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VoiglliinWtr AMiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. MnsmMeöenWller Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich vier in al, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, welcher priaaio«- rsm.lv zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinend« Nummer ausgenommen, später eingcbende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene ^orpuS-Aeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königs. Gcrichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist. bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn RatbSkellerpachter A. Oschütz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, iu Schöneck bei Herrn C. Ä. Hüttel sen., iu Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnebmer Holzmüller. .r.- IS» S7. Orwbtr Donnerstag. Oesterreichs beste Freunde erklären rund heraus, daß im Kaiserreich andere Staatöwirtkschaft nach Innen und Austen eintreten müsse, wenn dieses nicht schweren Zerrüttungen verfallen solle. Die Ausgleichung des Zerwürfnisses mit Ungarn rückt nicht eine Linie vorwärts; daS heillose Concerdat besteht noch in seinem ganzen Widerspruche mit den Forderungen der Zeit; das Protestanten- gcsctz ist noch nicht einmal auf Tyrol ausgedehnt, und die Jesuiten haben dort riech alle Macht; die constitutionelle Entwickelung in der Gesetzgebung steht still, und die Finanzen sind, wie immer, der faulste Fleck. Im tiefsten Frieden fehlen der Staatskasse immer noch jährlich 40 Mill. Gulden Einkommen und man stepst die Löcher mit kleinen Anlehen zu. Die Beurlaubungen in der Armee sind ein Tropfen auf den heisten Stein, und der beabsichtigte Berkaus der Staatsgüter, die sich nur mit 1 — H/* verzinsen, an eine französische Acticngescllschast würde immerhin auch nur augenblicklich helfen, wenn gleich die finanzielle Ungeheuerlichkeit, dast Oesterreich seine Staatsschulden mit 7 — 8 0^ verzinst, im Gegensätze zum geringen Ertrage der Staatsgüter zu Tage aus liegt. Dazu kommt noch die Niederlage, die Oesterreich in Zollsachen von Preußen erlitten hat, der Verlust des BertraueuS bei deu Mittelstaaten und somit die Einbuße seines Einflusses in Deutschland, sowie endlich die in der Schwebe hängende Stellung zu Italien und Frankreich. In Folge dieser Zu stände war nuu in Wien eine Ministerkrisis, d. h. das Ministerium Nechberg stand eine Zeit lang auf wackeligen Fristen. Allein es wurde ein großer Ministerrath gehalten, und Alles bleibt sammt Nechberg beim Alten. Auf die Staatsgüter sollen wieder lOO Millionen geborgt werden, und alle guten Freunde Oesterreichs, die dringend eine Auseinandersetzung mit Italien, ein constitutioneUcs Fortschreiten im Innern re. anrathen, werden abermals sich getäuscht sehen. Der auf den l2. Novbr. ciubcrufene NeichSrath wird wahr scheinlich nichts daran ändern. Die alte Jesuitenwirthschaft geht fort, und so wird natürlich auch in der schleswig-hvlsteinschen Angelegenheit in Gemeinschaft mit Preußen der deutsche Bund fort und fort bei Seite gesetzt und absolutistisch- grostmächtlich und eigenmächtig nach Bismarkschen Grundsätzen geschaltet. Schon steht, wie es heißt, ein Antrag am Bunde bevor, dast die Bundestruppen Hol stein verlassen sollen, damit die grostmächtlicheu Truppen allein die Herren im Lande sind. Schon breiten sich die Preustcn in Holstein immer mehr auS. Dann ordnen die Grosten die Erbfolge in den Elbherzogthümern allein und lassen dem Bunde höchstens das Recht der Zustimmung. Hat ja doch der König von Dänemark die Herzogthümer an die Großen abgetreten! Daß er dazu kein Recht hatte, thut nichts, jene behaupten es aber und haben die Macht, folglich daS Recht. Der Großherzog von Oldenburg ist noch immer nicht im Stande, seine Rechte auf die Erbfolge in den Herzogthümern nachzuweisen. Das thut wieder nichts, im Gegeutheil paßt Dieß erst recht in die preußischen Plane, denn je länger sich die Entscheidung der Erbfolgefrage hinschleppt, desto mürber werden die Herzogthümer, desto länger und kräftiger können die schles- wig-'holsteinschen Junker für die Annexion an Preußen arbeiten, um desto sicherer der Segnungen des preußischen Junkerregiments einst theilhaftig zu werden. Die Lauenburger Junker treffen schon Anstalt, sich Einverleibung in Preußen zu erbitten. Daß sich fast alle deutschen Juristen-Fakultäten für das Recht des Augustenburgers ausgesprochen haben, daß der von der Pfordtensche Be richt am Bundestage zu Gunsten des Augustenburgers unwiderleglich ist, thut nichts; alle diese Beweise und Begründungen sollen und dürfen nichts gelten. Auch die Erklärung der österr. Blätter gegen eine solche Lösung wird nichts helfen, so lange Preußen Oesterreich im Schlepptau hat. Die deutschen Großen setzen selber eur Entscheidungsgericht aus Juristen zusammen, das schon sprechen wird und muß, wie es sich gehört und man es wünscht. Spaßhaft klingts, dast die Bismarkschen Zeitungen versichern, Preußen werde keinen der beiden Fürsten, die Ansprüche auf Sä'leSwig-Holstein machen, d. h. weder den Augusten burger noch den Oldenburger begünstigen. Sehr natürlich, da Preußen die Länder selber zu verschlucken beabsichtigt! In diesem Punkte sind selbst die äußersten preußischen Demokraten mit Bismark ein Herz und eine Seele. Hat ja der „entschiedene" Löwe auö Kalbe ohnlängst in einem Vereine zu Berlin unter stürmischem Bravo auseinandergesetzt, daß ein großes einiges Deutschland «mr iu Berlin geschaffen werden könne und müsse. Selbstverständlich muß mit Schleswig-Holstein ein Anfang gemacht werden, bann folgen gelegentlich andere. Die Herzogthümer selber, die sich mit Entschiedenheit und einstimmig für die Selbstständigkeit ihres Staates und für ihren Herzog Friedrich ausgesprochen haben, werden natürlich weder gefragt, noch auf ihre Erklärungen und Wünsche geachtet. Die freisinnige, constitutionelle Verfassung derselben ist ja den schles- wig-holsteinschen Junkern ein eben so großes Aergerniß, wie Hrn. v. Bismark. Die Herzogthümer werden es schon erfahren, was mit ihnen wird. Und bas deutsche Volk- Es ist zufrieden und beruhigt, daß Schlesweg - Holstein von Dänemark los ist. Gott besser's! Zeitungen. 8 ach len. Dresden, 25. October. Am vergangenen Sonnabend Abend hat ein Schiffer aus Uebigau in der Nähe des Schusterhauses einen männlichen Leichnam aus der Elbe gezogen. In ihm hat man den Zimmerpolier Peege erkannt, der seit dem Dienstag in voriger Woche, an welchem Tage er hier getraut werden sollte, vermißt wurde. Bekanntlich waren bereits an dem letztgedachten Tage in der Nähe des Schusterhauses am Elbufer seine Kleidungsstücke aufgefunden worden, ein Umstand, der gleich Anfangs den Schluß zuließ, daß er sich in dortiger Nähe in der Elbe ertränkt habe. Peege war erst 27 Jahre alt und aus Klössen bei Nossen gebürtig. Riesa, 21. October. Am 19. d. M. Mittags brach in Nünchritz bei dem Schiffer Henschel Feuer aus, wodurch dessen Stallgebäude und Wohnhaus, sowie das Wohnhaus und Stallgebäude ces Schissers Schmore bis auf den Grund niederbrannten. Wegen Mangel an Master und Löschmannschaft konnte von dem unversicherten Mobiliar nur äußerst wenig gerettet werden. H. befand sich in Magdeburg und dessen Ehefrau in Berlin. Zu Hause befand sich nur die hochbetagtc Mutter H.'s und dessen 8jähriger Sohn. Dieser hatte am Strohschuppen mit Streichhölzchen gespielt; ein Köpfchen war davon ab- und in das Stroh gesprungen und dadurch vieses entzündet worden. Moritzburg, 21. October. Gestern Abend ^6 Uhr brannte in Eisen berg das zur Oberschänke gehörige Auszüglerhaus des Begüterten Wolf nieder. Nach den Seitens der Gendarmerie angestellten Erörterungen stellte sich heraus, daß vorher der 19jährige Sohn W.'S im Hofe nach Sperlingen auf das Stroh dach geschossen, der Pfropfen im Dache sitzen geblieben war und dasselbe entzündet hatte. Derselbe ward wegen dieser Fahrlässigkeit in Haft genommen.