Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 25.07.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120725023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912072502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912072502
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Bemerkung
- Img 9-10 Seiten vertauscht
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-07
- Tag 1912-07-25
-
Monat
1912-07
-
Jahr
1912
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug» Preis für L«ip«ta »nd PoroN« d»rch »ler« Träger und Epedtteur« rmal tlollch in» vau» -«bracht: «Pt. monati, k.70 »t. vierteljährl. Vet uns«rn Filialen ». An nahmestellen abaeholt: 7S PI. monatig L^S «I. v»«rt«lsShri. Durch »ii P,st: innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien virrteljährl. S.vv Mk.. monatl. 1.2UMI. ausschl. Postbestellaeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Italien, rturemdura, Niederlande, Noe. wegen. Oesterreich» Ungarn Nuhland, Schweden und Schwei». In allen übrigen Staaten nur direkt durch die Geschalt». stell« d«» Blatt«» «rhältlich. Da» l.'rip»tg«r Tageblatt «r>ch«int rmal täglich, Soun» u. F«i«rtag» nur morgen». Adonn«m«nr».Annahme: Johanni»,«N« 8, b«r uns«ren Trägern. Filial«n, SpedU«ur«n und Annahmestelle,», lowtr Postämtern und Brtesträgern. Etn,il»«rkau»»p,«1» 10 Pt. Abend Ausgabe. MWgerTagMaü - . . s14S92 (Uachtaulchlu») Tel.-Anschl.i 14SSS Il4«S4 Handelszeitung. i Deo.»Nag« Grimm. St«inw«g Ämtsvlatt -es Rates «nd des Nolizeiamtes Ser Stadt Leipzig. >WL"L- Luzeigeu.PreiS silr Inserat« au» L«ip,ia and Umgebung bi» lsualttg« Petitzeil« LPs di«N»Nam«. »«tle l Plt. o»n au»«Srt»3Ü PI, N«klamen U0 Mk. Inserate von B«höro«n im amt lich«» I«U di« Vetltj.il« SO Ps. G«tchüft»ani«tge» mit Platzoorschriftrn im vreis« erhöht. RabattnachTarit. BetlagegebührG«samt- aaslag« L Mk. o. Tausend «rkl. Postgebühr, letldetlag« Hoyer. FeftertetU« Auftrag« Ulanen nt-t>« zurück» »«zogen werden. Für da» Erscheinen an «entminten Tagen und Platzen wird kein« Garantie übernommen. >n»«lg«n» Annahme: 2«hanai»galti b«i lamtltchen Atltal«n u. allen Annonce» Grv«dttion«n d«» In. und Au»land«n Druck »» Verla, o„ Fischer » Kürst«, Inhaber: Paul Kürst«m Nedattion und G«schSsr,st«lle: Iohanni»gass« L Seupt'Filtal« Dr.sden: Eeeftrag« t, l (Telephon tKNl. Nr. 37S. l06. ZStslFSNY vonnrrsiag, aen 2S. 3uli ISIS. Die vorliegende Ausgabe umfaßt 1V Leiten. Dss Wichtigste. * Die Schietzübungen des franzö fi sch en Mittelmeergeschwadcrs unter bleiben, da bezüglich der Pulvervorräte der Kriegsschiffe Bedenken aufgetaucht sind. (S. Ausl.) * In London haben die streikenden Dock - arbeiter schwere Ausschreitungen be gangen. (S. Ausl.) * InMexiko drohen neueUnruhen aus- zubrechen. (S. Ausl.) Wss erwartet Sie Sanüelswelt von einer Reform üer Fernsprechgebührenmünung? Leit annähernd fünf Jahren gibt sich di« Reichs- xostverwaltung die erdenklichste Mühe, die veraltete Fernsprechgebührenordnung einer durchgreifenden Umarbeitung zu unterziehen und sie damit den heu tigen Verkehrsverhältnissen mehr anzupassen. Nicht weniger als vier Entwürfe sind von ihr dem Reichs tag vorgelegt, und nicht weniger als viermal sind sie von dem Plenum als nicht geeignet zuräckgewiesen worden. Man kann es demnach verstehen, wenn der Staatssekretär Krätk« auf die an ihn in der zwei- len Lesung des Postetats von dem Abgeordneten Dr. Oertel gerichtete Anfrage, ob die Postverwaltung nicht in nächster Zeit eine neue Fernsprechgebühren ordnung dem Reichstag vorlegen wolle, antwortete: „Alle diejenigen Herren, die in der letzten Session daran mitgearoeitet haben, eine Fernsprechgebühren ordnung zustande zu bringen, werden sich überzeugr haben, hast die Regierung bei allen diesen Erörte rungen nicht hat erkunden können, wohin die Wünsche gehen. Ter eine wollte dies, der andere wollte jenes, der dritte wollte wieder noch was anderes haben. Lei allen Bemühungen ist nicht klar geworden, nach welche: Richtung eine Vorlage wirklich Anklang fin den könnte. Wir haben seinerzeit klargelegt, welche Grundsätze wir bei der Gebührenordnung verfolgten; die sind nur zum Teil anerkannt worden. Aber die meisten Herren haben eine entschiedene Meinung, welche Bestimmungen sie nun für richtig hielten, überhaupt nicht tundgegeben, so daß die Regierung sich nicht in der Lage befindet, Ihnen jetzt eine Vor lage zu machen." Die Postverwaltung verfolgte bisher bei Aus arbeitung der Entwürfe den Zweck, die Teilnehmer, die ihren Anschluß andauernd oder doch sehr häufig benutzen, wie Speditionsfirmen. Pressebureaus usw., in weit höherem Maße als bisher zur Gebühren leistung heranzuziehen und die Anschlüsse mit geringer Benutzung, wie in kleineren Städten und auf dem flachen Lande mehr zu verbilligen. Man ging also von dem ganz richtigen Grundsätze aus: Größere Inanspruchnahme erfordert größere Leistungen. n Stotze Nerzen. Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Die Worte überstürzten sich förmlich aus ihren Lippen. Ruth lächelte bitter; sie bot ihr Geld, wollte die Konventionalstrafe zahlen — nur damit sie ging! „Ich weiß nicht, Fräulein von Reichlin, wenn ich eines Mannes so wenig sicher bin, ob ich mir da so große Müh« geben würde, ihn zu halten!" sagte Ruth und schüttelte leicht den Kopf. Charlotte errötete. „Ach, wenn Sie liebten — so liebten, wie ich, dann dächten Sie ebenso", entgegnete sie mit beben der Stimme. „Da wird man so klein in der Angst um ihn!" Beschwörend sprach sie auf Ruth ein. „Sie können ja nicht anders handeln! Welch traurige Genugtuung, einiger flüchtiger Monate willen viel leicht ein ganzes Menschenleben zu vernichten! Und schließlich würde er Ihrer doch überdrüssig werden; denn an eine Verbindung mit Ihnen könnte Graf Neudegg, der sehr exklusiv ist, fchwerlich denken. Zn viele und zu große Opfer müßte er bringen — erstens dem Militärdienst entsagen —" Ruth lächelte din wenig. „Ob das nötig wäre?" „Bedenken Sie den Standesunterschied!" „Er käme in diesem Falle nicht in Betracht!" Sic sagte das in so eigenem Tone, daß Charlotte befremdet aufsah. „Beim Theater pflegt man ja häufig einen an deren Namen anznnehmen. Vielleicht ist es auch mir ebenfalls angebracht erschienen, auf meinen wirk lichen Namen zu verzichten — au, Familien rücksichten! Ich würde kaum mit Ihrem Rang zu frieden sein, wenn es darauf ankäme! Ich gehör« einer der ältesten und vornehmsten Familien des Landes an. Dies zu Ihrer Orientierung, Fräulein von Reichlin!" sagte Ruth stolz. Charlotte stöhnte auf. Sie legte die Hand über die Augen, damit die andere die aufsteigenden Tränen nicht sehen sollte. Nun fiel auch das Hinder nis der Unebenbürtigkeit weg! Ihre Stimme zitterte, als sie fragte: „Graf Neudegg weiß das?" . Nein, noch nicht! Aber beruhigen Sie sich, er wird es auch nicht erfahren. Jetzt nicht mehr, nach Gespräche — 75 .tt — 140 „ -- 200 ,, -- 250 „ — 300 „ II. Die Inhaber dieser Grundgebührenanschlüsse haben entweder für jedes Ortsgespräch eine Gesprächsgebühr von 4 oder eine Pauschgebühr für Gespräche zu zahlen, die jährlich betragen sollte für 1 bis 2 001,, 4 001 „ .. 6 001 „ „ 8 001 „ Um das zu erreichen, stellte man folgenden Ta rif auf: I. Die Grundgebühr hat zu betragen: in Fernsprechnetzen mit 1000 Teilnehmern 50 (bisher 60 2 000) 4 000 6 000 8 000 10 0001 Für einen Fernsorechanschluß in unseren größten sächsisck)«n Städten Leipzig, Dresden, Chemnitz wäre demnach zu zahlen gewesen: 80 Grundgebühren und für jede hergestellte Ortsverbindung 4 L oder 80 -k und Vie Pauschgebühr für Gespräche nach der unter II aufgeführten Staffelung. Wäre dieser neue Tarif sanktioniert und eingeführt worden, dann hätten alle Teilnehmer mit der jetzigen Grund- und Gesprächsgebühr ungefähr 10 Grundgebühr jähr lich und 1 «Z für rede Ortsverbindung weniger zahlen können. Alle anderen Teilnehmer aber, die heute die Pauschgebühr zahlen, müßten, weil diese Einrichtung aufgehoben wurde, 80 »tt und 200 .lt gleich 280 .lt zahlen. Das ist eine Mehrausgabe von 170 iährlich. Dieser letzt« Entwurf, wie auch ein von Zentrum und Konservativen gestellter Kompromißantrag, der die Verteuerung etwas schmackhafter machen sollte, fand im Reichstag keine Mehrheit. Es ist nun nicht ganz zutreffend, wenn die Postverwaltung glaubt, trotz ihrer vergeblichen Mühen zunächst im Be harrungszustand bleiben zu müssen. Gerade aus Handelskreisen ist in jüngster Zeit der Wunsch auf eine Umgestaltung der alten Fernsprechgcbllhrenordnung laut geworden. Allerdings kann man sich in diesen Kreisen nicht mit der Absicht der Postverwaltung befreunden, die Pauscbgebühren- zahlung einfach abzuschafsen. Vielmehr glauben di« in Handels- und Industriepreisen so überaus z-chl- reich vertretenen Fernsprechteilnehmer auch Anspruch auf «ine gewisse Berücksichtigung ihrer Wünsche zu haben, datz, wenn eine Gebühreneryöhung eintreten soll, diese nicht zu einer Belästigung für den An- schlußinhaber werden darf. Diese müßte aber ein treten, wenn im Laufe eines Jahres die Zahl der geführten Gespräche statistisch ermittelt und auf Grund dieser Ermittelung die Gebührenhöhe des im künftigen Jahre zu zahlenden Betrags festgesetzt würde. Berufungen und Beschwerden würden üoer- handnehmen, was kaum im Interesse einer gedeih lichen Verkehrsentwickelung liegt. Nun ist zwar von verschiedener Seite darauf hin gewiesen worden, daß die fortschreitende Technik die Unzuträglichkeit der Einzelgesprächszählung durch Herstellung besonderer automatischer Zähler mildern würde. Gesetzt den Fall, es gelingt, solche Zähler zu konstruieren, wären dann tatsächlich alle Härten dieser Maßnahme beseitigt? Bekanntlich veranlaß! doch jeder Teilnehmer nicht nur gebührenpflichtige, sondern auch gebührenfreie Verbindungen, z. B. Falschverbindungen. Soll aber die Zählung die Schuldigkeit des Teilnehmers fest „ 5 000 65 „ ( 75 , 20 000 80 „ ( 90 „ 70 000 ,, 90 „ ( ,, 100 dcm, wag Sie mir anvertrauten, und an dessen Wahrheit ick, wohl nicht zweifeln darf." „Geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie Ihre —" Charlotte suchte nach einem passenden Wort — „Ihre Bekanntschaft mit Graf Neudegg —" Ruth schwieg einen Augenblick, ihre Lippen preßten sich fest und schmerzhaft aufeinander, dann sagte sie stolz, fast hoheitsvoll: „Sie ist zu Ende, Fräulein von Reichlin. Ich will nicht einen Bund zerstören —" „Ich danke Ihnen, und ich vertraue Ihnen! Noch eins nur: darf ich Sie um Ihr Wort bitten, daß Sie ihn nicht mehr fehen und sprechen wollen?" Nuth machte eine ungestüme Bewegung. „Das ist zuviel verlangt, ich Lin es mir schuldig, Rechen schaft zu verlangen für die Täuschung —" Line irre Angst erfaßte Charlotte. Das durfte nicht sein, dann würde ihre Lüge an den Tag kommen. „Fräulein Althof, ich beschwöre Sie! Wenn er Sie wiedersieht — ach, er liebte mich doch so, bevor Sie in sein Leben traten!" Ihre Stimme brach in Schluchzen; sie warf die Arme über den Tisch. „Seien Sie doch barmherzig! Lassen Sie ihn mir, ich kann ja nicht ohne ihn leben!" „Und ich — und ich?" fragte sich Ruth, während sie mit bitterem Lächeln auf die Weinende blickte, die so haltlos und gebrochen dasaß und krampfhaft schluchzte. Mitleid erfüllt« sie mit dem stolzen Mädchen — trotz des eigenen Schmerzes. Wie mußte Charlotte gekämpft und gelitten haben, «he sie sich überwand, diesen schwersten Gang zur Nebenbuhlerin zu tun, um bei ihr um den Geliebten zu betteln! Endlich beruhigte sich Charlotte ein wenig. Sie tupfte das Taschentuch gegen di« Augen und zog den Schleier über ihr verweintes Gesicht. „Ich will gehen, Fräulein Althof. Darf ich hoffen, daß Sie ihm nicht wieder begegnen werden?" „Ich verspreche es Ihnen." „Sie werden ihm auch nicht schreiben?" Ruth hörte die verhaltene Angst in der Stimme der anderen. „Nein, ich werde ihm auch nicht schreiben!" „Kann ich mich darauf verlassen?" „Das können Sie, Fräulein von Reichlin", sagte Ruth stolz und richtete sich hoch auf. „Was ich v«r. sprech«, pflege ich zu halten?" „Und daß ich hier war?" 1 „Das bleibt mein Geheimnis." stellen, so müssen die gebührenfreien Verbindungen von ihr ausgenommen werden. Das heißt: Der Mechanismus müßte zwischen beiden Arten von Verbindungen unterscheiden. Das wäre möglich, wenn sich di« Falschverbindungen technisch von einer richtigen Verbindung in irgendeiner Weise unter scheiden würden. Dies ist jedoch nicht der Fall und kann nicht der Fall sein. Der Mechanismus gibt daher immer die Schuldigkeit des Teilnehmers um die gebührenfreien Verbindungen zu hoch an. Seine Angaben müssen daher berichtigt werden. Hierfür steht nur ein Weg offen: Entweder das Vermit telungsamt muß vom Teilnehmer von der Tatsache der Falschverbindung benachrichtigt werden, oder kürzt dessen Angaben um di« Zahl der gemeldeten gebührenfreien Verbindungen. Die Automatik ist demnach ausgeschlossen, und keine Anstrengung und keine Ersindcrphantasie kann sie möglich machen. Wenn man auch immer ins Treffen führt, daß sich die Einführung der Einzelgesprächszählung in England und den Vereinigten Staaten Nordamerikas bewährt habe, ist sich doch die deutsche Handelswelt darüber einig, daß eine obligatorische Einführung dieser Einrichtung für die deutschen Verkchrsverhält- nisse nicht förderlich sein kann. Vielmehr glaubt man in einem weiteren Ausbau des Pauschgebllhren- bis —I. Fernsprechnetzen 4 Teilnehmern 65 ingerzeig, durchzu- Erst kürzlich erklärt« der bayrische Verkehrs- minist«r im Finanzausschuß der bayrischen Neichs- ratskammer, daß, falls das Reich nicht bald eine neue Fernsprechgebührenordnung vorlege, Bauern selbständig vorgehen werde, da eine Neuregelung unaufschiebbar sei. Die Reichspostoerwaltung wird sich deshalb schon in nächster Zeit „mehr der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe" veranlaßt sehen, einen neuen Entwurf zur Fernsprechgebühren ordnung vorzulegen, der nicht nur eine Mehrheit im Reichstag, sondern auch die Zustimmung in den deutschen Handelskreisen findet. —I. halb ist der Antrag Beck-Heidelberg, der grüßt^ worden. Nach diesem Vorschlag sollten zahlen die " - Prinzips den inländischen Verhältnissen eher Rech nung zu tragen und den Förderungen von Industrie und Landwirtschaft gleichmäßig zu entsprechen. Des halb ist der Antrag Beck-Heidelberg, der ein« Staffelung der Pauschgebühren vorsah, allgemein be- Teilnehmer in bis zu 50 80 100 100 200 130 500 180 1000 200 „ »» 5000 240 >, »» 20 OOO 260 50 000 280 darüber 300 Dieser Vorschlag gibt jedenfalls einen in welcher Weis e die geplante Reform LuktltreitkEte. Die „Kölnische Zeitung" brachte jüngst einen Auf satz über „Frankreichs Luftstreitkräste", an oem wir nicht vorübergehen können. Der Verfasser legt eine so gründliche Kenntnis der durch das französische Ge setz vom 21. März 1912 beschlossenen und teilweise be reits durchgeführten Reorganisation des französischen Militärluftfahrwesens an den Tag, daß der Artikel ganz besonderen Wert gewinnt. Die Grundzüge obigen Gesetzes sind bereits früher dargelegt woroen. Es jei aber nochmals daran er innert, daß ourch dieses Gesetz in erster Linie die Selbständigkeit der „fünften Waue" begründet wird, die bisher den Genietruppen unterstand. Im Sinn« einer f«in durchdachten D e z ent ralisation beschränkt sich das Gesetz auf die Festlegung der or- ganisatorischen Hauptgrunosätzc. Diese dehnbaren Bestimmungen in Verbindung mit Geldmitteln von 36 Millionen lassen oer Heeresverwaltung volle Freiheit, die Luftfahrec-Einheitcn den veränderlichen Anforderungen^ sowohl der technischen als auch der militärischen Entwicklung der Luftfahrt anzupassen. Zunächst werden 4 Kompanien für die Bedienung von Fessel-, Freiballons und Luftschiffen, 3 Kom panien und 10 Halbkompanien für das Flugwesen zur Verwendung gelangen. Dem Kriegsnunistcr stebt es aber frei. Ergänzungen nach Bedarf vorzu- neymen. Während oas deutsche Militär-Lustfahrwrsen über 6 Kompanien mit völlig unzureichender Mannschafts zahl und eine zentralisierte Flieaerkomponie verfügt, muß man dem französischen Militär-Luft- sahrwejen mit in Summa 12 Kompanien nicht nur die numerisch«, sondern auch die organisatorische lleberlegenheit zusprechcn. Letztere tritt noch deut licher hervor, wenn man in Betracht zieht, daß bis Ende 1913 30 Fluganstalten scentres d'aviation) mit Kasernen, Schuppen, Material-Depots, Flieger schulen usw. errichtet sein werden. Von den 542 Heeresflugzeugen finden in diesem Jahre 208 im Frie- densoienste Verwendung. 334 Flugzeuge bilden den Mobilmachungsbestand mit der Bestimmung, daß sie innerhalb jeden Jahres in den Uebungsbestand über führt und durch Neuanschaffungen ersetzt werden. Bis Ende dieses Jahres wird Frankreich 27 Feld-Abtei lungen für Armeekorps und Armee-Oberkommandos. 5 Festungs- uno 6 Küstenabteilungen, außerdem 10 Sektionen zu 3 Einsitzern und 4 Kraftwagen für Ka vallerie-Divisionen ins Feld stellen können. Eine mobil« französische Feldflieg«r-Abteilung be steht aus: 8 Flugzeugen und 11 Kraftwagen, die in 4 Zügen zu je 2 Flugzeugen und 3 Kraftwagen ge gliedert sind. Ein-, Zwei- und Mehrsitzer sind ent sprechend verteilt. Das Personal (7 Flieger, 6 Unter offiziere und 58 Mann) wird allen Waffen entnom. men. so daß der Fliegerdienst allein schon durch di« Personalzusammenietzung zum Gemeingut der Arme« wird. Dieser Gesichtspunkt soll dadurch noch vermehrt zur Geltung kommen, daß die Flieger bei jeder sich bietenden Uebungsgelegenheit im Dienste der Truppe verwendet werden. Für das Flugwesen sind in diesem Jahre 22'^> Mill., für Luftschiffwesen und Luftschiffhäfen 8 Millionen bestimmt, während der Rest für Marinc-Lustfahr- zeua« reserviert sein dürfte. An Luftschiffen sollen nur noch große Typen s3000 Kubikmeter und größer) angekauft werden. Bis Ende 1913 rechnet man auf 20 Schiff«. Die Dislokation wird es ermöglichen, im Mobil machungsfall bis zur Linie Aachen—Koblenz—Kreuz nach-Karlsruhe—Schaffhausen aufzuklären (mit leistungsfähigen Luftschiffen darüber hinaus). Wenn man bedenkt, daß die Franzosen im Jahre 1913 weitere 37 Millionen Franken für Luftstreit kräfte ausgeben wollen, so muß man sich erneut und ernstlich di« Frage vorlegen, wie wir den täglich größer werdenden französischen Dorsvrung einholen wollen. Auch fernstehenden Kreisen beginnt allmäh lich die Erkenntnis aufzugehen, daß die Nationcn- flugspende am besten unserem ZrvilHslugwesen zu „O Dank, tausend Dank!" rief Charlotte und atmete erleichtert auf. „Sie geben mir das Leben wieder, Fräulein Althof!" Die junge Sängerin starrte noch immer auf die Tür. die sich längst hinter Charlotte von Reichlin ge schlossen hatte. Die vergangene Stunde kam ihr wie ein böser Traum vor. Gerd hatte sie belogen! Aber konnte das wahr sein nach dem Brief, den er ihr erst gestern ge schrieben? Solche heiße Liebesworte schreibt man doch nicht aus einem kalten Herzen heraus. — Nein, Gerd liebte sie wohl — das hatte Charlotte ja selbst zugegeben —, aber die andere wollte er trotz dem heiraten! Das Leden zeigte es täglich tausendmal — die eine liebt man und die andere heiratet man. Ihr kam der Schluß eines Burschenliedes unwill kürlich in den Sinn — „die ein« fopp' die andre lieb' i, und die dritte heirat' i a mol — Und da mußte sie jäh auflachen, um dann in ein heißes, leidenschaftliches Weinen auszubrechen. Sie war wie zerschmettert von dem Ungeheuren, das über sic hereingebrochen war. So aug ihrem Glück gerissen zu werden — das konnte sie nie ver winden! Das Leben schien ihr ein- schwere Last, die sie am liebsten weggeworfen hätte! Da kam ihr der Gedanke an Klaus, den Bruder! Hatte er nicht viel schwerer zu tragen als sie? Er trug wie ein Held — an ihm wollte ste sich ein Beispiel nehmen! Sie hatte ja ihre herrliche Kunst; die würd« ihren Schmerz lindern und sie Vergessen lehren. Mit feinem, silbernem Klang schlug die zierliche Wanduhr einmal an. Ruth schreckte zusammen — es war ein Viertel nach elf, also die höchste Zeit, ins Theater zu gehen. In ihrem Schlafzimmer kühlt« ste die brennenden Augen und machte sich zum Ausgehen bereit. Auf «in Depescbenformular schrieb sie noch schnell die Adresse ihres Bruders und die Worte: „Dein Kommen zwecklos geworden. Ruth!" Siebzehntes Kapitel. Als in der fünften Nachmittagsstunde Gerd Neudegg an Ruths Wohnungstür klingelte, war er sehr verwundert, daß man ihm nicht öffnete. Er wartete und wiederholte sein Klingeln, — wieder ohne Erfolg! Endlich entschloß er sich, zu gehen. Da, war sonderbar. Ruth mußte doch seinen Brief bekommen haben. Erwartete sie ihn trotzdem nicht? Mißmutig schlenderte er durch die Straßen, nach einer halben Stunde befand er sich wieder vor der Wohnung der Geliebten, doch es war noch niemand daheim. Er vermochte kaum seinen Unmut zu beherrschen. Wie hatte er sich auf das Wiedersehen gefreut — und nun diese Enttäuschung! Noch «in drittes Mal versuchte er sein Glück — und wieder vergebens! Nun mußte er sich drein finden, Ruth heute nicht mehr zu sehen. Er schrieb einige bedauernde Worte auf seine Visitenkarte, die er in den Briefkasten steckte. Vielleicht war sie noch gar nicht zurückg«kebrt? Dann hätte doch aber die Gesellschafterin da sein müssen, ihm Bescheid zu geben. Nun mußte er bis morgen warten! Da fuhr Frau von Reichlin an ihm vorüber. Sie winkte lebhaft; der Wagen hielt, und Gerd trat an den Schlag, um sie zu begrüßen. „Ah. lieber Gerd, wie nett, daß ich Sie treffe! Ich habe Sie so lange nicht gesehen Waren Sie krank? Nein? Ach, der Dienst, der leidige Dienst!" Sie seufzte ein wenia. „Haben Sie Zeit? Kommen Sie mit mir und essen Sie zu Abend bei uns — ganz einfach — ich habe eben dazu eingekauft!" Gerd wollte dankend ablehnen; doch ste sprach unaufhörlich auf ihn ein, so daß er. halb betäubt von ihrem Redeschwall, ihrer Aufforderung folgte, in den Wagen stieg und neben ihr Platz nahm. „Ich freue mich, daß Sie mir alten Frau Gesell schaft leisten wollen. Ich glaubte schon, Sie würden gar nicht mehr zu uns kommen, hatte Si« schon schmerzlich vermißt. Meine Tochter wird angenehm überrascht sein. Sie ist schon seit acht Tagen nicht recht auf dem Posten!" Charlotte war in der Tat überrascht, als Gerd Neudegg an der Seite ihrer Mutter die Wohnung betrat. Ein heißes Not li«f über ihr blasses Gesicht: sie faßte sein Kommen als gute Vorbereitung auf. Sie zeigte sich von der angenehmsten Seite, war leb haft. witzig, aufmerksam und doch zurückhaltender al, sonst. Frei und offen sah ste ibn an, ohne das heim liche Flehen und Fragen in ihrem Blick, das er in letzter Zeit stets so peinlich empfunden hatte. (Fortsetzung in der Morgenau^abe.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite