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Weißerilz-Aeitung Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. » Preis l>><> Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Erscheint Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Post anstalten. Amts- und Anzeige-Klatt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe ZU Aippoldismaldt. /raueusteiu und Altenberg. Weihnachten. Die Weihnachtszeit gehört den Kindern, diesen weißen, duftigen Blüthen am Banrne des Lebens. Sie dienen uns dabei als Vorwand, selbst wieder ein mal kindlich zu sein. Die Hellen Weihnachtslichter, die wir ihnen anzünden, erhellen und erwärmen unsere Seele, ihr Jubel weckt ein seit lange schweigendes Echo in unserer Brust und der Abglanz rosiger Kinder gesichter fliegt wie Verklärung über unsere sorgenge furchten Stirnen. Als Kind feiert man Weihnachten wie die lebendig gewordene Märchenzeit. Man zählt die Wochen schon von der ersten Gans zu Martini nach den Sonntagen, dann nur noch die Tage, zuletzt die Stunden, und sieht in jeder Ecke und in jeden, Schubkasten ein Geheimniß, bis endlich der Augenblick des Glückes da ist. Wer wollte an der obersten Sprosse dieser Jakobstranmleiter der Freude mit leeren Händen stehen und den ersten giftigen Mehlthau der Täuschung auf des Kindes Herz fallen lassen; wer wollte nicht die Erinnerungen des Kindes, wenn es in späteren Jahren, vom Leben er müdet, in seinen Träumen zu den stillen grünen In seln der Jugendstunden zurückgekehrt, gern vergolden helfen? Kommt doch ohnehin schnell genug die Zeit, wo das Leben den Märchcndnft der Weihnachtszeit verwischt. So lange es Kinder giebt, wird man auch zu Weihnachten den Kindern mit Spielzeug die größte Freude bereiten. Das Spiel ist die Welt des Kindes und seine Schule zum ganzen späteren Leben und Da sein; das Spiel ist die Frucht und Blüthe der Kindheit; aus dem unscheinbarsten Zeuge baut sich die spielende Hand des Kindes eine Welt, in welcher sich die ganze Glückseligkeit und Tugend, der Witz und die Wahrheit des Kindes spiegelt. Im freien Spiele der Kräfte ent faltet sich das Leben; die Griechen wußten das und sahen das Spiel nicht nur als eine Sache der Kinder an, nannten ihre Götter „Freunde des Spieles" und ließen noch die Abgeschiedenen im Elysium am Spiele sich ergötzen. Freilich hatten die Spiele der Griechen nicht viel mit den meisten dressirenden, kalt berechnen den Stuben- und Sitzspielen unsrer Kinder gemein, aber sie waren doch noch weniger den verbotenen Spielen unsrer Erwachsenen ähnlich, deren Spiele die letzte Prosa sind, während die Spiele der Kinder und der Griechen die erste Poesie des Menschen waren. Oft will es uns leider scheinen, als käinen jetzt die Kinder als Erwachsene zur Welt, und wir dürfen wohl behaupten, daß die ältere Generation ihrer Kinderjahre sich mehr erfreut hat, als der heutige kleine Menschenschlag, dem die Spielstunden in Anstandsstunden verwandelt sind, der sich der Cultur und Mode der Alten bequemen muß und modern wissenschaftlich fürs Leben trainirt wird. Variationen über die in der Gesellschaft grassirenden Themata versteht dieser Schlag zu spielen, und wenn er noch nicht alle Zähne hat; aber jenes alte gute Lied Lortzing's, in dem die Worte Vorkommen: „O selig, o selig, ein Kind noch zu sein!" scheint er verlernt zu haben. Doch nein, elf Monate hindurch kann man glau ben, daß es keine Kinder mehr gebe, wenn man Knaben von zehn Jahren sieht, die einen Glimmstengel im Munde haben, oder kleine Mädchen, die'zum Ball Toi lette machen; aber im zwölften Monat, da erwacht das unschuldige Kinderherz, es sprengt den Reifen einer geschnürten Unnatur, und aus dem lachenden Auge, das mit dem Herzen in so inniger Verbindung steht, erkennt man mit Freuden, daß die Kinder immer noch die alten Kinder sind. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Bekanntlich wurde vor 12 Jahren die Chemnitz-Riesaer Eisenbahn vom Staate übernommen, der für jede der Aktien 30 Thlr. oder nur 20 Tbaler und einen sogenannten Anwart schaftsschein ausgab. Viele nahmen die ihnen gebotc- tenen 30 Thlr. und entsagten damit allen weiteren Ansprüchen, andere aber zogen es vor, nur 20 Thlr. und den Anwartschaftsschein zu nehmen. Der Werth des letzteren sollte nun nach dem Vertrage nach dem Betriebsergebnisse der nächstfolgenden 10 Jahre berech net werden. Nun bat diese Bahn in dieser zehnjäh rigen Periode 4,382,340 Thlr. eingenommen, wovon 2,766,000 Thlr. als Betriebs- und Zinscnauswaiid bg crccbnct werden, so daß 1,616,349 Thlr. als Rein ertrag zur Vertheilung auf die ursprünglichen 40,000 Aktien kommen. Es erhält demnach jetzt jeder An- wartschaftSschein 101 Thlr. Capital und 32 Thlr. 12 Ngr. 3 Pfg. Zinsen, wovon jedoch die bereits er haltenen 20 Thlr. abgerechnet werden. Die Besitzer erhalten sonach nickt nur ihr volles Capital, sondern auch die 40/., Zinsen, und sind sonach gegen Jene, welche früher 30 Thlr. nahmen, entschieden im Vortheil. P Altenberg. Wir haben nun Schnee in Massen; die Wege sind durch denselben gesperrt, jeglicher Ver kehr gehemmt. Die Pfade durch die Stadt lassen uns nur mit aller Mühe und Notb durchkommen, und unsere Brandstätten, die Orte schauerlichen Elends, sind mit Barrikaden umgeben. Wagen liegen hier und da auSgespannt aus der Straße. Die Post,