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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 30.07.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050730024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905073002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905073002
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-07
- Tag 1905-07-30
-
Monat
1905-07
-
Jahr
1905
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Sonn- und KkikNaad nur Marienlkrabe A von N bis V.r Ubr Die l Ivaltl,« «rund- iktle <ca. s Silbknt so Pt,., An- kündi,u»,kn aus der vrivattette keile rs Pla.; die s l»alli,e keile aus Lee seite so Pi,.. als Einaeiandi keil« « Ps, In Ilummern nach «anu- und Seien»,e» i ivalii,e Grundreile so Ll,.. aul Vrivalleile « Vs,., rlvaliioe keile ans Lertlelte und als Emaelandt so Ps,. A»swiirli,e Auf- traae nur ,e,en Lorausde»at>luna. Beleidlätler werden mit toPs,. berechnet. Nernsvrechanschlutz: Amt I Sir. U und Nr. 20SS. «r.SVS. S,it,tl Neueste Drahtbettchte. Verkehr mit Nahrungs- »»d Gennßniitteln, Vogelwiese, Gerichtsverhandlungen, japanischer Krieg. Internationale Ausstellung für graphische Kunst. Tanz-Koryphäen. Russisch- Neveste Drahtmeldmrgeu vom 29. Juli. Russisch-japanischer Krieg. Petersburg. sPriv.-Tel.I Die Mobilmachung im BUirse jtzasan wird fortgesetzt, obgleich sich zahlreiche Zwischen fälle «reigue«. 1200 Mann haben sich geweigert, nach dem Kriegs- lchakplatze abzugehen. Jur Lage in Russland. Petersburg. Das Polizeidepartement veröffentlicht im .Regierungsboten" folgende Mitteilungen über die Vorgänge in Nishni-Nowgorod am 22. Juli und den folgenden Tagen: Die Anregung »» den Ausschreitungen ging von ausständigen Arbeitern der Sormowo-Werke und einiger anderen Fabriken aus, denen sich auch einige Semstwobeamten angeschlossen hatten. Die Versuche der Demonstranten, sich zu vereinigen, wurden im Laufe deS Tages mehrfach von der Polizei vereitelt: ebenso vereitelte die Polizei die Absicht der Arbeitswilligen, über die Ruhestörer hcrzu- fallen. Am 23. Juli abends vereinigten sich die Ruhestörer zu einem Umzuge, obgleich eine nach Tausenden zählende Menge von HL»dlern, Handwerkern und Arbeitern unzweideutig Miene machte, jede Kundgebung gewaltsam zu verhindern. Ein Schuf; aus der Milte der Aufständischen steigerte die Erbitterung der Volksmenge gegen dte Ruhestörer, die beim Andringcn der Menge nach allen Seiten flüchteten. Auf dem Ostroschki-Platze spielten sich wilde Szenen ab. Auf den Straßen und i» den Häusern fingen die Erbitterten die Demonstranten ein, mißhandelten sie und stießen Verwünschungen gegen die Urheber des Aufstandes aus. Da sich diese Szenen an verschiedenen Punkten der Stadt abspielten und die Volksmenge in solchem Grade erbittert war, daß sie sich auf die ihr zu Hilfe eilenden Polizeitruppen warf, um die verhafteten Demonstranten zu lynchen, gestaltete sich die Herstellung der Ord nung übemuS schwielig. Wie vorläufig ermittelt werden konnte, wurde der Apotheker Heintze, der die Demonstranten anfeucrte und selbst den ersten Schuß abgab, getötet, 27 Personen wurden ver wundet. Den Demonstranten nahm inan 8 Revolver ab. Nach diesen mißlungenen Versuchen, die Arbeiter für sich zu gewinnen, machten die Aufrührer an; 24. Juli einen AufwiegelungSversuch auf dem Trödelmärkte. A» diesem Tage erschlugen die Arbeiter 4 Personen und verwundeten 30. Ebenso schlimm endete der 2b. Juli. Bei dem Versuche der Unruhestifter, die Uferarbeitcr für sich zu gewinnen, erschlugen diese die Abgesandten der Auf wiegler, die darauf auf die Arbeiter Schüsse abfeuerten. In dem dadurch veranlaßten Handgemenge wurden 6 Personen getötet, 13 verwundet, doch konnte die Ruhe ohne Anwendung von Waffen gewalt wieder hergestellt werden. Auf die Schule der Sormowo- Werke, wo Truppen einquartiert sind, wurde eine Bonibe ge- worsen, wobei einer der Aufrührer selbst umkam. Petersburg. Der Verweser des Kricgsministeriums Rüdiger ist zum Kriegsminister und das Mitglied des Reichs- ratS General Durncwo an Stelle des wegen Krankheit zurück- getretenen Generals Kvslow zum Gcncralgonverneur von Moskau ernannt worden. Danzig Heute vormittag gegen 10s/x Uhr begab sich der Kaiser an Bord des „Slerpner" und besichtigte nach einem kurzen Besuche des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm I." die ans der Reede ankernde Schiachtslotte. Glauchau. Der „Glouchauer Zig." znfolge hat die heute vormittag hier stattgehabte Versammlung der Färberciarbeiter den von der Färberkonvention angebotenen Mindest lohn l2Z5 Mark pro Tags mit überwältigender Mehrheit abge- lehnt. Meerane. Tie hier streikenden Färberei- arbeiter hielten, wie die „Meeraner Ztg." berichtet, heute vormittag eine Versammlung ab, in der sie sich mit den Ver gleichsvorschlägen befaßten, die ihnen gestern von der Färber konvention genwcht worden sind. Es wurde eine Resolution angenommen, in der die Vorschläge der Ringunternehmer ab- ge lehnt wurden. Die Unternehmer sollen nochmals ersucht werden, mit der Lohnkommission zu verhandeln. Im Falle der Ablehnung dieses Verlangens wollen die Färbereiarbeiter an dein von den vereinigten Garnsärbercicn und Appreluranstaltsbesitzern bereits anerkannten Tarif seschalten. Durch die Annahme dieser Resolution dürste die für Montag angekündigte Aussperrung zur Tatsache werden. Hamburg. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit: Die gestern durch das „Neuterschc Bureau" verbreitete Nachricht, der Dampfer „Lydia" sei von den Japanern auf gleichnamigen Dampfer handeln. Konstant in opel. Ein bei dem Rcgierungsgcbäude in Djakowa Posten siebender Gendarm serbischer Nationalität ist heute von vier Albanesen ermordet worden. Die Täter sind entkommen. Tokio. Die Marineverwaltung gibt bekannt, daß die Japaner von der Bemannung des am Kap Patience auf Sachalin gestrandeten deutschen Dampfers „Caecilie" 4 Deutsche, 2 Engländer, 1 Norweger und 36 andere Personen nach Otaru brachten. Die Rettung wurde aus Ansuchen des deutschen Gesandten unternommen. Tientsin. sPriv.-Tel.s In Hsinmintin ist die P e st aus gebrochen. In zwei Tagen sinv 40 Chinesen gestorben. Auch Japaner sind trotz aller Vorsicht erkrankt. Sydney. Laut Mitteilung des deutschen Konsularver- wesers treten die neuen deutschen Bestimmungen betr. die Mar - sch all-Inseln am 1. Oktober in Kraft. OertlicheS und Sächsisches. Dresden, 20 Juli. —* Das Ministerium des Innern hat den Handelskammern vor kurzem den Entwurf einer Verordnung, den Ver kehr mit Nahrungs-undGenutzmittcln betreffend, zur Begutachtung zugehen lassen, und diese haben wiederum vor wenigen Tagen den Entwurf an die betrosfcncn Kreise zu gutachtlicher Rückäußerung wcitergegeben. Stellung ist noch von keiner Seite hierzu genommen worden. Die betroffenen Kreise werden in einem Schreiben der Dresdner Handelskammer aut- gefordcrt, zunächst sich darüber zu äußern, ob überhaupt ein Bedürfnis für eine derartige Verordnung vorliegt. Jedoch wird mit der Möglichkeit gerechnet, daß, wenn auch eine große An zahl Beteiligter das Bedürfnis verneint, die Verfügung dennoch aus anderweitigen Erwägungen heraus in Kraft tritt. Deshalb sollen auch die einzelnen Bestimmungen auf etwaige Härten nack- geprüst und zweckentsprechende Abänderungsvorschläge gemacht werden. Der Entwurf ist übrigens nicht im Schoße des Ministe riums selbst entstanden, sondern ist dem Ministerium von privater interessierter Seite zugegangen. Er enthält im wesentlichen Bestimmungen, die sich an die Zusammenstellungen anschließen, welche Medizinalrat Tr. Flinzer-Plauen i. V. in seiner Schrift über „Die Gesundhcitspolizei in den deutschen Städten" gegeben hat. Die aus diesem Gebiete etwa bereits geltenden reichs- und landesgesetzlichen Bestimmungen sollen durch die neue Verord nung nicht 'berührt werden. Auch sind in dem Entwürfe nur Grundsätze allgemeiner Natur ausgestellt, sodaß es den Orts behörden überlassen bleibt, je nach den örtlichen Bedürfnissen entsprechende Einzelbestimmungcn zu treffen. Aus dem Inhalte seien folgende Bestimmungen, die besonders einschneidende sind, dem Wortlaute nach wiedergcaebcn: Mit ansteckenden oder ekel- erregenden Krankheiten behaftete oder in ekelerregender Weise entstellte Personen, sowie Personen, welche an der Pflege von Kranken mit ansteckenden Krankheiten beteiligt sind, dürfen bei der Herstellung und dem Vertriebe von Nahrungs- und Genuß mitteln nicht beschäftigt werden. Die Räume, in denen Nahrungs und Genußmittet zubereitct, aufbewahrt und verkauft werden, müssen ausreichend groß, trocken, hell und unmittelbar nach dem Freien lüftbar sein und dürfen mit Abortanlagen nicht in un mittelbarer Verbindung stehen: sie dürfen nur für den eigent lichen Gcschäftszweck und namentlich nicht zugleich als Wohn-, Schlaf- und Kochräume benützt werden. Das Halten von Haus- tieren in Zubereitungs-, Lagerungs- und Verkaufsräumen für Sonntag, 30. Juli 18VS. Nahrungsmittel, sowie das Mitbringen von Hunden usw. in solche Räume ist zu unterlassen. Wird außer mit Nahrungs- und Genußmitleln zugleich auch noch mit anderen Waren, die auf crstere nachteilig einwirken können, z. B. Farben, Seife. Soda, Handel getrieben, so müssen diese Waren in den Lager und Verkaufsräumen getrennt von den Nahrungs- und Gcnuß- mitteln, und zwar derart untergebracht sein, daß eine nach teilige Wirkung auf letztere durch sie nicht stattsindcn kann. Petroleum, Salonöl und andere übel- und scharfriechende Flüssig keiten dürfen in Vcrkaufsstälten, in welchen Nabrungs- und Gcnußmittel scilgchaltcn werden, nur dann aufvewahrt und verknust werden, wenn diese Flüssigkeiten in besonderen, aut ver schlossenen und mit eigener Meßvorrichtung versehenen Gesäßen uufbewahrt und vollständig getrennt von den Lebensmitteln untergebracht sind. In Läden, in denen Brot, Backwaren, Mehr und Milch feilgchalten und verkauft werden, ist die Lagerung und der Verkant solcher Flüssigkeiten gänzlich untersagt. DaS Ausbewahrcn, Abmcssc» und Abwägen von Nahrungs- und Gc- nußmitteln und das Abgeben derselben an die Käufer darf weder in ekelerregender, noch in solcher Weise geschehen, daß diese Lebensmittel verunreinigt, verschlechtert oder verdorben werden. Fleisch-, Wurst- und Fischwarcn. Back- und Konditorwaren, Schokolndcnsachen, Delikatessen, offene Konserven und dergleichen müssen in den Vcrkaussslätten !o ausgestellt oder ausgelegt wer den, das; eine Verunreinigung derselben seitens der Käufer und Verkäufer beim Spreche», durch Husten usw. nicht stattfinden kann. Auch sind, namentlich in der warmen Jahreszeit, ge eignete Vorkehrungen zu treffen, um eine Beschmutzung der Nahrungsmittel durch Fliegen. Staub usw. zu verhüten. Ferner enthält die Verordnung das Verbot des Betastcns der Back- und Flcischwaren, sowie eine Verfügung, daß dieses Verbot überall in den Läden sichtbar ausaehängt sein muß. Etzwaren, welche zum Genuß fertig scilgebalten werden und nicht besonders ver packt oder umhüllt sind, sowie solche Waren, wie Käse, Heringe, saure Gurken und dergleichen, bei deren Herousnehmen aus ihre» Behältnissen die Hände der Verkäufer beschmutzt werden können, dürfen nicht mit den Händen, sondern nur mit hierzu geeigneten Geräten — Löffeln, kleinen Schaufeln, Zangen. Gabeln, Messern —, die stets reingclialten und immer nur für dieselben Waren bestimmt sein müssen, aus den Behältern heransgcnommcn werden. Tie Entnahme von Kostproben von Nahrungs- und Gennßmitteln ist nur mit ganz reinen Messern, Gabeln oder Lösscln, welche nach jedesmaligem Gebrauche wieder gründlich zu reinigen sind, gestattet. Eßwaren vor dem Laden offen auszulcgcn, sowie geschlachtete Tiere, Fleisch oder Fleischwaren vor oder in den Türen oder in der ossenen Haus flur oder auf der Straße aus hängen, ist, mit Ausnahme der verboten. Zum Einfällen und _ . , nur ganz reines, unbcdrucktes und unbeschriebenes, vorher zu einem anderen Zwecke noch nicht gebrauchtes Papier verwendet worden: ebenso ist als Unterlage in die Wagschalen nur der artiges, völlig reines Papier zu benützen. Fett« oder feuchte Nahrungsmittel sind, wenn sie eingchüllt abgegeben werden, in Papier, welches das Feit oder die Feuchtigkeit nicht durchdringen läßt, einznschlaqen. Mctallunchüllnngen (Stannioll dürfen in lOO Gcwcchtstcilen nicht mehr als 1 Gewicktsteil Blei enthalten. Eis auS verunreinigten, stehenden oder fließenden Gewässern darf mit Nahrungsmitteln nicht in unmittelbare Berührung kommen: auch darf ein derartig verunreinigtes Wasser nicht zur Zubereitung von Kunsteis benützt werden. Zuwiderhandlungen gegen diele Vorschriften sollen, mit Geldstrafe bis zu IbO Mk. oder Hast bis zu 6 Wochen bestraft werden. —* Mit dem Aufziehen des großen Vogels aus der etwa 40 Meter hohen Stange und dem Hebe-Mscn der das Volks fest veranstaltenden privilegierten Bogcnschützengilde im Schützen- zclte nahm heute mittag die Vogelwiese ihren Anfang. Als König!. Kommissar für das Fest hat Se. Maj. der König Herrn König!. Kammerhern von Stammer ernannt, welcher diese Würde jahrelang begleitet hat und- nur voriges Jahr wegen schwerer Erkrankung durch Herrn Kammerherrn Gras Rex- Zehista ersetzt wurde. Herr Kammcrherr von Stammer nimmt in seiner Eigenschaft als Vertreter Sr. Maj. des Königs vn den Veranstaltungen der Bogenschützengilde teil und gibt die Schüsse für die Mitglieder des Königshauses auf den großen Vogel ab. Das Schießen auf den Hauptvogel be ginnt am Montag nachmittag, nachdem am Sonntag bereits Kunst und Wissenschaft. s* Im Residenztheater eröffnet am Dienstag Di rektor Paul Linsemann seine Spielzeit mit Ibsens „Bau - meister Sol netz". Nina Sandow gastiert darin als Hilde Mangel; den Baumeister Solneß spielt Mar Thomas. Die Regie führt Direktor Lmsemann. Mittwoch. Donnerstag, Sonnabend und Sonntag gelangt „Demi-Monde" zur Auffüh rung. Freitag abend geht das dreiauige Schauspiel „Blanchette" von Brieux, dem Verfasser der „Noten Robe", für Dresden erstmalig in Szene. Dies Werk, das Antoine erstmalig auf die Bühne brachte, war im vergangenen Winter ständig auf dem Repertoire des Thc-ötre fran?ais. st* Internationale Ausstellung für graphische Kunst. (Italien und Frankreichs sSchluß.I Da die Graphik Spaniens anscheinend nur durch die einzige Pastellzcichnimg des „grünen cshnwls" von Ramon Casns vertreten ;st, könne» wir gleich zur kritischen Würdigung der ältesten der lateinischen Schwester nationen, zur Graphik des modernen Italien übergehe», die schon in der Eingangshalle durch A. Bat- taglias großes aquarelliertes Erntebild gut eröffnet wird. Ihm reihen sich in der gleiche» Technik Umberto Coro- maldis Hafenmotiv und die venetianischen, im Stile von Zulo- agas Spanierinnen gehaltenen Mädchen Camillo Jnnocentis an, von dem auch noch die Rötelstudie eines bärtigen Hirten zu sehen ist. Aehnlich charakteristische, wenn auch jüngere» Lebens- fahren entnommene Volkstype» bietet der schon genannte Coro- maldi im letzten Saale. Hier hängen auch Bartolozzis drastisches Aquarell (I-'upSrilikf) mit dem dezenter Weise französisch wiederaegebenen Titel, G. Mitiztnettis dunkelfarbiges Lagu- nenbild, Fiberte Minozzts etwas rätselsvolle Dichtemgur und die beiden recht ansprechenden Pastelllandschaften von E. For - nara, während man die beiden Handzeichnnngc» Giovanni Segantinis, von denen besonders die genial anfgefaßte „Fama" (in voce) hervor,»hebe» ist. in dem „Gange" aufsnchcn muß. — Auch bet der Betrachtung der französischen Graphik muß man noch einmal i» der Eingangshalle den Anfang machen, wo das eigenartig weiche Aquarell von Jules Wenqel bereits früher erwähnt wurde. Denselben .Künstler sinket man später noch mit einer farbigen Radierung „Straße in Etaplcs" vertreten. Ferner sind hier noch außer den Radierungen einer nachdenklichen gingen Dame von Rudolphe Pigne und einer Seinelandschaft von Norbert Goeneutte mehrere der charmanten Frauen- und Mädchenköpfe von Paul Hellen zu nennen, der allerdings in dem „Gange" mit einer noch reicheren Kollektion seiner aparten Arbeiten aufzuwarten vermag, von denen inan freilich nicht gar zii viele nebeneinander sehen darf. Außerdem sind verschiedene Zeichnungen und Lithographien von I. Louis Forain, dem auch als Karikaturisten großen Künstler, zu registrieren, neben deren Fantin-Latours Arbeiten etwas abfalle», obwohl er mit einigen Blättern aus seinem reichhaltigen, den musikalischen Meisterschöpfnngen gewidmeten, vor einigen Jahren in Ernst Arnolds Kunstsalon vollzählig ausgestellten Werke vertreten ist. Es folgen Radierungen von B. Iacque, Auguste Nodin, dem ersten Meister impressionistischer Plastik, Albert Vesnard, Henry de Groux und farbige Blätter von Naffaclli, alles Arbeiten, von denen man bedauert, sie nur kurz notieren zu können. Der altberühmten „Notre-Dame de Paris" habe» Eugsne Bejot und Lionello Balestrieri, der durch sein Kolossalgemälde „Beethoven" weit über Gebühr bekannt Ge wordene, je ein Blatt gewidmet. Auch von dem in London lebenden Alpbonse Legros fällt hier schon eine wunderbar duf tig ausgefühne Landschaft auf, wogegen seine Porträtradierungen und -Lithographien, unter denen die prachtvoll ausgcführten Kopse der englischen Maler Poynter und Watts, sowie ein Selbstbildnis bervonubeoe» sind, sich im letzten Saale befinden. Im Knppel- saale sind die Werke der französischen Graphiker fast ausnahmslos aus die spanischen Wände der Saalmitte placiert. Wir bemerken hier — um nur das Wichtigste zu nennen — die farbcnpräckrtigen Darstellungen deS Hühnervolkes von Angely, radierte Fluß landschaften vonA. Scan in und Auguste Leperes vielseitige Künstlerhand, die in Radierung, Lithographie und farbigem Holz schnitt sich in gleicher Weise bewandert zeigt. Auch Maurice Biais farbiger Holzschnitt eines modernen „Gentleman" verdient nicht übersehen zu werde». Die nächste Wand bietet vor allem zahlreiche wertvolle Handzeichnungen namhafter Künstler. Man braucht nur Namen wie Engöne Delacroix. Puvis deCha- vanne, die „Fontainebleauer" Millet und Rousseau, den Bildhauer A. Falguiöre, C- Flers, Paul Renonard, L- Ridel, Lucien Gautier, Henri Riviore, Georges Dorianac und Felcien Rops im bunten Lurchemandcr zu nennen, um von der künstlerischen Bedeutung dieser einzigartigen Blätter eine Andeutung zu geben. Zuletzt sind aus dem Knppel- saale noch farbige Holzschnitte von George Ieanniot, dessen Szenen aus dem Soldatenlcben man auch im letzten Saale be gegnet, und A. Bautet de Monvcl zu nenne», der dort gleich falls noch einmal kollektiv auftritt. Radierungen mit Stadt ansichten von F. Simo n und Maxime Lalannc schließen end lich die Reihe der französische», unter Lipsius' hochragender Faltenkuppcl vereinigten Künstler. Im letzten Saale, der vor zwei Jahren für die Ludwig Richter-Ausstellung durch unseren Max Hans Kühne eine so reizvoll wirkende Teilung erfahren batte, augenblicklich aber durchaus nicht anheimelnd ansschaut, findet sich das Gros der eigentlichen französischen Graphik vereinigt. Den Reigen eröffnet Vallotons „Sinfonie" in der dem Schöpfer eigenen wirksamen Holzschmtttechnik. Ihr folge» die zarte», weichen Lithographien von Alexander Lunois, unter denen die der „Oullorio clu HisiUro veuunmrelmis" am bcmcrlenSwer- tcstcn: auch Henri de Gronx tritt mit einer „Circe" und „Diana" noch einmal auf den Plan, desgleichen der ungemein fruchtbare Ra fsaelli mit farbigen Radierungen, von denen eine kleinbürgerliche umzngsszene mit vielem Humor in lebenswahrer Darstellung wiedcrgcgebcn ist. An A. Maurins drei farbige Radrcrungen ans dem Kinderzhklus der ..pstito elusss" reihen sich Norbert Goeneuttes kraftvoll radierte Stadtansichten von Dinant und Antwerpen an, während Eugene Bejot eine Ansicht des Seincufers bei Anteuil niit dem Eiffelturm im Hintergründe mit der Radiernadel, Thöodore Rousseau eine kleine Wald- landschast anscheinend mit dem Grabstichel festgehalten hat. Mit Aiignstin Hanicottcs Aauarcll holländischer Seeleute läßt sich die kleine, eifrig schlürfende Holländerin von M. Lutgini- Orleans zusammen nennen. Nicht weit von des Marseillers E. Torrent farbenfrohen Pastellen spanischer Szenen hängen die beinahe geisterhaft wirkenden Köpfe Auguste Rodtns und Paul Vcrlaines von Eugene Carrisres Meisterhand, anderen geradezu sasziiiicrcnder Wirkung desselben Künstlers „venetianischcs Modelt" nicht entfernt hcranreicht. Im bunten Wechsel folgen nun auf Marie Slavonns große stimmungsvolle Gewittcrlandschaft far bige Holzschnitte von Lucien Simon, Georges Auriol und Auguste Le Pore, Farbstiftblätter von Alfred Müller, Stein drucke von Henri de Groux, darunter die bekannte figuren- reiche Darstellung „Christus vor PilatuS" und der sehr wirksame
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