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königlich Säehsisehev Sttttttsanzeig-v. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörden. Nr. 67. r» Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Doenges in Dresden. Donnerstag, 21. März M2. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten » Marl vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im Ankündigungsteile »0 Pf., die2spaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 7b Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. aus Gejchästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Le. Majestät der Kaiser wird nach einer dem Wiener Lbersthofm isteramt gemachten amtlichen Meldung au? Berlin Sonnabend, den 23. März, vormittag? nm 11 Uhr in Wien eintrcffcn, um Kaiser Franz Joseph ans der Durch reise nach dem Süden zu besuchen. * Nachrichten au? guter Quelle, die der „Agenee Hava?" au? Tripoli? zuqegangen sind, stellen kategorisch in Abrede, daß die Tiirkrn in der Schlacht bei Benghasi eine große Niederlage erlitten hätten. Der Kampf sei lediglich ein Gefecht gewesen, in dem die Türken und Araber iw Tote und Verwundete hatten. * Tie persische Regierung hat nach einer Meldnng au? Teheran alle Punkte der rnssi ch - englischen Note vom 18. Februar befriedigend beantwortet. * Ter „Kölnischen Zeitung" zugegangene Meldungen au? Blnefi ld in Nicaragua besagen, die nicaraguanische Re gierung habe ein Dhnamitkomplott zur Ermordung de? Staatssekretär» Knox entdeckt. Eine Anzahl hervorragender Nicaraguaner werde hingerichtet werden. * In Dunmore in Pennsylvanien wurde ein Hau? durch eine Dynam tbvmbe in die Luft gesprengt. Acht Bewohner wurden getötet. * Durch eine Explosion in einem Kohlenbergwerke in Mc. Enrtin (Oklahoma) wurden 85 Bergleute von der Außenwelt abgcschnitten. Feuer und Ranch hindern das Rettnnnswerk. Amtlicher Teil. Dresden, 21. März. Se. Majestät der König sind gestern abend 10 Uhr 15 Min. nach Wien gereist. Ihre König!. Hoheit Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist gestern abend 9 Uhr 48 Min. von Berlin hierher zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allerguädigst geruht, dem Bankdirektor Emil Schreyer in Plauen den Titel und Rang als Kommerzienrat, dem Buchhalter bei der Vogtlündischen Bank in Plauen Conrad Schiffmann das Albrechtskreuz und dem 1. Kassenboten daselbst Klug die Friedrich August Medaille in Silber zu verleihen. Mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majestät des Königs hat das Finanzministerium beschlossen, den Wohn sitz des Vorstandes des Forstbezirks Bärenfels einschließ lich des Sitzes der Oberforstmeisterei Bärenfels für die Zeit vom 1. April dieses Jahres ab von Freiberg nach Bärenfels zu verlegen. 691 Forstr. ä Dresden, am 12. März 1912. Finanzministerium. 201s Die beim Ministerium des Innern verwaltete Max-Richard-Ltiftung gewährt alljährlich einer kurbedürftigen, mittellosen, im Königreiche Sachsen staatsangehörigen Person — Kinder nicht ausgeschlossen —, die in Kissingen oder einem anderen bayerischen Bade Heilung sucht, eine Unter stützung von 200 M. Rach Befinden kann diese Unter stützung auch zum Gebrauche eines sächsischen, eines anderen deutschen oder eines österreichischen Bades ge währt oder auch unter mehrere Bedürftige verteilt werden. Angehörige der Amtshauptmannschaft Grimma (Stadt und Land) erhalten bei sonst gleicher Berechtigung den Vorzug. Gesuche sind bi? zum 2«. April 1912 an die IV. Abteilung des Ministeriums des Innern zu richten untep Beifügung 1. eine? ärztlichen Zeugnisses über die Krankheit und Notwendigkeit des Kurgebrauches in dem betreffenden Bade, 2. des Nachweises der sächsischen Staatsangehörig keit, 3. einer amtlichen Bescheinigung über Unbescholten heit, Mittellosigkeit, sowie über die Alters-, Erwerbs- und Familienverhältnisse des Nach- fuchenden. Nach den Stiftungsbestimmungen kann nicht berück sichtigt werden, wer festes Einkommen aus Gehalt, Pension oder einer Rente bezieht. Doch sollen Personen, die festes Einkommen aus einer Privatstellung beziehen, nicht grundsätzlich aus geschlossen sein. Die Jahres-Einnahmen und Ausgaben der Stiftung mit einem Stammkapitale von 7299 M. 42 Pf. betrugen: 330 M. 60 Pf. Kassenbestand aus 1910, 238 - 85 - Zinsen im Jahre 1911, 569 M. 45 Pf. Summe der Einnahmen. 319 M. 82 Pf. Summe der Ausgaben. 249 M. 63 Pf. Kassenbestand Ende 1911. 201s Dresden, am 16. März 1912. 468 IVO Ministerium des Innern, IV Abteilung Öffentliche Sitzung des Kreisausschusses Freitag, den 29 März 1912, vormittags ),12 Uhr, im Sitzungssaale der Königlichen Kreishauptmauuschaft — Schloßstraße 34/36, II. Geschoß —. Die Tagesordnung hängt im II. Geschoß des Dienst- gebäudes zur Einsicht aus. 547 l Dresden, den 19. März 1912. 2025 Königliche Kreishanptmannschaft. (Behördlich« Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil ) Nichtamtlicher TeU. Boi» Königliche» Hofe. Dresden, 2l. März. Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg und Ihre König!. Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnten heute nachmittag mit den Damen und Herren vom Dienst dem vom Stadtbaurat Prof. Erlwein ^6 Uhr im Festsaale des neuen Rathauses gehaltenen Bortrage über die geplante künftige Gestaltung des Königsufers auf Neustädter Seite bei. Deutsches Reich. Zum Rücktritt des StiatSsekretärS Wermuth schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung: Die „National-Zeitung" hat in ihrer Nummer vom Dienstag Andeutungen gemacht, als ob der Rücktritt des Staatssekretärs Wermuth eine zwischen dem Reichskanzler und dem Zentrum abgekartete Sache ge wesen ist. Hr. Wermuth habe vor acht Tagen noch nicht gewußt, daß längst alles abgemacht gewesen sei. In der Redaktion der „Germania" sei man über sein nahes Schicksal besser informiert gewesen, als er selbst es war. Das Blatt spricht in diesem Zusammenhang von einer ungeheuerlichen Provokation, in der sich die Politik des Reichskanzlers gefalle. Alles, was hier gesagt ist, ist dreiste Erfindung. Das Ende des BergarbeiterausstandeS im Ruhrrevier. Zu diesem Gegenstand schreibt die „Köln. Zeitung": Mit diesem Beschluß der Bochumer Revierkonfereiiz hat der Alte Bergarbeiterverband seine Niederlage in dem Kampfe, den er vor neun Tagen mit so großen Erwartungen begonnen hat, unumwunden zugegeben. Und dieses Zugeständnis, geschlagen woroen zu sein, und die Bereitschaft, den Kampf auszustecken und ihn nicht bis zum Verbluten weiterzuführen, ist vielleicht das einzig Erfreuliche iu dem Verhalten des sozialdemokratischen Verbandes während der letzten Wochen und Monate. Alles, was man von ihm gehört hatte, war dazu angetan, ihm die Sympathien zu rauben. Niemand leugnet ja heute mehr, daß der Organisations- g danke in der Arbeiterschaft gesund, berechtigt und notwendig ist. Und eine lange Geschichte hat bewiesen, daß unsere Arbeiter mit ihrem gewerkschaftlichen Zusammenschluß ganz Bedeutendes für ihre Stellring und für ihr Einkommen erreicht haben. Aber ebenso unbestreitbar ist es auch schon bisher gewesen, daß sich die Interessen der großen Arbeiterverbände, der Gewerkschaften, keineswegs immer mit den Interessen der Arbeiter, geschweige denn der Arbeit schlechthin deckten, und daß die Ziele der Orga nisationen häufig ganz anderswo lagen als wo die der Arbeiter- wo! lfahrt zu suchen sind. Aber den reinsten Beweis für diese Tatsache hat doch diese jüngste Phase der deutschen Arbeiter bewegung, dieser kurze Streik im Ruhrrevier, geliefert. Die sozialdemokratische Organisation glaubte diesen Streik für ihre Entwicklung nötig zu haben. Sie kam mit der Zahl ihrer Anhänger in den letzten Jahren nicht mehr recht vorwärts. Und auch ihre Kassen wollten sich nicht mehr füllen. Nach alten Erfahrungen hoffte sie mit einem Streik, auch mit einem mut willig vom Zaune gebrochenen Streik, ihr Schild wieder glänzend machen zu können. Dazu kamen dann noch die verhängnisvollen Beziehungen zur Sozialdemokratischen Partei, die in den letzten Jahren enger und immer enger geworden sind, und die, wie die Verhandlungen in den Parlamenten bewiesen haben, in diesem Falle völlig ineinander laufen. Und die Partei wollte nicht weniger als die Organisation diesen Kampf um jeden Preis. Nachdem die Wahlen geschlagen waren, glaubte die Partei in den Arbeiterbezirken etwas in die Augen springendes leisten zu müssen. Und als der Streik in England begann, da glaubte man den rechten Zeitpunkt gekommen und schlug loS. So ver langten Gewerkschaft und Partei unbedingt diesen Kampf, den das Interesse, das reine Berufsinteresse der Arbeiter, ebenso entschieden ablehnen mußte. Das einzige, was ein solchen umfassenden, auch die nationale Wohlfahrt berührenden Arbeitskampf in den Augen deS Volkes rechtfertigen konnte, das waren die Rücksichten auf den Arbeits verdienst, waren die Klagen über die ungenügenden Löhne. Aber den Beweis für die Berecht gung dieser Klagen waren die Arbeiterorganisationen von vornherein der Öffentlichkeit schuldig geblieben. Es mag zugegeben werden, daß viel leicht die Höhe des Verdienstes, wie sie in der Zeit der Hochkonjunktur von 1907 erklommen worden war, in diesem Jahre noch nicht völlig erreicht war. Aber cs handelte sich doch nur um eine ganz geringe Spanne, eine Spanne, die teils schon ausgefüllt war, und teils in den nächsten Wochen ausgefüllt werden sollte. Die Arbeiter hatten die be stimmten Zusicherungen, daß mit dem Tage der Kohlenpreis erhöhung auch ihr Anteil am Bergbaugewinn wieder in die Höhe steigen würde; und auch von den Arbeitnehmern wagte niemand, dieses Zugeständnis ernstlich zu bezw iseln. Und weil man den guten Willen der Unternehmer, den Lohnforderungen allmählich gerecht zu werden, nicht bestreiten konnte, verlegte man sich darauf, ganz übertriebene Forderungen zu stellen. Daß diese Forderungen von den eigenen Leuten nicht ernst genommen worden sind, und daß sie nur als Schein- und Drohforderungen auszufassen waren, das hat sich im Laufe dieser Woche schon gezeigt, als überall, während noch die Knappen im Kampfe waren, bald hier und bald dort die Vertreter der Organisation von diesen Forderungen erhebliche Abstriche machten und, wo sie ehemals IS Proz. ver langt hatten, auch mit 10 oder gar 8 Proz. sich zufrieden er klärten. Diese übertriebenen Lohnforderungen der Arbeiter, dieser fadenscheinige Deckmantel wurde aber noch fadenscheiniger, als sich die Zechenbesitzer bereit erklärten, in den Arbeiterausschüsien auch über die Lohnforderungen zu verhandeln. Daß auch dieses Zugeständnis die sozialdemokratische Organisation nicht befriedigen konnte, war der schlagendste Beweis für den politischen Charakter des Ausstands und schlug in der öffentlichen Meinung dem Fasse den Boden aus. Ter sozialdemokratische Bergarbeiterverband als solcher, und nickt etwa die verhetzten Bergarbeiter, haben die empfindliche Niederlage davongetragen. Uno diese Niederlage beschränkt sich auch nicht auf den Alten Bergarbeiterverband, sie greift in ihren ganzen Wirkungen auf die Sozialdemokratische Partei über, die der Generalissimus dieser Aktion war, welche die Lorbeeren au- diesem Kampfe heimzutragen Hofile und die jetzt die Prügel ein- zustecken hat. Die Partei der 4^ Mill. Wähler war zu über mütig geworden. Reichstag. Sitzung vom SV. März 191S. Am Bundesratstische: Staatssekretär vr. Delbrück und der Präsident des Reichs-Gesundheitsamts vr. Bumm Präsident vr. Kaempf eröffnete die Sitzung um 1 Uhr 20 Min. Die zweite Beratung des Etats des ReichSamtS des Innern wurde bei dem Kapitel „Gesundheitsamt" fort gesetzt Ab. vr. Burckhardt (wirtsch. Vgg ): Was einem jüdischen Mediziner passiert ist, widerfuhr kürzlich auch einein christlich- nationalen Kandidaten bei einem liberal verwalteten Kranken« Hause. Ich danke dem Staatssekretär für seine Erklärung dazu. Eine schärfere Weinlontrolle ist wünschenswert, wenn auch an zuerkennen ist, daß das neue Weingesetz erhebliche Vorteile gebracht hat. Wie steht eS mit der Regelung des Apotheken« wesens? Staatssekretär vr. Delbrück: Uber die Änderung deS Apo- thckengesetzeS, die durch Landesgesetz erfolgen muß, schweben gegenwärtig die Vorverhandlungen, da zunächst bestimmte Voll machten auf Grund der Gewerbeordnung nötig sind. Ich werde mich alsbald mit den zuständigen Stellen in Verbindung setzen. Abg. vr. Graf v. Posadowstq-Wehner (wild): Die Chlor- kalifabriken führen ihre Endlaugen, d e große Mengen von Mag nesium enthalten, in die Flüsse; es kommen namentlich in Be tracht die Wupper, Unstrut, Saale und die Elbe bis Magdeburg. Das Gutachten des Gesundheitsamts, daß eine Verhärtung des Wassers bis auf SO Grad zulässig sei, hat ernste Befürchtungen in der dortigen Bevölkerung wachgerufen, denn es steht fest, daß eine Härte von 4S Grad auf die Dauer für die Gesundheit des Menschen und deS Viehs nichtzuträglich ist. Die Brunnen werden vielfach aus den Flußläufe» gespeist und die Tatsache, daß daS dortige Trinkwasser einen starken Chlorgeschmack hat, führt zu den größten Bedenken Bei der Industrie entsteht dadurch, daß dieses Wasser den Ansatz von Kesselstein in großem Maße herbeiführt, eine nicht zu unterschätzende Explosions cfahr und BetrievS« jchädigung. Die Tatsache, daß die Stadt Magd bürg in einem Prozeß in dieser Angelegenheit schon ganz ungewöhnlich hohe Kosten aufgebracht hat, die für einen Privatmann unerschwinglich