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Sonnabend. L«. Mai 1868 Mounemnrt: vtetteljLhrljch SONgx. Set mientgeldlicherNt' strunz tu'« Haas. Durch dir LSuigt-Pest dirrteljLhrltch LL Nge Stnzrlve Nummer» t Ngr. Suserate .Wsdru ^gci»p«m.n: bi««bend»a,Lon». tag» hi, Mittag» rr Ahr: Marienstraße Ist. Ivseratenprelfe: Für den Raum rt«r gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Tinge- sankt" dir Zril, L Ngr. Anzelg in dies. Blatt», ha, jetzt in U E E^tmplarrn erscheint, ' finden eine erfolgreich« Lerdreituug. Tageblatt für Unterhaltung und Milredacteur: Theodor Drobisch. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Mepsch äk Neichardt. — Verantwortlicher Redacteur: Julius Ueichardt« - d,,n so Mai — Se. König!. Majestät hat dm Hauptmann von Tettau de* 8- Jäger-BataillonS, unter Anstellung als Platzmajor zu * Dresden, zum Major ernannt, sowie dem Rittmeister von Ear- kowitz II. deS 3. Reiter-NegimentS, die wegm übnkommener * Invalidität erbetene Entlassung aus der Armee, mit Pension «nd der Erlaubniß zum Tragen der Armeeunisorm bewilligt. > — Als erfreulicher Beweis von der auch in höher n Kreisen dem Fest« immer mehr sich zuwrndenden Theilnahme darf e» begrüßt werdm, daß S« Erlaucht Herr Reichsgraf Hdn Golms-Klitzschdorf demWohnungSauSschuffe soeben Hun- - drrt Thaler hat zugehen lasten. Es darf nach den allenthal- dm sich zeigenden Kundgebungen mit Eichrrheit «rwait.t wer den, daß je höher der Prachtbau der Fest Halle emporsteigt, je l näher die Festzelt heranrückt, auch die Bewohner Dresdens «m s> allgemeineren Antheil an d»m Feste und seinen Vorbe reitungen nehmen werden und daß Dresden alle düsteren Be fürchtungen glänzend widerlegm wird, ihm zur Ehre, den Gängern zur Freude, dem LZatrrlande zum Heile. — Die Differenzen, die seit einiger Z it im hiesigen Turnverein zwischen dem Lurnrath und den praktischen Tur- " «AM bestehen, wurden vorgestern Abend in einer überaus . zahlreich besuchten Versammlung besprochen, die die praktischen Turner in die Restauration zur Conversation, am See, ein- berufen hatten. Den Vorsitz darin führte der Kaufmann Oberländer. Es wurde schließlich ein vom Adv Krrtzschmar schriftlich ringereichter Antrag angenommen, der dahin ging, daß aus dm praktischen Turnern rin Comitö gewählt werden . Mächte, der eine Ausgleichung der Differenzen zwischen ihnen und dem Turnrath hrrbeiführen solle. Als Mitglieder dieses fiomitss wurden auch sofort vier Turner gewählt und ihnen die Weiler nöthig erscheinenden Maaßnahmm in die Hand ge geben. Während des vor dieser Versammlung auf dem all- - grmeinm Turnplatz stattgrfundenen Turnen» war dm anwe senden Turnern bereit» mittelst öffentlicher Ansprache eines - LurnvorstandeS bekannt gegrbm worden, daß der dermalige Turnrath abtreten und nur so lange noch fortamtirm werde, bi« «in neuer Turnrath gewählt worden sei. Diese Mittheil ung wurde lebhaft applaudirt. ^ — Wer hätte auf einer Partie nach unserer herrlich ge legenen Nachbarstadt Meißen nach dem Anschaum der histo risch-merkwürdigen Gebäude in der Stadt selbst, nach genoffe- «em Eindrücke der gottgesegnetm Umgebung, sei eS in der Richtung nach Eiebmejchm, nach dem Tribischthale, nach dm rebenbesetzten Bergen von Ober- und Niedee-Epaar, wer hätte es dann versäumt, in der weitbekannten Geißler'schm Wein- ..pube daselbst eine Stärkung seines ermüdeten Körpers durch »in GlaS vaterländischen oder außervaterlkindischen Rebensaftes vorzunehmen. Der durch seine Solidität bekannte Besitzer . dieser Weinstube hat jetzt aber auch den F:eundm der Natur außerhalb der Stadt einen köstlichen Ruhepunkt errichtet. «Wenn man von Dresden mit dem NachmittagSzug« einen Ausflug nach Meißen macht, so wende man sich nach der An kunft vom Bahnhofe zunächst nach der alten DreSden-Meißner Chaussee, verfolge dieselbe ein knappes Viertelstündchm in der Richtung nach Dresden und man gelangt zu dem früher Ho- mack'scheu jetzt Geißler'schm Etablissement. Am Fuße des dazu gehörigen Weinbergs gelegen, bietet dieser Punkt, vis-a-vis dem altehrwürdigen Siebeneichen, «inen äußerst angenehmen Erholungsort; die feine Welt Meißens vereinigt sich dort mit dm zahlreichen Besuchern aus der Residenz und gern verbringt man dort einige Stundm angenehmen Aufenthalts. Auch ohne dm funkelnden Wein und da» würzige Bier öffnen sich sehr bald Herz und Lippe, denn Gottes schöne Natur prangt in urdrutschester Fülle um uns. Der stet» aufmerksame Pachter de» Etablissements, Herr Bernstein, versteht eS nebenbei vor trefflich, durch aufmerksame Brwirthung nach jeder Richtung hin jeden Besucher zu befriedigen. Nicht, unerwähnt sei, daß auch mittelst Dampfschiff dieser Ort von Dresden aus leicht zu erreichet» ist, da unmittelbar dicht davor eine ElblandungS- Btficke sich befindet. Wir geben diese Notizen unbrfangm und ln di« lleberzeugung, daß ein Hindeuten auf wirklich Gutes «td Schönes Manä em ein willkommener Fingerzeig srtn wird. — Das Sommertheoter im K. Großen Garten ist vor gestern durch Kauf in dm Besitz des Herrn Direktor NeS- ' «Wer fibergegaugm. Der jetzige Besitzer, Herr Kaufmann " Ottv Serbe, erhKlt in runder Summ- 9.800 Thaler und ein " 13jährige» Anrecht auf die freie Benutzung einer Parquelloge, auch hat Herr NeSmüllrr noch für da» große Glasdach an Herrn ZinünmneLfler Richter 2800 Thlr. zu zahlen. Wir »fiuschm de« strebsamen Direktor für dm Wiederbeginn seiner gewiß vielfach freudig begrüßten BorstellUngm im Sommer- immerfort wmigrr „Pechschulzr" als rin permanente« E^ttalhelle fand vorgestern s!bend eine Versammlung von Hiesigen Maurern und Zmnnerleutrn statt. Sie war von mehr als 600 Personen besucht Es handelte sich um Gründung eines Vereins der Maurer- und Zimmer- gesellm, dessen Aufgabe darin bestehen soll, seinm Mitgliedern Gelegmheit zu bieten, sich mit dem Wiffenswerthesten im Baufach und den damit verbundenen Lehrfächern practisch so wie theoretisch vertraut zu machen. Die im Entwurf vorlie genden Statuten wurden nach geschehener Vorlesung ange nommen und der Verein, dem sofort an 130 Personen als Mitglieder beitraten, unter interimistischem Vorsitz des Maurer gesellen Müller constituirt. — Auf der Seestraße. Ecke der Zahnsgaffe, erkrankte gestern Vormittag urplötzlich eine hiesige Dame, die das Trottoir passirte. Sie fiel bewußtlos um und wurde in die Flur eines dortigen Hauses getragen, woselbst sich ihrer ein bekannter hiesiger Arzt annahm, der zufällig dazu kam. — — Bei dem neulichen Gewitter wurde durch einen Bl schlag die starke Canadische Pappel im Garten Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg getroffen, aber ohne derselben er heblich zu schaden. Auf der einen Seite ist ein Streif Rinde losgeschlagen, wovon die Stücken weit zerstreut umherlagen. — Herr Photograph Engelwann wird für den Austausch der Photographien zwischen den Sängern gelegentlich des Sängerfestes Visitenkarten mit Medaillonportraits anfertigen, die sich sowohl durch bezügliche geschmackvolle lithographische Dekoration als auffallende Billigkeit auszcichnen. — Wie wir hören, hat gestern Morgen ein 17jähriges Mädchen aus geachteter Familie und von feinster Bildung au« unbegreiflichen Ursachen eine bedeutende Quantität Gift zu sich genommen, was binnen Kurzem ihren Tod herbeiführte. — Ein Trauer- und Jntriguenspiel führten gestern Vor mittag auf dem Neumarkte zwei Weiber auf, welche sich mit Fäusten derartig gegenseitig tractirten, daß es nur mit Mühe den Armen zweier Dienstmänner gelang, die Furien zu trennen. Der Grund zu diesem Straßenkampfe lag darin, daß Eine derselben eine Hand voll Stroh mehr als die Andere unter den dort sichenden Strohwagen erobert hatte — Das photographische Portrait des Mörders Lincolns, Willens Booth, ist jetzt in allen bedeutenden hiesigen Kunst handlungen zu haben. . — Die Auswanderungslust der Böhmen nimmt auch in diesem Jahre wieder einen recht erfreulichen Anlauf. So passirten vor einigen Tagen auf einmal über 50 europamüde Czechen unsere Stadt, um sich in Amerika eine zweite Heimatb zu begründen. — — Der Leipzig. Rath ist, wie die „L. Abdp." hört, in der Buchdruckerangelegenheit gegen die Mitglieder der Ta rifcommission auf Grund von ß 73 des Gewerbegesetzes ein geschritten und hat wegen Anwendung moralischer Zwangs mittel gegen ihre Genoffen einen Jeden zu 14 Tagen Ge- fängniß verurtheilt. Wie in der gestrigen Versammlung der Buchdrucker von dem Vorsitzenden Pfau mitgetheilt wurde, haben die Verurtheilten gegen das Erkenntniß des Nathes Recurs ringewendet. Dem Vernehmen nach ist außerdem auch ein nicht zur Commission gehörender Gehilfe, der einen Col lege« durch höhnende Worte und Drohungen von dem Ent schlüsse, in Arbeit zu treten, wieder abgebracht hat, ebenfalls zu 14tägiger Gefängnißstrafe verurtheilt worden. Die Ver- urtheilung stützt sich darauf, daß sie von denjenigen Gehilfen, welche nach längerer Arbeitseinstellung zur Arbeit zurückgekehrt waren, die Rückzahlung der empfangenen Geldunterstützungen gefordert hatte, wofür d?r schriftliche Beweis vorlag. Der Rath hat darin eine nach dem Gewerbegesetze verbotene „Nö tigung" erblickt. — Das „Wilsdr. Wochenblatt" berichtet: Am vorver gangenen Dienstag machten einige Damen einen Ausflug in den Park von Klipphausen. Man hatte Alles mitgenommen, um auch das Abendbrot» im Freien, an der sogenannten Wil helmsplatte, verzehren zu können, und war eben dabei, Eier mit Hilfe von Spiritus zu sieden. Die dazu mitgebrachte Kaffeemaschine wurde vorsorglich auf eine der steinernen Stu fen gestellt, die Spiritusflasche aber unvorsichtiger Weise auf die nächst höhere. Ein plötzlicher Windstoß trieb die Flamme nach der Flasche, die zersprang und den brennenden Spiritus auf die dürren Blätter laufen ließ. Nasch verbreitete sich das Feuer weiter und die Bemühungen der Damen, ihm Ein halt zu thun, hatten bei dem Mangel jedes paffenden Werk zeuges nur den Erfolg, daß mehrere die Kleider arg ver brannten; ja, eine soll sogar im Gesicht Brandwunden erhal ten haben. So blieb ihnen nichts übrig, als in die nahege legene Mühle zu eilen, um Hilfe zu holen, die denn auch er schien und in Kurzem des Feuers Herr wurde. Der auf steigende Rauch war weithin zu sehen und soll die Spritzen der nächstgelegenen Ortschaften herbeigezogen haben. Auf un gefähr 130 Quadratruthen hat sich der Brand erstreckt und wahrscheinlich werden die jungm Bäumchen dort absterben. — Einem vu ält zu Folge hat in Roßwein das Lotte rieglück dußmal mit 86 Pferdekrast gewirkt. Die Schwadron daselbst, welche zur Zeit mit in Holstein stand, soll ein Viertel vom großen Loos gewonnen haben und die Einsatzsumme der Nest von dem freiwillig gesammeltm Gelde gewesen sein, das zur Unterstüung nach Holstein geschickt wurde. — s Oeffentliche Gerichtsverhandlungen vom 20. Mai. Die heute anberaumt gewesenen fünf Einspruchs verhandlungen sind auf drei zusammengeschmolzen. Die erste betraf eine Privatanklagesache, welche der Hauptmann von Boxberg in Zschorna» Wider den Mühlenbesitzer Johann Fried rich Gottlob Müller, ebendaselbst, angestellt. Die Sache spielt am Gerichts amt Radeburg und dreht sich um unerlaubte Selbsthilfe. Der Angeklagte ist wegen de» genannten Ver gehens zu 6 Thaler Geldbuße und Tragung der Kosten ver- urtheilt worden, wogegm er Einspruch erhob. Eine auf dem Gerichtstische liegende Handzeichnung nebst schriftlicher Erläu terung erklärt die Situation auf der Boxbrrg'schen Besitzung. Auf dem Rittergut befinden sich vier Teiche, wovon einer die beiden Mühlen Müller'» mit Wasser speis't. Am 5. Januar dieses Jahres scheint aber 1er Teich sehr wenig Wasser ge liefert zu haben; denn wir hören eben, daß der Müller sich auf ande-e, nach Meinung des Denunzianten nicht erlaubte Weise Wasser selbst geschaffen hat. Er nahm von dem einen Wehre ein Aufsatzbrett hinweg, leitete so das Wasser in dm betreffenden Abflußgraben und erhielt so eine größere Waffcr- mafle zur Speisung seiner Mühlenrinnen. Dies kam nun von Seiten der Guts Herrschaft zur Anzeige; denn durch die Entziehung des Wassers leidet die Fischzucht in den Teichen großen Schaden. Müller gesteht im Ganzen die Thal Wohl zu, meint aber, durch Verjährung stehe ihm da» Recht zu, in solchen Fällen der Noth dir Schützen zu ziehen und Wasser abzuleiten, was der Hauptmann von Boxberg nicht gelten läßt. In Bezug auf das von Müller vorgeschützte Verjähr- ungSrecht wurden zwei Zeugm vernommen, die sich darüber al« alte Männer auSsprechm mußten. Beide wissen aber nichts davon. Herr Advocat Henschel au» Radeburg bean tragt Bestätigung de» erstinstanzlichen Erkenntnisse», die auch erfolgt. — Die zweite Sache gehört nicht weit von der Ge gend von Radeburg hin. Hier handelt sich'S aber um Dieb stahl und als Angeklagte fungiren zwei oft bestrafte Verbrecher. Friedrich Wilhelm Albrecht ist wegm Diebstahls bereits zehn Mal bestraft und sein Solle, e LouiS Kloppe zwei Mal mit Gcfängniß und ein Mal mit Arbeitshaus. Stockhiebe und CorrectionshauS spielen bei ihm eine Hauptrolle. Am 19. Januar 1865 kamen Beide bettelnd in das Gehöfte deS Guts besitzers Eichhorn in MarSdorf, dessen Knechte eben in der Scheune sich mit Dreschen beschäftigten, und batm um eine Schütte Stroh, vorgebend, daß fie daraus Strohdrckel flechten wollten. Man beschied sie abschläglich, später gab man ihnen ein „Schüttchen". Sie gingen fort. Nach 2 Stunden bemerkte Eichhorn, daß ihm aber noch eine große Schütte Stroh fehle, diese mußtm die Beidm gestohlen habm. Der Ortsrichter Hofmann, der das Dorf entlang ging, hatte die Beidm mit g Schütten laufen sehen. Das Stroh hat Eichhorn auf 25 Pfg. gewürdert und Jeder erhielt 1 Jahr Arbeitshaus Aus dem gestohlenm Stroh haben sie nun freilich keine Strohdeckel ge flochten, sondern sie verschwanden, nachdem sir es verkauft, in der Marsdorfer Schänke und verbrauchten Geld in Schnaps und Cigarren. Herr Staatsanwalt Held beantragte die Be stätigung des ersten Urtheils und wunderte sich, daß der Ver« theidiger Albrechts, Herr Advocat Julius Schröter, einen neum Termin zu Abhörung eines neuen Zeugen beantragte, weil die ganze Sache „blos von dem Gendarm zugeschnitten" sei, der die Sache zuerst in die Hand nahm. Herr Advocai Schröter müsse sehr mangelhaft instruirt sein, wenn er glaube, daß die Königliche Staatsanwaltschaft sich die Untersuchung« von Gendarmen „zuschneiben" lasse. Das erste Urtcl wurde bestätigt. — Die letzte Sache gehört in den Gerichtssprengel Dippoldiswalde. D»e Klägerin ist die verehelichte Kürschner meister Johanne Christiane Egert, Beklagter der Fleischer meister Carl Heinrich Zoberbier, 28 Jahr alt. Es ist trur eine Privatanklagsache, welche in erster Instanz damit schloß, daß Zoberbier klagfrei gesprochen wurde Die Frau Kürsch- nermeister erhob dagegen Einspruch. Die Egert denuncirte den Fleischer bei Gericht wegen einer andern Sache und ver langte seine Bestrafung. Am 10. August 1864 wurden sie Beide vorgeladrn; sie blieb beharrlich bei ihrer Anzeige stehen, Zoberbier verlangte, sie sollte doch ihre Behauptungen durch Zeugen bestätigen lassen. Nun wollte sie wieder, daß Kläger chwören sollte, sie sagt: „Nun Sie haben doch immer gesagt, »aß Sie das beschwören wollen, warum beschwören Sie's denn nun nicht?" Da soll er erwirdert haben: „Um Das zu beschwören, da sind Sie mir viel zu gering!" Das ist >ie neue Beleidigung, wegm deren er nach ihrer Meinung »«straft werdm sollte. Das heutige U theil lautete auf Be stätigung des früheren. ! i