Volltext Seite (XML)
Diesr« Blatt erscheint täglich Ldend« un^ ist »nrch.alle Post anstalten dr«3n- «nd Alltlaudet zu btjiehe». Preis fiir da« Bterteliah« Dresdner Journal, M Leit, I, Vf. Herold für sächsische und deutsche Interessen. Redtgirt von Karl Biedermann. Inhalt. Daö brutsche Heer. — Ob Ein- oder Lwrikammersistem. — TageSgeschichte: Lui dem obern Boigtlande: Bad Elster; die von Oeltnitz wegen de« NothstandeS nach Dresden gesendete Deputazion. AuS OrlSnitz: Benachtheiligungen der Fabrikanten. Berlin. Hamburg. Schleswig. Frankfurt. Prag. Pesth. Triest. Lombardei. Neapel. Paris. Irland. — Statistik: Deutschlands Eisenbahnen; Europas Eisenbahnen. — Feuilleton. — OrtSkaleader. — A »gekommene Reisende. Das deutsche Heer. Selbst das Auge des ruhigsten Beobachters muß die Gewit terwolken erblicken, die, mitten im Frühroth der Freiheit unsers deutschen Vaterlandes, am politischen Himmel herannahen. Deutschland fürchtet das Wetter nicht, muthvoll und kräftig sieht eS die Stürme von allen Seiten über dem geliebten Vaterlande zusammenziehen und ist in dem Gedanken einig, ihnen zu wider- stehen. Aber nicht ein bewaffnetes, begeistertes Volk allein, nicht die heldenmüthigste Aufopferung Einzelner ist in diesem Augenblicke im Stande, Deutschland zu schützen; seine einzige kräftige Stützeistein wohlorganisirtes Heer. Einen deutschen Bund giebt es wohl kaum noch, da es nur ein einiges, freies Deutschland giebt oder vielmehr geben soll, dem nach giebt es auch eigentlich kein Bundesheer mehr. Gebieterisch verlangt die Gegenwart ein gemeinsames deutsches Heer, das mächtig genug ist, einem Feinde von allen Seiten die Stirn zu bieten. Verbergen wir es uns nicht, noch gleicht die deutsche Armee einer wohlbemannten Flotte, die ohne Kompaß im Ozean dahin schwimmt; der Admiral, auf dessen Befehl die Steuerruder ge lenkt werden sollen, wird in den Reihen deutscher Krieger nicht schwer zu finden sein. Die Eintheilung der bisherigen Bundesarmee hat sich schon jetzt als nicht zweckmäßig bewahrt, die Armee in Holstein wurde bereits anders zusammengesetzt. Die Möglichkeit der Verwen dung einer Rheinarmee, einer Armee gegen Italien und Schweiz, einer Nord- und Westarmee, sowie einer Armeereserve im Innern dürfte jetzt das Wünschenswertheste sein. Deutschland hat gewiß seine fähigsten Köpfe nach Frankfurt gesendet, ob aber unter diesen Männern sich auch solche finden, welche die Errichtung eines deutschen Heeres übernehmen kön nen, ist zweifelhaft. Zum wahren Wohle des Vaterlandes würde es gereichen, wenn jeder Staat, nach Verhälrniß seiner Einwohner, eine Anzahl seiner tüchtigsten Offiziere nach Frankfurt bestimmte, welche ein deutsches Heer zu bilden hätten und aus ihrer Mitte den Oberfeldherrn dem deutschen Parlamente zur Bestätigung Vorschlägen. Was dem Körper die Seele, das ist einer Ar- mee der Führer; ihm vertraue man eine ausgedehnte Vollmacht an und mache ihn dem Parlamente verantwortlich. Erkennt man das Parlament als das Organ deS deutschen Volkswillens, und somit als die bestehende Regierung an, so muß auch von ihm die Wahl des Feldherrn bestätigt werden. Dem Parlamente stehe fortan ein von der deutschen Sache durchdrungener Feldherr mit seinem ausgedehnten Generalstabe und einer wohlgeordneten Armee schützend und rathend zur Seite; nur so kann die Unabhängigkeit Deutschlands erhalten werden. Blicken wir tiefer in die innern Einrichtungen der gewiß vor züglichen deutschen Armeen, so würde dennoch da- Wirken dieses Feldherrn und seine- Stabes ein sehr umfangreiches sei«; seine nächste Aufgabe würde sein, Deutschland durch eine gründlich ent worfene Disposizion nach außen zu sichern und der Armee eine den Zeitbedürfnissen entsprechende Gestalt zu geben, weShalb von ihm ausgehen müßte 1) Eintheilung des Heeres, mit Berücksichtigung der geogra fischen Lage der Länder. 2) Einführung einer gleichförmigen Bewaffnung (gleicher Ku gelkaliber), gleicher Dienstvorschriften und entsprechender, zweckmäßiger Bekleidung. 3) Allgemeine Aufhebung der Stellvertretung, dagegen Ver sorgung lang und gut gedienter Soldaten im Zivilstaat-, dienste. 4) Allgemeine Aufhebung der bürgerlichen Züchtigung. 5) Vereinfachung des schriftlichen Dienstweges. 6) Einziehung einiger (vorzüglich im Frieden) nicht unbedingt nothwendigen Stellen, dagegen Gewährung einer Dienst alterzulage in den nieder» Graden und ganz fest bestimmtes Pensionsgesetz. 7) Errichtung einer Nazionalgarde zur Erhaltung und Sicher heit des Eigenthums, zum Schutz der Gesetze und — in der höchsten Noth — zur Vertheidigung des heimathlichen Heerdes. Kommt es zur Wahl eines Oberfeldherrn, so muß jedes Son- derintcresse weicher»; es gilt allein die Vertheidigung des Vater landes in fähige Hande zu legen; deutsche Nazionen giebt eS nicht mehr, sobald es eine deutsche Nazion giebt — dem Würdigsten allein gebühre der Feldherrnstab, ihm wird auch jeder wahre Deutsche mit Freuden folgen. Nitz.