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Erschein, leben Wockeniag Lbenos für den folgende» lag imd kostet durch die Host Md t.bO frei ins Hous. Geschäfts-Anzeiger für Inserat» aedmeo die Sxpevilto» bi- Bormillag 10 Uyr, iowie die Austräger, desgleichen a^. Viunoocen^tpeditiouro Onginatprrtii» entgegen. vchHck-WtW, AnliiüDitz, Ntei-AcckWVitz, 8tksitlf, HemÄsrf, LsM Lavütlibtlg, ^lktüe Mmsöorf, Wüsltnbra«!l, ßrlbB, MrOera, llrsvruirge Btrilsdgrf, WtllbsH, ArsAti«. NllhslhsWel, Mittklba^ Grim, Ltvktrsilor^ Stistr^sr^ Plcha^ kmbillh, RHorf, kalltnbtrg b. W., LaligtlilhuMls rl. Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtraths zu Hohenstein. Nr. 282. Mittwoch, den 7. December 1887. 37. Jahrgang. Sächsisches. Hohenstein, 6. December. Nunmehr hat auch der mittlere Ortsthcil von Oberlungwitz Straßenbeleuchtung erhalten. Eine zu- sammengetrctcnc Genossenschaft hat die Sache in die Hand genommen und werden die Laternen Mittwoch (heute) zum eisten Male brennen. Hoffentlich finden sich noch Viele, die das gemeinnützige Werk unter stützen, damit Diejenigen, welche dasselbe begonnen, nicht zu schwere pecuniäre Op'er zu bringen haben, resp. die Lust an solch' guter Sache verlieren und sich dieser Ortslheil nicht etwa wieder bei mondlosen Nächten in das bisherige Dunkel hüllt. « Lugau, 5. December. Vergangenen Sonnabend in den Nachmittagstundcn verunglückte ans dem Stein- kohlenwcrke „Gottes Segen" hier der 16jährigc Berg arbeiter Junghans. Ein voller Hunt ging ihm über den Leib, sodaß der junge Mensch nach mehrstündigem, qualvollem Leiden seinen Geist aufgab. Die zum Neubau des zweiten Schulhauses in Nußdorf erforderlichen Arbeiten sollen in nächster Zeit im Ganzen oder im Einzelnen vergeben werden. Dieser Tage wurde vom Flcischbeschauer Fritzsche in Lichtenstein in einem von demselben untersuchten Stück Fleisch Trichinen vorgefundcn. Das Schwein, von dem das Fleisch zur Untersuchung entnommen, wurde nun unter polizeilicher Aufsicht vergraben. Die in Wernsdorf wohnhafte verehelichte Taubert, welche schon seit ca. 5 Wochen vermißt wird, wurde am Sonnabend früh in der Nähe der Nicderschind- maascr Mühle auf Glauchauer Flur aus dem Wasser gezogen und polizeilich aufgehoben. Die Umstände sprechen dafür, daß die T. jedenfalls selbst Hand an sich gelegt hat. Der Leichnam mußte wegen stark cingctretener Verwesung an Ort und Stelle beerdigt werden. Wer nichts haben soll, verliert das Brod aus dem Sacke. Ein Bäuerlein im Erzgebirge spielte in der nunmehr beendeten Ziehung der Landcslotterie t/„-Loos. Begierig verfolgte er nach jedem Zichungs- tage der letzten Klasse die Ziehungsliste, aber je län ger er dies fortsctzte, umsomehr sank seine Hoffnung, denn sein Loos blieb beharrlich in der gcheimnißvvllen Trommel. In der letzten Ziehungsliste endlich erschien seine Loosnummcr mir einem größeren Gewinne ver zeichnet. Der Bauer begab sich frohlockend zum Kollekteur, um den Gewinn zu erheben, hier wurde der „glückliche Unglückliche" aber belehrt, daß nicht seine, sondern die nächstfolgende Nnmmcr den Gewinn gemacht hatte. Der Druckfehlerteufel hatte ihm einen „Russen" gespielt. Hausircr, und alle diejenigen, welche mit Beginn des nächsten Jahres den Handel im Umherziehen be treiben wollen, machen wir daraus aufmerksam, daß es räthlich ist, schon jetzt bei der Polizeibehörde ihres Wohnortes unter Vorlegung eines ärztlichen Gcsund- heits-Ältestes — insbesondere auch eines solchen für einen etwaigen Begleiter — die Ausmittelung des erforderlichen Waudcrgewerbesteucr- (Hausir)-Scheins nachzusuchen. Da die Steuer nicht schon bei der Be stellung, sondern erst bei der Abholung des Scheins an die Ortsstcuer-Einnahmc zu entrichtet, ist, so brau chen folglich auch diejenigen mit der Bestellung nicht zu warten, denen jetzt "das erforderliche Geld fehlt. Wer dennoch damit bis Ende dieses, oder gar bis Anfang nächsten Jahres zögert, hat es sich dann selbst zuzuschrcibcn, wenn er den Schein nicht rechtzeitig be kommen kann, denn zu dieser Zeit zählen die Be stellungen der Hausirschcine bei der König!. Kreis- hauptmannschaft nach Tausenden und cs ist selbst ¬ verständlich, daß cs unmöglich ist, diese Masse in wc nigen Tagen — wie cs sich manche cinbildeu —aus- zufcrtigen. In dem ersten Bcrzcichniß der bei dem Reichs tag cingcgangenen Petitionen sind folgende Gesuche und Beschwerden aus dem Königreich Sachsen aufgc- sllhrt: Der internationale Verein zur Bekämpfung der „wissenschaftlichen Thierioltcr" zu Dresden bittet um Erlaß eines straigesetzlichen Verbotes der Viviscction, Cigarrcnarbcitcr Gustav Reinsberg und Genossen in Dresden bitten um Abänderung des 8 152 der Ge werbeordnung (Coalitionsrecht) und um Aufhebung bezüglicher Bestimmungen der in den einzelnen Bun desstaaten geltenden Vereins- und Versammlungsgc- setzc, der Neue Leipziger Thicrschutz-Vcrein und der Neue Dresdner Thierschutz-Berein bitten, auf Erlaß eines Gesetzes, welches die Viviscction und Versuche an lebenden Thieren zu Forschungs- und Unterrichts- zwecken verbietet, hinwirken zu wollen, Militairinvalidc Lang in Oelsuitz um Entschädigung für Nichtbenutznng des Civilvcrsorgungsscheins, eine große Anzahl Bäcker meister in der Obcrlausitz bitten, dahin zu wirken, daß die zollfreie Einfuhr von Brod nach Oesterreich wie bisher bestehen bleibe, verschiedene Gewerbe-, Hand werker-Vereine und Innungen in Königstein, Meißen, Dippoldiswalde, Strehla, Nossen, Wurzen rc. um Ein führung des Legitimationszwanges sür alle gewerb lichen Arbeiter, die Hausircr R. Weigel und Genossen in Lanter und Tautenhahn und Genossen pctitioniren gegcn jede Beschränkung des Hausirhandcls, Buchbin der Renker und Genossen zu Leipzig bitten, die Peti tionen der ärztlichen Vereine, soweit sic sich gegen die Naturhcilkunde wenden und sich auf die Abänderung des Krankcnkasscngesetzes beziehen, abzulehnen, Eger und Genossen in Mülsen St. Jacob, Prcnß und Ge nossen zu Böhrigcn, Müller in Oberplanitz, Schulz und Genossen zu Niedcrschlcma, Kermes in Hainichen, Günther zu Glauchau bitten um Aufhebung des Impft zwangcs, der deutsche Kellncrbund in Leipzig bittet um Anerkennung des im Gasthaus- und Schankge- wcrbc beschäftigten Personals als Gewerbcgehilfcn, die Baibier- und Friscnr-Jnnung zu Glauchau und Genossen bittet, den 8 149 der Gewerbeordnung da hin abzuändcrn, daß künftig sich Niemand, ohne einer Innung als Mitglied anzugehörcn, als Meister bezeich nen darf, eine große Anzahl landwirthschaftlichcr Ver eine bitten um eine angemessene Erhöhung der Zölle für landwirthschaftliche Producte (mehreren derselben geht die Regierungsvorlage in dieser Beziehung noch nicht weit genug). Nach einer kurzen begrüßenden Ansprache an die Herren Geschworencn begann am 5. December Vor mittag 9^2 Uhr bei starkbcsetzter Tribüne vor dem Kgl. Schwurgericht Dresden unter Vorsitz des Herrn Landgerichtsdircctvr l)r Müller die Hnuptver- handlung gegen den vormaligen Rathswachtmcister Carl Moritz Buschbeck an« Schandau wegen Urkunden fälschung, Betrug und Unterschlagung. Der am 6. Juni 1843 zu Zschopau geborene, noch unbestrafte Angeklagte ist gelernter Weber, wohnte den Feldzügen 1866 und 1870/71 bei und fand nach einer bewegten Vergangenheit 1878 in Schandau, woselbst er schon damals als Polizeidicner beschäftigt war, als Raths- wachtmeister Anstellung. Sein jährliches Gesammt- einkvmmen bezifferte sich auf über 1400 Mk. Schon seit einer Reihe von Jahren befand sich B. in Geld verlegenheiten und immer tiefer gericth er in seine finanzielle Nothlage, so daß er gegenwärtig weit über 4000 Mark Schuiden hat. Die verbrecherische Lauf bahn des Angeklagten, wenigstens im großen Stile, begann bereits im December 1883. Damals erhielt B. von dem Brodhündlcr Berger in Heinersdorf 600 Mk. mit der Bitte cingehändigt, das Geld bei der Spar- casse in Schandau anzulegcn. Er behielt jedoch das Geld für sich und fälschte davon eins der ihm zugäng lichen Sparcassenbuch-Formulare durch fingirte Ein träge und Vermerke des Cassirers und Contrvlcurs. Auf gleiche Weise trug der Angeklagte fälschliche Ver merke über die angeblich erfolgte Auszahlung der Zinsen (je 24 Mk.) in den Jahren 1885 und 1886 ein. Im October 1886 fälschte er auf gleiche Weise ein zweites Sparcassenbuch über 1200 Mk. Einlage und auf dasselbe verschaffte er sich zunächst von dem Holzhändlcr Grohmann in Königstein 1000 Mk. sowie ein halbes Jahr später von dem Kaufmann Uhlmann mann in K. 500 Mk. Am 3. Nvvcmber d. I. fälschte B. ein drittes Sparcassenbuch mit cincr Einlage von 1500 Mk. und mit demselben begab er sich zu dem Vorschuß-Verein nach Sebnitz, woselbst es ihm gelang, ein Darlchn in gleicher Höhe zu erlangen. Der Cassirer Hoyer erhielt jedoch unmittelbar darauf Kenntniß von der Fälschung und nun schaffte B. zwar durch Ver- psüttduttg seiner Lebenspvlice Ersntz in Dcbttitz, aber bei seiner Rückkehr in Schandau verhaftet. Außer dem hat der Angeklagte Beträge von 1070 Mk. 50 Pf., 264 Mk., 89 Mk. 74 Pf., 1023 Mk. und 1049 Mk. 75 Pf. die ihm von dem Fabrikbesitzer Hesse, bcz. dem Rentier Schmidt in Schandau zur Bezahlung von Steuern übergeben waren, unterschlagen. Ersatz ist von ihm mir theilweise geleistet worden. DemWahr- pruch der Geschworenen gemäß wurde der allenthalben Mündige Angeklagte zu 5 Jahren Zuchthaus ver- urtheilt. Das Stadtvcrordnetencollegium zu Crimmitschau hat über die Aufhebung der Jahrmärkte berathen an gesichts der immer größer werdenden Bedeutungslosig keit derselben. Doch beschloß man, dieselben nvch bei- zubchaltcn, bis eine gesetzliche Regelung erfolge. Ein etwa 38 Jahre alter, gut gekleideter Mensch, den wir „Herrn M." nennen wollen, besuchte am Mittwoch das Städtchen Rölha mit der angeblichen Absicht, sich eine Frau zu suchen. Das Glück mar ihm hold, denn cs gelang ihm nach kurzer Zeit, einen dortigen achtbaren Bürger mit seincr Absicht vertraut zu machen, welcher ihm auch seine Hülfe in dieser An gelegenheit zusichcrtc. Der letztere erbot sich, einem ungen Röthaer Mädchen den Antrag des Herrn M. vorzutragen und ersuchte denselben, bis zu seiner Rück kehr in seiner Familie zu verweilen. Hcrr M. machte dort u. a. auch die Bekanntschaft des jungen, hübschen Töchterchen seines Brautwerbers und faßte im Laufe des Gesprächs eine heiße Liebe zu diesem Mädchen. Nach Rückkunft des Vaters, welcher das Einvcrständ- niß des jungen Mädchens — der Ersterkoriicn des Herrn M. — brachte, erklärte jedoch der letztere, er hätte so viel Gefallen an der eigenen Tochter des Brautwerbers gesunden, daß er diese zur Frau begehre und die Werbung um das andere junge Mädchen nicht weitcrführcn wolle, mit welchem Anerbieten der Brautwerber sowohl als seine Gattin sich einverstanden erklärten. Das Verlobungsfest wurde nun auch gleich in würdiger Weise, wobei der vermeintliche Bräutigam, der Vater des Mädchens und die Auserkorene selbst Brüderschaft tranken, gefeiert. Herr M. benutzte, wie weiter berichtet wird, das Gastrccht der Eltern seiner Braut bis zum andern Morgen. Herr M. hatte auch eine sonstigen Verhältnisse klargelegt, wonach cr in Wurzen ein Grundstück mit Schankwirthschaft besitze und gab seiner Braut im Lause des Gesprächs unter vier Augen zu verstehen, daß er leidcr in einiger Geld verlegenheit sei. Das junge Mädchen war auch sofort bereit, den Herrn M. — ihren Bräutigam — aus