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WWMOHckrAMiM Tageblatt für Kohensteln-ErnsNhal, Oberlungwitz, Gersdorf, Kermsdorf, Bemsdorf, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Kirchberg, Erlbach, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Küttengrund rc. Der .Kohensleln-Ernltthaler' Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Kaus Mk. 1.50, bei Abholung in der Geschäftsstelle Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Psg. Bestellungen nehmen die Geschäfts-und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Äaiserl. Poslanstallen und die Landbriestrüger entgegen. Als Erica, beilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das »Illustrierte SonntagsblaH". — Anzeigengebllhr sür die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Psg., für auswärts 15 Psg.; im Reklameteil die Zeile 30 Psg. Sämtliche Anzeigen finden gleichzeitig im »Oberlungwitzer Tageblatt' Aufnahme. Anzeigen-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 11 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bei Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe eingesandter Manuskripte macht sich die Redaktion «LLLreriLtLLLLtLtLseLtLiLtLcLt-rtLeLStHLtLLrsiLtLLcsererkLseLkrtLLL: nicht verbindlich. LkreriLtLertLtLkLeLkrLLcrtLi-rkrkrereLLkrcLkrcLkrcrerKLltLcLLiLLcZLLL^« Freitag, den 26. März 1909 Nr. ^0, Fernsprecher Nr. 151. Geschäftsstelle Bahnstr. 3. Zß. JtthrgÜNg. Hohenstein-Ernstthal. Die Jahresprüfungen finden Sonntag, den 28. März in der Zeit '^11—' ,1 Uhr statt. Wir beehren uns, zu zahlreichem Besuche crgebenst einzuladen. Die Schulleitung. Die Ovientwirren. So lange Oesterreich die Geduld nicht verliert, dürften auch di» nur mittelbar beteiligten Zuschauer des ewigen Hin- und Herziehens der an sich so einfachen Balkanfrage nicht müde werden. Lange kann dieser Zustand des Hangens und Bangens ja auch in keinem Fall« mehr anhalten. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß bis zum Aus gange dieses Monats anstelle der unfruchtbaren Diplomatenlünste der Kanonendonner treten wird. Aber so lange der Würfel nicht gefallen ist, soll man auch die Hoffnung nicht aufgsben; noch haben ja die Diplomaten Frankreichs, Englands und auch Rußlands den Mut zu immer neuen Vermittlungs vorschlägen nicht verloren. Kommt eS zu einen, Kriege, so hat sich Europa dafür bei Rußland zu bedanken. Der englische Vermittlungsvorschlag, der sich bekanntlich an den Stantpunkt Rußlands allzu eng anlehnte, ist für Oesterreich unannehmbar gewesen. Auf Schonung „der Würde" Serbien- und der Ansprüche des russischen Ministers deS Auswärtigen J-wolSki konnte sich Oesterreich nicht «inlaffm. Ohne Einigkeit können die Mächte, die ja keinem der Beteiligten etwas zu bieten haben, selbstver ständlich nichts auSrichten. Di» österreichische Re gierung soll denn auch entschlossen sein, Serbien direkt in der Gestalt eines Ultimatums «och ein- mal aufzufordern, seinen Frieden mit Oesterreich zu machen, oder die Verantwortung für den Krieg zu übernehmen, der einer ablehnenden oder aus weichenden Antwart aus dem Fuße folgen würde. Gleichzeitig verlautet auS Belgrad, die serbische Regierung sei jetzt bereit, die Vorschläge der Mächte entgegenzunehmen und sich ihnen zu unterwerfen. DaS klingt wie Hohn, wenn diese plötzliche Bereit willigkeit nur eine Folge der Uneinigkeit dec Mächte wäre. Da ist unS die Art des serbisch;« Kriegsministers denn doch sympathischer, der off-n erklärte, wir denken gar nicht daran, unsere Reserven zu entlasten, und der auch zugab, daß die serbischen Truppen mit Handgranaten versehen seien. Dagegen bestritt der Minister, daß in Serbien und Monte negro 58 bewaffnete Banden mit reicher Munition und Sprengstoff bereit stünden, um als Franktireure die regulären serbischen Truppen gegen die Oester- reicher zu unterstützen. In Wien glaubt man jedoch volle Gewißheit von der Bildung dieser Banden sowie davon zu haben, daß König Peter selbst daS Oberkommando im Kriege übernehmen werde. Daß die serbischen Truppen Donau und Save bei der Annäherung der Oesterreicher räumen und sich in das zerklüftete Bergland des inneren Serbiens zurückziehen werden, gilt als selbstverständlich. Freilich werden fi« vorher versuchen, dem Feinde den Flaßübergang nach Möglichkeit zu erschweren. Frankreich will sich anscheinend in »inen Balkan krieg nicht hineinziehen laste«, und da Rußland ohne die französische Unterstützung in einem Krieg« gar nichts auSrichten könnte, so besinnt man sich vielleicht in Petersburg doch noch; ein Wort von dort würde bei der serbischen Regierung ja ohne weiteres eine vollständige Umwandlung herbeiführen. Ein Telegramm der „Köln. Ztg." besagt jedenfalls, Frankreich habe in Petersburg di« Erklärung ab gegeben, daß es jedts Eingreifen in den österreichisch- serbischen Konflikt ablehne, auch wenn eine bewaff nete Intervention Rußlands erfolgen sollte. Im Zusammenhänge hiermit steht vielleicht auch die Unstimmigkeit im serbischen Kabinett. Dort soll nur noch der Kriegsmmister Ziwkswitsch an dem wahnwitzigen Gedanken eines Krieges gegen Oester- reich festhaltcn, während sich der Minister deS Aus wärtigen Milowanowitsch friedlichen Bestrebungen zugänglicher erweist. Daß sich Oesterreich in keiner Weise durch NsrmittlungSvorschlägs oder Ein schüchterungsoersuche beirren ließ, sondern seins Rüstungen nachdrücklich fortsetzte und sür die Durchführung seiner gerechten Pläne entschlossen auch sein Schwert in die Wagschal« warf, hat diejenigen Leute, die mit dem KriegSfeuer spielten, vielleicht doch stutzig gemacht. Tagesgeschichte. Die nahezu wortlose Erledigung de» Mari«e«tat» am gestrigen Mittwoch war eine lautere und er freulichere Kundgebung, als sie durch ein ganze- Schock dröhnender Reden hätte veranstaltet «erden können. So etwas steht in der parlamentarischen Geschichte des deutschen Reiche- und wohl auch in der aller übrigen Seemächte ohne Beispiel da, daß die maßgebende Lesung deS Marineetats in genau 1'/. Stunde von A bis Z erledigt wurde. Und waS den Aufenthalt verursacht«, waren, abge sehen von den kurzen Erklärungen der Abgeordneten Singer und Schrader, nur di» unumgänglichen sozialdemokratischen Beschwerden über Behandlung der Arbeiter auf den kaiserlichen Werften. Im übrigen war die Antwort deS gesamten deutschen Reichstages auf den Marineitat nur ein «inig«- kurzes, aber um so wirkungsvolleres Ja. Dieses ReichStagS-Ja, hinter dem geschloffen daS gesamte deutsche Volk steht, hat ein heilsames Echo im AuSlandr erweckt. Man wird jetzt auch in Lon- don nicht mehr zu behaupten wagen, diese oder jene Persönlichkeit im deutschen Reich» betreibt Listen Flott7N7üstungcn, sondern man wird dort erkennen, daß der Ausbau deS so maßvollen deutschen Flottenprogramms eine Forderung der Gesamtheit der deutschen Nation ist. Und danach wird man sich auch in England in Zukunft zu richten haben. Denn wenn di« Sozialdemokratie und ein Teil der Freisinnigen auch erkennen ließen, daß sie auf eine Debatte nur mit Rücksicht darauf verzichteten, daß der Reichskanzler in der kommen de« Woche bei der Beratung seines Etats er schöpfende Erklärungen über das Verhältnis der deutschen und der englischen Flotte, über Ab- rüstungsanregungen usw. geben würde, so ändert das doch nichts an der Tatsache, daß der deutsche Reichstag den Marineetak nahezu debatteloS und ohne den Einspruch irgend einer Partei bewilligte. Das ist ein Ereignis von historischer Bedeutung und wird als solche« Frucht tragen. Im Hinblick auf die langen englischen Flotten-Debatten macht sich das deutsche Verfahren besonder- wirkungsvoll. I» der Fiuanzkommisfion det Reichstage» kam eS am Mittwoch bei der Erörterung deS neuen BranntweinsteuergesktzentwurfeS zu einem scharfen Gegensatz zwischen den Konservativen einerseits und den Nationalliberal»» und Freisinnigen andererseits. ES handelt sich um di« Kontingentsspannung, bei welcher die Konftrvative» nur bis zu einem Satze von 15 Mark herabgth«« wollen, während die Liberal«« 5 Mark in Aussicht nehmen. DaS Zentrum steht den Kons»rvativ«n nah«. Die Debatte war sehr erregt und konsrrvativerseitS ward erklärt, wenn hier die Liberalen nicht nachgäben, müsse man eine andere Mehrheit suchen. Nationalliberal« und Freisinnige bliebe« b«i ihren Anschauungen stehen, worauf Vertagung ohne Resultat bis Sonn abend erfolgte. — In der Unterkommisfion soll über die Tabaksteuer eine Einigung erzielt sein, die allein auS den Zigarren 70 Millionen Mark mehr erzielt. (Nur nicht gleich zu arg! D. Red.) Ktiudiguug d«S Block»? Dem „Leipz. Tgbl." wird auS Berlin gemeldet: Nach Schluß der gestrigen RcichStagsfitzung irat der Führer der konservativen Fraktion v. Normann an den Führer der nationalliberalen Partei heran und erklärte ihm: „Wir machen die Finanzresorm unter allen Umständen; mit welcher Mehrheit, ist uns gleichgültig!" Bassermann fragte darauf: „Muß ich daS als Kündigung des Blocks auf- sassrn?" Hierauf erwiderte v. Normann: »In nationalen Fragen können wir ja noch zusammen halten." Die gleiche Mitteilung soll von der konservativen Fraktion den übrigen Blockparteien und auch dem Zentrum geworden sein. DaS Zentrum und die ReichSfiaanzreform. In einer in Paderborn stattgefundenen großen Zentrumsversammlung erklärte der Abgeordnete v. Savigny, man könne sicher sein, daß, wenn das Zentrum zur verantwortlichen Mitarbeit berufen werden sollte, es seinen Plan für die Reichsfinanz reform fertig habe. ES habe aber nicht nötig, ihn schon jetzt den Gegnern zum Zerpflücken hin zugeben. Unfall -er deutsche» Kaiserjacht «Heheuzolleru". Am Dienstag verluß die Jacht „Hohcnzollern" den Kieler Hafen und fuhr durch den Kaiser Wil- Helm-Kanal in die Nordsee. Schon in der folgen den Nacht rannte d«S Fahrzeug westlich vom Norder neyer Feuerschiff mit dem norwegischen Dampfer „PorS" zusammen, der sofort sank. Die Mann- Irsr linken HanS. Roman von Ursula Zöge von Manteuffel. 74) " (Nachdruck verboten.) Atzt fuhr der Wagen durchs Parkthor. Aus dem Thorbäuschcn blickte der Tlwrwark neugierig und musterte die fremde Tamc. Jetzt erst überkam sie das Bewußtsein der unbeschreiblichen DemüHgung, welcher sie ein Mißersvlg anSsetzcn würde. Es lies ihr kalt den Rücken herab und ranble ihr säst den Atem — aber sie überwand die Schwache und drückte die Hand fest aufs Herz. Es must gehen und wird gehen. Die Anwandlung ist bereits vergessen. Der Wagen snhr nm den großen Teich, der Vvn schneeweißen Schwänen recht anmutig bevölkert war — nun zügelte der Alte die rundlichen Schimmel und sah sich fragend um. Bor ihnen lagen die Schloß- Höse mit ihren Arkaden und grelldeschicncnen schnce weißen Maner». „Ja! Kallen Sie hier!" befahl sie, „und warten Sie aus mich, bis ich wicderkommc!" Sie stieg aus und zögerte zuerst, dann reichte sie ihm ein kleines Goldstück herauf — sie hatte eine aber gläubische Angst, er könne ohne sie wieder fvrlsahren. Und »nn trat sic dnrch einen weiten Thvrweg in den ersten dieser mit silocnveißem Kies bestreuten Hose — er war ganz leer. Sic kam in den zweiten und wich etwas betroffen zurück. Bor der zu einem mächtigen Portal ausiührenden Treppe stand ein Liall meister in hell-lcdcrsarbener Uniform, die Uhr in der Hand. Er wartete augenscheinlich aus ein Zeichen, um einer in einiger Entsermmg hallenden Equipage das Signal znm Vorfahren zn geben. Flore kannte nur die nickenden Köpfe der nngcduldig scharrende» Pferde sehen, aber ein Instinkt veranlaßte sic, sich im selben Augenblick hinter die mächtige Marmorgruppc zweier kämvsendcr Ecntauren zurnckzuzichen — denn drüben traten mehrere Personen aus dem Pvrtal und bcr W - r fuhr vor. Prinz Karl Otto geleitete scine Schwägerin, die verwitwete Erbprinzessin, zum Wagen, gefolgt vvn zwei Hofdamen und Herrn von Wilcken. Wie die beiden hoben, hochblonden Erschcinnngen so nebeneinander die Stuscn herabschritten — er führte sie mit böslicher Znvorkommenheit am Arni — zuckle durch Flores Klops der Gedanke: wie sürcinander geschaffen! Sie konnte sich dies nicht verhehlen und sie lbai es ohne Bitterkeit, ;a niit einer Ruhe, die sie selbst in Erstaunen setzte. Sic stellte gleichsam nnr eine, sür sic nebcnsächliche Thatsache scsi. All ihr Sinnen und Trachten war eben nnr aus den einzigen Punkt konzentriert, neben welchem ihr alles andre gleichgiltig wurde. Mechanisch beobachtete sie die Abfahrt, sah den ver abschiedenden Handknß, das huldvolle Neigen des Klopses dieser schönen, fürstlichen Fran, und sah dann den Wagen an ihrem Berstcck vvrübersahrcn, daß der Kries ansspritzle. Nur ein einziger Scufzcr, bann ging sic wiedcr Wester nud trat nun in das Helle Sonnenlicht. Ein Lakai stand noch an den Treppenstufen, er sah die fremde Dame zuerst zweifelnd an, dann sagte er hcrbcicilcnd: „Eulichuldigcn Sic, aber das Schloß ist dem Publikum nicht mehr'geöffnet." Und Flore erwiderte wieder mit einem etwas müden Lächeln: „Ich wünsche nicht das Schloß zu besichtigen, sondern Hoheit zu besuchen." Ter Lakai riß die Augen weit ans. Für eine Bittstellerin hätte er diese Dame nimmer mehr gehalten. „Bringen Sie ihm diese Karte," sagte Flore nnd suchte in ihrem Täschchen. Da kamen Schritte die Treppe herab nnd den zaudernden Diener bei Seile schiebend, stand der Herr Hosmarschall in sichtlicher Berwirrnng grüßend vor der Fremden. „Gnädigste Gräfin — Sie'?!" „Ach, Herr von Wilcken! Bitte führen Sic mich zum Prinzen. Ich habe in einer wichtigen Geschästs- sache mit ihm zn sprechen und — meine Zeit ist knapp. Mei» Zug geht in zwei Stunden." Mas sollte er thun? — Er, dem soeben noch eine klarvline ein schnelles Wort höchster Belobigung zugeäüstert hatte? —> In dem armen Mann kämpften die widcrstreitendsten Gefühle, — sie wurden aber alle dem sausten Millen dieser Augen untcrthan, die es als selbstverständlich anznnchmen schienen, man werde der Bitte respektvoll Nachkomme». Er tröstete sich damit, es werde vielleicht wirklich nur eine GeschäflSsache sein, zu welcher sie gekommen. Tic sah so sehr ruhig, so gar nicht dramatisch ans. lind so führte er sie, ihr immer den Bvrttitt lassend, durch die hohen, düsteren Empfangssäle, deren Teckencpmälde und goldgeprcßte Samt- nnd Leder- lapcte», Rvkokomöbel nnd Kostbarkeiten sie dereinst, als schüchterner Backfisch zwischen Mutter und Tante stehend, betrachtet hatte. Im kleinen, gelben Salon, welcher an das Empfangszimmer des Prinzen stieß — einst der Privaifalvn seiner Mutter — bat Wilcken sie, einen Moment zn warten ... er werde sehen — ob der Prinz allein sei. Er schob ihr einen Fanlenil hin, aber Flore blieb ruhig mitten im Zimmer stehen und sah mit zerstrenlcr Berwunderung ans die gleißende Pracht dieses Gemaches. Goldgelbe Allastapelcn, gold gelbe schwellende Ottomanen nnd Sessel, spiegelnde Tische von gelblichem Marmor mit vergoldete» Bestie», sogar gvlbschimmerude Scide»gazcvorhä»ge a» de» Feaster», durch welche die blasse Herbstsvimc i» wunder bar feuriger Pracht schien. Dies Gemach hatte in der Thal etwas Zaubervvlles. Eine große, kostbare Pcndnle tickte micrmüdlich ans einer Konsole und dorthin richtete sich Flores Blick mehreremal mil bewußter, ungeduldiger Erwarttmg. Tie ahnte es nicht, welche» Hintcrgr»»d die goldene Herrlichkeit dieses Zimmers für ihre Gestalt abgab, wie ihr im reine» Ebenmaß geschnittenes Profil sich vom Goldgrund abhob, gleich einer griechischen kiamcc. Hätte sie cs geahnt, sie wäre noch in derselben Minnie sortgeeilt und hätte versucht, alle klebcr- rednngskunst, die ihr zu Gebote stand, in einer schrift lichen Aussprache niedcrzulcgen. Sv stand sie wartend, sich nur quälender Spannung bewußt nnd sich mühsam darauf vorbereitend, das Ge sicht des klaiiuiierherrn in verlegener Bcrneigung wiedcr auilanchcn zn sehe». Aber sv kam's den» znm Glück doch nicht. Wilcken erschien wieder, verneigte sich sehr lief vor ihr und flüsterte: „Hvhcit wird augenblicklich erscheinen!" Dann huschte er zu einer anderen Thür hinaus. Wieder eine endlose Minnie, da endlich trat der Erwartete ein. Er war im Dineranzng und trug zum Uebcrsluß, wie uni Eile zu markieren, Handschuh und Hut in der Hand. Sein Gesicht war blaß nnd er regt, die stahlgranen Augen sunkeltcn zornig. So stand er einen Augenblick ans der Schwelle, als sei er dort gegen seinen Willen durch ihre Erscheinung angewnrzelt — dann aber schloß er brüsk die Thüre hinter sich nnd frng heftig und nnhvslich: „Was hat Dich veranlaßt, hierher z» kommen?" Bei diesen Worten kam cinc wnnderbarc, nie ge ahnte Kraft und Entschlossenheit über sie. Sich hoch ausrichtend sah sic ihm scsi ins Gesicht: „Nach Empfang Deines Brieses mnßtc ich Dich persönlich sprechen, und je eher dies erledigt ist, desto lieber ist es auch mir." „Ich bin im Begriff, znm Diner zn fahren, wie Du siehst — darf nicht fehlen, da wir einen Gast er warten — könntest Du nicht ein andermal —" „Nein!" niilerbrach sie ihn mil sprühenden Angen, „denn znm zweitenmal dürste ich mich schwerlich so weit überwinden können, Dich anszusuchen! Mein An liegen wird sehr rasch erledigt sein." (Forlsctznng solgt.)