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Staatsanzeiger für das Königreich Sachsen. Zeitweise «ebenblättee: LmrdtagSbeilage, Synodalbeilage, Ziehungslisten der Verwaltung der lk. S. Staatsschulden und der ». Alter», und Lande-kultuernM-bank, Aatzm-beckcht und Rechnungsabschluß der Landes-BrandvcrsichemngSanstalt, BerkausSltfte von Holzpslairzen aus den A. S. Staattforstrevieren. Nr. 259^ Beauftragt mit der Oberleitung (und preßgesetzkichen Vertretung): Hofrat DoengeS in Dresden. Mittwoch, 7. November abends 1917. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Geschäftsstelle, Große Zwingerstraße 18, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Marl 88 Pf. vierteljährlich Einzelne Nummern 18 Pf Erscheint nur Werktags. —Fernsprecher: GeschüstSstelleNr.21ZS5,ZchristleitungNr 14L74. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum i» AnkündiaungSteile 40 Pf, di« Sspaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 88 Pf., unter Eingesandt 188 Pf. Preisermäßigung aus GejchäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vormittag- 11 Uhr. Alle Anzeigen, Bekanntmachungen nnd sonstigen Mitteilungen, die für die nachmittags erscheinende Ausgabe bestimmt sind, müssen bis vormittags 10 Uhr in unseren Händen sein. Schriftleitnag and Geschäftsstelle der Sächsischen Staatszeitnng Die kurz vor Beginn des Druckes eingehenden Meldungen befinden sich auf Seite 7 dieser AnSgabe. * Wir »erisiniMchni hexte die VerlnhUPe Nr. 459 ter Eichpiche» Armee. >>< Dor ragliamcuto ist auf der ganzen Front überschritten; die Verfolgung ist im Fortschrrite». H- Im Bereiche des oberen Tagliamento haben Truppen des Frhrn. v. Krobati» den Feind aus seine» Feld- und Gebtrqsstcllnngen östlich des Ladore geworfen. * Im Sperrgebiet nm England find neuerdings wieder titstW Brnttoregistertonnen versenkt worden. * Der japanische Gesandte Hayashi teilte dem Minister de» MSwSrttgrn mit, daß Jshi und Lansing am 2. No vember ein Abkomme» unterzeichnet haben, in dem die Bereinigten Staaten die besonderen Interessen Japans in Ehüm anerkennen nnd die Bereinigten Staaten nnd Japan nochmals den Grundsatz der offenen Tür für China be- stütigc«. Amtlicher Teil. Ministerium de» Königlichen Hausetz. Le. Majestät der König sind heute 1 Uhr 10 Min. früh nach Sibyllenort gereist. Ihre Königl.Hohcit Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Lachsen, ist heute von Hosterwitz nach dem königl. PalaiS am Taschenberg übersiedelt. Ministerin,» der Justiz. Le. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Laudgerichtsrat vr. Roßbach in Dresden zum Landgerichtsdirettor bei dem Landgerichte Dresden zu ernennen. Ministenum des Innern. Le. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Seminaristen Erich Willmann in Bautzen für die von ihm am 19. Juni unter eigener Lebensgefahr be wirkte Errettung zweier Knaben vom Tode des Ertrin kens in der Spree in Bautzen die silberne Lebensrettungs medaille zu verleihen. Le. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Schriftsteller Georg Zimmer mann in Loschwitz das ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Österreich, König von Ungarn, verliehene kriegskrenz für Zivilverdienstc 9. Klasse annehme und trage. (Fortsetzung dcc amtlichen Teiles in der Beilage.) Nichtamtlicher Teil. Wilson und der Krirp. Ein Jahr weiteren Blutvergießens ist am 7. Novem» der verstrichen, seitdem der große „Friedensmann" Woo- drow Wilson ans dem stürmischen Wahlkampf wiederum als Sieger hcrvorging und ihm durch den Mchrhcitswillen der amerikanischen Nation zum zweiten Mal die Würde der Präsidentschaft in den Vereinigten Staaten über tragen wurde. „4Vil^on v!n« vitdout nnr" (Wilson siegt mit friedlichen Mitteln), das war die hinreißende Wahl Parole, mit der sich der gar nicht weltfremde „Ideologe" Wilson die unbedingte Gefolgschaft der friedliebenden de mokratischen Partei sicherte und ganz Amerika in den frommen Wahn versetzte, eine ungeheuere Bereicherung, eine dauernde wirtschaftliche Machtstärkung Amerikas, das würde der amerikanische Sieg in diesem Weltkriege wer den, ohne daß Amerika selbst das Odium der militärischen Beteiligung und eigener Blutopfcr auf sich zu nehmen brauchte. Da- war allerdings ganz nach amerikanischem Geschmack, und der bisherige Verlauf des Krieges, m dem die Wilsonschc Politik der gewinnbringen den Neutralität so herrliche Erfolge gezeitigt hatte, schien der beste Beweis seiner staatsmännischen Er leuchtung zu sei». Während die Völker auf dem euro päischen Kontinent in ungeheurem Waffengange sich er schöpften, flossen Goldströme in die Taschen der amen konischen Kriegsindustriellen, gewann Amerika als lachender Dritter Schritt für Schritt die wirtschaftliche Vorherrschaft und verstand es, das Weltgeschäft immer mehr an sich zu reißen. War aber das alte Europa ge nügend zur Ader gelassen, vor allem die deutsche Militärkrast gebrochen, dann gedachte Wilson in gott gefälliger Menschenliebe als „Friedensbringer" hervor- zutretcn. Wilsons Ruhm, als edelster Repräsentant der Billigkeit nnd Gerechtigkeit, würde in vollem Glanze er strahlen, und daneben nicht minder das Geschäft der Tollarkönige, deren getreuer Handlanger und Agent Wilson allezeit gewesen ist, blühen und gedeihen. Aber diese amerikanische Rechnung wurde durch die Genialität der deutschen Kriegführung einfach durchkreuzt. Von Anfang des Weltkrieges an ist Wilson d:r heimliche Verbündete Englands gewesen, ein persönlicher Bewunderer Altenglands und Vertreter einer angel sächsischen Solidarität, die namentlich in Deutschland den militärischen und wirtschaftlichen Gegner erblickte, gegen den man sich gegenseitig unterstützen müsse. Tie un geheuren amerikanischen Munition?- und Kriegsmaterial- liefcrungcn, die Milliarden einbrachten und das ganze Land in eine große Wassenfabrik verwandelten, wurden von Wilson offensichtlich begünstigt. Sie allein gaben dem Verbände die Möglichkeit, den krieg mit schier er drückender Überlegenheit an Material weiterzuführcn. Gewaltige Vorteile hoffte Wilson für sein Land zu gewinnen, wenn er die amerikanische Neu tralität oufrechterhielt, um durch riesenhafte nnd über zahlte Hcereslieferungen ungeheuer zu verdienen und das wirtschaftliche Übergewicht in der ganzen Welt zu er halten, um den Vcrbandsmächten den endgültigen Lieg zu erleichtern und um schließlich in der letzten entschei denden Stunde sein diplomatisches Gewicht in die Wag- scha!e für England gegen Deutschland zu werfen. Zu seinem größten Erstaunen stimmte diese Rechnung aber durchaus nicht. Trotz der ihnen gegenüberstchenden ge waltigen Übermacht ließen sich die Deutschen und ihre Verbündeten nicht besiegen. Deutsche Vaterlandsliebe und deutsche Kriegskunst machten die feindliche Uber lcgcnheit der Zahl und des toten Materials wett, und die Entwicklung des Unterseeboots als gefährlichste kriegs- waffc brachte plötzlich die englische Seeherrschaft ins Wanken. Zunächst versuchte Wilson mit dem ganzen Rüstzeug seiner diplomatischen Künste uns von der ener gischen Anwendung dieser für England und die amerika nischen Geldintcressen so fatalen Waste abzubringen. Als dann der uneingeschränkte Unterseebootkrieg begann, der England mit den Mitteln bekämpfen soll, die cs gegen uns schon lange vorher angewandt hatte, da er griff Wilson, unter dem fadenscheinigen Vorwande, das freie Reiserecht des amerikanischen Bürgers zu verteidigen und für Recht, Freiheit und Kultur zu streiten, die Gelegenheit, die Vereinigten Staaten für England in das Weltenringen eingreifen zu lassen. Gegen den Widerstand im Kongreß riß er das amerikanische Volk in den krieg hinein, dieselbe Nation, die ihn, weil er der „Fricdenspräsidcnt" sein wollte, noch mals ins Weiße Haus gewählt hatte. Von der „kricgs- begeisterung" des amerikanischen Volkes, von der die Ver bandspresse so viel und jo Erhebendes zu melden weiß, sind zum Teil recht sonderbare Nachrichten zu uns ge kommen. Zuverlässige Berichte der jüngsten Zeit be sagen, daß bittere Enttäuschung über die verderbliche kriegsvolitik Wilsons dauernd an Umfang zunimmt. Man nennt ihn offen den bezahlten Agenten Englands. Tie kriegsstimmung gegen Teutjchland ist von der Presse und Regierung künstlich mit den unglaublichsten Lügen nnd Verdächtigungen erzeugt worden. Bei der Durch führung der Wehrpflicht, der man sich teilweise mit Waffengewalt widersetzt hat, und bei der Einschiffung der ersten Truppen nach dein europäischen Kriegsschauplatz ereigneten sich Lchreckcnsszencn, Meutereien und blutige Zusammenstöße. Wilson, der knecht der Milliardäre, muß England, koste" cs was cs wolle, zu Hilse eilen, sonst geht der Hauptschuldner Amerikas und mit ihm die den Verbündeten geborgten Gelder verloren. Für diese Zwecke werden letzten Endes amerikanische Bürger als Kanonen- fntter für die Verbündeten exportiert. Auch das amerikanische Volk wird das einsehcn. Und co wird, so hoffen wir, dereinst der Tag kommen, wo mit dem amerikanischen Volke die vielen Millionen der um schnöden Gewinn geopferten, verstümmelten, in tief stes Leid versetzten Menschen aller kriegführenden Nationen Rechenschaft von jenem Woodrvw Wilson fordern, der Menschlichkeit und Menschenwürde für Geld verschacherte und der den Völkermord verlängerte, um seine Geschäfts- guthaben zu sichern. Der Fluch der Menschheit wird ihn und sein Andenken begleiten. Der Krieg. Zur Lage. Bon den Fronte«. Berlin, 6. November. In Flandern setzte au der Großkampffront von kl Uhr vormittags an .zwischen Keyem und Blankaartsce sowie bei Passchendaele und Becelarc erneut starker Artillerickampf ein, der am Nach mittag in wechselnder Stärke anhiclt. Vom Abend ab steigerte sich das Artilleriefcuer auf der ganzen Front von kenem bis zum Kanal von Hollebeke zu größerer Stärke und hielt mit besonderem Nachdruck in Gegend von Passchendaele ununterbrochen an. Von 5 Uhr 45 Min. vormittags am 0. November nahm das Feuer dauernd zu uud ging um 7 Uhr vormittags auf unsere Stellungen vom Westrand des Houthoulster Waldes bis Zandvoorde in gewaltiges Trommelfeuer über, dem starke englische Jnfanterieangriffe beiderseits von Passchendaele und an der Straße Mcnin--Aper» folgten. Der Kampf ist im Gange. Auf unseren Stellungen südlich und westlich von St. Quentin erfolgte nach lebhaftem planmäßigen Beschuß 6 Uhr 15 Min. abends ein starker feindlicher Erkundung--- Vorstoß, der mit blutigen Verlusten abgewiescn wurde. Nordöstlich Soissons wurde das Feuer erst am Abend er Heblich stärker. Es hielt auch nachtsüber an und ver dichtete sich hauptsächlich in Gegend Eourtecon zu größerer Heftigkeit. Auf dem übrigen Teile der Westfront war das Feuer in Gegend des Ehaume Waldes und nn Sund gau lebhafter. Dott vorstoßcnde feindliche Patrouillen wurden abgewiesen. Mit dem Gewinn der Tagliamento Linie haben die siegreichen Verbündeten einen weiteren Erfolg von großer Bedeutung erzielt. Tie Italiener sind bereits g- zwungcn, ihre Gebirgsfront vom Fella-Tal bis in Gegend nördlich des Sugana-Tales zu räumen. Verordnung über beschlagnahmte Aelle. (X. 5l.) Die Stellvertretenden Generalkommandos XU. und XIX. Armeekorps machen bekannt, daß die Kriegs Rohstoff-Abteilung des König!. Preußischen Kriegs Ministeriums (Lederzuweisungsamt) auf Grund des § 10 der Bekanntmachung Nr. 1.800 4. 17. K.R.A., betr. „Be schlagnahme, Behandlung, Verwendung und Meldevsticht voll rohen Kanin-, Ha'en und Katzenfellen und aus ihnen hergestelltem Leder" vom 1. Juni 1917, eine Ausnahme von den Anordnungen dieser Bekanntmachung dahin zu- gelasien hat, daß Wildbrcthändler über die in ihrem Be triebe gewonnenen, beschlagnahmten Felle gemäß § 4 Buchstabe a bis 6 der Bekanntmachung verfügen dürfen, ohne sie vorher gemäß § 5 Ziffer 1 und 2 der Bekannt machnng reinigen, spannen und trocknen zu müssen. Paftverlehr mit deutsch« Krieg-gefangenen in Mazedonien. In letzter Zeit sind häufig Beschwerden über den Postverkchr mit den in Mazedonien in Gefangenschaft geratenen deutschen Soldaten bckanntgemorden. In der Hauptsache kamen diese klagen von den in dem serbischen Lager in Saloniki untergebrachten Gefangenen. Die Ur sachen scheinen weniger in den schlechten Verbindungen bis zu dem Lager, als in der Lagerverwaltung selbst ru suchen zu sein. Deshalb empfiehlt es sich, für den Verkehr mit den in serbischer Gefangenschaft befindlichen Deutschen folgende Adresse zu wählen: Durch das serbische Rote kreuz, Genf, Eaur Vives 118, an den kriegsgefangenen N. R. (Name, Regiment und komvanie), Poststation 20, Mikra bei Saloniki (Balkan). In dieser Form sollen die Briefe fast stets ankommen. Ter Unterseebootkrieg. Versenkungen. Berlin, 6. November. (Antlich.) Neue Untcrsec- booterfolgc im Sperrgebiet um England. 130OO Brutto registertonncn. Unter den versenkten Schiffen befand sich ein Dampfer, der 5500 t Mais für England an Bord hatte. Der Ehef des Admiralstabs der Marine. Kopenhagen, 0. November. „National-Tidcnde" meldet über Ebristiania aus Bergen, daß die deutschen Unterseeboote nun dicht an der englischen Küste tätig feien. Tie gestern aus England in Bergen eingctroffenc Be satzung des torpedierten norwegischen Dampfers „Leander" (2968 Brnttoregistertonnen) erzählt, daß der Dampfer nur Seemeilen von der englischen Küste entfernt ver senkt wurde. Pari-, 5. November. Wie der „Tcmps" meldet, hqt der Präsident von Brasilien i» einer Botschaft an den