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R'oriirnblutt für Pulsnitz, KHnigslnülli, Rüdrlitrg, Rüsttluirg, Moriffburg und NmgtgcnL. Erscheint: Mittwoch» und Sonnabend». Abonuementspreis: irmschließiich de« jeder Sonnodend-Nummer beUieqenden SonntaqSdlatte«) Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Amtsblatt des Königtichen Amtsgerichts, sowie des Stadtratkes zu Aulsnih. Inserate werden mit 10 Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- zeile berechnet u. sind bis spätesten« Dienstags und Freitags Vormittags v Uhr hier auszugeben. LcchsMSVreißigster Jahrgang. Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Nedacteur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Weber's Erben in Pulsnitz. Geschäftsstep^ st, Königsbrück; bei Herrn Kaufm. M. Tschersich. Dresden» Annoncen-Bureaus Haase »st ei« L Vogler u. Jnvalidesda»». Leipzig; Rudolph Wallst 9tu^ui/irtiu0 """ uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarlen oder Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen, mag der Betrag beiliegen oder nicht. ^XP6l!iiivN Ü88 ^Mt8dIstUSA. Sounavend. 68. 23. August 1884. Auf Fol. 151 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute verlautbart worden, daß die Firma F. F. Günther in Pulsnitz M. S. erloschen ist. . P u i , t. . am I- Das Königliche A m t s g e r i ch i. v.: Wolf, Ass. Dienp MgT^en d. M., Nachmittags 4 Uhr, soll auf hiesigem Schützenhause ein viersitziger Kutschwagen gegen Baarzahlung versteigert werden. , Pulsnitz, den 21. August 1884 Kunath, Ger.-Vollzieher. Das mitteleuropäische Bündnis;. Die Varziner Ministerzusammenkunst hat den Blick wieder auf das Verhältnis der deutsch-österreichischen Allianz einerseits zu Italien, anderseits zu Rußland, ge lenkt, zumal i>a dieser Gegenstand in den Besprechungen zwischen dem Fürsten Bismarck und dem Grafen KalnokY ebenfalls mit zur Erörterung gelangt sein soll. Nament lich sind es die Beziehungen zwischen Deutschland und Orsterreich einer- und dem Appeninenstaate anderseits, welche jetzt mit kritischen Augen betrachtet Nurden, du man verschiedentlich wissen will, diese Beziehungen hätten sich gelockert und sei zur Zeit die Skellung Italiens im mitteleuropäischen Bande noch unde inirbarer und un sicherer als früher. Schwerwiegende Gründe sür diese Behauptungen werden indessen nicht angeführt nur die Unterstützung, welche Italien der englischen Negierung auf der Londoner Conferenz angedeihen ließ und wofür jene dem römischen Cabinet bekanntlich ihren Dank Hal m-sprechen lassen, wird als ein Zeichen hingrseellt, daß sich das Vcrhältniß Italiens zu der deutsch-österr eichischen Allianz beden"lich gelockert habe. ES wäre indessen sehr falsch, aus dieser zeitweiligen Annäherung Italiens an England auf eine Trübung der Beziehungen des ersteren Staates zu seinen , Allirten" zu schließen. Die Italiener sind eben practische Leut: und suchen für sich ein Profttchen hc rauszuschlagen, wo es nur angeht. Hierzu scheint ihnen die Londoner Con feoenz und eine engere Verbindung mit England diesmal geeignet zu sein; nächst England und Frankreich ist Italien au der eghpttschen Frage ja auch wegen seines starken Handelsverkehrs nach Egypten und seiner zahlreichen Colonisten im Nilla ibe am meisten betheiligt, und man kann die italienische Negierung nicht tadeln, daß sie, um in den egypäschen Händeln ihren Vortheil zu wahren, beschloß auf der Cmserenz möglichst mit England zu gehen. Deutschland und Oesterreich standen der egyptischeu F :age mit einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber, di: Haltung Rußlands war ungewiß, an Frankreich mocht: man sich, schon wegen der italienisch-französischen Eifer sucht im Mittelmeere, nicht anschließen nnd sc beschloß man denn in Nom auf der Conferenz die Pläne Eng lands fördern zu Helsen, wahrscheinlich, weil die italie nischen Staatsmänner durch ein Zusammengehen mit England in der eghpttschen Frage eher die Interessen ihres Landes am Nil zu wahren glaubten. Ob diese- Culcül richtig ist, mag dahingestellt bleiben, Mnsall.i fo.gert aber daraus, daß Italien iv seiner Mütelmcer- Politik Beistand von Pir. Gladstone erwartet, noch nicht, daß man sich in Rom nun der Verpflichtungen — wenn solche überhaupt existiren — gegen Deutschland uni, Oesterreich zu erledigen sucht. Herr Depretts und seine Minister-Collegen sind klug genug cinzusehen, wie werth - voll unter allen Umständen die Freundschaft der beiden so eng verbundenen centralcuropätschen Kaiserreiche sür Italien ist und daß ebenso eine Erkaltung in Viesen Be ztehungen für letzteren Staat leicht eine Iso iruvg in europäischen Loncert zur Folge haben iönnte, trotz der englischen „Freundschaft". Von einer „Lockerung" des Verhältnisses des italienischen Königreiches zu den beiden Kaiserreichen kann daher nicht die Rede sein, um so tvtüger, als thatsächlich weher von Berlin noch von Wien aus die geringste ofsiciöse Andeutung vorliegt, daß eine solche Lockerung eingetreten wäre. Was aber das Verhältniß der deUtsch-österreichischen Allianz zu Rußland anbelangt, so ist dasselbe noch das alte, freundschaftliche, auf gegenseitiges Vertrauen beruh ende. Die Versuche, die von verschiedenen Seiten gemacht worden sind, das enge Bündniß zwischen den centraleu ropäischen Kaiserreichen als eine Drohung gegen das Czarenreich hinzustellen, sind nirgends Ernst genommen worden und daher ist auch der anderweitige Versuch, Mißtrauen zwischen den Cabineten von Berlin und Wien einer- und dem Petersburger Cabinet anderseits zu säen, vollkommen gescheitert. Dagegen ist auch nicht die Rede mehr von der Wiederherstellung des früheren Dreikaiser bündnisses und wird zur Erneuerung desselben auch schwer lich bei einer der drei Mächte Neigung vorhanden sein, da eben die politische Constellation in Europa in den letzten ;ehn Jahren eine vollständig veränderte geworden ist. Es hat ja allerdings eine Zeit gegeben, in der eine gewisse Spannung in den Beziehungen des Czarenniches zu Oesterreich und namentlich auch zu Deutfchland sich nicht verkennen ließ, eine Spannung, aus welcher ängst liche Gemüther aus den bevorstehenden deutsch-russischen Riesenkampf schließen wollten. Aber dieselbe ist längst wieher geschwunden, besonders seit dem Besuchen des Herrn v. Giers in Varzin, und hat der sreundschas llichen Entente Platz gemacht, welche jetzt unzweifelhaft zwischen der deutsch-österreichifchen Allianz und Rußland besteht und es kann darum auch ferner diese Allianz, Italien in sie mit inbegriffen, als die beste Bürgschaft sür die weitere Aufrechterhaltung des europäischen Friedens be trachtet werden. Zeitereignisse. Dresden. Am 1. Juli 1884 befanden sich hier in 103 öffentlichen und Privatschulen 38,336 Schüler, da von waren 21,782 Knaben und 16,554 Mädchen. Die Zahl d:r Lehrer betrug 1,365. Turnunterricht erhielten 16,607 Schüler, davon 9,046 Knaben und 7561 Mäd chen in 81 Schulen. — Die Herbstmanöver der 1. Infanterie-Division Nr. 23, zu denen die Brigade Nr. 45 (1. sLeib-f Gre nadier-Regiment Nr. 100, 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 und Schützenregiment Nr. 108) und die Brigade Nr. 46 (3. Infanterie-Regiment Nr. 102, 4. Jnfaneerie- Regiment Nr. 103 und 2. Jäger-Bataillon Nr. 13) gehören, beginnen in diesem Jahre am 5. September. Vorher hält jede Division Brigade-Uebungen ab xegen markirtrn Feind und zwar die Brigade Nr. 45 au 3. und 4. September bei Oederan, die Brigade Nr. 46 an denselben Tagen bei Freiberg. Das 2. Bataillon des Schützeuregiments bleibt in Dresden, um den Gamison- Wachtd.enst zu versehen. — Tie Ehrenpreise, welche Ihre Majestäten der König und die Königin für die Leipziger Gartenbau- Ausstellung gestiftet haben, sind bereits in die Hände der Ausstellungs-Commission gelangt. Der Preis Sr. Majestät besteht in einer werthvollen silbernen Frrcdt- schale, der Preis Ihrer Majestät in e'^m prächtigen Dejeuner-Service aus Meißner Porzellan mit den An sichten der königlichen Schlösser; auch der Preis der Stadt Leipzig, in einem werthvollen silbernen Pokal bestehend, ist der Commission übergeben worden. — Die ohne obrigkeitliche Erlaubniß erfolgte öffent liche Veranstaltung einer Lotterie, ohne Entrichtung der für Loose durch das Reichs-Stempelabgabengefetz vom 1. Juli 1881 festgesetzten Stempelabgabe, ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 9. Juni d. I., sowohl wegen unbefugter Veranstaltung einer Lotterie aus § 286 des Str.-Ä.-B., als auch wegen Steuerde fraudation aus § 16 des Reichs-Stempelabgabengesetzes zu bestrafen. — Ein Schaffner oer Zittau - Görlitzer Bahn hat am Freitag Vormittag während der Fahrt einen be dauerlichen Unfall insofern erlitten, als ihm durch daS Zuschlägen der Coupeethüre der Unterarm zerquetscht und gebrochen wurde. — Damit die Kartoffeln nach dem Einbringen in die Keller nicht saulen oder schwarz werden, wird em pfohlen, die Kellerräume zuvor mittelst schwefeliger Säure zu desinficiren. ES werden dadurch die Fäul- nißerreger gerade so wie beim Schweseln der Fässer getödtet. Man hat zu diesem Zwecke nur nöthig, in dem Keller, nachdem dessen Fenster und sonstige Oeff- nungen vollständig verstopft worden sind, aus einem flachen Steine eine Stange Schwefel zu verbrennen oder in großen Räumen auch an mehreren Stellen Schwefel in Brand zu bringen, worauf man sich als» bald aus dem Keller entfernt. Die gasförmige schwefelige Säure (das Verbrennungsprodukt) wiro dann die ganze Lust des Raumes durchdringen und die Keime der Fäulnißerreger vernichten. Alle dumpfigen Keller, in denen sich immer Schimmel- und Moderpilze vorfinden, sollten aus diese Weise gereinigt werden. — Die diesjährige Pfingstkollekte zum Besten deS so segensreich wirkenden allgemeinen Kirchenfonds hat einen Ertrag von 10,977 Mark (637 Mark mehr als im Vorjahre) geliefert. Durch diesen ansehnlichen Zufluß, sowie durch andere Zuwendungen (500 Mark vom Dom kapitel zu Meißen), 546 Mark aus Kirchenärarien und 2361 Mark Zinsen des Stammvermögens hat sich nach der Bekanntmachung des evang.-lulh. Landeskonsistoriums der Nennwerth des Vermögens von 156,800 Mark Ende April d. I. auf 172,500 Mark Mitte August gehoben. Nach dem günstigen Erfolge, welchen andere kirchliche Liebeswerke mit der Vertheilung von Flugblättern erzielt haben, verdient der Vorschlag gewiß Beachtung, auch das Bekanntwcrden dieser Vielen noch fremden Stiftung, die doch ausschließlich den kirchlichen Nothständen inner halb Sachsens abzuhelfen bestimmt ist, durch Benutzung ähnlicher Mittel zu fördern. — Die Benzin-Katastrophe zu Plauen i. V. vom 9. d. hat ihr drittes Opfer gefordert. Am verflossenen Sonnabend Abend ist auch der Markthelfer Schwarzbach aus Reichenbach im Stadtkrankenhause seinen erhaltenen Verletzungen erlegen. Auch der Zustand des Dienst mädchens Geiß soll nicht mehr so besriedigend wie in den letzten Tagen sein, um anzunehmen, daß sie gerettet werden könnte. — Die Vorbereitungen für die am 31. August und 1. September im Schloß und Park des Prinzen von Schönburg in Gauernitz a. d. E. stattfindende 7. Wan- -erversammlung des „Bienrnwirchschsfllichen Bezirk-»