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»»n>pi»ch«-«a«»«l»u«m«r: X XI. >dir skr NoHI»«spküch«: Sonnabend, IS. X)ttober 1V17. L8S« A Druden «t «»»kM,»,«portia»It-«r ZiNroMa, («, S«m- mid VtoiU»»»u d«I «n««ItMr ZufteLm, durch dl« P^< ,ohn« V«lt«0g-a>> ».« M-, «>nu>«tch l.N» M. Dl« »t»t»altiM Z«tl» <««« » SU»««)« Vs. vorp>,»piöd- «. Un»t,en >» N««mrr« »ich U.L«ts. ro>/.I-»«»»»»Mlcht»«. — «»»«.»» ftr.v»r«>»dr«atzU— Schristleüung und Hauptgeschäst»It«lle: Marttustrah« L8/4«. Druck u. »erlog von Liepsch » Steichardt in Dreode«. Xchsm« «r «tr »«Ulchi, <»D««ch«» M»V) MX» — «»»««>>«> SchiWlllL» »Nil» Mcht -»fLewa-rt. »MSSSAWS»»SS»S»SSSSS»SSSS»SSSSSSSSSSSSSAM>A»SSSWSS Ae Schlacht in Flandern noch in vollem Sange. Schwere blutige Verluste der SuglSuder. — Erfolgreiche Tätigkeit unserer LuflftreittrSite am Rigaischen Meerbuseu. — Asguiths ueue Kriegrzielrede.—Weitgehende englische Forderungen sür Belgien, Serbien und Rumänien.—Kaiser Wilhelms Besuch in Sosia. -er deutsche Abeudbericht. B-rliu, U. Okt.. abends. tAmtltch. W. T. B.» Di« Schlacht i« Flandern ist ans de« AngrtssSfront -nugemarck-Zauuebeke «och l« vollem Gange. Nördlich n>« Poeleapell« »nd südwestlich von Pascheudael« wird in Einbruchsftelle« der Engländer gekämpft. Amtlicher deutscher Admiralstabrbericht. Berlin, Ui. Okt. jAmtllch.) Marinelnftschisse »ud Geeflngzeng»Geschwader der knrländischen Sitftenftation habe« in de» letzte» Woche« trotz häufiger ««günstiger Wetterlage eine Reih« von Augrisfe« ans militärische Äu» la«e» der iivländische« Lüste, sowie der Fasel» des Riga» bnlenS a «-geführt. Mit großer Umstcht wnrde« mehrfach die Leseftignnge« ans Zerel. sowie Seestreitkräfte deS Gegners an der dortige« Lüste trotz starker Gegeuwehr Vit sichtbare» Erfolge augegriffe«. Auch die Ber, t/eibtg»ugSa«lageu a» der Ostküste des RigabusenS wurde» mit mehrere« täase«d Lilogramm Bombe« erfolgreich be» legt. Die Wirknugen der Nugrisse, hie «»S kei«e« Verlust gebracht habe«, werde« i« de« Berichte« des Gegners z», gebe». . T. v.» Der Chef des «dmiralftabS »er Mari»e. Leftenelchllch-mWrrscher Kriegsbericht. Wie«. 1k- Oktober. Amtlich wirb »orlantbart: «nt gertnger Lnmpftätigkeit Lage überall nnoer» m L b e L t. <W. L. 81 Der Chef des Seneralstabs. r« «eist der IS. Süll. Am Donnerstag ist der Reichstag wieder auSeinander- gegangen. Der Tagungsabschnitt war kurz. die.Vollsitzun- ge» wenig zahlreich. Erledigt wurden der Nachtragsetat für die Neuordnung in den Reichsämtern, bas Gesetz Uber den Wiederaufbau der Handelsflotte und das zur Verein fachung der Rechtspflege, daneben freilich auch die sozial demokratische Interpellation über die Aufklärung im Heere, Fragen -er Schutzhaft und Zensur und eine Aus. spräche über die auswärtige Politik. So bedeutungsvoll manche Le« angenommenen Gesetzentwürfe, wie zum Bei. spiel der über den Wiederaufbau unserer Handelsflotte, zweifellos find, Sie Freude darüber wird vöflig erstickt durch die Tatsache, daß sich der Reichstag in allgemeinnolitischcr Hinsicht wiederum »tcht entfernt auf her Höhe seiner Auf. gäbe gezeigt hat. Um Abend de- 19. Füll hat Dr. Strese- mann t» einem von einer nationalliberalen Korrespondenz verbreitete» Artikel seine Eindrücke über die damaligen Ereignisse niebergelegt. Er wirft dabei die Frage auf, ob es angesichts der Lurch die Lebensmittelschwierigkeiten und die Flanderfloffenfive gesteigerten Nervosität nicht klüger gewesen wäre, den Reichstag nicht zusammenzuberufcn, sonderu in ruhigerer Zeit um nachträgliche Zustimmung zu den Krediten nachzusuchen. Diese Bemerkung enthält das vielleicht unfreiwillige, deshalb aber nur um so bezeichnendere Eingeständnis, -ah der Reichstag in kritischen Zeiten nicht Lse Stelle ist. von der, wie man es doch erwarten sollte, ein stärkender und belebender Strom von Zuversicht ausgeht. Fn der Tat haben die Sitzungen im Juli, darin muh man Dr. Gtresemann, so sehr man es im allgemein vaterländi schen Interesse beklagen mag. recht geben, eher das Gegen teil bewiesen. Und heute muh leider gesagt werden, das, dieser Reichstag, trotzdem die Nervosität im Lande nicht mehr so groß ist wie im Juli, trotzdem sich die Siegeszuver sicht deS Volkes an HindenburgS Siegen in den Abwehr schlachten in Flandern, an der Offensive im Osten, an den stetigen und nachhaltigen Erfolgen unserer Unterseeboote gestärkt hat, einen Schatz wertvollster Impon derabilien für den Friedensschluh ver nicht e t hat. Es mag sein, daß -i« Regierung nicht ganz unschuldig Ist an dem Gang der Dinge. Versehen taktischer Art find gemacht worben, eß fehlte an der rechten Führung, an der wahrlich nahe genug liegenden einigenden Parole — trotzdem. Sie Hauptschuld trifft den Reichstag, der auch heute noch die Entschließung vom IS. Juli, über deren Wirkung jetzt ein Zweifel nicht mehr möglich ist, zum Gchtboleth aller wahren Vaterland-freunde machen will «nd schnell bereit ist. jedem das Stigma deS „Alldeutschen" ober „Schwerinbustriellen" aufzubrennen, der in dieser Frage anderer Meinung ist. Man geht kaum fehl in der Annahme, »aß auch jetzt wieder. Me seinerzeit in den HauptauSschußsitzungen, die Debatten über die Aufklärung j»«e krisenhafte Zuspitzung durch die Befürchtung der ReichStagSmihrheit exhalten haben, die Regierung könne sich von der bekannten Entschließung loSsagen und andere Ziele verfolgen, als sie von dem Triuurvirat Erzberger- Payer-Scheibemann gesteckt worden sind. Als Herr Dr. Michaelis, trotz aller schlimmen Erfahrungen, die wir in I außerpolttischer Hinsicht gemacht haben, den Versuch machte, ^ die positive Seite der Resolution in den Vordergrund zu rücken, und betonte, daß, wenn man sie so anffaßte, auch in ihrem Nahmen ein kraftvoller Friede möglich sei. erntete er nur dünnen Beifall, während Herr Dr. Kühlmann, der ohne Einschränkung sich die Formel zu eigen machte, mit stürmischer Zustimmung belohnt wurde und in der Presse der Linken schon heute als kommender Mann empfohlen wird. Herr Hanßmann wußte au der Rede des Staats sekretärs nur das eine zu tadeln, daß er Len Verzicht auf Belgien nur für die Diplomaten, nicht aber auch rsns pkrsse für die Völker ausgesprochen habe. Wir stehen also vor der durch keinerlei Redensarten zu beschönigenden Tatsache, daß der Mehrheit des deutschen Reichstags die Regierung am genehmsten ist. die am offen sten und rückhaltlosesten für den Verzicht eintritt. Herr ^ Dr. Michaelis ist in dieser Hinsicht etwas verdächtig, daher > die Kampfansage durch den Mund des Genossen Ebert. daher die Fanfare des vorwärts": „Michaelis vor dem Ende", daher sein Rat an die Krone, „den groben Sprung zu wagen und (bei der Ernennung des neuen Kanzlers) den dilettantischen Rat der Hofgesellschaft durch den er fahrenen kundiger Politiker zu ersetzen". Besonders be merkenswert ist hierbei, daß diese ganze Entwicklung im Sinne einer Kanzlerkrtse den stärksten Anstoß erhalten hat. durch das Borgehen des Kanzlers und des Staatssekretärs der Marine gegen drei Mitglieder der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei. Herr Dr. Michaelis hat er klärt. die „Unabhängigen" ständen für ihn außerhalb der nationalen Parteien, Herr v. Capelle hat — wohlgemerkt, nachdem Herr Dittmann sich in den höchsten Tönen gegen > die angeblich alldeutsche Propaganda im Heere geäußert hatte ! —Mitteilungen gemacht über revolutionäre Umtriebe einiger ^ Marinemannschaften, hinter denen derselbe Herr Dittmann mit seinen Freunden Bogtherr und Haase stand. Die drei ! haben die Agitation, die auf nichts anderes hinauslief, als ! auf eine Revolutionierung unserer vor dem Feinde stehen- > de» Flotte, dadurch gefördert, daß sie den verblendeten ^ jungen Leuten Material zur Verfügung stellten. Man , hätte daraufhin erwarten sollen, daß der Reichstag in seiner ! Gesamtheit von Liesen Abgeordneten, die, wenn sie nicht > juristisch, so doch moralisch des Landesverrats schuldig ge- > worden sind, «brücken, daß er eine scharfe Trennungslinie i gegenüber dieser Partei ziehen würde. Was aber geschah? Herr Dr. Naumann erklärte, für die Existenz dieser Partei eintrcten zu müssen, die gesamte demokratische Presse klagte nicht Herrn. Haase an, sondern den Reichskanzler und den i Staatssekretär, der nun sogar alS Sündenvock in die Wüste geschickt werden soll. Dabei haben die „Unabhängigen" von jeher die Kredite verweigert, dabei ist ihre Mitwirkung an der AüSstandSbcmcgung dieses Frühjahrs unzweifelhaft nachgewiesen. dabei hat Herr Ledebvnr noch am Mittwoch in öffentlicher Neichstagssitzuna den Massenstreik empfohlen! Ist es nicht ein geradezu niederschmetterndes Zeichen mangelnden Nationalgefühls, wenn angesichts dieser Tat sachen ein Vertreter einer bürgerlichen Partei für diese Leute eintritt und damit indirekt das Recht auf den Massen streik. das Recht auf jede Art revolutionärer Agitation an erkennt? Das geschieht in demselben Augenblick, da der Kongreß der französischen Sozialisten mit überwiegender Mehrheit eine Entschließung angenommen hat, in der die Eroberung Elsaß-Lothringens gebilligt wird. Muß daran erinnert werden, mit welcher Energie sich Pai»lev6 bei der Uebernahme der Regierung gegen die sriedcnsfreundliche Propaganda in Frankreich ausgesprochen hat. wie die fran zösische Kammer fast einstimmig bas Programm der Regie rung. den Krieg bis zum vollständigen Siege fortzusühren, gutgeheitzen hat? Ist es in Deutschland so weit gekommen, daß wir in Fragen des nationalen Gewissens auf das Bei spiel der Feinde verweisen müssen, nicht das Volk, nicht di« große Masse, sondern den deutschen Reichstag, der ein Faktor deS Steges sein sollte? Und wenn man schon, wie Liq Dinge nun einmal liegen, vom Reichstag nicht er warten kann, daß er den Frieden fördert, muß eS dann sein, baß er de« Krieg verlängert, daß er durch jede seiner Tagungen die feindlichen Hoffnungen neu belebt? AlS Sturmzeichen wertet man in England die Vorgänge, die sich in den letzten Tagen im Wallot-Bau abgespielt haben. Triumphierend verkündet ein englischer Admiral, diese Vorgänge zeigten Deutschlands immer wiederholte Frie- LenSversuche in bezeichnendem Lichte, weiter als se weisen die Feinde, allen Nöten und Niederlagen zum Trotz, den KriedenSgedanken von sich ab. und schnell bereit versichern sie, die Bedingungen des siegreichen Verbandes würden noch härter werben, wenn wir nicht sofort den Nacken beug ten unter den Kuß deS TrodererS. Soweit bat es der Reichstag gebracht, der Reichstag und die Negierung, die es nicht wagte, die Herren auf die verfassungsmäßigen Grenzen ihrer Macht, ans das Schäd liche ihres Treibens aufmerksam zu machen. Nicht vom deutschen Sieg mehr war die Rede, die hitzigen Debatten galten in erster Linie der Machterweiternng der BolkSver- tretuna. Viele mag es gegeben haben, die ihr nicht un freundlich gegenüberstanden, die letzten Ereignisse dürsten sie abgeschreckt haben. Eine schärfere, eine vernichtendere Kritik des Parlamentarismus, ats sie durch den jetzigen kurzen Tagungsabschnitt geliefert worden ist. läßt sich nicht denken. Den Geist des 4. August sehnen wir h erbet, in ihm wollen wir den Frieden schließen, er hatte vom Reichs tag ausgehen und die Regierung in den Stand setzen sollen, dem Reiche die unerläßlichen Sicherungen zu schaffen. Was sehen wir statt dessen? Nervosität. Wankelmut. Unsicherheit, tnnerpolitischc Machtgelüste, mit einem Worte: den Geist vom 19. Juli. Re «eue KriegiMkedr Armith». (Reuter.) Auf der bereits kurz erwähnten Versamm lung in Liverpool führte Asquith über die Kriegsziete aus: Bei Beginn der Regierung des neuen deutschen Reichskanzlers einigte sich der Reichstag auf eine Klick- werkformel. Ich sagte damals, daß ich meine Zweifel hätte, ob der Reichskanzler oder irgend jemand sonst sich darüber klar sei, was die Entschließung in Wirklichkeit bedeuten solle. Diese skeptische Auffassung ist durch die Ereignisse gerechtfertigt worden. Denn die deutschen Parteien streiten sich seither darüber, was ihre genaue Auslegung sei. Ich zweifle nicht, daß in Deutsch land ein weitgehender und echter Wunsch nach Frieden besteht. Der maßgebende Faktor, mit dem wir zu rechnen haben, ist nicht die deutsche öffentliche Meinung oder das deutsche Parlament, sondern die deutsche Regierung. Man läßt uns im dunkeln und verlangt von uns, daß wir unsere Waffen nicderlcgen sollen, ohne dafür eine andere Genug tuung oder Sicherstellung zu besitzen, als daß wir die drei Tugenden des Vertrauens, der Hoffnung und der Nach sicht zur Schau tragen. Niemand behauptet, daß es für eine der beiden Seiten richtig oder zweckmäßig wäre, ein Ulti matum mit erschöpfenden und genauen Klauseln und Untcrklauieln aufzustellen, das wörtlich und buchstaben- mäßig kapitel- und satzweise als Vorbedingung für den Frieden anzunehmen wäre. ES gibt viele Dinge, die not- wendigerwcise zur Besprechung und Verhandlung für einen späteren Zeitpunkt zurückgestellt werden müssen. Aber wir werden unsere beiden leitenden Ziele der Erreichung eines wirklichen Friedens und der wirksamen Verhütung künf tiger Kriege nicht näher kommen, wenn wir nicht entschlossen die Mittel und Wege zur Geltung bringen, durch die sie zu erreichen sind. Staatssekretär v. Kühlmann sagte auch, daß Deutschland niemals ein Zugeständnis ln der Frage Elsaß-Lothringens machen könne und daß diese Frage niemals verhandelt wer den würde. Elsaß-Lothringen, das viele Jahre ein Teil Frankreichs gewesen ist und, mindestens soweit Lothringen in Frage konrmt, auch französisch fühlt, blieb nicht nur als deutscher SicgcspreiS, sondern auch als Svmbvl der De mütigung Frankreichs in deutscher Hand. Darin hat die Wurzel und die Quelle der Unruhe, des gestörten Gleich gewichts und des Wettrüstens gelegen, das zu diesem schrecklichsten aller Kriege geführt hat. Selbst in der Ge schichte dieses Krieges ist schwer ein plumperes oder durch sichtigeres Manöver zu finden, als der ungeschickte Versuch, zwischen uns und unseren französischen Alli ierten Uneinigkeit zu säen, indem Küblmaun uns sagt, daß die Grundfrage nicht die belgische sei, »nd daß, von Elsaß-Lothringen abgesehen, kein absolutes Hindernis für den Frieden bestehe. (!) Die Alliierten ver langen im Kalle Belgien nicht nur die Räumung, sondern volle und dauernde W i e d e r h e r st c l l u n a des Landes in seiner politischen und wirtschaftlichen Unabhängigkeit. Wgs würde Sem belgischen Volke ein Belgien nutzen, dgs in zwei Teile geteilt oder das durch fiskalische oder andere Bande mit dauernder Unterwerfung unter die deutsche Politik bedroht ist. Ich habe mehr als einmal die Frage gestellt, ob Deutschland bereit sei. der Wiederherstellung Belgiens in dem einzig wirklichen Sinne als der wesent lichsten Friedensbedinguna zuzustimmcii. Ich habe keine Antwort erhalten. Kühlmann beobachtete bezüglich der Zukunft Belgiens unverändertes und bezeichnendes Still schweigen. Serbien und seinen Nachbarn und Stammesverwandten, sowie Rumänien ihre natürlichen Grenzen zu geben, ist kein aggressiver Akt, sondern es wird damit nur eine Schuld bezahlt, deren Begleichung die Gerechtigkeit längst gefordert hat. Ich habe wiederholt gesagt, daß es niemals ein Teil unserer Politik war. Deutschland zu vernichten oder zu zerstückeln. Wir führen unseren Krieg gegen den preußischen Militaris mus. DaS Schlimmste, was der Welt widerfahren könnte, würbe ein Friede sein, der nur ein Flickwcrk ist und in sich selbst die Ursachen künftiger Schmierigkeiten trägt. Asgufth besprach sodann seine Eindrücke auf dem Schlacht» selbe von Bpern und sagte: Selbst nachdem ich diese er- barmungslosen Verwüstungen geschaut habe, sage ich ent- schlossen: Ich ziehe vor. daß der Krieg bis zur endgültigen Entscheidung weiteracht. alS daß er durch ein unvollständiges Kvmpro- miß zu Ende gebracht werben sollte. Unsere Truppen leiste«,