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Aden-Ausgave 74. gahrpans. 5L Ni Sonnerstav, «. März 1SS0 Gegründet 1SSS »K»t««,«r«st! «a»rl«««> »rld«, Aemlprecher-Sammelnummer: »S»«l »« >«r Na»«g6prL»«' »voll «chrtsNeilung ». »auv>g^«0'>»ftelle: Drrtdcn - L. r, Martenstiode »»/" m, 1. »«» 1».«»» t—» »«l tlgNch ,»e,«aN,„ 8«-«»», f», 1.1 »n. Poftbe,u«»pr»t« skr v!o»<ll vi»r, >.t0 Ml »4 PI^ PostgebtUir (»h«« Post«uftevu»a»«eb0bi>. «t»te>num»a lo Ps,. N»,et,envretle: Di« Nn«etgn> ««rden »ach «oldmarl berechne«. dl« et«- IpalNge »0 «m b»U« A«U« »» Ptg.. für «nlwärt» «o Pf». 6amtl>enan»et,en mib kt«Ne»ge>»ch« oh»« Nabatt l» Dl»., «uberbald »» PI«., dt« »o mm brrttr DrName»rt>e roa Pt»., «uhnhold »L0 Dt». k»I«rten,ebühr »0 PI». Nu»«Lr«tg» AuIlrLge gegen vorau»be»adlung Dr»lk «. Verl»,! Aeplch t Art»«»«, Druden. Postlcheck-Mo. 100« Lr«»ben «»chdrnck NU« mit dem>.Quellenangabe tDresdn «achr.! ,u!b>I>g Unvertanat« Lchnltjtücke «erde, «tcht anlbewrhrl Großadmiral v. Tirpitz d müochen. 6. MSrz. Großadmiral v. Ilrplh lst heute vormittag im Aller von nahezu 81 Jahren im Sanatorium Ebenhausen im Isartal gestorben. * Alfred Tirpitz, »er am 1«. Mär» 1849 zu Aüstrtn als Sohn eine« JusttzrateS ge boren wurde und nach dem Besuche des Realgymnasiums in Frankfurt a. d. O. am ,4. April 18öS als Kadett in tie preußische Marine ein- getreten war» war als Kom mandant deS SpeziälschiffeS „Zielen" und des Torpedo- versuchösckiffeS .»Blücher" so erfolgreich für die Einführung der Torpedowaffe tätig, daß er 1884 Chef der Torpedo bootsflottille — damals der einzigen — wurde. Bis 1889 war er bann Chef des ae- famten Torpedowesens. Er darf die Entwicklung der Lorpedowasse bei der deutschen Marine als sein ureigenstes Werk betrachten, dem auch späterhin allezeit seine beson dere Vorliebe galt. 1899 wurde Tirpitz Chef des Stabes beim Kommando der Martnestatton der Ostsee in Kiel» 1892 Stab», chef des Oberkommando» der Marine in Berlin, 1895 Konter admiral und im nächsten Jahre Chef der Kreuzerdtviston in Ostasien In dieser Stellung war er der eigentliche Vater des Planes der Gründung eine» Flottenstützpunktes in der Bucht von Ktautschou. 1887 wurde Tirpitz Staatssekretär deS ReichSmarineamte». »nd damit trat er in den bedeutungsvollen Abschnitt seiner Lebensart ein. Seitdem hat er es in zäher Energie verstanden die Bestrebungen um den Ausbau der Flotte im Reichstage zu vertreten und durchzusetzcn. Er war der einzige Minister, dem niemals eine größere Forderung vom Reichstag ab- gelehnt worden ist! Am 28. März 1898, nach Annahme de» Flottenvermehrungsgesetzes, wurde er zum preußischen Staatsminister ernannt,' es war ihm gelungen, durch eine großzügige Flottennovelle die Grundlage sür die planmäßige Ausgestaltung unserer Flotte zu schassen. Nachdem ihm am 12. Juni 1899 der erbliche Adel verliehe« worben war. erhielt zwei Tage später eine neue von ihm etngebrachte Flottenvorlage, durch die der 1897 genehmigte Bauplan bedeutend vergrößert wurde, Gesetzeskraft. Im November 1993 rückte er zum Admiral auf, und am 27. Ja nuar 1997 verlieh ihm der Kaiser den Schwarzen Adler- vrden. Im selben Jahre setzte Tirpitz die Annahme einer neuen Flottcnvorlage durch, in welcher die Herabsetzung der Lebensdauer der Linienschiffe und Kreuzer auf 29 Jahre ge fordert wurde, und eine Vorlage von 1912 gewährleistete den wetteren Ausbau. Dieser letzte Schritt ist dann freilich Ur sache der englischen Feindschaft, die zum Kriege führte, ge worden. Um die Eifersucht der ersten Seemacht abzuwenden, ist in den kritischen Jahren ein Etnigungövcrsuch gemacht worden, der das Ausmaß der deutschen SeestrettkrSfte auf das Verhältnis 19 : 16 zum englischen Standard zu be grenzen gedachte «Churchills. Tirpitz hat am 7. Februar 1918 in der Budgetkvinmtssion erklärt, daß sein Ressort keine Ein wendungen gegen diesen Vorschlag erhebe. Im Jahre 1916. dem dritten KriegSjahre, hat di« Streitfrage des Unterseebootkriege» Tirpitz' Amtsführung daö Ende bereitet. Im Vorjahre waren nach Versenkung der „Lusitanta" den Amerikanern Zusagen einer milderen Handhabung der Sperre gemacht worden. Als eine scharfe Note aus Washington im April jenes Jahres etn- ltes, die sich über angebliche Uebertretungen des Abkommens beschwerte, wichen Kaiser und Kanzler vor den amerikanischen Drohungen zurück. Tirpitz wurde durch Capelle ersetzt. I« die Memotrenliteratur der Nachkriegszeit hat er mit aufsehenerregenden Veröffentlichungen eingegrtsfen. Im Reichstag vertrat er den Wahlkreis Oberbayern-Schwaben für die Deutschnattonale Volkspartet. In feiner Staats« fekretärzeit war die sachliche Form seines Verhandelns mit den Fraktionen auch aus den Seiten anerkannt worden, die seinen An- und Absichten widerstrebten. Auch sür die Organt- fatton einer inoffiziellen Propaganda lFlottenverein) hatte er die zweckentsprechende Form gefunden. * Wie wir a«S dem Freundeskreise deS verstorbenen er fahren, ist der Großadmiral nnr kurze Zeit im Sanatorium gewesen. Noch vor einigen Tagen hat einer feiner alteu Kameraden ihn in Berlin aus der Straße getroffen, ohne daß Tirpitz mehr Anlaß zur Klage über seinen Gesnndheitsznftand zeigte als sonst. Er litt unter Asthma. Seine Freunde «ahmen an, daß dieses Leiden, das sich ja immer anss Herz answtrkt, schließlich »um Tod« geführt hat. vom Sanatorium nnue bi-her eine Anstnnst »tcht ,« erhalte». Das Beileid -er Parteien Berlin, 6. Mär». (Eigene Drahtmeldung.) Die deutschnattonale Fraktion hielt heute vormittag eine Sitzung ab, zu deren Beginn der Vorsitzende Aüg. Dr. Ober sohren des Heimganges des Großadmirals von Tirpitz gedachte. In einer kurzen Gedenkrede würdigte er die Ver- dienst« des großen Schöpfers der deutschen Flotte, der im Kriege noch bis zum letzten Augenblick den Siegeswtllen der Nation hvchzuhalten bestrebt war. Auch nach dem Zusammen bruch habe er seine Kraft unermüdlich in den Dienst des Vaterlandes gestellt, der dcutschnattonalcn Fraktion besonders, der er mehrere Jahre augehörte, habe seine Arbeitskraft, sein hohes Ansehen und sein politischer Weitblick unschätzbare Dienste geleistet. Die Fraktion ehrte sein Andenken durch Erheben von den Plätzen. An die Gattin deS ver storbenen Großadmirals sandte die Fraktion folgende» Bei leidstelegramm: „Tief erschüttert durch den Heimgang Ihres hochverehrten Herrn Gemahls, gibt die deutschnattonale Netchötagssraktion in dankbarer Erinnerung an die unver gänglichen Verdienste des Verstorbenen für Volk und Vater- land ihrer aufrichtigen und tiefen Trauer Ausdruck." Die Retchstagsfraktton der Christlich-nationalen Arbeitsgemeinschaft hat an Frau von Tirpitz folgend« BetletdSkundgebung gerichtet: „Ties erschüttert durch die Nachricht vom Ableben Ihres hochverehrten und unvergeß lichen Gemahls und überragenden Staatsmannes und Schöpfers der deutschen Flotte, sprechen wir Ew. Erzellenz unsere ehrerbietigste und tiefempfundene Teilnahme aus. Mit Ihnen beklagt das ganze deutsche Volk den Heimgang eines seiner Besten aus Deutschlands großer Zeit; sein Name gehört der Geschichte an." Sachsens Sparetat sür 1SM l. Ordentlicher Etat Etat der Aeberschüfse Nutzungen der StaatSvermögeu und der Staatsanstalten 32 963 860 Mk. Steuern 250 216 909 „ Summe der Uebcrschüsse 283 178 860 Mk. v. Etat der Zuschüsse Allgemeine Staatöbedürfnisse Gesamtmtnisterium mit ausw. Angelegen- Justiz ^ Innere», Arbeit, Wohlfahrt und Wirtschaft Finanzen Volksbildung 76 686 800 Mk. 1001 940 „ 24 883 000 „ 58 418 990 „ 26 641 610 „ 95 946120 „ Summe der Zuschüsse 288 678 860 Mk. Einsparungen von Einstellungen in den Zu- schußkapiteln nach 8 9 des Gesetzes über - den Staatshaushalt auf das Rechnungs jahr 1930 —400 000 Mk. 288 178 860 Mk. Die Summen auS dem Etat -er Ueberschüsse und der Zu- fchüsse gleichen sich anL ll. Außerordentlicher Etat Für außerordentliche Staatszwecke werden insgesamt 1» 911889 NM. für den Geschäftsbereich des Finanzministerium» angefordert. Der Betrag setzt sich wie folgt zusammen: 1. Erhöhung d-S Grundkapital» der Sächsischen Staats bank 1000009 RM.; 2. Förderung deS Baues von Wohnungen für Staatsbeamte und Bedienstete 500000 RM.; 8. Kapitalbedarf der Staatlichen Kraftwagen unternehmen 1500000 RM.; 4. Darlehen zur Errichtung von Wagenhallen mit Nebenanlagen und Dienstwohnun gen im Interesse des Staatlichen KrastwagcnunternchmenS 509000 RM.; 5. weitere Kapitalbeteiligungen an der Dresdner Ueberland-Vcrkehr G. m. b. H. in Dresden 126 000 RM.; 6. Darlehen an die Dresdner Ueberland- V e r ke h r G. m. b. H. in Dresden zum Umbau und zur Ver- längerung cher Lößniybahn 118«X10 RM ; 7. weitere Kapital- bcteiligung an der Deutschen Lufthansa A.-G. in Berlin einschließlich AnlaufSkosteu 28 850 RM.; 8. Kapitalbeteiligung an der Nordbayertschen VerkebrSflng-Aktien- gesellschaft in Nürnberg, einschließlich GrünbungSaus- wand 56 000 RM.; 9. zur einmaligen Instandsetzung der Staats st ratzen durch Herstellung hochwertiger Deck- lagen 8 0t>0 000 NM.; 10. Bau von Talsperren 1740090 RM.; 11. Kapitalbeteiligung an der geplanten sächsischen Elbhafen-Betriebsgesellschaft m. b. H. 100009 RM.; 12. Kapitalbedarf der Hütteu»und Blaufarbe »- werke 250 000 RM« i Ausbalanriert Der heute der Oefsentlichkeit übergebene sächsische HauS- haltplan ist nach dem Geleitwort des Finanzmintsters ein Spiegelbild von der Not unserer Zeit und zugleich ein Beweis sür das Verantwortungsgesühl der Regierung. Er ist ein Ver. such, die Slaatsstnanzen in Ordnung zu bringen und in Ord nung zu halten. Sache des Landtages wird es nun sein, mit der gleichen Einsicht und Sclbstbeschetdung diesen Versuch zur Wirklichkeit werben zu lassen. Zum erstenmal ist der Etat in Einnahmen und Ausgabe» auSbalanciert, und zwar nicht nur der äußeren Form nach, nicht mit Frisierkunststücken, wie es das vorige Jahr beim Reichöetat der Fall war. sondern in Wirklichkeit, ohne lieber- schätzung der Einnahmen und ohne Verschleierung von AuS- gaben. Dieser Gruudzug unbedingter Etats ehrltchkeit ist eine begrüßenswerte Neuerung. Tie Negierung hat damit da» Versprechen eingclöst, das sie in dem bekannten Bries de» Ministerpräsidenten an den Finanzminister gegeben hatte, daß sie Sachsen von der schiefen Bahn des Abglettens in die Finanzmißwirtschaft bewahren wolle. Freilich ist das nicht ohne Härten gegangen. Sie waren unvermeidlich, wenn bet zwangsläufig steigenden Ausgaben das vorjährige Defizit von 28 Millionen vermieden werde» sollte. Trotzdem ist diese Sparsamkeit — darin steht Sachse» unter den deutschen Ländern einzig da — nichtausKoste» der Gemeinden gegangen. Und was das Wesentliche ist, neue Landes steuern sind vermieden worden. Die endgültige Sicherheit kann natürlich dieser Etat noch nicht geben, weil der Reichöetat erst in hohen Umrissen fertig- gestellt ist und von dieser Seite her noch UeVerraschungen für die Länder möglich sind, besonders was die Höhe der lieber- Weisungen betrifft. Die sächsische Regierung hat aber auch hier sehr vorsichtige Schätzungen zugrunde gelegt und sie be halt sich vor, etwa notwendig werdende Aenberungen tu einem Nachtragsetat zu treffen. , Trotz äußerster Sparsamkeit hat es sich nicht vermeide« lassen, baß die Zahlen aus der Ausgabenscite in einzelne» Kapiteln gestiegen sind. So hat sich die RcsoldungSgesetzgebung in der Weise ausgcwtrkt, daß 1,75 Mill. für Ruhegehälter mehr gebraucht werden, und diese Steigerung wird sich noch fortsetzen. Dagegen soll durch die freiwillige Heraussetzung deS PensivnSalterS der Beamten etngewirkt werden. Ebenso zwangsläufig ist die Steigerung des Schuldendienstes um 5,1 Mill. Natürlich, denn mit den Schulden wachsen auch die Zinsen. Die Regierung hat aber auch auf diesem Gebiet ge- sunde Grundsätze ausgestellt. Der Betrag von 1 Mill., der zur Tilgung der schwebenden Schulden eingestellt ist, bedeutet zwar herzlich wenig. Aber nach den Ausführungen des Finanzmtnisters besteht Hoffnung, daß vom nächsten Jahre ab die Zinserträge aus den NelchSbahnvorzugSaktien des Reiches den Ländern zur Verfügung gestellt werden gewisser maßen als Anerkenntnis für die noch ungeregelte Eisenbahn- schuld des Reiches an die Länder. Wieviel von diesen ins gesamt 85 Mill. aus Sachsen entfallen werden, steht noch nicht fest: mit Sicherheit sollen aber diese Gelder zur Tilgung der Staatsschulden Verwendung finden. Auch bet Aufnahme vo» neuen Anleihen hat die Regierung Zurückhaltung und Vor sicht zugesagt. Die Ersparnisse gehen hauptsächlich auf Koste» de» außerordentlichen HaushaltplaneS. der von 50)4 Millionen im Vorjahr aus 13,9 Millionen herabgedrückt worden ist. Dabet waltet der Gesichtspunkt vor. baß Bauvorhaben dem Spar- samkettSgebot nicht radikal zum Opfer fallen, sondern daß ihre Ausführung gestreckt wird, wie baS schon früher üblich war, als wir noch mehr Geld zu verbrauchen hatten. Das gleiche gilt auch für den Straßenbau, der gleichfalls von de» Abstrichen betroffen worden ist. ES wird Wert darauf gelegt, die Straße» gut tnstans zu halten, aber die Verbesserung durch die teure Kleinpslasterung muß t» langsamerem Tempo vor sich gehen. Einzelne von den vorgesehenen Sparmaßnahmen könne» allerdings nur aus dem Weg über die Gesetzgebung verwirk licht werden, so die Absicht, das PensionSdienstalter der Beamten heraufzusetzen und die Gehälter der Junglehrer im Probejahr nach Abschluß des Studiums auf die Höhe -er den Referendaren gewährten Bezüge zu kürzen ivon rund 4090 aus 1809 Mark jährlichs. Widerstand und Proteste werben da nicht auf sich warten lasten. Aber auch zu den anderen und wichtigeren Sparvorschlägen hat nun der Landtag baS ent- scheidend« Wort. In seiner Hand liegt eS, die au» der Not -er Zeit geborenen Grundsätze äußerster Einschränkung durch- zuführen, die von der Regierung im Etat niedergelegt worden sind. ES ist selbstverständlich, daß nur eine bürgerliche Regierungsmehrheit, wie Ne bisher bestanden hat und wie sie wieder hergeftellt werden soll, den Willen und die Energie dazu aufbringt. Eine von der Sozialdemokratie beherrscht« Große Koalition würde den ganzen Sparetat über den Haufe« werfen und an seiner Stelle die verantwortungslose Miß- Wirtschaft auch nach Sachsen übertragen, die im Reich schon so schlimme Früchte gezeitigt hat. Darum spricht auch auS den Zahlen diese» Etat» die ernste Mahnung zum Zusammenhalt an die nichtmarxisttschen Parteien de» Landtage». sErlänternnge, »e» Ftnanzmintster« steh« ans Sette H