" Nr. 106, — versetzt. Thomas, Sek.-Ltnt. vom 9. Jnf.-Regt. Nr. 133, zum Prem.-Ltnt., vorläufig ohne Patent, befördert. Ritter Borosini v. Hohenstein, Sek.-Ltnt. vom Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108, in das 9. Jnf.-Regt. Nr. 133, Bierey, Prem.-Ltnt. vom 1. Feld-Art.-Regt. Nr. 12, in das 2. Feld Art.-Rezt. Nr. 28, Duhme, Prem.-Ltnt. vom 2. Feld-Art.-Regt. Nr. 28, mit der Erlaubniß zum Forttrogen seiner bis herigen Uniform, in das 1. Feld-Art.-Regt. Nr. 12, — versetzt. v. Craushaar, Oberst-Ltnt. z. D und Kommandeur des Landw.-Bez. Bautzen, der Charakter als Oberst verliehen. - tt. Abschiedsbewilliguugen. Im aktiven Heere. Ten 12. August 1897. Frentzel, Hauptm. und Komp.-Chef vom 11. Jnf.- Regt. Nr. 139, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der bisherigen Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, der Abschied bewilligt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Oberstlieutenant und Kommandeur des 3. Jäg.- Bats. Nr. 15 v. Altrock, bisher Kommandeur des Kadetten-KorpS, das Offizierkreuz des Albrechts-Ordens zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Polizeiinspector Born bei der Polizeidireclion zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen verliehenen Kronenorden 4. Klasse annehme und trage. Erueuuuugen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums derFinanzen. Bei der Post - Verwallung sind ernannt worden. RathS- burg, zeither Postfecretär, als Ober-Poftsecretär im Bezirke der Kaiser! Oberpostdirection zu Chemnitz; Scheibe, Zschocke, Thielemann und Boldt, zeither geqen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, als etatmäßige Postassistcnten im Bezirke der Kaiser! Oberpostdirektion zu Dresden I« Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kriege«. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 14. Juli 1897. Mehner, Rendant beim Kadettenkorps zu Dresden, aus seinen Antrag unter dem 1 November 1897 mit Pension in den Ruhestand versetzt. Ten 23 Juli 1897. Freygang, «asrrneninspektor in Leipzig, unter dem 1. August 18S7 zum Berwaltungsinspektor ernannt. Ten 24 Juli 1897 Pickert, Berwaltungsinspektor und GarnisonverwaltungS-Bor- stand in Großenhain, als solcher nach Königsbrück, Ziegenbalg, Berwaltungsinspektor und SarnisonverwaltungS- Borstand auf Festung Königstein, als solcher nach Großen hain, Schubert, Kaserneninspektor in Leipzig, als Garnisonver waltungs-Borstand auf Probe nach Festung Königstein, Meißner, Kaserneninsprktor ,n Königsbrück, als solcher nach Leipzig, — unter dem 1. Oktober d. I., — versetzt. Ten 2« Juli 1897. Josiger, Zahlmstr vom 2. Bai 8. Jnf.-Regts. „Prinz Johann Georg" Nr 107, aus seinen Antrag unter dem l. November 1897 mit Pension in den Ruhestand versetzt. Sommer, überzähliger Zahlmstr. beim 8 Jnf.-Regt. „Prinz Johann Georg Nr 197, als etatSmäß Zahlmstr dem 2. Bat. diese- RegtS. unter dem 1. November 1897 überwiesen. Nichtamtlicher Teil. Ter Zwischenfall zwischen Lsterreich-Ungar» und Bulgarien trifft mit dem Regierungsjubiläum des Fürsten Fer dinand zusammen und ist geeignet, die Sympathie, mit welcher man außerhalb Bulgariens diesem Gedenk tage gegenübersteht, sehr zu vermindern. Nach der ganz unqualifizierbaren Haltung Stoilows, die zu redressieren der Fürst augenscheinlich unvermögend oder nicht gewillt gewesen ist, hat die Regierung Österreich-Ungarns in sehr freundlicher Weise dem Regenten des Balkanländchens doch die Möglichkeit offengclassen, den von Stoilow veranlaßten Zwischen fall beizulegen, indem sie von einem völligen Abbruch der diplomatischen Beziehungen absah. Den jetzt noch offenen Ausweg zu benutzen, wird Fürst Ferdinand sich beeilen müssen, und es würde einen nach Lage der Sache immerhin leidlichen Ein druck machen, wenn er das Notwendige in der Trenn ung von seinem ersten Ratgeber erblickte und gerade an seinem Jubiläumstage verfügte. Über die Umstände, welche den plötzlichen Urlaubs antritt des diplomatischen Agenten Österreich-Ungarns in Sofia veranlaßt haben, werden jetzt zum ersten Male durch die „Polit. Corr" folgende zusammen hängende, von informierter Seite stammende Mit teilungen veröffentlicht: Der „Berliner Lokalanzeiger" brachte am 31. Inti d. Js. einen Bericht seines Coburger Korrespondenten über eineünter- Lunss und Wissenschaft. * In Bayreuth beginnt heute die letzte Ausführung des „Nibelungenringes", die bis Dienstag dauert Am Donnerstag, den 19 August, werden mit der Jubiläums vorstellung des „Parsifal" die diesjährigen Festspiele be endigt. Nach der am letzten Mittwoch ausgegebenen Nummer der „Bayreuther Fremdenliste" haben tus jetzt 4193 Personen die Aufführungen besucht, welche Zahl man auf rund 4500 erhöhen kann, da die Besucher der Mittwochs-Vorstellung noch nicht vollzählig in der Liste figurieren dürften. Die zu den letzten fünf Vor stellungen eintreffenden Fremden werden die Zahl der diesjährigen Festspielbesucher auf etwa 6000 er höhen Das Bayreuther Theaterpublikum ist im großen und ganzen immer dasselbe, aber es erscheint bei den versch,ebenen Cyklen bez. Einzelvorstellungen, ähnlich den Bildern eines Kaleidoskopes, immer in einer anderen Zu sammensetzung, und dem einzelnen Fremden, der sich bei seinem jedesmaligen Dortsein immer in anderer Gesell schaft befindet, erscheint die Verschiedenartigkeit der Bay reuthpilger in den verschiedenen Festspieljahren größer, als sie thatsächlich ist Nicht entgehen kann eS dem aufmerk samen Beobachter, daß die Zahl der weiblichen Besucher der Festspiele mit jedem Jahre zunimmt, während die Zahl der Fachleute und eigentlichen „Wagnerianer", die zu Lebzeiten des Meister« einen sehr großen Teil der Theater besucher bildeten, entschieden im Abnehmen begriffen ist Unter den Besuchern der Vorstellungen dieser Woche, die nur drei Aufführungen de« „Parsifal" brachte, befanden sich viele Deutsche Der Besuch diese« Werkes ist auch den weniger Bemittelten möglich, während die „Nibelungen"- Vorstellungen fast nur von der Geldaristokratie frequentiert werden. Musiklitteratur. „Dre weiße Dame" Komische Oper von A Fr. Boieldieu Klavierauszug mit Text und vollständigem Dialog von R. Kleinmichcl — „Die Verschworenen". Komische Oper in einem Akt von Franz Schubert. Klavierauszug mit Text und vollstän digem Dialog von R. Kleinmichel, Leipzig, Barthols Senff. Der rührige Leipziger Musikalienverlag veröffent licht schon seit längerer Zeit sorgfältig revidierte NeuauS- gaben älterer Opern, besonders Spielopern. WaS diesen Bearbeitungen vor allen anderen den Vorzug giebt, ist der Umstand, daß hier die ganze Oper geboten wird: der vollständige Dialog ist zwischen die Musiknummcrn eingc« fügt und ausführliche Angaben über daS szenische Arrangement gehen jedem einzelnen Auftritt voran. Wer also einen dieser KlavierauSzüge durchlieft, der nimmt em Bild des wirk lichen Bühnenvorganges in sich auf. Die vorliegenden Bände schließen sich ihren Vorgängern würdig an. Der Druck ist au-gezeichnet deutlich, da» Papier vortrefflich, und die Redaktion verständig wie immer. Die Wechsel reden der handelnden Personen haben freilich dieselbe Fassung, in der sie auf unseren Bühnen üblich sind. Daß eine solche Fällung überhaupt sich einbürgern konnte, ist ein Zeichen dafür, wie weit entfernt man auf unseren Operntheatern von der geringsten Fühlung mit einem natürlichen, guten Deutsch sind Der geschraubteste Roman jargon — im Operndialog wird er Ereignis Hier Wandel zu schaffen ist Sache der verständigen und gebil deten Dramaturgen * „Die Freunde" betitelt sich Ludwig FuldaS neues vieraktiges Lustspiel, das er dem „Deutschen Theater" in Berlin übergeben hat Als Kern de« Inhalts wird mitgeteilt: Zwei außerordentlich eng befreundete Männer können von dem Augenblick ihrer Verheiratung an das warme intime Freundschaftsverhältnis nicht mehr aufrecht erhalten, weil ihre Frauen sich nicht vertragen können redung, die der bulgarische Ministerpräsident am Tage vorher ihm gewährt hatte Hr Stoilow benutzte diesen Anlaß, um zu versichern, daß der Prozeß gegen die Mörder der Anna Szimon ein ganz gewöhnlicher Prozeß gewesen und nur fälsch lich auf daS politische Gebiet übertragen worden sei. Zugleich verwahrte er sich entschieden dagegen, den Prozeß mit dem fürstlich-bulgarischen Hose in Verbindung zu bringen Daran anknüpsend ließ sich Hr. Stoilow, jenem Berichte zufolge, zu der Äußerung hinreißen, Österreich brauche nicht so empfindlich wegen der Vorgänge in Bulgarien zu sein, wobei er auf ein tragisches Ereignis im Allerhöchsten Kaiserhaus! und aus ver schiedene Begebenheiten im öffentlichen Leben der Monarchie hinwies Zum Schluffe bemerkte Hr. Stoilow, man habe den Prozeß gegen Boitschew und Genossen nur deshalb mit dem fürstlich bulgarischen Hose verquickt, weil die Politik jetzt keine Veranlassung zu Angriffen gegen den Fürsten biete. Dieses Bestreben gehe hauptsächlich von österreichischer Seite aus und finde seine Erklärung in den gespannten Beziehungen zwischen Bulgarien und Österreich, da» mit seiner Bulgaren seindlichen Politik jetzt ziemlich isoliert dastehe. Wie der Korrespondent in seinem Berichte über die Unterredung besonders hervorhob, war er von Hrn. Stoilow im Auftrage des Fürsten Ferdinand em pfangen worden. Das fragliche Jnterwiew wurde von verschiedenen deutschen und österreichischen Blättern auszugsweise wiedergegeben und erregte wegen der darin enthaltenen Ausfälle gegen Österreich- Ungarn allgemeiner Aufsehen Umsoweniger konnte die öster reichisch-ungarische Regierung diese ruhig hinnehmen Der Sekretär der fürstlich bulgarischen Agentie in Wien, welcher in Abwesenheit des Agenten als Gereut fungierte, wurde deshalb noch an demselben Tage, an den, die Wiener Blätter den frag lichen Auszug brachten, nämlich am Abende des 31. Juli, im Kaiser! und Königl. Ministerium des Äußern mündlich daraus aufmerksam gemacht, daß man ein baldiges Dementi der, wie man annehmen müsse, Hrn. Stoilow fälschlich in den Mund gelegten gehässigen Äußerungen erwarte Ein im selben Sinne gehaltener Artikel erschien am solgenden Tage im „Fremden blatt" Fast vier Tage später, am 4. d. Mts., vormittags, erschien der Sekretär der bulgarischen Agentie neuerdings im Ministerium des Äußern, um im Auftrage des Hrn Stoilow, der sich inzwischen in Wien aufgehaltrn hatte, die Erklärung abzu- geben, daß dessen Äußerungen entstellt wiedergegeben worden seien, und daß er bereits eine cntsplechende Richtigstellung veranlaßt habe. Der Überbringer dieser Erklärung wurde bedeutet, daß man sich Vorbehalten müsse sobald der Wortlaut des in Aus sicht gestellten Dementis bekannt sein werde, zu beurteilen, ob es die schuldige Genugthuung gewähre Zugleich wurde dem Besremden darüber Ausoruck gegeben, daß Hr. Stoilow sich so lange besonnen habe, seine Äußerungen richtig zu stellen. Da dem Ministerium desÄußcren jedoch weder imLause dieseSnoch des solgenden Tages eine weitere Mitteilung in der Sache zukam, erhielt der Kaiser!, und Königl. diplomatische Agent in Sofia am Abende des b August den Austrag, an die sürstlich bulga rische Regierung das Verlangen zu richten, binnen 48 Stun den ein entschiedenes Dementi zu veranlassen, und davon der Kallert, und Königl. Regierung offiziell Kenntnis zu geben. Kurz daraus gelangte an das Wiener Kaiser!, und Königl. Telegraphen Korrespondenzbureau ein Telegramm der „Agence Balcanique" in Sofia, welches im Originaltexte solgendermaßen lautet: „Ltoilov cküclare corupte-reuitu nur röeont entretiou uvso correspoockaut alb munck publiö äaos ckitköroot« zour- naux allvmaucks in- xuct et äemsut iueilluutions ä ce sujst repoockuot oi ä veritö vi ü »on opioioo.' Diese Erklärung entsprach weder ihrem Inhalte, noch ihrer Form nach dem gestellten Begehren Abgesehen davon, daß darin die Wiedergabe der sraglichen Unterredung nur als „un genau" bezeichnet wurde, sodaß die Frage offen blieb, ob Hr. Stoilow speziell die den Gegenstand der Reklamation bildenden Äußerungen gethan habe oder nicht, sehlte auch jede Bürgschaft für ihre Authentizität, da eine offizielle Mitteilung hierüber nicht erfolgte Zudem brachten bulgarische Regierungsblätter, insbesondere der „Mir", um dieselbe Zeit Artikel, welche sich durchaus in dem gleichen Gcdankengange bewegten wie die Auslassungen des Hrn. Stoilow gegenüber dem Berichterstatter des „Berliner Lokalanzeigers", sodaß das Verlangen nach einem en'.schiedenen und förmlichen Dementi um so gerecht fertigter erschien. Aus diesem Grunde hat auch Baron Call dem Gerenten des bulgarischen Ministeriums gegen über das durch die „ Agence Balcanique" verbreitete Dementi als unzureichend bezeichnet Obwohl also Hr. Stoilow hierüber nicht im Zweifel sein konnte, unterließ er cs dennoch, rechtzeitig eine dem gestellten Begehren und den er wähnten Umständen entsprechende Richtigstellung zu veranlassen. Die Kaiser!, und Königl. Regierung ließ indes noch einige Tage ver streichen, bevor sieweitergehende Beschlüsse saßte, einerseits um dem Einwande zu begegnen, daß die Abwesenheit des Hrn. Stoilow von Sofia Verzögerungen und Mißverständnisse hcrbcigesührl habe, anderseits weil sie nach wie vor den Wunsch hegte, jede Störung der bestehenden freundnachbarlichen Beziehungen zu Bulgarien, wenn nur immer möglich, zu vermeiden. Da jedoch Hr Stoilow auch diese weitere Fiist unbenutzt verstreichen ließ und daraus aus die vorsätzliche Mißachtung der dem Nachbar- reicke schuldigen Rücksicht geschlossen werden mußte, so sah sich * Rom läuft Gefahr, ohne Theater zu bleiben Die Polizei hat nämlich herausgefunden, daß von sämt lichen 15 Theatern der Hauptstadt nur eines den feuer polizeilichen Vorschriften entspricht Die meistbesuchten Theater, das „Argentina" und „Valle", seien in geradezu traurigem Zustande, das „Metastasio" und „Rossini" müßten geschlossen werden. Alle übrigen Theater Roms aber seien wert, sofort für ewige Zeiten vom Erdboden zu verschwinden... So liest man im „B. B.-C", in dem sich auch die folgende Mitteilung findet. Verdi soll seinem Freunde Boito ein Kästchen übergeben haben, „nach seinem Tode zu öffnen". Das Kästchen soll die Partitur einer neuen eben vollendeten Oper enthalten. Diese Oper soll der vielbesprochene König Lear, sie kann aber auch Shakespeares „Sturm" oder das Ganze eine Ente sein * Ein heftiger Krieg ist in Pesaro gegen Mascagni ausgebrochen Ein Teil des Lehrerpersonals bat sich gegen die künstlerischen Anordnungen aufgelehnt, die er al« Direktor des Konservatoriums Rossini traf. Ein Lehrer und zwei Lehrerinnen, darunter die berühmte Harfenvirtuosin Gräfin Gianuzzi Palazzi, gaben bereits ihre Entlastung Die Schlußprüsungen blieben aus und Mascagni mußte auf seinen Plan verzichten, die Oper „Lisette" seines Schülers Bellucci zur Aufführung zu bringen. Professor Antonius van der Linde, der gestern, 63 Jahre alt, in Wiesbaden gestorben ist, war ein un gemein vielseitiger Gelehrter Er trieb philosophiegeschicht liche, religionsgeschichtliche und allgemeinpeschichtliche Studien, hatte Sprachenkenntniste von ungewöhnlichem Umsange und war als Bibliograph sehr geschätzt Der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit aber liegt in seinen kultur geschichtlichen Untersuchungen Er hat hier mit einer staunenerregenden Gelehrsamkeit und mit nicht rastendem das Kaiser!, und König! Ministerium de- Äußeren zu der be kannten Maßregcl veranlaßt. Von Ler franzöfischeu Artillerie. Bekanntlich ist die französische Feldartillerie seit mehreren Jahren in Abteilungen von je zwei Batterien eingeteilt, weil früher die Mannschaften zur Ausstellung von Gruppen zu drei Batterien nicht ausreichten und hierdurch die Batterien sehr schwach waren. Trotzdem sind aber auch gegenwärtig eine Menge von Mannschasten dem Dienste entzogen, und er könne» die Batterien nur dann in der Batterie üben, wenn die Mannschasten der ganzen Gruppe in einer Batterie zu- sammrngestellt werden. Seit längerer Zeit aber hat man von sachmännischrr Seite aus die Schwierigkeiten hingewiesen, die bei der Feldausstellung entstehen, wenn ein volles Dritttil der Batterien erst neu gebildet werden muß, und eS wird daher beabsichtigt, in nächster Zeit die Gruppen wieder zu je drei Batterien zu bilden. Da hierdurch eine Anzahl AbteüungS- kommandeure überzählig werden, so sollen nach einer Mitteilung des „^veuir milituirs', von welcher die .Köln. Zig." SenmmS giebt, in den nächsten Wochen 40 bis SV Stabsoffiziere der Artillerie zwangsweise in den Ruhestand versetzt werden. Diese neue Maßregel wird aber wieder den Stand der vorhandenen Batterien sehr erheblich schwächen und hierdurch wird die Aus bildung sehr notleiden. Der Schrecken, den die Einführung der Schnellseuergejchütze in Deutschland Frankreich einflößte, weicht allmählich einer fröhlichen Hoffnung, denn man glaubt in Frankreich, infolge einer Erfindung Deutschland vollständig über flügelt zu haben. Der Oberst der Marine - Artillerie Humbert Hai nämlich eine Erfindung gemacht, vermittels deren nicht nur die bisherigen Beschütze von 80 und 20 wm ohne große Kosten in Schncllseuergeschütze verwandelt, sondern auch der Feuerstrahl sowie der Knall ungemein abgeschwächt werden, sodaß man aus Entsernungen von über 1009 m die feuernden Geschütze weder sehen noch hören werde. Oberst Humbert hat seine Erfindung der Bcschützsabrik Hotchkiss vorgelegt, die nach seinen Angaben ein Geschütz herstellte, das am 26. April aus dem Schießstande in St Denis vor einer Kommission von Marine - Artillerie - Offizieren geprüft worden ist und alle Erwartungen sogar noch übertroffen hat. „^renir Uilituiro" setzt die Botteile dieses neuen Geschütze- auseinander und mcint, daß, während es bisher der feindlichen Artillerie nicht sehr schwer war, sich einzuschießen, dies jetzt nahezu unmöglich werde Wenn Pferde, Protzen und Mann schasten im Gelände gedeckt si»d, wird nichts mehr die franzö sischen Geschütze dem Feinde verraten, kein Blitz zeigt ihm Aus stellung und der Feind wird lange Zeit brauchen, bis er end- jich die sranzösische Batterie findet In dieser Zeit wird er große Verluste erleiden, da die französischen Kanoniere in aller Ruhe zielen und ihr Feuer regeln können. Wenn der Feind i» der Minute 69 Granaten erhält, so wird er überdies nicht wissen, ob ihm nur eine Batterie gegenübersteht, deren Ge schütze in der Minute zehn Schuß seuern, oder ob er es mit einer großen Masse von Geschützen zu thun hat, die nur einen Schuß in der Minute abgeben. Die Erfindung soll auch für Jnfanteriegewehre angewandt werden, und es schwelgt nun der sranzösische Berichterstatter in Erwartung der ungeheuren Er folge, die eine kleine Truppe, in Örtlichkeiten oder in einem Walde gedeckt, mit der neuen Waffe erringen werde. Voll ständig ungesehen, überschüttet sie den Feind mit einem Hagel von Geschossen, überall reißt sie Lücken, und niemand weiß, ob ihm 199 oder 1999 oder 2999 Feinde gegenüberst.hen So werde eine einzige Compagnie unter Umständen in der Lage sein, eine ganze feindliche Division in hohem Grade zu beunruhigen und sogar zur vollen Emwickelung zu bringen. Bevor nun aber diese Erfindung des Obersten Humbert zur Einführung kommt, übt man in Frankreich die Handhabung großer Gcschützmaffen, und es finden gerade gegenwärtig im Lager von ChalonS auf Anordnung des Krieg-Minister-Generals Billot solche Übungen statt, zu denen 29 sahrende Batterien, 6 reitende Batterien, 7 Bataillone Jnsanterie, 6 Artillerie- und 2 Jnsanterie-Munition--Kolonnen dort versammelt sind. Die Übungen leitet der General der Artillerie Nismes, der sich in der dreitägigen Schlacht bei BillierS am 39. November bis 2. Dezember 1879 vor Paris als Batterieches in hohem Maße ausgezeichnet hat. ES wird der Kamps gegen eine Division in verschiedenen GescchtSlagen vorgesührt, und zwar in der Weise, daß an einem Tage die Truppen nur mit gewöhnlichen Kar tuschen bez mit Platzpatronen üben, wobei zu jedem Jnsanteiie- bataillon und jeder Schwadron ein Artillerieoffizier ständig zu- gctcilt ist, der die einzelnen Stellungen btt der Entwickelung der Division und die Zeiten sich ausschrcibt, während deren die betreffenden Truppenteile, sei cS im Marsche, in der Entwickel ung oder in Stellung, dem Feuer des Feindes ausgesetzt waren. Diese Zeitangaben werden zusammengestellt, und am anderen Tage werden die verschiedenen Stellungen durch Scheiben be zeichnet, woraus die Beschießung mit Granaten während der von den Artillerieoffizieren angegebenen Zeiten erfolgt. So glaubt man der Wirklichkeit am ehesten nahe zu kommen. Diesen großen Übungen werden neben dem Kriegsminister zahl reiche Generäle beiwohnen und überdies S9 Stabsoffiziere der Jnsanterie, die gegenwärtig zur Jnsanterie - Schiebschule kom mandiert sind Fleihe abseits liegende Gebiete in ihrer ganzen Aus breitung nach allen Richtungen hin durchforscht Van der Lindes wissenschaftliche Arbeit ist von dem Drange nach Wahrheit ersüllt. Es hat ihm nichts an, wenn er sich selbst berichtigen muß; nicht ohne Behagen sogar erkennt er manchen eigenen Irrtum an Aber er ver langt auch von anderen, daß sie von dem gleichen Gesichts punkte aus wie er die wissenschaftliche Arbeit betreiben Wo er meinte, daß dies nicht geschehe, konnte er in der Polemik sehr schroff werden Dieser Grundzug van der Lindes hat sein äußeres Leben stark beeinflußt. Er hatte sich veranlaßt gesehen, die „Kosterlegende", die in seiner Vaterstadt Haarlem umging, einer kritischen geschichtlichen Unterfuchung zu unterziehen. Die Kosterlegende besagt, nicht Gutenberg in Mainz, sondern Koster in Haarlem sei der Erfinder der Buchdruckerkunst. Diese Sage wurde von vielen holländischen Gelehrten aus falscher Vaterlands liebe aufs lebhafteste als geschichtlich ausgegeben, obwohl jedem Sachkenner ihre Unhaltbarkeit unzweifelhaft war Van der Linde sammelte nun alles Rüstzeug, um Guten berg gegenüber Koster sein Recht zu verschaffen Sein Unternehmen bekam ihm schlecht Ein Sturm der Ent rüstung erhob sich wider ihn Sein Journalaufsatz „De Eoster-Legende" und noch mehr das Buch „De Haarlemsche Eoster-Legende wetenschapenligh ondcrzocht" vom Jahre 1870 erregten einen lebhaften litterarischen Krieg gegen van der Linde. Letzterer wehrte sich wacker Die Abwehr aber kostete ihm viel Arbeit und obenein sein Vermögen. Überdies verleidete ihm die Anfeindung sein Vaterland Er siedelte nach Deutschland über, wo er 1876 durch die Be rufung zum Bibliothekar der Landesbibliothek in Wies baden einen neuen lohnenden Wirkungskreis erhielt Der Kosterlegende bereitete er durch sein Buch über Gutenberg 1878 für alle Zeit da« Ende An da« Gutenbergbuch schließt sich die „Geschichte der Erfindung der Buchdruckerkunst" an Nach den Koster-Schriften tritt in dem reichen litterarischen Schaffen
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