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Ausgabe: Wochentags Abends (mit Datum de» nächsten Tage»). — Die Anzeigen finden ohn« Prei Sausich lag zugleich Ver breitung durch die Chemnitzer Eisenbahn »Zeitung. Nr. 49. — 13. Jahrgang. — 1 Verlags-Anstalt: Alexander Wiede, Chemnitz, Theaterstraße 5. Dienstag, 28. Febrnar 1893. Politische Rundschau. Chemnitz, den 27. Februar 1893. Deutsches Reich. — De« Landtag de« Mark Brandenburg wurde am sonntag Mittag in Berlin von dem Oberpräsidenten Staatsminister von Achenbach mit einer längeren Ansprache eröffnet. Dem am kommenden Mittwoch stattfindcnden Laiidtagsfestmahle gedenkt der Kaiser ebenso, wie in den früheren Jahren, beizuwohnen. Die Trink- sprüche auf diesem Mahle benutzt der Kaiser, wie bekannt, mit Vor liebe zu politischen Kundgebungen. Die vorjährige Rede betraf das Thema der „Nörgler". — Bom Major v. Wißmann sind, wie die „Frkf. Oderztg." meldet, am 24. d. M. vom Nyassa Nachrichten eingelaufen, die bis zum 20. Dezember reichen. Wißmann hat zwar den See erreicht, doch befindet er sich körperlich so schlecht, daß er sich selbst schlimmen Befürchtungen hingiebt und man mit Sorge weiteren Nachrichten entgegensehen kann. — Die Wahlpriisungskonttnisston des Reichstages hat die Wahl des Abg. Freiherrn v. Stumm niit S gegen 5 Stimmen (Freisinnige und Sozialdemokraten) für giltig erklärt. — Die Stichwahl zwischen Jungfer (freis.) und Herlwig (Antisemit) im Wahlkreise Licgnitz findet am 4. März statt. Der Abg. Ahlwardt wird sich sofort rn den Wahlkreis begeben, um für Hcrtwig eine umfangreiche Agitation zu betreiben. — Ein deutscher Bundesstaat, das Großherzogthum Olden- » bürg, beging am Montag die 40 jährige Wiederkehr des Tages, an welchem sein Fürst zur Regierung gelangte. Am 26. Februar 1853 folgte der Großherzog Peter Nikolaus Friedrich seinem Vater in der Negierung und hat seither nicht nur in den Angelegenheiten seines Landes, sondern auch in der Entwickelung, welche zur Wiederher stellung des Deutschen Reiches führte, eine thatkräftige und erfolg reiche Thätigkeit entwickelt. Widmet das Land Oldenburg seinem Großhcrzoge aus diesem Anlasse dankbare Huldigungen, so nimmt das deutsche Volk daran innigen Anthcil. — DeS neueste Werk des bekannten italienischen Komponisten Mascagni, des Schöpfers der „Cavalleria. krmtivaua", „Die Rantzau", wurde am Sonnabend Abend im Berliner Opernhause mit großem Beifall aufgcführt. Nicht weniger als 17 Mal wurde Mascagni im Laufe des Abends gerufen, das Publikum raste Und tobte förmlich bei seinem Anblick. — Rncktrittögeschichten. In parlamentarischen Kreisen Berlins wird von Neuem erzählt, daß der Leiter der Kolonialabt Heilung, Geheimrath Kayser, demnächst znrückziltrctcn beabsichtige. Se,'n Rück tritt soll in der That nur eine Frage kurzer Zeit sein. — PrentzischeS Abgeordnetenhaus. Am Freitag hatte das Haus die Forderungen des Knltnsetats für Kunst und Wissen schaft ohne Debatte von Belang genehmigt. Am Sonnabend wurde der Rest des Knltnsetats und der Etat des Handelsministeriums ge nehmigt. In der Debatte zollte der Kultusminister Or. Bosse den Kreisphysikern große Anerkennung für ihre aufopfernde Thätigkeit, namentlich auch während der Cholerazcit, und versprach nach Kräften, für eine Besserstellung dieser Beamten und für eine Neuordnung des Physikatswesens zu sorgen. Die Ferien für den Sommer sollen in diesem Jahre am 14. Juli beginnen, eine definitive Regelung der Fcriensrage wird zum nächsten Sommer in Aussicht gestellt. Beim Etat des Handelsministeriums sagt Minister von Berlepsch die mög lichste Erfüllung des Wunsches nach Errichtung von Handelskammern zu. Beim Titel Baugewerkschulen spricht Abg. von Sche ncke nd orf (natlib.) sein lebhaftes Bedauern darüber aus, daß so wenig Mittet für unser Fachschulwesen ausgcworfen seien; außerdem wünscht Redner eine geregelte Beaufsichtigung des Fortbilduiiasschulwescns. Minister von Berlepsch hofft, daß es im nächsten Etat wieder möglich sein werde, mehr Mittel für diesen Zweck einzustcllen. Im Uebrigcn er folgt die Bewilligung ohne nennenswcrthe Debatte. Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr. (Etat der Lotterieverwaltnng und der direkten Steuern.) — Neve« die Giltigkeit der Wal,» des Abg. Ahlwardt wird der Reichstag in seiner heutige» Montagssitzung entscheiden. Da die Reichstagskommission die Wahl mit großer Mehrheit für giltig erklärt, ist derselbe Beschluß auch für das Plenum des Hauses sicher. — In Hamburg war das Gerücht von den» Ansbrnch der schwarzen Pocken im dortigen Auswandererhause verbreitet. Die Nachricht ist unbegründet. Ein Kind ist wohl an pockcnartigen Erscheinungen erkrankt, aber nicht an den schwarzen Pocken. — Die deutsche Antwortnote auf die russische Note vom November betr. den möglichen Abschluß eines Handelsvertrages ist nunmehr endgiltig festgestellt. Der deutsche Generalkonsul v. Lamezan, welcher zur Berathung der bezüglichen Fragen nach Berlin berufen worden war, da er von früher die russischen HandclSverhältnisse genau kennt, reist nach Antwerpen zurück. — Eine empfindliche Strafe zog sich ein Rekrut vom 29. Infanterieregiment in Trier durch Selbstverstümmelung zu. Der dienstscheue junge Mann schnitt sich kurze Zeit vor seinem Dienst eintritt mit einer Sense den Mittelfinger der linken Hand ab. Das Kriegsgericht verurtheilte den Rekruten zur Versetzung in die zweite Klasse des Soldatciistandcs und zu einem Jahr Gefängnis). — Deutsche Beschwerde gegen die britischen Missionare in Ostafrika. Es ist bekanntlich erwiesene Thatsache, daß britische Missionare vor dem unglücklichen Kampf zwischen dem Freiherrn von Bülow und de» Moschi-Lcuten im Kilimaudscharogebirge an die Schwarzen Waffen und Munition vertheilt und denselben so erst die Feindseligkeiten ermöglicht hatten. Die Missionare, unter welchen sich besonders ein gewisser Steggall in deutschfeindlichem Sinne hervor- that, räumten nach jenem Gefecht freiwillig das deutsche Gebiet, um einer Ausweisung zuvorzukommen, siedelten sich aber im benachbarten Britisch-Ostafrika unweit der dcnischen Grenze an. Der würdige Mr. Steggall, der seine Kultur-Friedcnsini'ssi'on in so eigener Weise ausübt, setzt auch jetzt noch seine Aufreizungen gegen die Deutschen und die Waffenvcrthciluiig fort, bis nun endlich der deutschen Reichs, rcgierung die Geduld gerissen und sie in London energisch die Ent fernung dieses sauberen Patrons aus der Nähe des deutschen Gebietes gefordert hat. Man kann wohl annehmcn, daß die britische Negier ung diesen berechtigten Beschwerden Rechnung trägt. Ausland. Oesterreich-Ungarn. Die schon vor Woche» per- breitete Nachricht, Kaiser Wilhelm werde den großen österreich- ungarischen Hcrbstmanövcrn beiwohne» und hierbei auch Pest besuchen, taucht jetzt von Neuem auf. Eine bestimmte Entscheidung ist bisher wohl schwerlich getroffen worden. — In den Parlamenten sind in der letzten Zeit verschiedene größere Gesetze angenommen worden. Die Debatte darüber war eine durchaus ruhige und sachliche. Italien. Ueber das Befinden des Papstes, welcher sich bei der Feier seines Bischofsjubiläums ganz erheblich hatte an- Durch Nacht zum Licht. Novelle von Ernst v. Waldow. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Als aber »och eine weitere halbe Stunde verflossen, hieß Rosa die Köchin an die Bereitung des Frühstücks gehen, und sie selbst begab sich in das Schlafgemach der Hofräthin, um sich nach den etwaigen Befehlen der Gebieterin zu erkundigen, die, wenn sie sich nicht ganz Wohl befand, ihre Chokolade im Bett einzunchmen pflegte. Die alte Martha schürte just das Herdfeuer, während sie gegen den ebenfalls bejahrten Hausdiener und Portier, Caspar Weil, über die Heirath Magdalcncns plauderte, als ein Schrei durch das Hans gellte. Bestürzt blickten sich die Beiden an und eilten dann zur Küche hinaus, über den Flur des Hauses. Da kam aber schon Rosa, schreckensbleich, mit starren, weitgeöffncten Augen die Treppe hinabgeflogen. „Was ist geschehen?!" „Was gicbt's denn?!" fragten Martha und Caspar gleichzeitig. Bebend wies das Mädchen mit der Hand hinauf, die Sprache versagte ihr; schluchzend brachte sie endlich über die Lippen: „Droben — in ihrem Bett — die Frau — ermordet — schwimmt im Blut!" „Jesus, erbarme Dich!" rief Martha und lehnte sich, kreidebleich werdend und die Augen schließend, an das Treppengeländer. Auch der alte Mann stand wie erstarrt; als aber jetzt die beiden Frauen in laute Jammcrrufe auSbrachen, faßte er sich zuerst und sagte: „Geht hinauf und seht, ob der Frau noch zu helfen ist; ich laufe indessen, um den Arzt und die Polizei zu holen." Damit eilte er zur Thür hinaus. Wie ein Lauffeuer durchflog die Schreckenskunde von der Er mordung der Hofräthin von Winkler die Stadt. Ehe noch eine Stunde vergangen, waren der Arzt, Doktor Biller, mehrere Polizei Offizianten »nd eine Gerichtskommission an dem That- orte. Die Letzteren walteten ihres Amtes, der Arzt hatte leider nichts mehr zu thnii, jede menschliche Hilfe kam zu spät, die Leichenstarre war bereits cingetretcn; er konstatirte, daß der Mord in der ersten oder zweiten Morgenstunde verübt sein müsse. Das Sterbczimmer bot einen entsetzlichen Anblick. Der hell graue Teppich mit seincni freundliche» Blumenmuster war mit Blut bespritzt und zu den Füßen des Bette- zeigten sich dunkle Flecken. Die feine Leinwand der mit Spitzen garnirten Kopfpolster war ganz mit Blut besudelt, auf ihnen ruhte das Haupt der Ermordeten. Der Leichnam lag auf dem Rücken, die Finger der rechten Hand zeigten Schnittwunden, cs mußte also eine Gegenwehr stattgefunde» haben. In der Linken, die fest zusammengeballt war, befand sich ein Stück grauen, dicken Tuchstoffes. Es schien der Zipfel eines Mantels zu sein. Jedenfalls halte die energische Frau ihren Mörder fassen und mit ihm ringen wollen — vielleicht auch hatte sie im Todes kampfe nach seinem Gewände gegriffen. Er hatte es ihr nicht ent reißen können oder wollen, sondern hatte mit einem scharfen Instru ment das Zeugstück von seinem Rock oder Mantel losgctrennt. Dies war an dem Schnitt deutlich erkennbar; dieser mußte mit demselben Messer oder Dolch ausgeführt worden sein, mit dem die Wunden ver ursacht wurden, denn ein Blutstreifen färbte das Tuch da, wo es durchschnitten war. Wahrhaft grauenvoll war der Ausdruck in dem Antlitz der Leiche. Schreck und Todesangst sprachen daraus, die halbgeöffneten Lippen schienen noch einen Hilferuf ausstoßen zu wolle» und die offenen, verglasten Augen eine stumme Anklage auszusprechen. Die Todeswunden waren nur zu erkennbar. An der linken, vorderen Seite des Halses befand sich eine lange Schnittwunde, welche, wie sich später bei der gerichtlichen Obduktion ergab, die Luft röhre durchschnitten hatte. Die Verletzungen mußten mit großer Gewalt und Schnellig keit und von der sicheren Hand eines starken Mannes ausgeführt >Mden sein. ^ Mehrere Anzeichen ließen darauf schließen, daß der Mörder, der vielleicht ungehört auf dem weichen Teppich bis an das Bett vor gedrungen war, sich plötzlich auf sein Opfer geworfen und die Schlummernde am Halse gewürgt, ehe er ihr mit dem Messer die tödtlichen Verletzungen beigebracht hatte. Da nach der Versicherung des Hausmädchen» da» Schlafzimmer nicht beleuchtet gewesen, hatte der Mörder — nachdem er die Un glückliche durch das Würgen am Halse betäubt, wozu er die linke Hand gebraucht haben mochte — mit der rechten da- Messer gehand- habt, da er die Lage seine- Opfer- nun ganz genau kannte. Der die Untersuchung testende Beamt« überzeugte sich zuvörderst» nachdem er aus dem Mund« der erschreckten und noch immer krampfhaft schluchzenden Dienerinnen wenigsten- Einige-., heraus gebracht hatte, wg- ihm al- Anhaltspunkt, dienen konnte — strengen müssen, waren wieder einmal bedenkliche Nachrichten ver breitet worden. Nachdem der Papst sich indessen von einer leichten Erkältung erholt hat, fühlt er sich wieder so wohl, daß er in dieser Woche mit der für mehrere Tage ausgesetztcn Ertheilung von Audienzen wieder beginnen will. Frankreich. Der zweite Panatnaprozest gegen die Mgeordncte», welche sich haben bestechen lassen, wird nun definitiv am 8. März seinen Anfang nehmen. Alle Verufnngen gegen den Anklagcbeschlnß sind definitiv abgelehnt worden. Aber auch außer den in diesem Prozeß zu erwartende» Enthüllungen scheinen noch neu« Skandalgcschichtcn bevorzustehen. Der Abg. Andrieux, welcher von den Boulangisten in einem Pariser Bezirk als Kandidat für dl« nächsten allgemeinen Wahlen ausgestellt ist, versprach ln seiner Kandi datenrede, zu geeigneter Zeit die Namen aller kompromittirten Ab geordneten mitzuthcilen, die angeblich ein Drittel aller Parlaments mitglieder ausmachen sollen. Ist dem wirklich so, dann wäre cS glch wenn der allwissende Andrieux sofort mit der Sprache herauSrückte. — Die Depntirtenkammer in Paris hat ein Gesetz angenommen, wonach eine jährliche Steuer von 20 Frks. für jeden Livree tragenden Diener zu entrichten ist. — Die Schweizer gentralregiernng hat der französischen offiziell ihr Bedauern über den Baseler Fastnacht-- scherz, in welchem eine Beleidigung des Präsidenten Carnot erblickt wurde, aussprechen lassen. Die Sache ist damit erledigt. — De» an» Freitag erfolgten Wahl des Abgeordnete» Jnle» Ferrh zum Präsidenten des Senates wird allgemein eine große politische Bedeutung bcigelegt. Ob diese Annahme berechtigte Grundlagen hat, bleibt natürlich der Entscheidung späterer Tage Vorbehalten. Port« gal. Die Sorteö find bis znni Mai vertagt worden. In der Zwischenzeit will das neue Kabinct Ribaro einen Finanzplan ausarbcitcn, durch welche» die obwaltenden Schwierigkeiten thunlichst beseitigt werden sollen. Eine Amnestie ist für Prchvcrgehen und leichtere politische Vergehen erlassen worden. Belgien. In Belgien hat an» Sonntag die Volks abstimmung über das neu cinzuführende Wahlsystem stattgefunden, die sich bis tief in den Abend hineinzog. Größere Unruhen werden bisher nicht berichtet, wohl aber fanden verschiedene Arbeiter- Demonstrationen statt. Orient. In Bnlgarlen beginnt man schon Bor- berektnngcn für den Empfang des Fürsten Ferdinand und seiner Gemahlin zu treffen. Die Vermählung dcS jungen Paares ssvll be kanntlich im April abgehalten werden. — Ans Serbien kommen Meldungen von erneuten inneren Unruhen. Kein serbischer Staats mann scheint die Autorität zu besitzen, dem Parteihader ein Ende zu machen. Amerika. Gegen die vertichiigte» Anfhetzer auf den Samoaiiiscln sind nun von der dortige» Negierung scharfe Maßnahmen aiigckündigt worden. Darnach hat eine Anzahl dieser Herren erkannt, daß ihnen das Klima von Samoa doch nicht recht zusage, und die Inseln schleunigst verlassen. — Die Nachricht, vast der Abg. Mac Klnley, der Urheber des berüchtigte» Mac Kinlcy - Zolllarifgesetzes, in Konkurs gcrathcn sei, wird jetzt für nicht zutreffend erklärt. Es war freilich ziemlich so weit, und lediglich das Einspringen hilfsbereiter Freunde hat die Katastrophe verhindert. — Der Anöstand der Weichensteller' in Chicago ist jetzt beendet, ohne andere Bezirke in Mitleidenschaft gezogen zu haben. ob hier auch eine Beraubung staltgcfundc». Da die Hofräthin die Schlüssel zu ihrem Sekretär und dem eisernen Geldschranke stet- über Nacht unter ihrem Kopfpolstcr z» bewahren Pflegte, ward dort eine Nachsuchmig gehalten. Die Schlüssel fehlte». Der Sekretär je doch, wie der Gcldschrank waren verschlossen. Man wollte eben zu einem Schlosser senden, um wenigstens erstcre» öffnen zu lassen, als einer der Polizisten das Schlüsselbund in der Ecke des Zimmer-, nahe bei dem eisernen Gcldschranke liegend, erblickte. Ehe jedoch zur Ocffinmg geschritten werden konnte, erregte ein Schrcckensruf Rosa's die Aufmerksamkeit der Beamten. „Das Fräulein!" stammelte das Mädchen ganz entsetzt — „ich vergaß sie in dem Jammer, am Ende ist auch sie ermordet, sie hätte doch sonst den Lärm hören müssen und wäre hcrabgckommc»; ihre Stube ist ja gar nicht so weit!" Diese letzte Bemerkung leuchtete Allen ein und erschreckt und be unruhigt begab nian sich über den Korridor zu dem gegenüber ge legenen Gemache Magdalenens. Rosa, welche die Führung übernommen, wagte es nicht cinzu- treten und einer der Gerichtsbeamtcn schob entschlossen die Zögernde beiseite und öffnete, ohne, erst anzuklopfen, schnell die unver schlossene Thür. Wenn nun auch die schrecklichen Befürchtungen sofort zerstreut wurden, bemächtigte sich doch der Eintretciiden ein sich mehr und mehr steigerndes Erstaunen. Magdalcne befand sich nicht im Zimmer; das Bett, ans welchem noch die rosa-seidene Decke mit dem Pluüieau lag, war unberührt. Dagegen deutete Vieles darauf hin, daß die Bewohnerin des Ge maches dieses in großer Hast verlassen. Auf dem Boden und einigen Stühlen verstreut lagen Hand schuhe, Fächer, Spitzentuch, Bänder und die Weißen AtlaSschuhc. Das Festgewand, welches Magdalene gestern getragen, war nachlässig über die Lehne de- SophaS geworfen, die Thür des KlciderschrankeS und die Schubfächer einer Kommode waren geöffnet und halb herauSge- zogen, sie. hatte sich also nicht einmal so vielZeit genommen, dieselben wieder zu schließen. (Fortsetzung ,olg,.) Ren vertretenden Abonnenten wird der bereits er schienene Lheil dieses RomanS ans «erlangen kostenfrei nachgeliefert. Postabonnente» »volle»» ihre genaue Adrrsft an die Berlagö-Anftalt einsenden. W»